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Großenhainer Unterhaltung--- und Anzeigedlatt. Seite 2 mr. rr. Die Zustände in England. Jedes Land hat bekanntlich seine Plage und überall liegen Krankheitskeime verborgen, die sich unter Umständen zu einer recht gefährlichen Erschütterung des Organismus gestalten können. Haben wir in Deutschland infolge der Armuth unseres Landes sowie der raschen Vermehrung unserer Be völkerung und des Mangels an Colonien die sociale Frage in ganz besonderer Schärfe auflauchen sehe«, wird in Frankreich die straffe Centralisation mit der allmächtigen Hauptstadt und der gerade entgegengesetzte Tendenzen ver folgenden Departements eines Tages schwere Arbeit machen, so steigen in Oesterreich immer ernstere nationale Kämpfe auf. Welche Krisen dem russischen Reiche noch bevorstehen, ist gar nicht zu sagen. Daß Italien und Spanien sehr krank sind, bedarf kaum einer Erwähnung, und selbst kleine Staaten, wie z. B. Belgien, leiden fortgesetzt unter heftigen religiösen Kämpfen oder anderen Bewegungen, die sich aus den großen Centren zu ihnen hinüber pflanzen. England aber, das stolze England, dessen Institutionen noch vor einigen Jahrzehnten bei uns Deutschen das Ziel der Sehnsucht bildeten, geht vielleicht vor allen Ländern Europas den allerwichtigsten Ereignissen entgegen. Wir brauchen dabei gar nicht an den Kampf zu denken, welchen der britische Löwe einmal um seine Weltstellung zu bestehen haben wird — dies kann noch sehr fernab liegen. Nein, im Innern des Jnselreiches reifen Krisen heran, welche zu beschwören vielleicht das größte staatsmännische Genie nicht ausreichen würde, selbst wenn es vorhanden wäre. Diese Krisen werden vermuthlich auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens zugleich auftreten. Politisch, social und religiös ist dort ein ungeheurer Gährungsstoff vorhanden. Dabei denken wir nicht in erster Linie an Irland. Mit der irischen Frage allein würde man in London schon fertig werden. Irland hat schon oft rebellirt und ist doch be zwungen worden. Aber daß die irische Frage eben nicht allein steht, sondern mit anderen Schäden verbunden ist, welche sich im britischen Reiche herausgebildet haben, das macht sie gefährlich. Man darf durch die Beobachtung sich nicht täuschen lassen, daß die Dinge in England seit Jahr hunderten einen viel langsameren Gang genommen als auf dem Continent und daß dort Generationen hindurch immer eine gewisse Harmonie aller Kräfte zu Tage trat, denn gerade infolge dieser langsamen Entwicklung droht ein ge waltiger Umschwung der Geister, welcher vielleicht auch durch die Erwägung sich nicht beschwichtigen läßt, daß un ruhige Zeiten den Geschäften nicht förderlich sind. Das englische Volk ist im allgemeinen conservativ; dieser Umstand bewahrte dasselbe bisher vor vielen gewagten Experimenten und gefährlichen Erschütterungen. Aber augenblicklich macht sich unter der conservaliven Oberfläche eine radicale Gegen strömung geltend, die immer mehr an Ausdehnung gewinnt. Und diese radicale Gegenströmung droht ernste Gefahren zu bringen. Daß die politische Freiheit der Engländer, vor der wir Deutschen so lange Zeit gewaltigen Respect hatten, im Grunde gar nicht so weit her ist, wird jetzt wohl auch in Deutschland allgemein anerkannt. Es ist wahr, England erfreut sich einer gesicherten Preßfreiheit, die Existenz des Einzelnen ist gegen gewaltsame Eingriffe der Gesammtheit möglichst geschützt, und Beides hat hohen Werth. Aber diese Güter schaffen doch immer die Thatsache nicht aus der Welt, daß das englische Volk geringeren Einfluß auf die Staatsangelegenheiten besitzt als z. B. das französische oder deutsche. Das englische Parlament ist keine eigentliche Volksvertretung in dem Sinne, wie die continentalen Völker dieses Wort auffassen, sondern es stellt nur eine Vertretung privilegirter Stände dar. Das active Wahlrecht ist viel beschränkter als bei uns, und das passive Wahlrecht nicht nur an gesetzliche Bedingungen geknüpft, sondern auch vom Besitz eines großen Geldbeutels abhängig; denn wer nicht die ganz enormen Kosten einer englischen Wahl bestreiten kann, der bleibt von der Ehre eines Sitzes im Unterhause ausgeschlossen, mag er auch noch so geeignet sein, die Stelle eines Volksvertreters zu bekleiden. Daß unter diesen Ver hältnissen die werthvollen Vorrechte des englischen Parlaments noch keineswegs Vorrechte des Volkes bedeuten, ist ebenso selbstverständlich, wie der Wunsch erklärlich ist, das Wahl recht zu erlangen. In der That erweitert sich auch der Kreis Derjenigen immer mehr, welche zum Parlament wählen dürfen. Diese Bewegung ist noch keineswegs zum Stillstand gekommen; im Gegentheil, je weiter die Radicalen Vordringen — und infolge des Bündnisses der Whigs mit ihnen haben die Radicalen ja schon Mitglieder im Mi nisterium — um so sicherer läßt sich Voraussagen, daß eines Tages die Wahlen zum Parlament ganz anders aussehen werden als heute. Dann erst kann sich zeigen, ob das in England herrschende parlamentarische System mit einer wirklichen Volksvertretung vereinbar ist. Wir fürchten, die bis jetzt ziemlich stetig sich dort vollziehenden Aeußerungen des öffentlichen Lebens werden dann eine ganz andere Färbung annehmen. Aehnlich steht es auch auf dem socialen Gebiete. Der Grundbesitz ist in England geschlossener als anderwärts. Grund und Boden befinden sich in den Händen weniger Familien, deren Reichthum unseren Begriffen unermeßlich erscheint. Die englische Aristokratie — das muß man ihr lassen — ist ehrenwerth, liebenswürdig und genießt auch lebhafte Sympathien im Volke; aber über das Mißverhältniß in Vertheilung des Besitzes können diese Umstände doch nicht hinwegtäuschen. So lange die Landwirthschaft dort noch rentabel war, mochte cr-.S alles zu ertragen sein, denn ein zahlreicher PächterstanL Lrfanc sich immer noch Wohl und der Ueberschuß der lanclrch;n Bevölkerung wurde durch die Jndustrieplätze und die Auswanderung nach trans atlantischen Ländern absorbirt. Aber heute ist die Land wirthschaft nicht mehr rentabel, der Pachter kann die Abgaben kaum erschwingen und der Grundherr wird als Feind an gesehen, weil er kaum erschwingbare Pachtgelder fordert. Die aus der ungleichen Vertheilung von Grund und Boden hervorwachsende Agrarfrage hat in Irland die schlimmste Gestalt angenommen; aber wenn sie auch in Großbritannien nicht so schlimm aussieht, so existirt sie darum auch dort, und es ist schwer zu sagen, wie sie gelöst werden soll, ohne daß mit allem Herkömmlichen in wirthschaftlicher Beziehung gebrochen wird. Endlich bereiten sich aber auch auf religiösem Gebiete gewaltige Umwälzungen vor. England hielt bisher geschlossener wie irgend ein anderes Land an der äußeren Form der Religion fest. Selbst in Ländern, wo die Strenggläubigkeit ihren festesten Sitz aufgeschlagen, gab es doch immer noch eine Partei, die sich gegen die herrschenden Anschauungen auflehnte. In England existirte eine solche Partei nicht; es gehörte zum guten Ton, alle äußeren kirchlichen Formen zu beobachten. Jeder, der zur „Gesellschaft" zählen wollte, unterwarf sich diesen Anforderungen. Aber jetzt kommt eine ganz andere Richtung zum Vorschein. Extreme berühren sich bekanntlich! Was ehemals als ganz unerhört erschienen wäre, jetzt geschieht's! Der Atheismus erhebt sein Haupt immer kühner, zahlreiche literarische Organe hat er sich bereits geschaffen und läßt es nicht an eifriger Propaganda fehlen. Der Fall Bradlaugh, welcher nun schon wiederholt das Parlament in Aufregung versetzte, zeigt, wie weit die Dinge schon gediehen sind. Man muß die bisher dort geltenden Anschauungen in Betracht ziehen, um zu ermessen, wie tief die Erregung der Geister auf diesem Gebiete ist. So sehen wir denn vielfache Gährungsstoffe gerade in England vorhanden und es wäre eine glückliche, kaum zu erhoffende Fügung, wenn sich alle Verwirrung in Frieden und ohne Erschütterung lösen sollte. Tagesnachrichten. Großenhain. Nach nur kurzem Zeitverlaufe ertönte am 2. d. M. Mittags ^1 Uhr wiederum das Feuersignal in unserer Stadt, das jedoch bald wieder verstummte, da zum Glück der in einem Hintergebäude des Sommer'schen Hauses auf der inneren Meißnergasse entstandene Brand rechtzeitig wahrgenommcn ward und schnell wieder gelöscht werden konnte. Entstanden war derselbe durch die Kessel feuerung, die sich im Nachbarhause unmittelbar an der aus Bruchsteinen hergestellten Giebelmauer befand, welche letztere Schadhaftigkeiten erkennen ließ, die bei der Lage derselben von keiner Seite bemerkt worden waren. — Wer sich beim Passiren der Straße nach Priestewitz über das einfache aber geschmackvolle und solide Bauwerk der neuen steinernen Brücke am Franzosenloche freute, der wird entrüstet sein über die bestialische Beschädigung der sandsteinernen Säulen des Brückengeländers, die an zwei hintereinanderfolgenden Nächten von frevelhafter Hand verübt worden sind. Möchte nicht blos der Reiz der vom Stadt- rathe ausgesetzten Belohnung von 30 M., sondern der Sinn für Recht und Ordnung einen Jeden anspornen, dazu mit zuwirken, daß der Thater vom strafenden Arme der Ge rechtigkeit erfaßt werde. — In einigen Tagen wird auf dem Lindenplatze I. Winkler's anatomisch-pathologisches Museum aufgestellt werden. Dasselbe zählt sowohl hinsichtlich der Reichhaltigkeit als auch der Einverleibung von vielen Neu heiten in "Natur- und Kunstpräparaten zu den beachtens- werthesten Museen dieser Art. Es sind namentlich auch zahlreiche Wachspräparate der inneren Organe, welche Gehirn-, Kehlkopf-, Lungen-, Nieren-, Herz- und Darm krankheiten darstellen, ferner die äußeren Krankheiten des Auges, die Operationen desselben, Amputationen des Armes und Beines rc. zur Ansicht ausgestellt. Für Viele dürften auch die Folter- und Marterwerkzeuge, welche hier getreu lich wiedergegeben werden, von Interesse sein. Der Besuch ist ein empfehlenswerther. Sachsen. Der feierliche Schluß des Landtags ist durch Se. Majestät den König am 1. März Mittags 12 Uhr im königl. Residenzschlosse unter dem üblichen Ceremoniel mit Verlesung folgender Thronrede vollzogen worden: „Meine HerrenStände! Wenn bei Eröffnung dieses Land tags und bei der damit verbundenen Feier des fünfzigjährigen Be stehens der Landesverfassung nicht bloß zu Rückblicken in unser öffent liches Leben, sondern auch zum Ausdruck Dessen Veranlassung gegeben war, was wir von der Zukunft unseres Staatslebens hoffen, so kann Ich nun am Schluffe des Landtages aussprechen, daß schon dieser erste Abschnitt des nun beschrittenen Wegs in das zweite halbe Jahrhundert unsere Hoffnungen in erfreulicher Weise bestätigt. Denn wenn auch dieser Landtag nicht reich an größeren gesetz geberischen Arbeiten gewesen ist, so haben doch seine Verhandlungen vielfach Gelegenheit geboten, auf die wichtigsten Interessen des Landes einzugehen, und es ist dabei Meiner Negierung gelungen, in der von der Verfassung vorgesehenen Weise in allen wesentlichen Punkten ein befriedigendes Einverständnis; mit Ihnen zu erreichen. Die Vorschläge, welche Ihnen Meine Negierung unterbreitet hat, insbesondere den Staatshaushalt, haben Sie einer eingehenden Prü fung unterzogen, und durch Bewilligung der erforderlichen Mittel von Neuem das Bestreben bekundet, die Wohlfahrt und das Gedeihen des Landes nach allen Kräften zu fördern. Bei aller Schonung der Steuerkraft des Landes ist es Ihnen möglich gewesen, mit Meiner Regierung nicht nur das zur Erhaltung und Pflege des Bestehenden Nothwendige zu vereinbaren, sondern auch Mittel zu namhaften Fortschritten in der Entwickelung sowohl der materiellen, als der ideellen Interessen unseres Volkes zu gewähren. Sie haben durch die Bewilligung der zum Ankauf und zum Bau neuer Staatsbahnen erforderlichen Summen die Pflege des Verkehrs, welcher Meine Regierung unausgesetzt die angelegentlichste Fürsorge widmet, erheblich gefördert, und gern gebe Ich Mich der Hoffnung hin, daß die weitere Ausdehnung des Eisenbahnnetzes auf die Hebung des allgemeinen Wohlstands von günstigem Einfluß sein werde. Nicht minder haben Sie von Neuem Ihre Fürsorge für Wissen schaft und Kunst bethätigt. Ich gedenke hierbei namentlich der Be willigungen zur Gründung eines neuen wissenschaftlichen Instituts der Landesuniversität und eines neuen Gymnasiums, sowie zur weiteren Förderung des Kunstgewerbcs. Auch auf dein Gebiete der Justizgesetzgebung ist dieser Landtag nicht ohne Frucht geblieben, indem einige der Erleichterung und Sicherung des Rechtsverkehrs dienende Gesetze zur Verabschiedung gelangt sind. Einen besonderen Werth lege Ich endlich darauf, daß die Verhand lungen dieses Landtags Meiner Regierung Gelegenheit gegeben haben, sich mit Ihnen über wichtige Fragen der inneren Verwaltung und über ihre Haltung in Bezug auf die socialen Bewegungen unserer Zeit zu verständigen, und Ich hoffe zuversichtlich, daß auch diese Aussprachen dazu dienen werden , das Vertrauen des Volks zu den Bestrebungen Meiner Regierung zu stärken und zu befestigen. So entlasse ich Sie denn mit der sicheren Erwartung, daß die Ergebnisse dieses Landtags zum Wohl des Landes gereichen werden." Beim Eintritt Sr. Majestät in den Thronsaal wurden vom Präsidenten der ersten Kammer, Herrn v. Zehmen, und beim Verlassen des Saales vom Präsidenten der zweiten Kammer, Bürgermeister Ur. Haberkorn, dreimalige Hochs ausgebracht, in welche die Versammlung begeistert einstimmte. Nachmittags 4 Uhr fand sodann im Banketsaale unter Theil- nahme Sr. Majestät, sowie Ihrer königl. Hoheiten des Prinzen und der Frau Prinzessin Georg nebst Prinz Frie drich August und Prinzessin Mathilde große königl. Tafel statt, an welcher die Herren Staatsminister, die Mitglieder beider Kammern und die bei dem Landtage beschäftigten königl. Commissare theilnahmen. Se. Majestät der König ist am 2. März Vormittags von Dresden über Leipzig, Frankfurt a. M., Genf und Lyon nach Mentone abgereist. Bei der am 1. März in gemeinschaftlicher Sitzung des RatheS und der Stadtverordneten Leipzigs vollzogenen Wahl des Oberbürgermeisters der Stadt wurde Or. Georgi wieder und somit nun auf Lebenszeit gewählt. Am 23. Februar starb in Gohlis bei Leipzig im Alter von 76 Jahren Graf Hugo Neithard v. Gneisenau, der Sohn des Feldmarschalls und Besitzer der von diesem ge gründeten Majoratsherrschaft Sommerschenburg. In Crimmitschau fand am 1. März die feierliche Ver pflichtung und Einweisung des Bürgermeisters vr. Alfred Grundig statt. Die Brandcalamitosen in Adorf erhalten, wie jetzt von Vertretern der königl. Brandversicherungscommission fest gestellt worden ist, eine Entschädigung von ca. 75,000 M. In Chemnitz sieht sich der Rath genöthigt, ein besonderes Gebäude für zeitweilig obdachlose Familien zu errichten. Nach einer Nachricht des „Sächs. Post." soll man in der Nähe des Klosters Marienthal eine eisenhaltige Quelle aufgefunden haben. In Zittau hat der Straßenbau-Jnspector Fröhlich seine Frau, sein dreijähriges Kind und sich selbst vergiftet. Ein von ihm begangenes Vergehen wird als Motiv angesehen. Das kürzlich in Plauen i. V. verhaftete Frauenzimmer ist wieder freigelassen worden, da die Section ihres plötzlich verstorbenen Kindes keinen Anhalt dafür ergeben hat, daß der Tod desselben durch das Verschulden irgend Jemandes herbeigeführt worden sei. Deutsches Reich. Die vom Reichsanzeiger veröffent lichte Verordnung über das gewerbmäßige Verkaufen und Feilhalten von Petroleum, welche vom 24. Februar d. I. datirt ist, tritt mit dem 1. Januar 1883 in Kraft und bestimmt u. A., daß das zu verkaufende Petroleum mittelst des Abel'schen Probers auf seine Entflammbarkeit geprüft worden sein muß. Der preußische Volkswirthschaftsrath hat am 1. März die Generalbesprechung des Gesetzes wegen Abänderung der Gewerbeordnung und des Gesetzes, die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen betreffend, vorgenommen. Für Donnerstag stand die Ausfertigung von Staalsschuld- verschreibungen auf den Namen und die Anfertigung von Zündhölzchen aus weißem Phosphor auf der Tagesordnung, während für Freitag die Besprechung des Tabaksmonopols in Aussicht genommen war. Wie die „Köln. Ztg." hört, steht eine k. Verordnung über die den einzelnen preußischen Provinzen zustehenven Wappen und deren Farben in Aussicht. Bayern. Das königl. Handschreiben an das Staats ministerium, welches letzterem für sein treues Aushalten unter schwierigen Verhältnisse die wärmste Anerkennung des Königs ausspricht, hat begreiflicherweise große Sensation erregt. Die conservativ-clericale Majorität befindet sich der königl. Kundgebung gegenüber, deren ablehnende Haltung gegen die Beschlüsse der Kammermajorität keine Mißdeutung zuläßt, in peinlicher Rathlosigkeit. Es ist davon die Rede, dem König ein Mißtrauensvotum gegen das Ministerium zu überreichen, während Andere eine allgemeine Mandats niederlegung seitens der Majorität Vorschlägen. Hervor ragende Parteiblätter rathen übrigens dringend, die Sache nicht auf die Spitze zu treiben. Wie zuverlässig verlautet, ist das bayersche Ministerium, voran der Finanzminister, gegen das Tabaksmonopol. (In der badischen zweiten Kammer wurde von 28 Mitgliedern aller Parteien der Antrag gestellt, die Regierung solle ihre Vertreter beim Bundesrathe instruiren, gegen die Ein führung des Tabakmonopols zu stimmen.) Italien. Anläßlich des Jahrestages der Thronbesteigung empfing der Papst am 28. Februar die Glückwünsche des spanischen Botschafters und des Gesandten von Bolivia, Costa - Rica und Ecuador. Der Papst ließ 150 vollständige Betten und Unterstützungen an Arme in Rom vertheilen. England. Das Unterhaus erklärte am 28. Februar mit 242 gegen 29 Stimmen die Wahl des irischen Agitators Michael Davits in Meath, welcher sich zur Zeit in Haft befindet, für ungiltig. Wie die „Daily News" erfahren, hat der am Dienstag abgehaltene Cabinetsrath die an den Obersecretär für Ir land, Forster, gesandte Einladung des Oberhauscomitvs zur Untersuchung der Wirkung des irischen Landgesetzes, sich behufs seiner Vernehmung vor demselben einzufinden, er wogen und beschlossen, die Erlaubniß hierzu zu verweigern. Dänemark. Das Volksthing hat am 28. Februar mit 54 gegen 17 Stimmen die im Zulagebewilligungsgesetz auf geführten 11 Millionen Kronen verweigert. Abg. Berg er klärte hierbei in einem pathetischen Vortrage, das Volksthing protestire gegen die Weginterpretirung des Bewilligungs rechts; es weiche lediglich der physischen Gewalt. Sollte eine solche versucht werden, käme die Hilfe Wohl von anders wo (starke Hört's! von der Linken); der wahre Zustand sei, daß das Grundgesetz verletzt worden sei. Türkei. Bei dem am Montag in der deutschen Bot schaft zu Konstantinopel stattgefundenen Diner, welchem die Mitglieder der außerordentlichen preußischen Gesandtschaft und zahlreiche deutsche Würdenträger beiwohnten, toastete der Geschäftsträger, Botschaftssecretär v. Hirschfeld, auf den Sultan, Said Pascha auf den deutschen Kaiser. Die Rück reise der preußischen Mission sollte Ende dieser Woche erfolgen.