Volltext Seite (XML)
Großenhainer Unterhaltungs- L Anzeigeblatl. Ailiis^aii äer Röuigf lieg Rö»igf AmiAzmcläs uiu! äe8 Äatlimifis zu Gro^mkam. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Vierteljährliches Abonnement: am Schalter l M., durch den Boten ins Haus 1 M. 25 Pf., durch die Post l M. 25 Pf., durch die Post ins Haus ! M. 50 Pf. Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Verantwortl. Redacteur: Herrmann Starke sen. Inserate für die am Abend auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. Nr. 16. Dienstag, den 5. Februar 1884. 72. Jahrgang. an die Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, am 30. Januar 1884. Der Sta-trath. Vogel, Stdtr. Der Stsdtrath. Bogel, Stdtr. Bekanntmachung. Die Stättegeldeinnahme für die Wochenmärkte befindet sich vom 5. dies. Mon. an bei Herrn Restaurateur Thieme, unterer Frauenmarkt Nr. 289. Für Getreide befinden sich die Stättegeldeinnahmen noch bei Herrn Seilermeister Jahn, Radeburgerplatz Nr. 580, und bei Herrn Gastwirth Jlfchner, äußere Berliner straße, Gasthof zur goldnen Krone. Großenhain, am 4. Februar 1884. Oeffentliche Sitzung -es Bezirksansschnsfes Sonnabend, den 9. Februar 1884, Nachmittags 3 Uhr im Verhandlungssaale der Königlichen Amtshauptmannschaft. Die Tagesordnung hängt im Anmeldezimmer der Canzlei zur Einsichtnahme aus. Großenhain, am 2. Februar 1884. Die Königliche Amtshauptmannschasl. von Weiffenbach. O Bekanntmachung. Die den 1. Februar ». e. fälligen Grundsteuern auf den 1. Termin 1884 sind nach zwei Pfennigen von jeder Steuereinheit längstens bis zum 23. Februar 1884 Politische wettschau. Die plötzliche schwere Erkrankung Ihrer königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Georg erregte in der vergangenen Woche im ganzen Sachsen lande die schmerzlichste Theilnahme. Die hohe Frau, die in fast fünfundzwanzigjähriger überaus glücklicher Ehe mit dem Bruder unseres Königs lebt und als liebende und zärtlich geliebte Mutter von sechs hoffnungs vollen Sprossen des Fürstenhauses Wettin allgemein als ein Muster aller häuslichen Tugenden verehrt wird, hat sich zunächst unserer erhabenen Königin um viele fromme und mildthätige Werke so wohlverdient gemacht, daß zahl lose innige Gebete für sie zum Himmel emporstiegen. Dieses Flehen eines dankbaren Volkes scheint Erhörung gefunden zu haben, denn die letzten Bulletins über das Befinden der Frau Prinzessin Georg klingen beruhigender und geben der Hoffnung auf Genesung der hohen Frau wieder Raum. Auch unser Kaiser war in der vergangenen Woche von einem Unwohlsein befallen und litt an Halsschmerzen und Heiserkeit, was den greisen aber so rüstigen Monarchen zwar an das Zimmer fesselte, aber doch nicht abhielt, die laufenden Regierungsgeschäfte zu besorgen und Audienzen zu ertheilen. Seit Donnerstag konnte der Kaiser wieder seine regelmäßigen Spazierfahrten aufnehmen, wodurch alle für den hochbejahrten Monarchen gehegten Besorgnisse wieder zerstreut worden sind. Die Audienz, welche der Kaiser dem Statthalter der Reichslande ertheilt hatte, war anfangs so gedeutet worden, als ob der Feldmarschall von Manteuffel die Neigung verspüre, Ansichten zu verfolgen, welche nicht völlig mit denen des deutschen Reichskanzlers im Einklang stehen, man hat sich aber überzeugt, daß wichtige gesetz geberische Maßregeln für Elsaß-Lothringen im Werke sind, über welche sich der Statthalter mit dem Reichskanzler sowie den Ministern von Puttkamer und von Bötticher ver ständigte und über welche er dem Kaiser mündlich berichten mußte. Augenblicklich hat die preußische Regierung wieder ihre liebe Noth mit den ultramontanen Mitgliedern des Abgeordnetenhauses, welche neuerdings sogar gegen die An näherungsversuche der ihnen früher befreundeten Conser- vativen immer größere Sprödigkeit zeigen. Die freiconser- vative „Post" legt es den Nationalliberalen zur Last, daß deren Ablehnung eines gemeinsamen Handelns die conser- vative Partei in die bereits gelockerte Allianz mit den Kleri kalen zurücktreibe. Die den Manen Lasker'ö gewidmete Gedächtnißrede des Abg. Bamberger enthielt scharfe politische Anspielungen, die in gewissen politischen Kreisen Berlins tief verletzt haben. Die Gründung einer Mittelpartei steht jetzt ferner als je. Trotzdem muß eine Einigung der zer splitterten Fractionen erfolgen, wenn die preußischen Steuer vorlagen nicht Schiffbruch leiden sollen. Während in dem Kammerausschuß die Berathung der Steuergesetze ziemlich ungünstige Aussichten eröffnete, hatte im Abgeordnetenhause selbst der Cultusminister von Goßler einen schweren Stand, den Angriffen der Mitglieder des Centrums, der Kirchlich- Orthodoxen und der Freisinnigen gegenüber, wußte sich aber doch recht gut zu helfen. Bei den Klagen der Ultramon tanen über den während des Culturkampfes eingeführten Gerichtshof für kirchliche Angelegenheiten berief sich der Minister auf das noch unabgeänderte Gesetz, ebenso gelang cs ihm, das ihm von liberaler Seite zugemuthete Ein greifen in die inneren Verhältnisse der evangelischen Kirche geschickt abzulehnen. Von linker Seite beschwerte man sich nämlich darüber, daß die preußischen Consistorien angeblich die Kirchen-, Gemeinde- und Synodalordnung in einer Weise auslegen, die den Laien die Lust verleidet, an der Verwaltung der Kirchengemeinde mitzuarbeiten. Der Mi nister wies aber überzeugend nach, daß keines der bestehen den Gesetze in den zum Vortrag gebrachten speciellen Fällen ein staatliches Eingreifen ermögliche. Das Schauspiel, ein österreichisches Parlament über die deutsche Staatssprache zur Tagesordnung über gehen zu sehen, ist der Welt erspart geblieben, da die fünf tägige Redeschlacht in Wien mit der Ablehnung aller An träge endigte. Auf einen Sieg hatten die Deutschen gar nicht gerechnet; dieselben sind vollständig mit den rednerischen Erfolgen ihrer Wortführer und mit dem im ganzen Lande erzielten Eindrücke zufriedengestellt. Der Antrag Wurm- brand's brachte die deutschen Klerikalen vor die peinliche Wahl, entweder gegen ihre Parteigenossen oder gegen ihre Muttersprache zu stimmen. Dieselbeu haben sich mühsam aus dieser Verlegenheit gezogen, aber dabei hat sich der eiserne Ring der rechten Partei merklich gelockert. Die mehrtägige Erörterung der wirthschaftlichen Krisis in der französischen Deputirtenkammer nahm einen ganz unerwarteten Verlauf. Unter dem Beifall der Kämmer mehrheit sprach sich am Montag der Ministerpräsident Ferry dahin aus, daß eigentlich gar keine ernste Krisis vorhanden sei und setzte dann am Donnerstage weiter auseinander, daß die vorhandenen Schäden nur durch die private Selbst- thätigkeit beseitigt werden könnten, während der Staat sich dabei auf Wegräumung aller Hindernisse beschränken müsse. Nach der Darstellung des Ministers giebt es nur eine Krisis in den Pariser Arbeiterverhältnissen, und auch diese betrifft nur einzelne Gewerbszweige, wie die Baugewerke, die Mö belschreinerei, die Mode- und Confectionsartikel, und ist zum großen Theile selbst verschuldet, da die Vertreibung der Ausländer sich als ein zweischneidiges Schwert, die Ab sperrung der Grenzen aber als unthunlich herausstellte. Abhilfe zu schaffen, sei schwer und nicht eigentlich Sache der Regierung, sondern der Kammern und des Pariser Gemeinderathes. Mt großer Geschicklichkeit wußte der Mi nister den Haß der arbeitenden Klassen von der Regierung abzulenken und die Anarchisten und Monarchisten für die Unruhen der letzten Wochen und den schlechten Geschäftsgang verantwortlich zu machen. — Ueber die Lage der französischen Truppen in Ostasien ist man in den französischen Regierungs kreisen besorgter als man zugestehen möchte. Das Gerücht von einem vereitelten Angriffe der Franzosen auf Bac-Ninh stellt aber die Regierung officiös in Abrede. Der schwedische Monarch, der in Ehristiania eine glänzende Aufnahme fand, hält mit seinen Ansichten über die norwegische Krisis keineswegs zurück. Er äußerte erst kürzlich einigen Reichstagsmitgliedern gegenüber sein tiefes Bedauern über die gegen seine Staatsräthe in Norwegen erhobene Anklage. Niemand wisse besser als er, daß jene Beamten eine solche Behandlung nicht verdient hätten, da sie stets für das Wohl des Vaterlandes eifrig thätig ge wesen seien. Der Kaiser von Rußland, welcher bekanntlich über den Fürsten Alexander in Bulgarien erzürnt ist, soll ge äußert haben, das bulgarische Volk wolle nichts mehr von seinem Regenten wissen. Bisher hat man aber nur bemerkt, daß die Bulgaren von den Russen nichts mehr wissen wollen. Der Battenberger scheint im Gegentheil durch seine Energie und Selbstständigkeit dem Bulgarenvölkchen zu imponiren und dürfte übrigens an Oesterreich und Deutschland in der entscheidenden Stunde doch mehr Rückhalt haben, als man zur Zeit zu verlautbaren für gut findet. — Die demonstrative Art, mit welcher der Moskauer Adel dem Czaren seine Ergebenheit zusicherte, hat wahrhaft überrascht, weil sich der Adel seit Befreiung der Leibeigenen für schwer geschädigt ansah und von dem öffentlichen Leben schmollend zurückhielt. In neuester Zeit brach aber die russische Regierung mit der unfruchtbaren Politik des Grafen Ignatieff, die sich auf die immer begehrlicher werdenden Massen stützte, und suchte die Aristokratie wieder zu gewinnen, was anscheinend nicht ohne Erfolg geblieben ist. Wie einst der rollende Rubel sich im Orient Bahn brach, so soll jetzt der rollende Sovereign dem falschen Propheten im Sudan verhängnißvoll werden. Bevor sich England dazu entschließen kann, seine Rothröcke den fanatisirten Hcerschaaren des Mahdi entgegenzusenden, ver sucht es mit einer Offenheit, die nichts zu wünschen übrig läßt, sich den Sudan mit goldenem Schlüssel zu öffnen. Der Versuch ist bezeichnend für die meerbeherrfchende Welt macht, deren Achillesferse in dem Mißverhältniß beruht, welches zwischen der weltumspannenden Kette seiner Colonien und seiner schwachen militärischen Centralgewalt besteht, bezeichnend für das bequeme Handelsvolk, welches, wie einst Phönicier und Karthager, sich nicht zu einer all gemeinen Wehrpflicht seiner Söhne versteht. Es ist ein sonderbarer Zug, der von Kairo aus sich den Nil hinauf in Bewegung setzt, um die Macht des Mahdi zu zerschmelzen, wie Schnee in der Sonne. General Gordon soll mit einigen hundertttausend Psund entweder den Mahdi selbst bestechen oder durch eine Verschwörung beseitigen. Baker Pascha setzte es bereits durch, den zahlreichen Stamm der Bicharie, der Gordon auf seinem beschwerlichen Wege von KoroSko durch die arabische Wüste nach Abu Hammed am Nil gute Dienste leisten kann, friedlich zu stimmen. Es wäre wirklich eigenthümlich, wenn es den Engländern gelänge, den Auf stand im Sudan mit dem wirksamen Geschütz englischen Geldes zu besiegen. Immerhin ist die Aufgabe des General Gordon, der sich ohne bewaffnete Begleitung nach diesem Lande wagte, eine sehr gefährliche und beweist, daß es England doch nicht gänzlich an muthigen Männern gebricht. Aus Nordamerika verlautet immer noch nichts Anderes als Streit zwischen Schutzzöllnern und Freihändlern und Zornausbrüche der durch die Einfuhrverbote Frankreichs und Deutschlands geschädigten amerikanischen Schweinehändler. In Südamerika kehrt langsam die Ruhe wieder zurück. Die Wahlen zur Nationalversammlung in Peru, welche den Friedensvertrag mit Chile ratificiren und die consti- tutionelle Regierung Herstellen soll, sind zu Gunsten des gegenwärtigen Präsidenten General Iglesias ausgefallen. Tagesnachrichten. Sachsen. Ueber das Befinden Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg wurde am Sonntag früh 7 Uhr folgendes Bulletin ausgelegt: „Ihre königl. Hoheit die Frau Prinzessin Georg haben die vergangene Nacht zwar ruhig verbracht und zeitweilig geschlafen, auch etwas Nahrung zu sich genommen; das Fieber aber ist sehr beträchtlich, gestern Abend bis 40,8. Bäder setzten die Temperatur nur wenig und auf kurze Zeit herab. Pulsfrequenz 120 bis 128. Sehr große Schwäche. Bewußtsein klar. Hautausschlag fast vollständig verschwunden, vr. Fiedler, vr. Jacobi." Mittags 1. Uhr: „In dem Befinden Ihrer königl. Hoheit der Fran Prinzessin Georg hat sich in den Vormittags stunden eine Aenderung nicht eingestellt. Das Fieber hält sich nahezu auf der bisherigen Höhe und es ist auch für die nächsten Tage ein wesentlicher Nachlaß desselben kaum zu erwarten. Der Puls hat sich etwas gehoben. Das Bewußtsein ist ungetrübt. Professor Wagner. Dr. Fied ler. Ui'. Jacobi." Der königl. portugiesische Geschäftsträger in Berlin, Baron de San Pedro, welcher den auch am königl. Hofe in Dresden beglaubigten und zur Zeit in Lissabon weilenden Gesandten, Marquis de Penafiel, vertritt, ist in Dresden eingetroffen und wird, dem „Dr. I." zufolge, auf besonderen Befehl Sr. Majestät des Königs von Portugal bis auf Weiteres daselbst verweilen, um über den Verlauf der Erkrankung Ihrer königl. Hoheit der Frau Prinzessin Georg von Dresden aus nach Lissabon zu berichten. Die zweite Kämmer ertheilte am Freitag dem Gesetz entwürfe über die Bekanntmachung von Gesetzen und Ver ordnungen mit mehreren von der Gesetzgebungödeputation beantragten Abänderungen, welche die StaatSregierung ge billigt hatte, ihre Zustimmung und bewilligte sodann auf Antrag der Finanzdeputation ö die für die Vollendung der Schwarzenberg - Johanngeorgeustädter Eisenbahn unter Titel 5 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats gefor derte Summe von 940,000 Mark. In der Debatte über letzteren Gegenstand sprach Abg. Walter sein Bedauern über eine so bedeutende Ueberschreitung des ursprünglichen Anschlags von 1,700,000 Mark aus, worauf StaatSminister Frhr. v. Könneritz erklärte, daß bei Eisenbahnbauten es überhaupt nie möglich sein werde, den Voranschlag so