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gemäß die Billschen Kataloge der englischen Bücher korrekter sind als die von Draudius. Es ist mir gelungen, verschiedene der recht verstümmelten Titelangaben zu vervollständigen und auf ihren Urverleger zurückzuführen, nicht wenige der eng lischen Bücher wurden der Einfachheit halber unter den die Messe besuchenden Buchhändlern aufgeführt. Seit der Spirgatisschen Arbeit sind auch mehrere der anscheinend verschollenen Wecke aufgetaucht und teils im Britisch Nussum, teils in der Loälsian Indrar^ zu finden, so z. B. Nr. 26 und 27 seiner Liste, um eins der interessan testen herauszugreifen Vielleicht werde ich später Zeit zu einer ausführlicheren Ergänzung des Spirgatisschen Artikels finden. Mehrere der bedeutendsten Verleger kamen regel mäßig zur Messe. Interessant ist auch die Mitteilung über einen Buchbinder in Eton, der stets die Hände voll Arbeit hatte, seiner Ge schicklichkeit wegen, und dabei stets auch voll vom Biere war. Meist wurden die Buchbinderarbeiten den ausländischen Einbänden nachgeahmt, während jetzt in England, wenn nicht die besten, jedenfalls recht solide Einbände hergestelll werden. Da die Inhaber von Druckprivilegien natürlich auf den Absatz ihrer konkurrenzlosen Waren bedacht waren, so wurde bestimmt (1549), die Bücher nicht über einen gewissen Preis zu verkaufen, ebenso wie man jetzt nach unten die Grenze festsetzt oder festzusetzen sucht. Dadurch wurde eine anonyme Schrift 1641 heroorgerufen, die sich betitelt Sointilla, or u lischt brokgn tvto äarlr IVürschousss und die sich in heftigem Tone gegen die künstlich in die Höhe geschraubten Laden preise richtet. Das Englische Gebetbuch kostete 1549 2/2 und gebunden 3/8. Ein 4to-Band von 360 Seiten kostete ungefähr 2/6 (2.50) — Fl (20.40) jetziger Währung. Die Erstfolioausgabe Shakespeares hätte 14/— kosten sollen, wurde aber zu F 1 verkauft. Den Hauptabsatz — abgesehen von Bücherliebhabern, die persönlich die Regale der Buchhändler durchstöberten — bildeten die Märkte und Messen, deren Anfänge bis ins frühe Mittelalter zurückgehen. Im Jahre 1557 gab es mit Ausnahme von Norwich, wo ein gewisser A. de Solampne holländische Bücher für die Rkfugiös drucken durfte, keine Druckereien außerhalb Londons. Von 1522 bis 1582 wurde weder in Cambridge noch in Oxford gedruckt, in letzterer Stadt sogar erst zwei Jahre später. Em interessantes Verzeichnis der zeitgenössischen Literatur bildet das Jnventarium des Robert Gourlaw vom Jahre 1585, das 6 Seiten umfaßt und in Lannantzrns NisoeUan^ abgedruckt ist. Vielleicht trägt dieser Artikel dazu bei, daß mancher die sehr lesenswerte Beschreibung des Mr. Aldis, der bis auf die Beziehung zur Frankfurter Messe ein recht klares und anschauliches Bild der damaligen Verhältnisse gibt, lesen wird. Das nächste Kapitel in dem Bande handelt von den Bibliotheken. Mancher wird wenigstens dieses Kapitel noch lesen, falls ihm die Zeit fehlt, das ganze Buch zu lesen Die ausführlichen Bücherverzeichnisse am Schluß jeden Ab schnitts werden neue Anregung zu weiteren Studien geben Oxford. Robert Jahn. Alte Farbenkupferstiche. Da alte Farbenkupferstiche zurzeit wieder guter Nachfrage begegnen und hohe Preise erzielen, so beschäftigen sich auch ver schiedene Künstler heute wieder gern mit dem Farbenkupferstich und mit der sarbigen Radierung. Die folgenden Ausführungen über die Anfänge des Kupferfarbendruckes dürften deshalb einiges Interesse haben schon deshalb, weil man den Farbenkupferstich mit einigem Rechte als den Vorläufer des heutigen Dreifarben druckes bezeichnen kann. Farbige Radierungen oder Kupferstiche werden hergestellt, indem man sie entweder von mehreren Platten druckt, von denen eine jede für den Druck einer Farbe oder auch mehrerer Farben vorbereitet ist, oder indem man sie von einer zu diesem Zwecke eigens hergestellten einzigen Platte druckt, mit deren Hilfe alle Farben zugleich gedruckt werden können, oder indem man eine Platte benutzt, von der die einzelnen Farben in bestimmter Reihenfolge gedruckt werden Diese verschiedenen Verfahren lassen sich übrigens in mannigfaltiger Weise miteinander ver binden. Wer Näheres über die Technik der farbigen Radierung und des Farbenkupferstichs, über den Druck der einzelnen Blätter, über das zu wählende Papier usw. zu erfahren wünscht, sei auf das im vorigen Jahre bei Karl W. Hiefiemann in Leipzig er schienene Werk von V. Preissig: »Zur Technik der farbigen Ra dierung und des Farbenkupferstichs« verwiesen. Auch »Der Kupferstich« von Fr. Lippmann (Berlin 1905) bringt eine kurze Darstellung der Technik und Geschichte des farbigen Kupferstichs. Der holländische Maler Pieter Lastmann (1583-1633, soll bereits um 1626 bunte Kupferstiche durch libereinanderdruck mehrerer Platten erzeugt haben. Ein anderer Holländer, Herkules Seghers (1589 bis um 1650), suchte bei seinen Radierungen der Kupferplatte neue, bisher ungekannte Wirkungen abzugewinnen. Er druckte seine Blätter nicht schwarz, sondern farbig (blau, braun und grünlich) auf getöntes Papier und gab den einzelnen Abzügen durch allerlei Kunstgriffe das Aussehen wirkungsvoller Farbenskizzen. Versuche im Druck farbiger Stiche, die wirklich als solche angesehen werden können, machte um 1680 der Maler und Stecher Johannes Teyler in Nimwegen, der Drucke von einer Platte nahm, deren gestochene Linien sorgfältig mit verschiedenen Farben eingefärbt waren. Seine Farbstiche sind im Britischen Museum zu sehen, wo sie in ihrer ganzen Mannigfaltigkeit in einem interessanten und unbedingt einzigen Bande gesammelt sind, den Teyler, nach dem zierlich gestochenen Titelblatt zu urteilen, offenbar als »Opus T^poochroiuatiouin« zu veröffentlichen beab sichtigte (siehe: OIck Ln^Iisch Oolour Prints. Text dx AÄloolm 0. Lalawan. Bckitsck l>v Obarlss Holms. IVitü 40 eoloursck plntss iVl, 42 p.). N651IX. Oküoes ok »Tds Ltuäio«, llonäon, Paris anck Xsv XoM). In Amsterdam nahm um das Ende des siebzehnten Jahrhunderts der 1645 in Elberfeld geborene Stecher und Kunst verleger Peter Schenk (gest. um 1715) den Druck von Farb stichen auf. Der Erfinder des eigentlichen Farbenkupferdrucks, also des Drückens mit mehreren Kupferplatten, ist Jakob Christoph Le Blon, der 1719 mit seinen »Gedruckten Gemälden« hervortrat. Le Blon war 1667 in Frankfurt a. M. geboren, lernte eine Zeitlang malen und stechen bei Konrad Meyer in Zürich, war dann im Atelier von Carlo Maratti in Rom tätig, wohin er 1696 mit dem französischen Gesandten Martine; gegangen war. Sein Studium daselbst scheint aber ebenso planlos wie sein Leben gewesen zu sein Le Blons Freund Overbeck erkannte indessen, daß die in Le Blon schlummernden Talente bei angestrengtem Fleiße sich entwickeln würden, und wußte Le Blon 1702 zu bewegen, sich in Amsterdam als Miniaturmaler niederzulassen. Die kleinen Ge mälde, die Le Blon hier für Dosen, Armbänder, Ringe usw. an fertigte, verschafften ihm Ruf und Gewinn. Die winzige Arbeit schädigte jedoch das Augenlicht Le Blons, weshalb er sich der Porträtmalerei zuwandte. Dann kam ihm um 1710 der Gedanke, Ölgemälde durch farbigen Kupferdruck wiederzugeben. Zunächst versuchte Le Blon mit Erfolg versprechendem Ergebnis die Wiedergabe eigener Ge mälde und machte sich dann an die Nachahmung von Bildern italienischer Meister, deren Farbengeheimnisse er unter Marattis Einfluß kennen gelernt hatte. Le Blon benutzte zur Herstellung seiner Farbenstiche je drei bis fünf Platten, die er meist in Schabkunst, zuweilen in Stich und Radierung ausführte; mitunter vereinigte er verschiedene Arten der Technik miteinander (siehe Lippmann, Kupferstich, Berlin 1905). Die Platten waren für dasselbe Blatt sämtlich von gleicher Größe. Auf der ersten Platte war alles graviert, was im fertigen Bilde gelb sein oder Gelb enthaltende Misch töne zeigen sollte; auf der zweiten Platte alles, worin Blau, auf der dritten Platte alles, worin Not erscheinen sollte. Grün wurde durch Überdrucken von Blau aus Gelb, Braun z. B. durch Kombi nationen von Rot und Gelb usw. erzeugt. In der Zusammen- 103*