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Krankheiten. Heilkünstler. 349 oder Dolche durch Abschaben gereizt, und dann setzt man ein Horn auf. Schlangenbisse sind nicht tödtlich; man schneidet die verwun dete Stelle aus. Verrenkungen einzurücken versteht man nicht, eben so wenig das Schienen gebrochener Glieder. Der Mganga oder Medicinmann ist in seiner Eigenschaft als Doctor eine sehr wichtige Person. Er tritt mit großer Würde in die Hütte des Kranken, fettbeschmiert, mit einem Antilopenhorn, einem Halsbande von Muscheln, und nimmt mit ernster Miene auf einem dreibeinigen Stuhle Platz. Da natürlich ein böser Geist schuld au der Kraukheit ist, so braucht der Doctor sich gar nicht um die Ursache zu bemühen; er bedarf keiner Diagnose, sondern ver ordnet sogleich etwas Genießbares für sich selber, je nach dem Wohl stände des Leidenden, von einer Maaß Getreide bis zu einem Stück Rindvieh. Er läßt eine Ziege schlachten, und nimmt für sich das Brusttheil als Handgeld, und dann erst wird über seine Gebühren unterhandelt, die allemal vorausbezahlt werden müssen. Nachdem somit das Wichtigste in Ordnung gebracht worden ist, richtet der Doctor einige Fragen an den Kranken. Daß dieser Gift bekommen habe, wird allemal als unumstößlich angenommen, und als Heil mittel wird um den krankhaften Theil ein Zauber gebunden. In leichteren Krankheiten, z. B. beim Fieber, läßt der Mganga sich so weit herab, ein Mittel zum Niescu zu geben, und den Kopf mit einem andern Pulver einzureiben. Wirken seine Mittel zu stark oder gar nicht, so macht er sich aus dem Staube, und vergißt am andern Tage nm so mehr das Wiederkommen, da er den Erlös seiner Bemühungen in starkes Getränk umsetzt uud sich eine Güte thut. Uebrigens mag noch bemerkt werden, daß in Ostafrika viele Frauen sich mit der Heilung Kranker befassen.