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4Z. Stück. Sonnabends den 22. Oktober iZotz. Wie wird es werden? Dieß ist die Frage, die sich jetzt unaufhör lich hören läßt. Niemand ist so stumpfsinnig, daß er nicht zu wissen wünschte, welchen Erfolg die jetzigen Acitumstände für das Menschenge schlecht, seine Eultur, seine Moralität und sei nen Wohlstand haben werden. Die Linde des Vorurtheils ist zerrissen. Man sieht ein, daß in der Welt nichts besteht, als was durch Talente und Einsichten erhalten wird, daß nichts auf Dauer rechnen kann, als was der Weis heit huldigt, und daß die Menschen weder so moralisch gut, ivie zu wünschen wäre, noch so böse sind, wie Mancher sie ausschreit. Die Gegenwart prägt kräftig die Lehre ein, daß. Energie und Festigkeit des Charakters, Muth und Entschlossenheit des Geistes dem Privat manns und dem Regenten unentbehrlich sind, und daß, wenn Individuen und Nationen beste hen sollen, sie auf ihre eigenen Kräfte und ihre eigenen Einsichten fußen müssen. Wie wird es mit der Cultur des Menschen geschlechts werden? Die Noth ist die Mutter der Erfindungen, aber auch die kräftigste Er zieherin der Menschen. Wer nicht zu Grunde gehen will, der muß Gebrauch von seinen Kräf ten machen. Wen nicht der Sturm der Zeit zerschmettern soll, der muß sinnen und trachten, wie er sich rettet. Alles drängt und treibt jetzt den Menschen, damit er mündig werde; Elend und Gefahren umlagern ihn, und Rettung fin det er nur in seinem Verstände und in seinem Willen. Er ist daher gezwungen, sich trotz al, ler Hindernisse, die sich ihm entgegenstellen, auszubilden. Alles kann verloren gehen, nur nicht die Geschicklichkeiten, die er sich erworben hat; ihm kann alles geraubt werden, nur nicht die Kraft und die Entschlossenheit seines Geistes. Die mächtige und furchtbare Zeit erzieht jetzt bei Tag und bei Nacht an den Menschen, und zeigt ihnen in fürchterlichen Beispielen, daß irdische Größe, die bloß der Zufall oder die Geburt aus- theilt, in Staub getreten wird, und daß nur das Talent und die Einsicht sich hebt. Ein mächtiges Treiben und Ringen nach Kenntnissen muß das Resultat einer Gegenwart seyn, die so fürchterlich an das Unbeständige aller menschli chen Dinge mahnt. Wie wird es mit der Moralität der Men schen werden? Im Genüsse sinnlicher Freuden schwächte man bisher den Körper, entnervte den