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Voigtlä «bischer Anzeiger. 2 5. Stück, Plauen / Sonnabends den 2 z-, Juny ! 810.' Die Nachtigall. Ein idealiscber Traum, Fräulein von Bünau in Rudolstadt gewidmet vom Dichter, dem blinden Flötenspieler Dulon. einer Hellen Sommernacht, Von der ich sicherlich den größten Theil durchwacht Und ihn in seligen Erinnerungen An frohe Stunden hingebracht, Die schöner noch, als je ein Dichter sie besungen. Dein holder Umgang mir zur Wirklichkeit ge, macht, Schlief ich nach manchem harten Kampf und Streit Der Gegenwart mit der Vergangenheit, Worin mich diese stets mit süßem Wahn erfreut, Indessen jen' an ihrer Seite In wilden rauhem Ton "sie plötzlich schweigen hieß, Und mir der Traurigkeit zur Beute Im Reich derWahrheit nichts als Wahrheit übrig ließ, Doch endlich ganz ermattet ein. Im Traum befand ich mich in einem dunkeln Lain Und, wie der Traumgott oft nach eignen Grillen handelt, In eine Nachtigall verwandelt. Ich flog nur nach Justinen denn sehen könnt' ich nicht; Der Menschheit holder Freund — ich darf ihn schon so nennen — Der Gott der Traume muß das Licht Der Augen wohl nur dem vergönnen, Der wachend es besitzt; sonst glaub' ich fest und kühn, Er hätt' es wenigstens als Vogel mir verlieh'n; Doch menschliche Vernunft, die köstlichste der Gaben, Die Nachtigallen sonst nicht haben, Die blieb mir noch. O Goll! wie selig war mein Traum Und mehr als Fürsten sich auf stolzen Thronen laben, Labt ich als Vogel mich auf meinem freien Baum. Hier jaß ich nun und sang aus meisterhafter Kehle; Und nie, geliebte Philomele, Nie hab' ich wachend deinen Götterton So schön, so silberrein vernommen, Und in der Thar, ich glaubte schon Mich