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338 Bogen und Pfeile. Pfeilgift. < gende Bewegung, bis der Punkt des Gleichgewichts gefunden ist, und wirft ihn dann so, daß er seine Richtung durch einen Druck des Daumens und des Vorderfingers erhält. Hin und wieder besteht solch ein Wurfspeer völlig aus Eisen. Ein guter Bogenschütze ist der Ostafrikaner; schon als kleiner Knabe zielt er mit Pseilbolzen nach Kürbissen, und hält sich für einen Mann, wenn er Pfeile mit eiserner Spitze bekommt. Aber gerade die tapfersten Völker, die Wamasai und Wakuafi, die Wa- rori und Watuta, bedienen sich des Bogens nicht, und die Somal überlassen ihn den Stämmen, welche sie als Knechte betrachten, den Midgans. Der ostafrikanische Bogen besteht aus einem einzigen Stück Holz, ist sehr steif, in gerader Richtung gemessen fünf Fuß lang, und wird mit derselben Sorgfalt verfertigt wie der Speer, auch in ähnlicher Weise verziert. Den Strang verfertigt man aus Haut, Därmen, Sehnen aus dem Nacken oder den Flechsen eines Och sen, manchmal auch aus Baumfasern; er ist doppelt so lang als der Bogen selbst, da man das, was überlei ist, um die Enden wickelt, um dem Ganzen noch mehr Stärke zu geben. Beim Abschicßeu des Pfeiles schnellt man den Bogen, und läßt ihn nicht, wie in Europa, mit langem Zuge abfliegen. Die besten Bogen werden von den Stämmen am Rufidschiflusse verfertigt. Der Pfeil hat zwei Fuß Länge; der Schaft besteht aus irgendeinem leichten Holz oder Rohr und ist nicht schwer genug; auf weiter als zwanzig Schritte kann man mit ihm eine Antilope nicht erlegen, und erst zwanzig solcher Pfeile bringen einen Stier zum Fallen. Wer ein Schießgewehr hat, fürchtet den Pfeil aus der Entfernung gar nicht, in der Nähe ist er dagegen gefährlich, weil der Bogenschütze mit seiner Waffe zehn mal schießen kann, während jener in derselben Zeit nur einmal zu feuern vermag. Glühende Pfeile sind unbekannt, vergiftete findet man nnr bei den Wanika von Mvmbas, den Wazaramo, Wakhutu, den westlichen Wasagara und den Leuten von llruwwa. Die Wa zaramo und Wakhutn nennen die Pflanze, von welcher sie das Gift gewinnen, Mkandekandc, wollten dieselbe jedoch nicht zeigen; nach ihrer Beschreibung ist sie eine Euphvrbie. Der deutsche Reisende Werne sagt, daß die Stämme am Weißen Nil ihr Pfeilgift aus dem milchigen Saft einer Asclepias gewinnen, welche zwischen zwei Steinen ausgepreßt wird; nachher läßt man die Flüssigkeit stehen, damit sie sich verdicke. Livingstone erwähnt, daß die Buschmänner zu ihrem Pfeilgift die Ngawaranpe benützen und Wasser mit einer