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6I — Ihren Niesenplan und nkcbern Fall; Doch gestimmt zu hoher Tugend keinen O wie sehnend fleucht der Wunsch dahin! Nackte Wahrheit, wann wirst du erscheinen? Vorurtheil, wann wirst du endlich flieh»? Nie durchdringt des Jrrthums finstre Nächte, Nie erhellet sich der Wahrheit Glanz, Wenig Weise bieten ihr die Rechte, Wen'ge lohnte noch, ihr Strahlenkranz. Viele wallen hin in Dunkelheiten, Denn des Lichtes Helle blendet sie: Was soll sie zum wahren Glücke leiten, Da sie Täuschung suchen, Wahrheit nie. Wehmuthvoll vrnraur' ich oft hienleden Manche Stunde, die mich freuen soll, Denke mir das Glück, das uns beschicken, Wäge dann der Menschen Weh und Wohl. Ach ich seh die holde Freude schwinden, Ihre Blumen welken und verblühn, Menschheit, deines Glückes Stern' erblin den, Ucber deinem Haupte Stürme ziehn. So vertieft in schwermuthvollen Stunden Denk' ich dann der Menschheit hartes Loos, Seh auch meine Jugendzeit verschwunden, Wo ich noch ein reines Glück genoß. Selig flohen Mir die goldnen Tage, Unbewußt, was Zeltenwechsel sei, An der Wiege, wie am Sarkophage/ Hupft' ich ahnungslos und Sorgenfrei; Sckuf mir Ideale, bunte Scene»,' Träumte mir die Welt zum Paradies; Aber itzt erwach' lch, heiße Thränen Fließen, daß mich schon der Traum verließ, Wirklichkeit mit ihrem Eisenstabe Zeigt des Leben« dunkle Aussicht mir, Gruppen voll von Jammer bis zum Grabe, Graunvoll wie des Todcs Nachtrevier. Arme Menschheit, nur bestimmt zum Dulden, Sprengt bas Schicksal deine Fessel nicht? Welch ein Lvoü! zu leiden vhn' Verschulden, Dis der Pilgerstab auf ewig bricht! Doch du duldest, hoff'eö, nicht vergebens, Deiner harret einst Vergeltungslohn; Nach vollbrachtem Lauf des Pilgerlebens, Strahlet Gottes Licht dem Erdensohn. Oder suchst du Lohn auf dieser Reise, O so lerne, Menschheit, dich verstehn, Walle in der Tugend schönem Gleise, Armen Sterblichen strahlt sic so schon. Wirf von dir des Wahnes Vorurtheile, Weiche nie von des Verstandes Dahn, Bau' der Weisheit eine Ehrensäule, Bete sie wie eine Gottheit an!