Volltext Seite (XML)
Börsenblatt f. d. Tlschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 39, 17. Februar 1916. liche Besonderheit als Ergebnis der Lösung ungewöhnlicher tech nischer Schwierigkeiten«. Trotzdem gelangt er zu dem Schluß: »Allerdings ist zuzngeben, daß auch eine "weniger strenge Be trachtungsweise, die die mit kleinsten Schriften gedruckten Büch lein der Elzeviere und anderer schon zu den mikroskopischen Drucken im eigentlichen Sinne rechnen möchte, nicht ohne weiteres, besonders nicht für den Standpunkt eines Spezialsammlers, ab zulehnen wäre, so daß nach solchem mehr subjektiven Ermessen dann auch die Psalmen Davids als ein mikroskopischer Druck angesehen werden könnten«. Entgegengesetzt dem ersten Gutachten erklärt er, daß die Buchgröße, das Format, zunächst kein Merkmal für die Bestim mung eines mikroskopischen Buchdrucks im eigentlichen Sinne sei. Er führt ferner aus, daß der Begriff eines mikroskopischen Druckes, ebenso wie der des Zwergbuches, des kleinsten Formats, im wesentlichen ein von der Sammlermode geschaffener ist, ebenso daß der Begriff überaus unklar und für eine Bestimmung ungeeignet sei. Eine einheitliche Terminologie habe sich nicht herausgebildet. Häufig finden sich in den Antiquariats-Kata logen die mikroskopischen Drucke und Bücher kleinsten Formats als gleichartig nebeneinander angezeigt. Aus diesem Grunde und aus dem ferneren, daß es ein all gemein anerkanntes autoritatives bibliographisches Handbuch Uber mikroskopische Drucke nicht gibt, ist es nur logisch, daß er zu folgendem Schlüsse kommt: »Welche Auslegung des Begriffs für den vorliegenden Fall vom Standpunkt des Altbuchhändlers aus als richtig erscheint, entzieht sich der Beurteilung durch dieses Gutachten«. Auch er kommt also zu einem non liquot, und gerade diejenige Frage wird nicht beantwortet, ans die es meiner Ansicht nach hier ankommt. Vielmehr erklärt er im Laufe des Gutachtens, daß »die Psalmen Davids bei der willkürlichen, me chanischen Auslegung des Begriffs mikroskopischer Drucke durch manche Händler und Sammler für den subjektiven Gesichtspunkt eines Sammlers oder Händlers immerhin noch als mikroskopischer Druck erscheinen könnten ,«. Freilich schränkt er dieses Urteil am Ende seines Gutachtens wieder dahin ein, daß er sein persönliches Empfinden dahin formuliere, daß er die Psalmen Davids nicht als mikroskopischen Druck in der eben angenommenen Bedeutung betrachten würde. Der Vortragende hat sich zu dem Punkte ungefähr fol gendermaßen geäußert: Aus den im Vorhergehenden auszugsweise gegebenen Gut achten eines hervorragenden Antiquars und eines hervorragenden Bibliophilen geht unter allen Umständen hervor, daß die Frage: Was ist ein mikroskopischer Druck? Was ist ein Buch kleinsten Formats? sich im allgemeinen nicht beantworten läßt, daß die Beantwortung vielmehr davon abhängt, welche Stellung man persönlich zu der Frage einnimmt, ferner ob man eine strengere oder weniger strenge Anschauung über die Größe oder Klein heit eines Buches hat. Bei einem Gebiet, das immerhin sehr beschränkt ist, wird es stets Sammler geben, die auch etwas größere Bücher, die ein strenger Beurteiler nicht zu den kleinsten Büchern zählen wird, ihrer Sammlung einverleiben, um sie um fangreicher werden zu lassen. Der eine Sammler wird nach der Größe des Formats gehen und danach eine Wahl treffen, der andere nach der Größe der Typen, wieder andere werden ihrer Sammlung ebensowohl Bücher kleinsten Formats, wie Bücher mit kleinsten Typen einverleiben. Endlich wird es Sammler geben, die ein Buch, ehe sie es ihrer Sammlung zuführen, daraufhin Prüfen, ob das Buch nicht, sei es hinsichtlich des Formats, sei es hinsichtlich der Typen, ein gewisses Maß überschreitet, das sie sich einmal für Bücher festgesetzt haben, die sie für würdig er achten, in ihre Sammlung ausgenommen zu werden. Der Anti quar seinerseits wird all diesen verschiedenen Anschauungen und Wünschen Rechnung tragen müssen und deshalb eher mehr als weniger Bücher diesem Sammelgebiet zuweisen. Die Wohl größte Sammlung dieser Art, die Salomonsche, zählt annähernd 269 Nummern, die Albert Brockhaussche zählte, wenigstens im Jahre 1888, aus dem der in meinen Händen befindliche Katalog herrührt, nur 98 Nummern. Eine Autorität auf dem Gebiete der kleinsten Bücher gibt es meines Wissens nicht. Auch die Frage, ob die Type oder das Format dafür maßgebend! 178 sei, daß ein Buch zu den kleinsten Büchern gehört, ist strittig. Was die Psalmen betrifft, so mißt der Satzspiegel 60/35 mm, wo gegen in dem Brockhausschen Katalog die ungefähr aus der gleichen Zeit herrührenden Bücher Nr. 8 Beza, gedruckt im Jahre 1584, 105,3/50 mm, Nr. 17 Oatnlluo, I>UA<1. Lat. 1603. 90,5/42,7 mm, Nr. 19 Liesro. Lmst. 1625. 61,3/33,4 mm, Nr. 27 plpiotot. IniAÜ. Lat. 1627. 71,9/32,8 mm groß sind. Da nun die in Frage kommenden Psalmen kleiner sind als das kleinste dieser 4 Bücher, die auch sämtlich ungefähr aus der selben Zeit stammen wie die Psalmen, so ist man berechtigt, die Psalmen den mikroskopischen Büchern zuzurechnen. Freilich, wenn man sich die Abbildungen der mikroskopischen Bücher, die Slater in seinem Handbuch für Büchersammler in 1 s S "Ido dtüe. .-Vlanu älmaose. ?sri8 1781. 6 di Ldrevtt (1615). 4 kloern Hokze door ^ Le ?eiit kijou des 5 38,5/22,5 mnr; n — 0,42/0,42 rnin natürlicher Größe gibt, ansieht, wird man die Psalmen von Lob wasser für recht groß halten. Die bei Slater angeführten klein sten Bücher messen zum Teil nur 18/14 mm, und der »illoom Hokjo äoor«, der 1674 gedruckt ist, ist nicht größer als der 4. Teil einer englischen Pennypostmarke. Auch die Ausgabe der vivina oom- moclia von Dante, die von Gnocchi in Mailand im Jahre 1850 ge plant war, aber erst viel später erschienen ist, inißt nur 37/22 mm. Meines Erachtens beweist dies aber nur, was aus dem Vor hergehenden, sowie aus den Gutachten hervorgeht, daß die An schauungen darüber, welche Bücher zu den mikroskopischen ge rechnet werden können, sehr weit auseinandergehen, und daß mit autoritativer Sicherheit kein Mensch behaupten kann, dieses oder jenes Buch sei oder sei nicht ein mikroskopisches. Dazu kommt noch, daß von seiten der Sammler und Antiquare im allge meinen kein Unterschied gemacht wird zwischen »Büchern klein sten Formats« und »mikroskopischen Drucken«.