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364 Religiöse Vorstellungen. Der Kaffer hat am Neumond einen Feiertag, der Ostafritaner nicht, doch begrüßt er das Erscheinen desselben mit Händeklatschen. Die Fetischhütte, Mzimo, ist ein erster schwacher Ansatz zn einem Tem pel, und wahrscheinlich vom Knrban der Araber abgeleitet; (?) man findet dergleichen Hütten überall, namentlich aber in Uzaramo, Unyamwezi nnd Karagwah. Sie sind zwerghaft klein, nnr ein paar Fuß hoch, haben ein Dach, aber keine Wände. Getreide, und kleine mit Bier gefüllte Töpfe stehen am Boden oder hängen vom Dache herab; sie sollen die Geister versöhnen und die Felder gegen Un fälle schützen. Der Fetischanbctcr wird von niedrigen Leidenschaften, Trübsinn und Furcht beherrscht; er bevölkert die unsichtbare Welt mit bös willigen Wesen und belebt die stoffliche Natur mit bösen Einflüssen. Alle Gebräuche seines düster» Aberglaubens zielen daraus hin, von ibm selbst Uebel nnd Nachtbeil abzuwenden und dieselben aus An dere zu übertragen. Daher kommen Zauber und Magie als na türliche Ansflüsse der Dämonologie. Selten stirbt ein Mann, obne daß Frau oder Kind, ein Verwandter oder ein Sklav angescbnldigt würde, den Zauber über den Verstorbenen geworfen zu habe». Daun wird mit der Untersuchnng wie mit dem Zuerkennen der Strafe ganz willkürlich verfahren. Aber Zauberei uud Hexerei wird von Tausenden ansgeübt, welche steif nnd fest an die Wirkungen der selben glauben. Der Zauberer und die Hexe wissen, daß sic schwere Martern und den Tod zu erleiden haben, aber das Rachegesübl ist im Neger so stark, daß er sich trotzdem nicht abschrecken läßt. Manch mal gesteht er, wie das auch bei europäischen Hexenprozessen vor- kam, seine Zauberei ein uud rühmt sich einer That, an welche er selber glanbt. „Ich habe den geschlagen," oder „ich brachte über ibn die Krankheit." So spricht solch ein Mensch, und sein Wabn- glaube wie die Handlung, zu welchen derselbe ihn antreibt, sind Ansflüsse seines schwachen Geistes, welchen er durch überkommene Hallucination aufgestachelt hat. lieber diesen schwarzen Menschen lagert geistige Oede, geistiger Tod, nnd sie sind deshalb auch nicht fanatisch; was sie als Ersatz für Gott haben, ist kein eifersüchtiges Wesen. Aber der Neger glaubt, so gut wie die Bekenner wirklicher Reli gionen, die im Alleinbesitze der Wahrheit zu sei» vermeinen, daß er allein recht nnd das Wahre habe. Aber er fastet wie ein Musel mann, damit er dock etwas mehr als ein gewöhnliches Geschöpf