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V o i g t l ä n d i s ch e r Anzeiger. i. Stück. Plauen, Sonnabends den 4. Januar 1812. Ein heiterer Blick auf unsre Zeit. Statt des Neujahrwunsches auf 1812. Wünsche, wenn auch aus dem redlichsten, liebenbsten Herzen kommend, sind doch immer nur die niederschlagenden Zeugen unsrer Schwäche. Sie ändern nichts im grossen Plan, den eine ewige Weisheit anlegte; ja sie schaden sogar dann, wenn sie Hoffnun gen aufregcn, deren Nichterfüllung am Ende desto schwerer aufs Herz fällt. Besser daher, iin jeder Lebenslage sich stets die Lichtseite auf- zusuchen, woran es denn doch nie ganz fehlt. Zufriedenheit und Ermannung sind der Lohn. Es war immer das Loos der Gegenwart, durch die Erinnerung aus der Vergangenheit und die Erwartungen von der Zukunft in Schatten gesetzt zu werden, und so geht es denn besonders auch unsrer Zeit. Man müß te sie gar nicht kennen, wenn man behaupten Wollte, daß sie frei von Uebeln wäre, aber welche Zeit war dies je? Oder wer kann be weisen, daß es nie eine schlimmere gegeben K»be? Schatten und Licht hatte von jeher jede; bald des einen Mehr, des andern weni ger; aber nie ganz ohne eins oder das andre. Und Gott Lob! auch unsre Zeit hat noch ihr Licht, und dies zu kennen, ist der einzige Weg zur Zufriedenheit. Der Krieg, welcher eine Reihe Jahre hin durch Europa und besonders Deutschland ver heerte, ist vorüber, und dicWundcn, welche er schlug, werden mit der Zeit vollends ver narben. Wo sein Feuer noch wüthet, ist cS dem Verlöschen schon sehr nahe, und einen neuen anzufachen, wird der feindseligen Po litik wohl nicht gelingen. Nur einer wird und muß bleiben, der Krieg des Continents gegen die Tyranninn der Meere. Daß diese» Krieg und die zu dessen glücklicher Führung und Vollendung nöthig gewordene Handels sperre für Manche Nachthcil habe, ist unver meidlich, aber weit mehrer» bringt er auch Gewinn. Daß keine Ausfuhr des Gctraides und der rohen Stoffe nach England mehr statt findet/