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Kleine Mitteilungen. Deutsche Kuusthändler-Gilde. (Vgl. 177 und 181.) — Herr Arthur D obsky-Stuttgart schreibt uns: Von einer Reise zurück- gekehrt, finde ich im Börsenblatt vom 1. August den Appell, den der erste Vorsitzende der Kunsthändler-Gilde Arnold Spieckermann an seine Standesgenossen erläßt. Das Sorgenkind einiger Männer, die es ernst meinen mit ihrem Berufe, und als deren eifrigster und zielbewußtester Vorkämpfer Spieckermann an der Spitze steht, soll vor einem langsamen, aber sicheren Tode bewahrt werden. Mit kraftvollen Worten und dem ehrlichen Willen, das schwankende Schifflein der Gilde noch einmal in einen sicheren Hafen zu leiten, wird hier an das Ehrgefühl und das Standesbewußt- sein der Kunsthändler appelliert, die in unglaublicher Weise bisher gleichgültig zur Seite standen und die Organisation für höchst überflüssig hielten. Es ist sicher, daß durch die Spalten des Börsenblatts nicht allzuoft ein solch frischer Wind geweht ist wie in diesen Zeilen, die mit unverblümter Deutlichkeit die Dinge sagen, wie sie sind. Es ist aber auch zu hoffen, daß die Kunst händler, die, wie es in dem Aufruf so schön heißt, gern und mit Nachdruck sich Bevorzugte des deutschen Kaufmanns standes nennen, angesichts dieser kräftigen Aufrüttelung aus ihrer Gleichgültigkeit aufwachen und sich endlich ein- mal auf die Pflicht besinnen, die die Schuster und Schneider schon längst erfüllt haben. Es kann hier nicht der Ort sein, noch einmal zu wiederholen, was in dem Aufruf in lapidarer Kürze ausgedrückt ist. Aber es dürfte wohl am Platze sein, die deutschen Kunsthändler daran zu erinnern, diesen Auf ruf noch recht oft zur Hand zu nehmen, um sich endlich zu dem Entschluß durchzuringen, der ihnen zukommt und sie nur ehren kann; nämlich nach München zu reisen und dort an der Wieder erstehung ihrer Berufsorganisation teilzunehmen und ihr für die Zukunft ein dauerndes, segensreiches Dasein zu sichern. Verein Karlsruher SortimeutSbnchhandler. — Am 24. Juli fand die Hauptversammlung des Vereins Karlsruher Sortimentsbuchhändler statt. Zwei Jahre besteht jetzt der Ver- ein, dem sämtliche Karlsruher Firmen seit der Gründung ange- hören; monatlich einmal versammeln sich seine Mitglieder, um allgemein interessierende Fragen zu besprechen. Es hat sich ge zeigt, daß es von großem Wert ist, wenn alle Angelegenheiten den Behörden und dem Publikum gegenüber vom Verein aus erledigt werden, und vieles ist in den zwei Jahren auch schon erreicht worden. Um einiges zu erwähnen, sei mitgeteilt, daß ein Verzeichnis sämtlicher Karlsruher Schulen und Behörden aufgestellt und ge druckt wurde, mit welchem Rabatt an diese geliefert werden darf; ferner wurde ein Preisaufschlag auf sämtliche Zeitschriften fest gesetzt; zu Weihnachten und Ostern sind gemeinsame Inserate in der Tagespresse erschienen, in denen dem Bezug von auswärtigen Firmen entgegengewirkt und auf das Buch als bestes Geschenk hingewiesen worden ist. — Beim Fremdenverkehrsverein wurde erreicht, daß alle Publikationen, zum Teil mit angemessenem Rabatt, den Buchhandlungen geliefert werden. Anfangs dieses Jahres ging an sämtliche Behörden ein Schreiben ab, worin um Vergebung aller Aufträge am Platze ersucht wurde. — Von Erfolg war ferner das Bemühen, die Schulbücherlieferung für bedürftige Schüler (im Betrage von mehreren tausend Mark), die seither in den Händen eines Papiergeschäfts war, zu erhalten. — Ebenso konnte unser Verein bei der Preisfestsetzung der neuen Ausgabe des badischen Gesangbuches seinen Wünschen Geltung verschaffen, so daß jetzt das rohe Exemplar um mehr als die Hälfte billiger geliefert wird, als ursprünglich angesetzt war. Der Besuch der Versammlungen war stets ein recht reger und beweist, daß unsere Mitglieder gern nach des Tages Last und Hitze die Gelegenheit benutzen, ihre Meinungen aus zutauschen; und wenn nach Schluß der Beratungen in der Regel noch vom Senior die Aufforderung ergeht, nun noch »überm Gass'l« beim braunen Trank ein Stündchen zu plaudern, so folgen meistens alle Kollegen diesem Rufe, um den Erzäh- lungen des jugendfrischen »Alten«, der als eifriger Wandersmann und Bergsteiger so anregend zu erzählen weiß, zu lauschen. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurden gewählt: Herm. Flügel (Ev. Schriftenverein), Vorsitzender, K. Rehfeld (I. Linck's Buchh), Schriftführer, H. Helbing (W. Jahraus Buchh.), Kassierer. Beförderung von Klischees zum Porto für Ware«, probe«. — Wie die Zeitschrift »Handel une Gewerbe« mitteilt, richtete der Handelsvertragsverein am 17. Juni an den Staats sekretär des Reichspostamts eine Eingabe, in der er beantragt, die bisherige Ausschließung der Klischees von der Versendung als »Warenproben« aufzuheben und auf der bevorstehenden Tagung des Weltpostkongresses zu Madrid für gleichartige (Nach behandlung auch in den übrigen Weltpostvereinsstaaten einzutreten. In derselben Richtung bewegt sich auch ein Schreiben der Handels kammer zu Mannheim vom 1. Juli an den Deutschen Handelstag, in dem ausgeführt wird: »Die Verwendung von Klischees im Geschäfts leben ist heutzutage noch vielfach dadurch erschwert, daß es wegen der tarifarischen Behandlung durch die Post nicht möglich ist, sie in der Weise zu verwenden, wie sie den betr. Firmen den größten Vorteil bieten. Bekanntlich sind Klischees von der Versendung als Warenproben oder Drucksachen ausgeschlossen. Ein Versand als Post paket ist sowohl in Europa als besonders nach überseeischen Ländern deswegen nicht angebracht, weil dann häufig die Portokosten das Vielfache des Wertes der Klischees ausmachen und außer dem auch die Reisezeit von Postpaketen gewöhnlich sehr lang ist. Wird das Klischee aber einer größeren Sendung beigepackt, so be steht immer die Gefahr, daß es bei der Verzollung heraus fällt und verloren geht. Abgesehen davon, ist den Kunden nicht damit gedient, das Klischee erst mit der Ware zu erhalten. Um z. B. den Absatz von Waren richtig vorzubereiten, muß vor Eintreffen derselben mittels Veröffentlichung der Klischees Reklame getrieben werden, so daß ein Teil der Ware bereits vor Eintreffen derselben verkauft ist. Heute erfolgt die Über lassung der Klischees meistens leihweise und nur vorübergehend zur Herstellung von Katalogen und Reklamedrucksachen. Selbst- verständlich weigern sich diejenigen Abnehmer, die z. B. einen Spezialverkauf arrangieren, die Kosten für die Übersendung der Kli- schees zu tragen. Den Interessen der Produzenten und Exporteure wäre damit am besten gedient, wenn die Post die Klischees als Warenproben, zu denen ja alle beliebigen Gegenstände unter 350 x Gewicht zählen und die einen dem Pakettarif gegenüber wesentlich ermäßigten Transporttarif genießen, behandeln würde, zumal Klischees in vieler Hinsicht als Ersatz von Drucksachen angesehen werden können. Der Drucksachentarif hätte gegenüber dem Warenprobentarif noch den Vorteil, daß auch größere, über 360 x wiegende Klischees billig und rasch versandt werden könnten. Wir bitten fden Deutschen Handelstagj, diesen Gegenstand der Verkehrskommission zur Beratung zu übergeben.« Der Deutsche Handelstag erwiderte der Handelskammer zu Mannheim am 11. Juli folgendes: »Der Deutsche Handelstag hat diese Angelegenheit bereits im Jahre 1S08 behandelt. Die Kom mission betr. Verkehr sah am 24. Januar 1S08 von einer Unter, stützung des Antrags der Handelskammer zu Rottweil, Klischees als Warenproben oder als Drucksachen zu befördern, ab, sprach sich hingegen dafür aus, daß Klischee- im Gewicht von 250 bi- 1000 x zum Paketportosatz mit der Brief- und Druck sachenpost befördert würden. Der Ausschuß des Deutschen Handelstages sprach sich am 2. Juni 1908 dafür aus, daß Klischees besonders schnell befördert würden. Der Staatssekretär des Reichspostamts lehnte am 1. Juni 1910 den Antrag, Klischees besonders schnell zu befördern, im Hinblick auf die zu erwartenden unabsehbaren Reklamationen, ab.« In bezug auf die Eingabe des Handelsvertragsvereins (siehe oben) richtete die Handelskammer zu Villingen am 18. Juli an den Deutschen Handelstag folgendes Schreiben: »Im Interesse der im Bezirk unserer Kammer ansässigen Uhrenindustrie, Musik- Werkeindustrie und Werkzeugmaschinenindustrie würden wir es begrüßen, wenn auch der Deutsche Handelstag die vorstehende Frage in der nächsten Sitzung der Kommission, betreffend Verkehr zur Beratung bringen würde. In den genannten Industrien werden Klischees immerfort leihweise an die Kund schaft (Händler), die ihre Kataloge danach herstellt, abgegeben. Den einzelnen Betrieben erwachsen durch die Versendung der Klischees als Postpakete erhebliche Portounkosten. Auch in anderen Industrien (wie z. B. in der optischen Industrie, der Maschinenindustrie u. a.) werden jedenfalls ähnliche Verhältnisse 1194*