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Dee Behörden-Gartenban s Monatsschrift für den deutschen behördlichen Garten-, Löst-, Gemüse-, Weinbau und das Friedhofswesen. ß s Herausgeber und Verleger: Reichsverband der deutschen Gartenbaubeamten. s I Bcrufsverband der Beamten und Angestellten des Garten-, Lost-, Gemüse- und Weinbaues und des Friedhofswcsens. s Nr. 1 Chemnitz, 1. Januar 1926. 3. Jahrgang Aenerüestnttuniz und Drnlmüeiselzunq von Friedhofsoberinspektor Cyrenius, Halle. Der uralte Brauch der Leicheneinäschernng ist, ivenn auch in veränderter neuzeitlicher Form, wieder aufgelebt. Die außerordentlich starke Zunahme der Einäscherungen in den letzten Jahren ist für den Friedhofsfnchmnnn von nicht zu unter schätzender Bedeutung. Wenn auch einwandfrei eingerichtete Erdbestnttnngs-Friedhöfe im allgemeinen keine gesundheitlichen Gefahren bieten, so muß doch anerkannt werdens daß durch die Einäscherung einer Leiche alle hygienischen Bedenken ausgeschaltet werden. Ganz besonderes Interesse müßten aber alle größeren Kom munen an der Entwicklung der Feuerbestattung haben, ist doch in vielen Gemeinden die Friedhvfsfrage eine sehr brennende geworden, indem die für diese Zwecke benötigten Geländeflächen in nicht allzu Ilmenau u. s. w. weitaus mehr Verstorbene eingeäschert (bis ca. Mo/,,) als erdbestattet, was in dem großzügigen Feuerbestattungs gesetz dieses Landes begründet ist. Wenngleich cs vorwiegend geldliche Gründe sind, welche diese hohen Zahlen rechtfertigen, (die Kosten einer Einäscherung cinschl. Aschenbeisetzung sind geringer wie die einer Erdüestatluug) so muß doch damit gerechnet werden, daß die Zahl der Anhänger der Feuer bestattung weiter wächst, mit Ausnahme in den Landesteilen mit vorwiegend katholischer Bevölkerung, da die katholische Kirche heute noch als stärkster Gegner der Feuerbestattung anzusprechen ist. Der Friedhofsfachmann dürfte dieser Bewegung nicht teilnahms los gegenüberstehen, er muß mit dem kulturellen Fortschritt rechnen und sein Augenmerk besonders ans die einwandfreie Unterbringung der Aschenurnen richten. Wer die Verhältnisse auf unseren Friedhöfen kennt, muß zu geben, daß die Beisetzungsanlagen für Aschenurnen in nur verein zelten Füllen als mustergültig gelöst gelten können. Gertrauden Friedhof. Valle. Neuer Uruengartcn (Teilansicht). großer Entfernung vom Stadtkern nur schwer erhältlich sind; daß in diesen Fällen bei Vorhandensein eines Krematoriums nicht un wesentliche Ersparnisse air Land möglich sind, dürfte allgemein bc- kannt sein. Die Anhänger der Feuerbestattung haben bedeutend all Zahl zugenommen, was sich besonders in den Jahren unseres wirtschaft lichen Verfalls zeigte, da wurden die großen Volks-Feuerbestnttungs- vereine ins Leben gerufen, die es verstanden haben, ungeahnte Massen unter ihrem Banner zu vereinigen. Allein in Groß-Berlin gehören 12V0000 Einwohner einem der obengenannten Vereine an, heute werden in dieser Stadt schon ein Drittel aller Verstorbenen eingeäschert; im Freistaate Thüringen haben wir aber Gemeinden, in denen das Begraben-werden schon zu den selteneren Fällen gehört, so werden in Suhl, Jena, Pößneck, Tie künstlerischen Bestrebungen zwecks Verbesserung unserer Grabmalskünst dürften für diese Bestattungsart ganz besonders notwendig erscheinen, zumal die dichte Zusammenlegung der kleinen Urnenplätze eine gegenseitige Beeinträchtigung der Denkzeichen und des Grabschmuckes besonders stark ins Auge fallen läßt. Möglichst einheitliche Grabmalsformen und gleiches Material für diese kleinen Plätze muß daher mit allen Mitteln angestrebt werden, wünschens wert, aber erfahrungsgemäß schwer durchführbar ist eine einheit liche Bepflanzung, die hier besonders angebracht ist. Urnenhallen und Kolumbarien znr Aufstellung von Aschenurnen gibt es schoic an vielen Orten, doch ist mir eine geschumcklich gute Lösung nicht in Erinnerung, meist stehen sie in künstlerischer Hin sicht auf einer sehr tiefen Linie nnd sind in ihrer Wirkung durch aus unbefriedigend; es ist hiermit nicht die äußere, architektonische