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8720 Nichtamtlicher Teil. -G 105, 7. Mai 1901. Satz umschrieben werden können; eine genaue Wiedergabe des Sinnes des französischen Wortes mit einem Worte ist nicht all gemein, wenn überhaupt, eingeführt. Manche Bezeichnungen von Schriftgattungen, wie z. B. Bourgeois oder Borgis, oder Metteur, Vignette u. a., dürften sich noch lange halten. Aus dem Englischen stammen nur drei Namen von Schrift gattungen, aus dem Italienischen auch nur etwa drei. Denn warum »Tafel« erst auf dem Umwege über das italienische »ts-vola. anstatt geradeswegs vom lateinischen »tabula.« abgeleitet werden soll, ist nicht recht ersichtlich. Auch die Bezeichnung -horierter« oder -horrierter« Buchstabe für einen mit zierlicher Einfassung versehenen, und die Ableitung vom italienischen orrsvols — ono^svols, rühmlich, ehrenvoll, dürfte anfechtbar sein. Näher liegt es, bei horiert an die mit den zierlichsten, teilweise kostbarsten Anfangsbuchstaben versehenen katholischen Stunden- Singbücher, Horarien, abgeleitet vom lateinischen bora, zu denken. Uebrigens wurden die Horen, die Göttinnen der Jahreszeiten, bekränzt und mit charakteristischen Gaben der Natur ausgestaltet dargestellt. Unter den rein deutschen Worten der Druckersprache befinden sich viele alte Ausdrücke, die teils auf das genossenschaftliche Leben der Buchdrucker, teils auf die Berufstätigkeit derselben Bezug haben, so »Abtritt«, ein zeitweiliges Rücktreten aus der Genossen schaft bis zur Aufdeckung der Wahrheit über Anschuldigungen oder Streitigkeiten, Anredetag oder Sagetag, der vierzehnte Tag vor Ablauf des halben Meßjahres, an dem ein neuer Gehilfe von seinem Herrn angeredet wurde oder nicht, worauf er bleiben durfte oder gehen mußte, u. s. w. Von mehreren dieser alten Ausdrücke ging die ursprüngliche Bedeutung den Buchdruckern ebenso verloren, wie es mit einigen aus dem Lateinischen stammenden Worten der Fall war, und zwar schon seit langer Zeit. So leitet Hager im achtzehnten Jahrhundert Hofrecht oder Hoferecht, weil es damals Hofferecht geschrieben wurde, von hoffen ab; Schweizerdegen, das Wort, über dessen Entstehung viel geraten worden ist, leitet er von dem angeb lich zweischneidigen Degen der alten Schweizer ab, während Degen wohl im veralteten Sinne von junger, tüchtiger Gehilfe aufzufassen sein wird, und Schweizerdegen dadurch entstand, daß solche Buch drucker, die sowohl zu setzen als zu drucken verstanden, vielleicht zuerst aus der Schweiz zu uns gekommen sind. Der Ausdruck fehlt übrigens bei Heichen. Besonders stark entwickelt ist der Humor in der deutschen Druckersprache, wenigstens machen viele ihrer Ausdrücke auf den Laien den Eindruck, als müßten die Drucker ein lustiges Volk sein. Bei den Setzern giebt es fast alle Tage »Hochzeit« und »Leichen«, d. h. der Setzer setzt ein Wort oder eine Zeile doppelt, im anderen Falle hat er Worte unterschlagen, die nachträglich eingebracht werden müssen. Der Buchstabe hat -Fleisch-, manchmal viel Fleisch, d. h. es entsteht beim Abdrucke weißer Raum, er hat einen -Kopf-, d. i. der obere Teil mit dem Typenbild, dieser Kopf hat ein »Auge«, das Vuchstabenbild in der Matrize, und einen »Bart«, d. h. beim Gießen ausgeschlossenes Metall, das weggeschnitten werden muß. Er hat auch einen -Fuß«, d. i. der untere Teil der Letter, an dem sich der Gießzapfen befindet, und der Fuß wandert sogar manchmal -mit gewichsten Schüben«, d. h. mit Farbe überzogen, in den Kasten zurück. Und dem »Auge« fehlt nicht die -Brille«, d. h. an der untersten Zeile der Kolumne kommt beim Abdruck der Abguß von den Buchstaben mit. Die aus Metall gefertigte Setzlinie hat ein -Ohr«, d. h. an beiden Seiten oder nur an einer springt ein Teil vor, das Setzschiff hat eine »Zunge«, die auf dem Boden desselben befindliche zweitePlatte, das Gießinstrument hat eine-Kehle-, manche Bücher haben einen — »Arsch», Verdeutschung von Finalstock, der kleinen Verzierung, die am Ende mancher Bücher angebracht ist. Und so weiter. Das Tierreich lieferte der Druckersprache den »Esel«, das Gestell an der Presse zum Tragen des Druckpapieres, den -Hering«, verunstaltet aus dem französischen öaravxue, An sprache, Verweis, »Zwiebelfische«, d. h. zusammengefallene Stücke Satz, »Frösche«, »Schlangen«, -Fliegenköpfe« u. a., und das Pflanzenreich lieferte u. a. -Sauerkraut-, d. h. vorberechneten, aber noch nachzuholenden Satz. Diese Proben werden genügen, um zu zeigen, daß die deutsche Druckersprache ganz eigentümlich zusammengesetzt ist und es ver dient, von denen gekannt zu werden, die geschäftsmäßig mit Er zeugnissen der Druckkunft oder mit den Druckern selbst zu thun haben. Kleine Mitteilungen. Urheberrecht an Werken der Litteratur und derTon- kunst. — Der heutigen Nummerndes Börsenblattes liegt eine Beilage bei mit dem Text des Gesetzentwurfes über das Urheber recht an Werken der Litteratur und der Tonkunst, wie er aus der dritten Beratung des Reichstags hervorgegangen ist. Vortrag. — Am 9. d. M. wird Herr Fritz Schauer, Ver treter der Firma Leopold Jastrow, Fabrik von Zink- und Kupfer platten in Berlin 0., im Donnerstagsklub Berliner Buch händler einen Vortrag halten über: -Die Herstellung und Ver wendung plangeschliffener Zinkplatten für photozinkographische Zwecke, sowie von Kupferplatten für Autotypie, Kupferstich und Radierung.« Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. Leipzig, 5. Mai 1901. 1. Tafel-Karte zum Cantate-Festmahl. 2. Musikfolge, Weinkarte, Speisenfolge, zusammen in einem Heftchen mit Abbildung. Druck von W. Vobach L Co. in Leipzig. 3. Feuchtfröhlicher Liederkranz für meßvergnügte Buchhändler (Tafellied). VII. Heft. Von O. H. in W. Cantate 1901. kl. quer-8°. 16 S. 4. Tafellied zu Ehren der Post mit Zugabe des Buches »Der kleine Stephan« Bd. 1. Dresden, Verlag von Gerhard Kühtmann. 5. Damenspende »Für Muttern«. Ein Riechkissen in Karton, gestiftet von W. Vobach L Co. in Leipzig. 6. Buchhändler-Notizbuch. Dem deutschen Buchhandel zu geeignet von den Vereinigten Dampf-Buchbindereien Baum bach L Co. Leipzig G. m. b. H. Lith. u. Schnellpressendruck von Emil Gerasch in Leipzig. In feinem Einband. 7. Notizblock, in feinem Celluloid-Einband von E. A. Enders, Buchbinderei in Leipzig. Papier von Ferd. Flinsch, G. m.b.H., in Leipzig und Berlin. 8. Kalender 1901, in feinem Einband, ihren verehrten Ge schäftsfreunden gewidmet von der Berliner Buchbinderei Wübben L Co., G. m. b. H., in Berlin 8W 48, Wilhelmstr 9. 9. Führer durch das Deutsche Buchgewerbehaus zu Leipzig. Den Besuchern des Cantatefestes 1901 ergebenst überreicht vom Deutschen Buchgewerbeverein zu Leipzig. 8°. Mit vielen Abbildungen. 10. Ausgabe der Musik-Woche Cantate 1901. Lex.E Text licher Teil. 8°. Musikalien-Teil. Kantate- u. Buchhändler- Lieder 29 S. In feinem Einband von der Dampfbuch binderei-Aktiengesellschaft vorm. F. A. Barthel in Leipzig. 11. Cantate-Mappe 1901 zur Unterbringung der Festgaben, ge stiftet von der Dampfbuchbinderei-Aktiengesellschaft vorm. F. A. Barthel in Leipzig. Oa-ta-loKUS ok eritiea.1 sckitiova ok Orselc a-nck Uativ classica-I biator^, litlsraturs anä art. Oatalo^us 8r. UXXIV 1901) ok L. 8. LlaekuvsII iv Oxkorä. 8". 41 8. 1492 8rv. ZO^" 870^»^^ von ä.. kauvselcor in LlaZonkurt. Konkurs. — Wie wir erfahren, ist über die Firma Anton Goetze im Haag, Praktizijnshoek 5, Konkurs erklärt worden. Der ä.ävoeaat sn Uroeureur Mr. P. D. Fortuyn ist zum Kon- Ausstellungen im Deutschen Buchgewerbehause zu Leipzig. — Im Erdgeschoß des Deutschen Buchgewerbehauses zu Leipzig ist zur Zeit die Ostermeß- und Jahres-Ausstellung des Deutschen Buchhandels mit etwa 4000 Bänden neuer Veröffent lichungen zur Schau gebracht. An diese schließt sich eine Schwarz- Weiß - Ausstellung der Verlagsbuchhandlung Fischer L Franke, Berlin, mit etwa 700 Originalzeichnungen namhafter Künstler. Im dritten Stockwerk sind hübsche Accidenzen, Buchumschläge und Plakate dänischer Herkunft, englische, amerikanische, holländische Bucheinbände, moderne Bucheinbände aus F. Volckmars Barsorti ment, Originalzeichnungen und andere Sehenswürdigkeiten aus gestellt, die der Aufmerksamkeit der Fachmänner würdig sind.