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Zeiwcrtreib. 329 Nach der Mahlzeit streckt der Ostafrikaner sich aus, hält einen langen Schlaf, wie am Morgen, und dann raucht er, schwatzt und spielt. Gegen Abend ist Alles draußen, um die Kühle zu genießen; die Männer sitzen vor der Jwanza, der Versammlungöhalle; die Frauen und Mädchen holen Wasser, setzen sich dann auf kleine Stühle, schmauchen Tabak und unterhalten sich miteinander. Spä terbin melkt man die Kühe, macht die Thür zu und geht schlafen; doch sitzen die Männer oft bis in die Nacht hinein um ein Feuer in der Jwanza. Diese Menschen sind noch nicht einmal so weit, daß sie einen Docht kennen oder Fett zum Brennen in ein Ge fäß thun; statt der Lampen oder Kerzen bedienen sie sich eines Steckens von dem ölhaltigen Mtata- oder Msasabaume; er ist gelb und hart, hat dichtes Korn, biegsames Holz mit wenig Knoten, und wird auch zu Speeren, Bogen und Gehstöcken benützt. Solch ein Stecken brennt etwa eine Viertelstunde lang mit Heller Flamme. Um Mitternacht liegen Alle in tiefem Schlafe und schnarchen bis Tagesanbruch. Zur Glückseligkeit gehört ein Rausch bei Tage und Bewußtlosigkeit während der Nacht; man steht Morgens früh auf, nm schon nach einigen Stunden die Wonne dcS Schlafes wieder haben zu können. Bei einem solchen Leben und Treiben würde ein Europäer bald zu Grunde gehen, aber jene Barbaren halten dasselbe aus. Sie haben keinen Branntwein und leiden deshalb nicht an Säu- serwahnsinn, und ihr Gehirn strengen sie höchstens bei ihren Glücks spielen ein klein wenig an. Abspannung oder Anspannung der Nerven kommt bei ihnen nicht vor. Die Sommerzeit wird in voll ständiger Trägheit verlebt, aber wenn der Winterregen kommt, muß man sich allerdings etwas um das tägliche Brot bemühen. Dann verläßt der Bauer zwischen sechs und sieben Uhr Morgens keine Hütte, manchmal ohne etwas genossen zu haben, weil jetzt Nah rungsmittel seltener werden; er speiset erst, wenn er bis Mittag gearbeitet hat und dann wieder heimkommt. Nachmittags arbeitet, er wieder ein wenig, und dabei müssen ihm die Weiber Helsen. Abends gehen alle unter Gesang ins Dorf zurück. Zur Zeit des Mondscheins ergeht es dem Afrikaner wie dem Schakal; er wird aufgeweckt und ungewöhnlich regsam. Die Mäd chen werden unter Getrommel und Getöse aus den Hütten geholt, um den Tanz mit anzusehen, der übrigens nur höchst selten für beide Geschlechter gemeinschaftlich ist. Bei ihren Sprüngen sind sie