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18 Der Behörden-Garlenbau 1. März 1926 Anlage 4 Morgen Weidekainp, 9 Morgen reine Landwirtschaft nnd 4 einhalb Morgen Gemüseland, während etwa einhalb Morgen als geschlossene Zwergobstanlnge mit mehrjährigen Unterknlrnren betrie ben wird. Im übrigen ist das Grundstück mit einigen Wegen durch zogen, die für eine zweckmäßige Wirtschaftsführung unbedingt not wendig sind. Jede Überflüssigkeit ist von vornherein in allen Teilen weggelassen worden. Als Obst- und Spnlieranlage sind die vor handenen Hauswände benutzt worden. Die Obstbaumhvchstämme stehen im landwirtschaftlichen Quartier in einer Reihencntfcrnung von 1ö Meter, während sie in der Reihe auf 10 Meter gepflanzt sind. Die Baumstreifen von 1,5 Meter sind mit Gras cingcsät, da das Hauptwurzelwachstum der Bäume in der landwirtschaftlich be arbeiteten Fläche vor sich geht. Auf dem Weidekamp werden da gegen bis auf spätere Jahre Baumscheiben offen gehalten. Ans dem bisher gesagten dürfte hervvrgehen, daß die Anlage so einfach als denkbar eingerichtet ist, um der Landwirtschaft die größtmöglichste Arbeitsersparnis und den größten Nutzwert zu zeigen. Beerenobst ist auf Rabatten, am Eingang zum Grundstück längs des Bnsch- obstquartiers und des Hauptweges untergebracht. Das Buschobst quartier ersetzt gleichzeitig eine» Bor- und Kleingarten. Der land wirtschaftliche Anbau richtet sich nach den eigenen Bedürfnissen des Betriebes. Von den Obstsorten kamen die sich bisher im Sanerlande als brauchbar erwiesene» zur Anpflanzung. Bei der Auswahl war iu erster Linie die Gesundheit der Bäume und die Regelmäßigkeit im schultes Personal vorhanden ist. Für die Erweiterung und den Anban ist die Einrichtung einer Bewässernngsanlage, die vorzugs weise im Frühjahr benötigt wird, das nächste Ziel. Der Betrieb der jetzt in das fünfte Wirtschaftsjahr kommt, hat bisher nur gute Erfolge gebracht. Jin Wirtschaftsgebäude befindet sich eine Dienstwohnung für einen verheirateten Landwirt und Stallung für 8 Kühe, 6 Schweine und l Pferd. Die Beispielswirtschaft gliedert sich in einen rein praktischen Betrieb nnd in eine Lehranstalt, in ber die Obstbauinspektion des Kreises Arnsberg gleichzeitig mit der Geschäftsstelle des Obst- und Gemüsebnuve: bandes für Westfalen und Lippe untergebracht ist. Sv kann der Bevölkerung neben dem rein praktischen Betrieb als Anschanungsmittel, auch eine tiefere theoretische Belehrung zuteil werden. In dein geräumigen Lehrsaal wird der Unterricht der Gärt n erber» fs sehn le des Kreises Arnsberg erteilt, die in der Regel von 30 Schüler» besticht wird; außerdem werden darin fort laufend kurzfristige Unterrichtskurse für Obst-, Gemüse- und Garten bau, Bienen- und Kleüuäcrzncht abgehalten, ganz abgesehen von allgemein-wissenschaftlichen Borträgen überhaupt. Selbstverständlich werde» i» der Beispielswirtschaft auch Anbau- und DUngungsver- suche »»gestellt, die zur Kläruug wichtiger lcmdwirtschaftlicher, obst- und gemüsebaulicher Frage» beitrage» und im Einvernehmen mit der Lnndmirlschaftskammer erfolge». Das Unteruehmen des Kreises soll in jeder Weise zunächst der Wohlfahrt des Kreises Arnsberg Weidekamp der Benpnlswnnchlnt Arusdera Tragen ausschlaggebend. In den 10 Baumreihen stehen: 1. Reihe Steinobst: Zwetschc», Pflaumen. 2. Reihe: Sauerkirschen und Süßkirschen. 3. —10. Reihe, Kernobst, in den Hauptsorten: Schöner von Bos- koop, Landsberger Reinette, Rote Stern Reinette, Jakob Lebel, Ontario, Graue Herbst Reinette, Weißer Klarapfel, Keßwicker- küchenapfcl und Roter Bellefleur. Von den Gemüsen werden selbstverständlich auch nur die Arten und Sorten angebaut, die sich unter den z. Zt. gegebenen Boden- und Wirtschaftsverhältnissen anbauen lassen, nämlich Weiß-, Rot-, Wirsing-, Grün- nnd Blumenkohl, Erbsen, Krupp- und Stangen bohnen, Möhren, Rotebeete, Kohlrabi, Frühkartoffeln, Frühkvhl und Sellerie. Die Frühbeetkästen waren bisher in erster Linie zur Anzucht der erforderlichen Gemüsepflanzen notwendig und wurden nebenher für den Frühgemüsebau gebraucht. So sehr eiuc größere Gemüse treiberei erwünscht, so läßt sich diese doch erst im Laufe der Zeit und zwar dann, sobald der neue Betrieb den notwendigen ruhigen Pol gefunden hat und eigene, in der Anlage gesammelte Erfahrungen über die Betriebsweise vvrliegen, einrichten Die Friihbcetanlage wird bis zum Frühjahr 1926 auf 120 Fenster erweitert sein und ist für 160 Fenster geplant. Es wird dann so verfahre» werden, daß die Kästen erstmalig größtenteils für Salat, dann zur Gemüse pflanzenanzucht und zuletzt für Gurken benutzt werden. Diese Ein richtung ist umsomehr erwünscht, als die Frühgemüsc in hiesiger Gegend bisher vom Auslande bezogen werden mußten. Andererseits darf nicht verkannt werden, daß für einen kleinwirtschnftlichcn Betrieb eine Gemüsetreiberei nicht in Frage kommt, weil dafür selten gc- und über dessen Grenzen Humus auch zur Hebung und Verbreitung des Obst-, Gemüse- und Gartenbaues im Sauerlands dienen. Von vielen Fachleute» und Interessenten ist die Anlage seit ihren, Bestehen besucht worden. Ich möchte nicht verfehlen anzuführen daß die Besucher ihre Verwunderung und lobende Anerkennung stets darüber zum Ausdruck bringcu, daß der Kreis Arnsberg, im Hinblick auf die außerordentlich ungünstige wirtschaftliche Zeit, ein solches Unternehme» aus eigene» Mittel» einznrichten vermochte. Den, möchte ich »»schließe», daß es gernde die gruttdsätzliche Auffassung des Kreises Arnsberg war imd ist, in solch schlechten Zeiten erst recht große wirtschaftliche Gesichtspunkte zur Verwirklichung zu bringen, um durch Aufbietung aller Energie diese Zeiten überstehen zu helfen. Gerade unser zukünftiges Vaterland soll ja mehr als bisher allen Nöten gewachsen sein. Letzten Endes, und das mag etwaigen Zweiflern an dieser beschriebenen Anlage gesagt sein, ist ein ungünstiger Ausgang des Unternehmens wohl nur dann zu erwarten, wenn kurzsichtige Mnßnahmeu getroffen, unkluge und un wirtschaftliche Einrichtungen mit diesem betriebe verbunden werden, die sog. „totes Kapital" oder „unproduktive Einrichtungen" darstellen würden. Diese sind bisher weggelassen und dürfen auch künftighin nicht aufkommen. Wenn der Kreis Arnsberg durch diesen Beispiclsbetrieb die notwendige Aufklärung und Erfahrung, die die Obst- und Gemüse züchter und Landwirte, zur größeren Intensivierung des eigenen Betriebes nötig haben, verschaffen kann, dann hat die Anlage das erreicht, was sie erreichen wollte. Und dann ist dieser Erfolg erreicht, ohne daß er auf Kosten jedes einzelnen Interessenten ging. Die Anlage verfehlt dann ihren Zweck, wenn sie nur aus eigene» fi»a»-