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Iinmniuimimmmmniuimuniunmoimiiunninn IIIIIIIIIIUIIIIIIIIIII III,IN>IIIII>,II I Der Behörden-Gartenbau ! s Monatsschrift für den deutschen behördlichen Garten-, Obst-, Gemüse-, Weinbau und das Friedhofswesen. - Herausgeber und Verleger. Reichsverband der deutschen Gartenbaubeamten, ü. I : Berufsverband der Beamten und Angestellten des Garten-, Obst-, Gemüse- und Weinbaues Und des Friedhofswesens. ' - Nr. 4 Chemnitz, 1. April 1926. 3. Jahrgang Vie Vrünkläcken der Mittel- und Kleinstadt, (Unter besonderer Berücksichtigung der Grünanlagen der Stadt Zittau i. Sa.) Das öffentliche Grün unserer Städte, ob Groß-, Mittel- oder Kleinstadt, ist zweifellos einer grundsätzlichen Umformung unter worfen. Charakteristisch an dieser Umformung ist, daß sie diesmal, im Gegensatz izu früher, ihren Schwung von außen erhält. Sei es ein Voltspark, sei es ein Stadtpark, sei es ein Friedhof, ein öffentlicher Garten, ein wissenschaftlicher Garten, ganz gleich: der schaffende Gartengestalter bemüht sich, unter neuen Gesichtspunkten das Alt hergebrachte abzustreifen, Neuzeitliches zu formen und zu bauen. Und kann es anders sein? Das öffentliche Grün gehört zu den Elementen neuzeitlicher Stüdtebebauung, es ist zu einem Programm punkt geworden, ohne welchen der Städtebauer nicht mehr auskvmmt. Der Gesetzgeber hat die Wcrteinheiten des öffentlichen Grüns in den Stüdtebauungsgesetzentwürfen (in Preußen und Sachsen) end- giltig verankert. Verkehr, Volksgesundheit, Bevölkcrungs- und Boden politik, Landschafts gestaltung (nicht al lein innerhalb der Stadtgrenze, sondern ausgedehutaufsgan- ze Land), wefeutlich veränderte Ge schmacksrichtung in der Knnstauffafsung und KuNstnusübung, das sind die haupt sächlichsten Faktoren des neuen Gnrtsn- schaffens. Merkwür dig genug ists, daß dieses neue Gestalteu so ganz ans sich selbst heransquillt, frei von Schulgebundenheit, nicht vom Katheter verkündet und -vom Zeichensnal der Lehr und Forschungsan stalten beeinflußt. Sie gerade, die Lehr- und ForschnnHsanstalten, haben ein erkleckliches Ptückzilvch aufzuho- -'len,'nachzutraben, ehe sie den schaffenden Beruf cinholen und^das neuzeitliche7Tatsächliche in Lehrsätze und richtunggebende Grundsätze verarbeitet haben. Ihnen blüht noch die Aufgabe, diesen äußeren Anstoß und Schwung die innere Be seelung und Gesetzmäßigkeit, also den höheren Schwung zu geben. Nahezu will es scheinen, als ob diese neue Grüngestaltung ohne Schmerzen geboren würde. Doch gemach, wir sind noch nicht am Ende! Die Anzeichen mehren sich, daß die junge Generation etwas stürmischer zum Lichte drängt, das Alte schneller erledigen und — eine besonder Eigenart unserer grünen Kunst --- umformen möchte, daß sie in schnellerem Tempo die Lehrstühle für Gartenkunst und Gartengestaltung mit neuen, jungen, stürmenden Kräften besetzen möchte. Auch will es uns scheinen, daß es hohe Zeit ist, unser ureigenstes Arbeitsgebiet gegen nichtberufliche Mitbewerber zu ver teidigen, das Eindringen berufsfremder Elemente abzuwehren. Der neuzeitliche Begriff Volkspark ist inhaltreicher geworden, im Gegensatz zu früher, wo die ästhetischen Dinge nur die ent werfende Hand führten. Können wir heute mit den einstigen Grund- forderüngen nach Verteilung von Raum, Masse und Flächen, von Licht- und Schatten auskommen? Auch die Darstellung hat sich, zum Vorteil für das Gartengestalten, von» rein Schulischen losgelöst. Heute will die Grüngsstaltung analytisch genommen sein. Ein Element nach dem anderen niuß aufbauend dem Gesamtbild einge fügt werden. Die „vernünftigen",Praktischen Forderungen der Zeit: Wassersportpark, Wasser-, Luft- und Lichtbäder, Planschwiesen, Kampfbahnen, Ballspislplätze, Kleingarten- und Siedlungsflächen, Wanderwege, Sport (Reit- und Radfahr-) wege und endlich — beinahe in Verruf gerateu — das Erholungsgrün u. a. in. —. Pflanze, Blume, Wege würden zu Rahmendingeu werden, wenn nicht gerade hier dem Grüngestalter, sagen wir einmal dem Garten künstler, eine unendliche Fülle von Möglichkeiten gegeben wäre, die diesem nüchternen praktischen Aneinanderreihen der Din^e die Note des Gestalters geben können. Dieses Kombinieren, Zusammen stimmen erst kann — und muß — zum reinen Kunstschaffen führen. Der Altonaer Volkspark, der Litzenseepark in Charlottenburg, die neuen Glauchauer Grünflächen sind wohl die ersten anschaubaren Wirklichkeiten der neuzeitlichen öffentlichen Grüngsstaltung. Immer wieder Muß- gesagt werden, daß Garten kunst nicht das ur sprüngliche hierbei ist; uns will scheinen, daß der Techniker hierbei immer leiste Jnstanzsein und blei ben wird. . i su Es ist nun die Eigenart dieserneucn Volksparks, daß sie neben der Erfüllung der ästhetischen, sani tären Forderungen den Stempel dauern der wirtschaftlicher Nutzung - aufgedrückt erhalten. Gewiß,.das Anlagekapital nnrd gegen früher- immer höher fein-aber: die Möglichkeit der Ver zinsung undTilgüNg der anfgewendeten Kapitalien wird auch den Mittele und Kleinstädten.die An lage neuzeitlicher Voltsparks gestatte» bez. erleichtern. Die nicht unwesentlichen Einnahmen aus-lMiete und Pacht, Anliegerleistungcn und den sonst üblichen Erträgstissen sichern eine allmähliche Abdeckung der zunächst hohen Kosten.-: Mich unerwähnt darf bleiben, daß eine Anzahl der Parkflächen in private Unterhaltung übergehen muß, also auch hier Erleichterungen. Diese Erwägungen dürften auch die Stadt Zittau geleitet haben, als sie den großzügigen Westparkentwurf der städt. Gartenbauverwaltung zur Ausführung bestimmte. — Das neue Grünflächengestalten, wird aber in den meisten Städten, ganz besonders in den Mittelstädten auch auf die älteren, bestehenden Grünanlagen, ausgedehnt werden müssen. Nicht die Sucht, den Vorgänger zu verbessern ist hier maß gebend; hier setzen heute mächtige Faktoren ein, die zum Umformeu zwingen. Verkehrsfragen, die Sanierung der Stadt, Jugendpflege fordern die Änderung aus praltilchen Gründen,auch ästhetische Aufgaben (Denkmalswesen, Plätze für Werke bildender Kunst) treten hinzu. Die Bilder 4 bis 11 von der.Ringpromenade Zittau i. Sa. zeigen deutlich, wie stark die Eingriffe in solche, gerade für Mittelstädte typische Ringanlagen sein muffen. Wir fühlen es wohl alle, daß Bild 1. Entwurf zu einem Volkspark in Zittau i. S. Bauzeit 1023—19M (Westpark). Die Hauptversammlung des Reichsverbandes findet während der Herbstblumenschau der Juki- mm läums-Gartenbau-Ausstellung in Dresden, in der Zeit vom 3. bis 5. September 1926, statt.