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Karagwah und ker Sultan Armanika. 289 Aeltesten und Häuptlinge, welche allmonatlich dem Könige die Ab gaben an Sklaven, Elfenbein, Rindvieh und verschiedenen Lebens mitteln einzuliefern haben. Die Heerdenbesitzer müssen selbst aus einem Umkreise von drei Tagereisen Milch an den Hof bringen. Armanika gebietet unumschränkt und streng. Ehebrecher müssen schwere Buße in Vieh zahlen. Mörder werden gesperrt nnd nach träglich geköpft; Aufrührern nnd Dieben drehet man mit den Fin gergelenken der rechten Hand die Augen aus. Die Uuterthaneu dür fen Keinem, der Bohnen oder Sal; genießt, Milch verkaufen, weil dadurch die Kühe verhext würden. Der Sultan entfaltet weder Pomp noch Glanz, und bezeigt stcb gegen Reisende sehr höflich. Nach dem ibm gemeldet worden, daß dergleichen in der Nähe seien, ge bietet er seinen Sklaven, Zelte für sie aufzuschlagen, und sendet Le bensmittel in großer Menge; auch verlangt er keine Zwangsabgabe, nimmt aber Geschenke an, nach deren Betrag er dann seine Gegen geschenke einrichtet. Er hat einmal einem Araber für Glasperlen, welche seinem Geschmacke ganz besonders zusagten, fünfzig Sklaven und vierzig Kühe geschenkt. Der Preis für einen ausgewachsenen Sklaven beträgt acht bis zehn Fundo weißer, grüner oder blauer Porzellanperlen; ein frisches Mädchen kostet zwei Kitiudi, das heißt so viel, als an der Küste zwei Dollars werth sind, nnd fünf oder sechs Fundo gemischter Perlen; in Zanzibar werden solche Mädchen, besonders jene von hellerer Haut, manchmal mit 60Dollars bezahlt. Die Araber geben die Versicherung, daß ein Europäer iu Ka- ragwah eiue sehr freundliche Aufnabmc erwarten dürfe; freilich müsse er sich auf beträchtliche Auslagen gefaßt machen, um die Würde sei ner weißen Haut nach Gebühr aufrecht zu erhalten. Die arabischen Kaufleute gehen zum Sultan Armanika, um Sklaven, Vieh und be sonders Elfenbein einzuhandeln, denn in jenen Theilen Central afrikas sind die Elephantenzähne aus Karagwah bei weitem die vor züglichsten, ungemein weiß nnd weich und dabei sehr groß und schwer. Das Land hat viel Eisen, und die Speere von Karagwah, welche einigermaßen gehärtet sind, werden dem rohern Erzeugnisse der Wafpoma weit vorgezogen. Auch Schwefel findet man neben heißen Quellen im Gebirge. Die Araber wollen wissen, daß eine Art Ma- natus (Flußknh) vorhanden sei, dessen weiche Haut man zur Be kleidung verwende. Die Simbi, (Kaurimuschel, monetu), bildet die Scheidemünze und wird von den aus Wanvamwezi zu rückkehrenden Karawanen mitgebracht. Reisen in Arabien und Ostafrika. II. 19