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Beilage M Großenhainer Unterhaltungs- und Anzeigeblatt. Nr L« Dienstag, den 8. Februar 188Ä. 72. Jahrgang. Brandstifters Bore. Eine hessische Dorfgeschichte von E. Mentzel. (v. Fortsetzung.) VlII. Als Dore die Begegnung mit dem Grenzbauer gehabt hatte und die Anhöhe hinabgeschritten war, verkündete die Glocke der nahen Dorfkirche, daß eben am Schluffe des Früh, gottesdienstes das „Vater Unser" gebetet wurde. Ein Gefühl von Rührung kam über ihre von Trauer und Schmerz er füllte Seele, sie nahm das Bündel Tannenzweige von ihrem Kopfe, setzte sich auf eine nahe Steinbank und weinte lange und bitterlich. Sie gestand cs sich selbst nicht, was sich alles in diesen Thränen von ihrem Herzen loslösen wollte, aber sie wußte doch, daß es nicht allein der Schmerz um den Ver lust der heißgeliebten Großmutter war. Wie hatte sie schon bei rag und Nacht gekämpft gegen diese Neigung, welche sie mit Gewalt aus dem Herzen reißen wollte und doch nicht wieder los werden konnte. Immer und immer, auch in diesem Augenblicke wieder erfüllte sie eine verzehrende Sehnsucht nach dem einzigen Sohne des harten Mannes, dessen Gabe sie vorhin so stolz und trotzig abgcwicsen hatte. — Es that ihr wohl, daß sie ihn an eine alte Schuld gemahnen und damit der Großmutter noch im Tod eine Wohlthat erweisen durfte, jedoch nichts destoweniger saßen seine Worte: „Heute wird meinem Hause Heil wider fahren!" wie ein zweischneidiges Schwert in ihrem Herzen. Obgleich Dore schon vor ein paar Tagen gehört hatte, was zwischen der Lenetraud vom Klosterhofe und dem Hanjust im Werk war, vermochte sie doch das heimlich quälende Ge fühl nicht niederzukämpfen, welches seit jener Mittheilung, und jetzt mit verstärkter Gewalt gleich einem räuberischen Feind aus sie cindrang. Und warum krampfte sich ihr ohne hin aus schwerer Wunde blutendes Herz bei dieser Kunde wieder in wildem Schmerz zusammen? — War es denn nicht mehr als begreiflich, daß sich Gleich und Gleich zu einander gesellte, daß der Hanjust nichts nach dem bösen Gerede frage, was sicher nur der Neid über die schöne und reiche Lenetraud in der ganzen Gegend verbreitet hatte. Ja, und mußte sie sich denn nicht freuen über diese Brautschaft, da auch ihr einziges Gut, ihre Ehre, seit jener nächtlichen Begegnung im Walde von bösen Menschen hart angegriffen worden war? Das stand Alles fest und noch mehr dabei, doch diese Vor stellungen konnten nichts ausrichten gegen ein Gefühl, das nun einmal da war und sich weder durch Trotz noch Einsicht vernichten ließ. Dore dachte darüber nach, wie diese Neigung so mächtig habe werden können, und die Erinnerung an ihre einsame, sonncnarme Kindheit wurde in ihr lebendig. Bild auf Bild zogen im Geiste an ihr vorüber und die wenigen Lichtblicke nahmen ihre Seele so gefangen, daß sie den alten verwachsenen Mann und seinen einarmigen Begleiter gar nicht bemerkte, welche beide schon seit einer Weile von dem buschumgebenen Vorsprung der Höhe theilnahmsvoll auf sie herabsahen. „Komm, Heiner", sagte endlich der Mappcnkaspcr, „komm, hast sic Dir lang genug ungeschaut, um ihr Antlitz schier aus wendig zu wissen. „Hör' mir!" fügte er dringender hinzu, als er sah, daß der Heiner nit sofort folgte: „Sie möcht' uns sonst doch noch sehen und mir endlich gram d'rüber werden, daß mich unser Herrgott immer dazu führt, wenn ein absundcrlich Geschehniß an Lieb und Leid tief in ihr jung Herz einschnciden Unit!" Nach dieser Bitte hob der Einarmige schnell die auf den Nasen gelegte Mappe auf und folgte dem voranschreitcnden Alten, der jetzt den Weg zwischen den Tannen wieder aus wärts ging. Bis zu der Stelle, wo von demselben ein anderer Wald weg abbog, der nach der jenseits am Fuße der Anhöhe her- lausendcn Landstraße führte, gingen die Beiden stumm hinter einander her. Dann trat jedoch Heiner an die Seite des Alten und sagte: „Ihr habt Euch im Rühmen nit überthan, Vetter, das ist ein Weibsbild, wie ich all mein Lebtag kein zweites erschaut Han!" — Er blickte wehmüthig nach der Seite, wo ihm der Arm fehlte und fügte mit cinem leiscn Anflug von Bitterkeit noch hinzu: „Wer doch auch cin stolzer schöner Junghcrr von einem reichen Gehöft und so kein arm krüppelichter Schlucker wär, was für ein Glück könnt' ihm dann vielleicht blühen!" „Es ist ein gar gut, ja ein unschätzbar Ding, wenn einen unser Herrgott nach seiner schönen Menschenform richtig gc- bild' hat!" entgegnete ruhig der Alte. „Bei uns allbeid bat er's nit gethan, und, das bin ich sicher, aus wohlweisem Grund. — So lang Du mein Helfer bist, Heiner, Han ich Dir schon oft gesagt und sag' Dir's auch jetzo wieder: cs kricgt halt jeder seinen Dur. Der Eine bringt ihn mit auf die Welt, der Andere schafft ihn sich trotzig selbst und dem Dritten versetzt ihn ein arg' Geschick. — Schau', was nützt der Dore ihr stolzer Wuchs und ihr rar' (selten schön) Gesicht? Dem Grenzbauer seine Fahrt versetzt ihr heut einen Treff, der sie, wann der Verspruch wirklich zu Stand kommt, siir's Leben elender macht als uns allbcid unscr Manko «Gebrechen) nimmer gethan hat." „Das ist wakr, Detter! Wenn man nur immer klar um sich schaun und Andrer Leid nit so gern durch ein rosig Früh wölklcin erblicken wollt', man könnt' ja still und zufrieden sein und jeden Morgen das eigne Päcklcin viel leichter auf sich lasten!" Der Mappcnkasper erwiderte nichts, nickte aber mehrmals bedeutsam mit dem Kopfe. Als sie dann wieder ein Stück chen still nebeneinander hcrgeschritten waren, fuhr der Heiner fort: „Gelt, Vetter, nun macht Ihr Euer Wort auch wahr und erzählt mir Überwegs genau, wie's von jeher kommen, Laß die Dore den Hanjust so fest ins Herz 'schlossen hat?" „Ja, Heiner, ich will's jetzo treulich thun. Wirst's ja in Dich vergraben wie manch' ander' Vertrautes und nimmer bedacht oder unbedacht einen Deut davon fallen lassen!" „Mich deucht, Ihr kennt mich mittlerweil' und wißt, daß ich mit Euch aus dcmselbigten Holz geschnitzt bin. Doch weil Ihr auch die Geschichte vom Brandstiftcrjost mit ein flechten wollt, dern'thalb halt ich's für Recht, zuvor über mein sicher Schweigen festen Handschlag zu thun." Er hielt im Gehen inm und reichte dem Mappenkaspcr die Rechte. Dann setzten die Beiden ihren Weg durch die Tannen gemächlich fort und der Alte begann nach kurzem Sinnen: Von ihrer frühesten Zeit an, als sie's selbst noch nicht gespürt hat, ist die Dore ein gar arm verstoßen Mägd lein gewesen. Wenn sie zufällig 'mal mit andern Kinnern zusammentroffcn ist und cin Spielchen gethan hat, dann sind die Mütter kommen und Han ihre Brut schnell heimgclangt, als wenn die Pcst von der Dore ausging. In der Schul' ist das so weiter gangen. Sie ist vom gesammten Jungvolk im Kirchspiel gemieden und oft sogar wegen der Unthat des Vaters mit Schmähworten und bitterem Spott überhäuft wor'n. — Eines Tages, beim Heimgang aus der Schul', sind die Buben wieder bis zum Wald hinter ihr drein und Han sic sogar schlagen wollen. Da ist aber plötzlich der Hanjust, der selbigmal beinah 13 Jahr'n, also mehr als noch einmal so alt denn die Dore war, gleich cinem Erzengel zwischen den Bäum' hcrfürtreten und hat die Verfolger gchörig ab gestraft und im Nu wie Mücken zerstreut. — Gerad' bin ich den Waldweg 'rabgekommen, als cr ihr über das lockige Haar 'strichen und in mildem Ton zu ihr gesagt hat: „Sei ruhig, armes Kind, es soll Dir, weiß Gott, Niemand mehr ein Leids anthun!" — D'rauf hat er die Dore bei der Hand genommen und ist mit ihr gangen bis an die Thür vom Schifferhäuschen." Nachdem der Mappcnkasper eine kleine Pause gemacht hatte, begann er wieder: „Ich glaub', an dem Tag ist das erste Ringlein zur Liebeskett' geschmiedet wor'n, die alleweil gar stark ist und das Herz der armen Dirne für immer um fangen hält!" „Co wird's wobt sein; denn die Gutthat, die in solch' cin Hcrz fällt, ist bcster aufgehoben, wie Gold und Edcl- gcstein in fester Burg." Der Alte nickte und fuhr, nachdem er mit seinem Stock herabhängende Zweige behutsam entfernt hatte, in der Er zählung fort: „Nach dem Einschreiten vom Hanjust hat cs auch zwei Jahre lang keiner von den Lümmeln gewagt, dem Kind nur mit einem Wörtlcin zu nah zu treten. Doch dann ist er auf die landwirthschaftliche Schule in die Stadt kommen, und das alte Elend hat, wie ich und der Lehrer auch mit unsrer schwachen Kraft Han steuern mögen, aufs Neu seinen Anfang genommen. Was das Kind während dem Hanjust sei'm langen Fortsein erdulden mußt, das weiß nur die Eine, die heut im Schifferhäuschen auf der Spreu liegt und selbst furchtbar unterm Fluch vom Verbrechen gelitten hat. Als die Dore eonfirmirt wor'n ist, da hat sie den Han just nach Jahren zum erstenmal wicdcrerschaut. Er war selbigmal bei den Kürassieren und sah fast gerade so aus wie der heilige Georg auf dem Altarbild vom Waldkirchlein im Klostergrnnd. Nit wie für andre Kinner könnt' für Dore dieser Tag ein Freudenfest sein. Ihr Vater saß im Zucht haus, ihre Mutter lag schon lang unterm grünen Rasen, ihre Große! könnt' sich nit mehr von der Stelle bewegen. — Weil sie nun Niemand gehabt hat, der sie zur Kirch' geleiten könnt', dern'thalb bin ich von Bergheim 'rüber kommen und Han den Gang an Vaters Statt mit ihr tban. Sie ist auch ganz froh mit mir gewesen und hat so lang norm Altar ganz glücklich ausgcschaut, bis ihr der junge Perner in der Einsegnungsrcd' ans Hcrz gclcgt bat, sie müsse fürder mit verstärkter Gewalt gegen dic Sünde kämpfen und durch einen gottseligen Wandel den Fluch des Bibelwortcs abschwächcn: „Der Herr unser Gott ist cin starker eifriger Gott, er suchet die Sünde der Väter beim an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied." „Das hat ihr der junge Perner vor dem Altar gesagt?" fragte der Heiner mit bebender Stimme. „Ja", bestätigte der Alte bedeutsam, „und noch mchr der gleichen dazu. Mir ist dabei ein Stich durchs Herz gangen, und ihr jung verschüchtert Gemüth ist durch das Wort nit gut für die heilige Handlung vorbcrcit' wor'n. Als ob's mit großer deutlicher Schrift darauf cin'graben wär', so klar Han ich ihr von der Stirn den Wunsch ablcsen können, daß sie der starke und eifrige Gott doch gleich für dic Untbat des Vaters strafen und ihrem jungen Leben jählings ein Ende machen möcht!" „Wie kann ich's ihr nachspür'n!" sagte der Heiner und lupfte sich dabei mit dem Zeigefinger in die Augenwinkel, wo ibn etwas Feuchtes am klaren Sehen verhinderte. Der Mappcnkasper stand einen Augenblick still, nahm seinen großen Filzhut ab und wischte sich dic Hellen Schweiß tropfen von der Stirne. Dann begann cr wieder: „Den Grcnzdörfern ist's aber nit nab gangen. Wie die Kirch' aus war, hat ihr Niemand ein freundlich' Wort gesagt, Niemand, wie's doch alte Sitte ist, cin Gratulirsträußlein dargercicht. Ich halt' den Gebrauch ganz vergessen und bin inwendig in mir fast vergangen, als ich sie auf andrer Kinder Gcblüm so gar traurig hab' binabschau'n seh'n. — Dann hat sic ge sagt, ich sollt' langsam nachkommen und ist so schnell nach dem Wald 'laufen, als ob sie's keine Spann' lang «keinen Augenblick lang» mchr inmittcn von den festlich geputzten Leut' aushalten könnt'. Doch sic ist kaum in den Buchcngang ein'trcten, da ist der Hanjust plötzlich neben mir her und hat ihr zu'rufcn: „Dore, flinkes Dirndcl, lauf' doch nit so, ich kann Dir ja kaum nachkommcn!" — Wie von einem Zaubersprüchlein gebannt, ist sie auf dies Wort plötzlich stek'n 'blieben, bis cr an sie heran'treten ist. Dann hat er ihr ein prächtig' Sträuß lein 'geben und manch' lieb' Wort dazu gefügt, was die Dore sichtbarlich mit dem Perner seiner Red' und der Andern Hart herzigkeit wieder ausgesöhnt hat. Wir drei sind dann ein gut' Stücktein Weg mit'nander gangen, bis ihn Lie Pflicht nach Haus rufen thät! Beim Scheiden hat er ihr die Hand geben und gar treuherzig in wenn' Beisein gesagt: „Brest (bekümmere, Dich nit, Dore, wenn Dir die dummen Menschen nachtragen, wozu Du nichts kannst. Laß sie gehn, denk' nur an mich; denn ich kenne Dein Herz und Hang Dir aufrichtig an!" Damals Han ich dem Hanjust schon an den Augen ab geschaut, wieviel das Glöcklein bei ihm 'schlagen hat, und es ist mir nit minder bewußt wor'n, daß Dank und Treu' bei der Dore gar bald mit stiller Art das zweite Ringlein zur Liebeskett' schmieden würden. — Freilich, wenn ich auf dem Grenzbauer sein stolze harte Sinn kommen bin, dann ist mir schon selbigmal für die zwei angst und bang wor'n; doch ein heimlich Gefühl hat mich alsbald wieder mit Hoffnung ge stärkt, und der gute Glaube an dem Hanjust sein treu' fest' Gemüth ist noch ein größerer Halt gewesen, daß ich seit jener Zeit — auch noch bis zu dieser Stund' — allzeit auf einen guten Schluß geharrt Han!" „Das thut Ihr auch jetzt noch?" fragte in sprachlosem Staunen der Heiner. Die Augen des Mappenkaspers blitzten wie zwei seltene Diamanten unter ihren buschigen Brauen, als er erwiderte: „Wenn ich Dir die Wahrheit gcsteh'n soll — ja! — Selbst weiß ich nit von wannen bei solch' trübseliger Ausschau dieser Frohmuth (Hoffnungsfreudigkcit) für dic zwei stammt, doch er ist da, und ich kann ihn mit allem Widerpart nit vor die Herzthür setzen. Ich glaub' fast, es kommt daher, weil ich noch mchr als einmal erschaut Han, daß unser Herrgott sie von früh an für'nander bestimmt hat. So was läßt sich nit verwinden, und man meint am End' gar, es müßt ein Wun der geschehn, damit eitle Hoffart gcdurt würd' und sein Wille mächtig zu Tag käm!" (Fortsetzung folgt.) Jahresbericht -er Gesellschaft für Gartenbau und Mumissclischasteil ZN Großenhain und Umgegend vom Jahre 1W3. Vers. 200. März ö. Zahlreich hatten sich die Mitglieder nebst ihren Frauen zu dieser Versammlung eingefunden, welche der Vor sitzende durch eine sachgemäße Ansprache eröffnete. Gr verglich das Vereinsleben mit einer Reise, welche in Stationen und Hauptstationen eingetheilt ist. Von den Hauptstationen, als welche die heutige Ver sammlung zu betrachten sei, blicken wir zurück, was wir auf der Reise erlebt, was uns die verschiedenen Stationen (Versammlungen, gebracht haben. Er bespricht die Thätigkeit des Vereins aus den vier Haupttheilen des Gartenbaues: 1) Die Gartenkunst; 2) die Kunstgärtnerei; 3, den Obst- und 4) den Gemüsebau. Die Garten kunst ist eine schöne, eine bildende; obgleich nicht so alt, als die andern schönen Künste, auch hat sie nicht ihren Ursprung im elas- sischen Alterthum deS europäischen Südens, sie ist eine Schöpfung des vorigen Jahrhunderts: Sie macht sich zur Aufgabe, die -Natur zu idealisiren, etwas Schönes, etwas Geistiges zu schaffen; das von der Natur gegebene Material zu benutzen; durch Veredelung der Gewächse dieselben reiner und erfreuender dem Auge darzustellen; sie zu ordnen und zu einem glanzvollen Ganzen zusammenznschließen; Licht und Schatten, Eontraste, peinliche Genauigkeit und wieder regellose Zufälligkeiten schaffend. Auf diesem Theile der veredelnden Gartenkunst sind viele und schöne Erfolge zu verzeichnen. Der Verein hat durch Vorträge, Exeursionen und Mittheilungen vielfache Ge legenheit gehabt, große und kleine Gartenanlagen und Naturschön, heiten kennen zu lernen, das Interesse für die schöne Gartenkunst ist dadurch geweckt worden, und ist sür die Gartenfreunde und Nichtmitglieder, welche an den Ereursionen theilgenommen, an regend und in freundlicher Erinnerung geblieben. — Der zweite HaupttheU, die Kunstgärtnerei oder die Pflanzeneultur, hat uns viele Pflanzen kennen und eultiviren gelehrt; die Ausstellungen, Vorlagen, Verloosungen von Pflanzen, Blumen u. s. w. an unsern Vereinsabenden haben das ihrige dazu beigetragen, die Liebe für die Eultur derselben zu erwecken und zu fördern. Auf dem Gebiete des Obstbaues haben wir anerkannte Resultate von volkswirthschaft- lichem Werthe zu verzeichnen. Wir haben kennen gelernt, welche Obstsorten wir an bestimmten Plätzen anzupslanzen haben; wir wissen, wie ein Baum zur Fruchtbarkeit gezwungen werden kann; daß wir aber auch unsern Obstbäumen die nöthige Pflege, sowie Schutz gegen schädliche Jnseeten und Witterungseinflüsse angedeihen taffen müssen, lind je mehr wir unS aus diesem Gebiete die er forderlichen Kenntnisse aneignen, je rationeller wir überhaupt den Obstbau lutrecben lernen, desto glänzendere Resultate werden wir aber auch in jeder Beziehung n? der Folge zu verzeichnen haben. Dasselbe gilt von dem vierten Theile des Gartenbaues: der Gemüse- euttur. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Garten- und Feld gemüsebau in unserm Orte zu anerkennenswerther Höhe gehoben; es wurden im Jahre 1HG2 nur allein aus hieß Staatsbahnhofe 0934'I Eentner Erzeugnisse zum Erport verladen; was pr. Achse und durch Zwischenhändler abgefahren, wird immer auch einen ansehnlichen Betrag repräsentiren. Der Besitzer eines nur kleinen Gartens, in welchem wohl auch nebenbei Obstbau betrieben wird, kann es indessen nie, trotz gelernter Vortheile, dahin bringen, daß seine Züchtungen und Produete die Qualität baben, welche nur unter den günstigsten Bedingungen erreicht werden kann. Trotzdem möge er mit alter Sorgfalt und allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln sich seiner Aufgabe widmen, und wenn anders sein ausgestreutes Samenkorn nicht auf den Weg und auf steinigten Boden fallt, so wird auch seine Mühe und Arbeit nicht vergebens gewesen sein. In Bezug auf Eultur und Verbreitung guter und wid^rstandsfabiger Kartoffelsorten leistet eilt auswärtiges bekanntes Mitglied Großes und hat sich darum verdient gemacht. Aucb vier hat der Verein vielfache Gelegenheit gehabt, zu lernen lind selbst zu beurtbeilen. Diese, in dem Hauptsächlichsten zusammengefaßte Ansprache schließt der Redner mit dem Wunsche: gemeinschaftlich aus dem großen Felde des Gartenbaues fleißig weiter zu arbeiten, denn: „wie Fruchtbar keit dem Regen, so folgt dem Fleiße Segen!" Re jeder Beifall der zahlreichen Versammlung wurde den Ausfubrungen des Redners zu theil, rind nach beiteren abwechselungsreichen Stunden säüoß das Fest der 200. Versammlung des Vereins. Vers. 201. Marz 19. Die deutsche Gartenzeitung bringt die Abbildung der neuen bereits erwabnteu Schlingpflanze t lomutw eoeoüwu: bierauf folgt Vertbeilung der Veredelungsreiser von Obst sorten an die Mitglieder. Der Vorsitzende stellt ferner den eovirten Plan des Rosariums der Aeademie von Ungarisch-Altenburg aus, zu dessen Ausfübrung mebrere Taufend Rosenstocke gehören; dieser Plan stellt ein ganz vorzügliches Rosenarrangemeut dar. Von ver schiedenen Mittheilungen cingegangener Zeitschriften wird Kenntnis; genommen; dabei laufen auch öfters Euriosa mit unter, so z. B