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69 Der Behörden-Garteubau I. August lg^v lur Leruföu-akl. Bon Hofgärtner a. D. Hans Ko ch-Saalfeld/Teichel. In dem Aufsatz „Zur Berufswahl" von Paul Schmidt-Erfurt, Seite 30, steht unter anderem: „Wer ernstlich will, dem bietet die Gärtnerei als jüngere Schwester der Landwirtschaft sehr viel, denn Gärtnerei ist nicht nur Handwerk, sondern sie birgt anch Kunst und Wissenschaft in sich". Ich kann mich mit diesem Satze nicht ganz einverstanden erklären. Cs dürfte doch wohl umgekehrt der Fall so liegen, daß die Gärtnerei die ältere Schwester der Landwirtschaft ist. Durch tüchtige Berufslandwirte ist die jüngere Schwester, die Landwirtschaft, zu einer Wissenschaft geworden; sie hat Hochschulen und wissenschaftliche Pflegestätten gegründet und sieht nun etwas geringschätzig auf den Gartenbau herunter. Denn die Gärtner haben es nicht verstanden, sich rechtzeitig zusammen zu schließen und den Gartenbau zu einem Machtfaktor im Staate, seiner Wichtigkeit für das deutsche Wirtschaftsleben entsprechend, zu gestalten. Die Garten bauhochschule will nicht kommen, da die Gärtner gegenseitig neidisch sind und dem anderen die Luft nicht gönnen. Vom holländischen Gartenbau und seinem zielbewußten Arbeitswillen könnte der deutsche Gärtner manches lernen. Der Gartenbau wird ja auch vou vielen fremden Berufen viel zu sehr unterschätzt, beträgt doch die Produk tionskraft des Gartenbaues 2 Milliarden Mark im deutschen Reiche gegenüber der Forstwirtschaft von nur 1,05 Milliarden Mart und der Fischerei von 130 Millionen Mark. Die Zahlen würden für den Gartenbau noch ganz anders lauten, wenn die Regierung schon vor dem Kriege die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt hätte, um durch ausgedehnte Frühgemüsekulturen unter Glas sich vom ausländischen Wettbewerb unabhängig zu machen. Jetzt haben die Staaten keine Gelder dafür übrig und die Gärtner selber kämpfen um ihr Dasein. Gartenbaudirektor Grobben hat sich vor dem Kriege vergeblich bemüht, Gelder für diese Gartenbauzwecke von der Regierung flüssig zu machen. Daß Deutschland es durchführen könnte, zeigen die Kulturstätten in Gorgast b. Kiistrin, Grobbens Werk. Aber auch mit dem Nachsatze: „Die Gärtnerei ist nicht nur Handwerk", kann ich mich nicht ganz befreunden. Auch der Erwerbs gartenbau ist kein Handwerk. Wenn er auch irrtümlich — es kommt leider auch heute noch vor, wie mir vor ganz kurzer Zeit mitgeteilt wurde — zu den Handwerkerbeiträgen herangezogen worden ist, so gehört der Erwerbsgartenbau zum Landbau, da er Urproduktion betreibt und zwar in einer viel intensiveren Art und Weise, wie es je der Landwirt fertig bringen kann. Trotzdem muß sich der Land wirt mit der Zeit noch umstellen und viel intensiver den Boden bearbeiten, wobei auch der Torfmull eine wichtige Rolle spielen wird, um Höchsterträge zu erzielen. Der Gartenbau gehört zum Landbau und hat zu den Landwirtschastskammern Beiträge abzu- sühren. Es ist immer wieder notwendig, auszusprechen, daß der Gartenbau kein Handwerk ist, sondern zur Landwirtschaft gehört. Auch wir müssen unseren Beruf zu Heben suchen, wie es andere Berufe längst voraus getan haben, wozu auch eine bessere Aus bildung des Lehrlings, ferner Anerkennung von Lehrgärtnereien, Gartenmeisterprüfung und vieles andere gehören. Wir müssen uns unseres Wertes immer bewußt sein, ob wir theoretisch oder praktisch im Gartenbauberufe tätig sind. Dann werden unsere nachfolgenden Generationen einst die Stelle im deutschen Vaterlande einnehmen, welche dem deutschen Gartenbau längst zukommen müßte. Bildungswesen. Obergärtnerprüfung 1626 an der Landwirtschaftskammer für die Provinz Westfalen in Münster. Die diesjährige Obergärtnerprüfung fand in den Tagen vom 15., 16. und 17. Juni statt. Zur Prüfung hatten sich 17 Prüf linge gemeldet. 15 Prüflinge, darunter eine Dame, haben die Prüfung bestanden, 2 Prüflingen konnte der Titel als „Geprüfter Obergärtner" nicht zuerkannt werden. Die Obergärtnerprüfung hat ergeben, daß der Wert dieser Prüumg, die doch der Meisterprüfung im Handwerk entspricht, noch vielfach verkannt wird und daß die Vorbereitung der Prüflinge auf die Prüfung noch manchen Wunsch offen ließ. Die nächste Prüfung findet im Frühjahr 1927 statt, zu der die Anmeldung bis zum 1. Januar bei der Landwirtschnfts- kammcr in Münster erfolgen muß. Landesgruppennachrichten. Landesgruppe Rheinland. Anläßlich der Tagung des Verbandes der Friedhofsbeamten von Rheinland und Westfalen in der „Gesolei" in Düsseldorf am 5. Juli hielt unsere Landesgruppe Rheinland gleichzeitig eine Ver sammlung ab, welche ebenfalls wie die vorhergehenden hier in Köln nur schwach besucht war. Daß trotz eifriger Werbetätigkeit für die Sache unseres Verbandes und der ohnedies starken Anziehungskraft der wirklich großartigen Düsseldorfer Ausstellung die Beteiligung so gering war, ist uns unverständlich. Die Versammlung ieüü nahm einen sehr angeregten Verlauf und von verschiedenen Miu gliedern wurde angeregt, vb nicht durch Zusammenschluß bezw. Verschmelzung der beiden Verbände zu einer Einheit die Möglich keit geschaffen würde, unsere Organisation besser zu stärken und das berufliche sowie Standcsinteressc besonders zu heben und,, fördern. In der weiteren Aussprache wurde vou führenden und maßgebenden Herren des Verbandes noch sehr beachtenswert! Fingerzeige und Vorschläge gegeben und es wurde beschlossen, mii dem Hauptvorstand in Verbindung zu treten, um die gangbaren Wege nach dieser Richtung in Erwägung zu ziehen und auzubahncn. Der Vorsitzende unserer Laudesgruppe wird sich die Sache beson ders angelegen sein lassen, und auf der Hauptversammlung in Dresden persönlich Mit dem Hauptvvrstande diesbezüglich Fühlung nehmen. Da die große Mehrzahl der Mitglieder unserer Landes- gruppe auch gleichzeitig dem Verband der Friedhofsbeamten ange- hörcu, wird diese Doppelzugehörigkeit von diesen als unzweckmäßig und anch finanziell als schwer tragbar empfunden. Nach der Ver sammlung fanden noch Besichtigungen und zwangloses Beisammen sein statt. gez. Der Vorstand: Mehmel, Stark, Model. Laudesgrnppe Freistaat Hessen und Hessen-Rassau. Die Ordentliche Mitgliederversammlung der Landesgrupp! Hessen und Hessen-Nassau, welche am 20. Juni 1926 in Bad Nau heim slattfand und an welcher außer einer Anzahl Gäste und Damen 14 Mitglieder tcilnahmen, wurde eingcleitet durch eine Besichtigung der technischen Werke der Badeanlagen. Herr Dipl. Ing. Schütz hielt einen Vortrag über Gewinnung der Bad Nauheimer Salze und führte die Teilnehmer durch die Salincnwerke, Wäschereinnlagni, Elektrizitätsiverke und durck die kilometerlangen unterirdischen An lagen mit den Leitungen, Maschinenwerken und Sprudelfassungen. Nach dem Aufstieg aus den unterirdischen Anlagen wurden untkr Führung von Kollegen Parkoerwalter Bogel Badehäuser und Kurparkanlagen sowie das Kurhaus besichtigt. Die umfangreichen Gartenanlagen und insbesondere einige Neuschöpfungen (Stauden gärten) erweckten großes Interesse und gaben Anlaß zu wertvoller Aussprache. Ilm 11 st? Uhr eröffnete der Vorsitzende, Gartenoberinspektor Lange, die Sitzung im Teichrestaurant mit einer Begrüßung der Teilnehmer, wobei er bedauerte, daß nicht mehr Kollegen die Ver sammlung als Gelegenheit benutzten, um Bad Nauheim mit seinen Sehenswürdigkeiten kennenzulernen. Geschäftsführer Garteninspektor Kuhn-Frankfurt erstattete hierauf Geschäfts- und Kassenbericht aus welchem hervorging, daß im Geschäftsjahr 5 Versammlungen stattgefunden hatten, daß die Mitgliederzahl nm 4 Mitglieder zu genommen habe und der Gruppenvorstand irr einzelnen Fällen wiederum unterstützend mitgewirkt hat. Die Wahl des Gruppeuvvrstaudes ergab folgendes Resultat: Vorsitzender: Gartenoberinspektor Langc-Frankfurt/M; Geschäfts führer: Garteninspektor Kuhn-Frankfurt/M.; Beisitzer: Kreisobst bauinspektor Biesterfeld-Offenbach (Obstbanbeamte), Garteninsp. Steinringer-Wiesbaden cFriedhofsbeamte), gepr. Obergärtner Wirges-Eichberg (Landesgartenbeamte). Herr Eimler-Mainz soll den stellvertretenden Vorsitzenden übernehmen. Alle 3 Jahre sollen 2 Mitglieder ausscheiden. Als Vertreter der Landesgruppe zur Hauptversammlung in Dresden wurde Lange und Kuhn gewählt. Die Mitgliederversammlung beschließt sodann, der Hauptvor stand wolle prüfen, ob die Verlegung der Hauptversammlung aus den 3.—10. August anläßlich der Sommerblumenschau und im An schluß an die Tagung des Erwerbsgartenbaues möglich ist. In Zukunft sollen die Gruppen bei der Festsetzung des Termins ge hört werden. Die Einladung zur Hauptversammlung 1927 soll von dem Ergebnis der Prüfung abhängig gemacht werden, weil 1927 im Westen größere Veranstaltungen stattfinden. Auf dem nächsten Sonderlehrgang in Geisenheim soll den Forderungen der Obergärtner und Praktiker Rechnung getragen werden Herr Gartenbau-Oberlehrer Glogau sagt im Auftrage der Anstaltsleitung weitgehende Unterstützung zu. Als nächste Tagungsorte werden Worms und Frankfurt/Main vorgeschlagen. Mit einem Spaziergang durch die Kurgärtnerei, den Frauen wald, die Anlagen auf dem Johannisberg sowie einer Kaffeepause und einem gemütlichen Beisammensein wurde die Tagung beschlossen. Herrn Kollegen Vogel sei an dieser Stelle nochmals bester Dank ge sagt für die Vorbereitungen und die Führung, welche der Tagung einen harmonischen Verlauf verliehen. , Landesgruppe Württemberg. Gauversammlung in Gmünd (Berichtsauszug). Gelegentlich des 6. Verbandstages des Zentralverbandes württembergischer Gemeinde- und Körperschaitsbeamten in Gmünd