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Die Türken und die Spauier scheinen äußerlich kalt und apathisch zu seyn. Setzt sie aber eine Leidenschaft in Bewegung, so wird alles Leden und Lhätigkeit an ihnen. Die hef tigste Gluth verzehrt sie; — ihr Haß und ihre Rachsucht kennt alsdann keine Grenzen. Unter dieser scheinbaren Kälte ruht der Quell des kräf tigsten Lebens. A Beide sind fanatisch für ihren religiösen Glauben eingenommen, für den sie alles aus zuopfern im Stande sind. Der religiöse Fana tismus macht sie zu den tapfersten Völkern; sie scheuen weder Gefahren, noch fürchten sie den Tod, sobald sie in eine religiöse Exstase versetzt sind.. Solche Epochen sind die Mutter der größ ten Thaken,-und es ist gefährlich, ein Volk, das einer solchen glühenden Leidenschaft fähig ist, zu reizen, weil es seiner Wuth alles zum Opfer bringt, was nicht mit ihm übereinstimmt. Die Spanier sind eben so eifersüchtig als die Türken. Nichts als Blut löscht die Wach aus, welche Untreue in der Ehe erregt. Die Eifersucht raubt ihnen alle Besonnenheit und versetzt sie in die größte Raserei. Beide Völ ker bewachen daher das weibliche Geschlecht sehr sorgfältig, und können den Gedanken nicht er tragen, daß sie mit jemand ein Gut theilen sol len, das ihnen allein angehört. Obschon beide Völker trag und faul find, und den Ackerbau vernachlässigen, so sind sie doch der größten Anstrengungen fähig, sobald sie die Roth oder irgend eine Leidenschaft treibt. Sie können Strapatzen ertragen, welche kein anderes Volk aushält. Sie besitzen einen ge waltigen Fonds von körperlichen Kräften. In Constantinopc l findet man Menschen, wo von ein Einziger Lasten fortlragt, wozu ander wärts zwei bis drei erforderlich sind. Beide Völker leben außerordentlich mäßig. Wenn derSPanier etwas Brod und Zwiebel» nebst Wasser hat, so ist er nicht bloß zufrieden, sondern bleibt auch munter und stark. Türki- sehe Soldaten haben oft Lebensmittel auf nenn Loge bei sich, die in weiter nichts, als in et was Neis und Zwieback bestehen. Beide Völ ker sind vortreffliche Soldaten. Sie können vie les dulden und entbehren, lange Märsche ma chen, und sind doch noch der größten Anstren gungen fähig. Beide haben daher auch viele Eroberungen gemacht, und der Engländer Morrier sagt: es sey ein Glück fürEuropa, daß die Türken ihre militärischen Anlagen nicht zu benutzen wüßten, weil man sonst das selbe Schauspiel wieder erblicken würde, das sie uns zur Zeit ihrer glanzenden Eroberungen ge geben haben. Beide Völker verachten andere Nationen neben sich; sie besitzen einen großen Nationalstolz, welchen bei beiden der religiöse Glaube nährt. Beide glauben die ächten Gläu bigen zu se»n, und allein Anspruch auf die Freu den des Paradieses machen zu können. - Die vielen Aehnlichkeiten, welche beiden Nationen gemein sind, haben auch einerlei Fol gen. Spanier und Lürken find höchst un aufgeklärt; sie vernachlässigen die Kultur der Wissenschaften, den Ackerbau, die Gewerbe und den Handel. Die Einen glauben nichts thun zu dürfen, weil ihnen ihr herrlicher Bo den