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wie strömt's aus allen Blüten Lerab von Strauch und Baum, Und jede Blut' ein Becher voll süßer Düfte Schaum. K^ott hat gedeckt die Tische In seinem weiten Saal, -> Und ruft was lebt und webet Zum großen SrühUngsmahl. kört ihr des Wirtes Stimme? „keran, was kriecht und fliegt, was geht und steht auf Erden, was unter den wogen sich wiegt! Und du, mein Limmelspilger! Lier trinke trunken Dich, Und sinke selig nieder Auf's Knie und denk' an mich. Wilh. MM-r. „Wie mir bang ist, wie mir das Herz unruhig schlägt!" ant wortete das Mädchen, „wenn es nur kein Unglück bedeutet. Du solltest uus heute lieber nicht begleiten, wenn Dich jemand sieht, wie leicht könnte es verraten werden!" „Sei ohne Sorge, es kommt selten jemand in diese Gegend des Waldes und Dein Bruder ist ja auch zugegen und kann somit nichts Unrechtes dabei sein!" tröstete er. Hand in Hand schritten sie dem jungen Manne, der langsamen Schrittes mit gesenktem Blick wieder umkehrte, als er die Beiden gehen sah, entgegen. Mit einem herzlichen Hände druck begrüßte Kurt den jungen Mann, worauf alle zusam men im Walde ver schwanden. Hinter dem Baum stamm, auf dem die Beidensaßen,schaute einige Minuten nachher ein schaden froh lächelndes Ge sicht durch die Zweige. Als die kleinen grauen Augen des selben Niemand mehr gewahrten, trat ihr Eigentü mer vollends aus- 'einem Versteck her vor. Es wareinMann anscheinend in den fünfziger Jahren von mittelaroßcr untersetzter Statur. Gekleidet war er in eine Art Livree. Den langen dunkel blauen Rock zierten goldene Tressen an dem aufrecht stehen den Kragen. Große glänzende Knöpfe, aufdenen ein großes W. zu sehen war, glänzten an dem selben, eine Kopf bedeckung trug er nicht. Sein glattrasier tes, verschmitzt aus sehendes Gesicht zu einem häßlichen Grinsen verziehend rieb er sich die gro ßen, an lang hinab hängenden Armen taumelnden Hände. „Ei, ei! was man doch nicht alles sehen und hören kann, wenn man seine Spaziergänge auch nach denen an- dererMenschen rich tet. Habe ich da so per Gelegenheit eine ganz famose Entdeckung ge macht!" sprach er mit widerlich tvnen- der Stimme vor sich hin. „La, ha, ha!" lachte er hölzern auf, „wenn ich ihm die Geschichte so bei Gelegenheit m'tteile; ich freue mich wirklich recht darauf! Die Kleine und der Sohn des Oberförsters!" fuhr er fort, indem er wiederholt laut auf- 1 achte, „besser hätten sie die Tauben nicht zusammentragen können! Die Kinder zweier Väter, die einander auf den Tod Haffen und schon Mlt den Waffen in der Hand sich gegenüberstanden! „Das zarte Täubchen thut mir beinahe leid, die hat mir noch nie etwas zuleide gethan, aber ich kann ihr nicht helfen. Die Ent deckung ist zu viel wert, als daß ich sie verschweigen sollte!" Roch einmal rieb er sich vergnügt die Hände, dann schritt er in gebückter schleichender Haltung quer über den Platz und verschwand ebenfalls in der Richtung, die die Dreie vorhin einfchlugen. Noch zwei Augen hatten das so sicher geglaubte Geheimnis der beiden Liebenden entdeckt, und auch bei deren Eigentümer war die Wirkung des Gesehenen eine bedeutende. Durch die, in dem stillen Walde weithin hörbaren Töne der Mo line angezogen, schritt ein in Jägertracht gekleideter hochgewachsener Mann der Richtung zu, von der dieselben kamen. Als er in die Nähe des freien Platzes kam,hemmte er seine Schritte und stellte sich hinter ei nem dichten Hasel nußstrauch beobach tend auf. Trotz der bedeu tenden Altersver schiedenheit des An gekommenen unddes jungen Mannes auf dem Baumstamme, wardocheinenichtzu verkennende Aehn- lichkeit der Beiden wahrzunehmen. Den hohen Wuchs, die edelgeschnittenen Züge, die Farbe des Haares, die trotz des vorgeschrit tenen Alters des Mannes hinter dem Haselnußstrauch noch eine ganz be stimmte war, alles hatten sie gemein. Jedermann würde in den Beiden Va ter und Sohn er blickt haben, in wel cher verwandtschaft lichen Beziehung sie auch standen. Der Mann, der jetzt so emsig nach dem Paare hin schaute, war der Oberförster Hans Gentner. Er mußte sie nicht erkannt haben die Beiden, denn er zog nach einer Weile ein ledernes Futteral, dem er eine Brille entnahm, aus der Tasche und setzte sie langsam auf die et was gebogene Nase. Wieder schaute er hinüber, aber jetzt hatte er sie erkannt. Sein Gesicht be deckte Plötzlich eine fahle Blässe, seine Kniee zitterten, er Wankte und wäre wahrscheinlich um gesunken, hätte er nicht den Stamm einer jungen Eiche erwischt Kein Laut ent fuhr seinen Lippen, mit starrem Blick schaute er unverwandt auf das Paar, gleich als könnte er immer noch nicht glauben, daß es die jenigen seien, für die er sie erkannt habe. Bei jeder zärtlichen Bewe gung seines Sohnes glitt ein unsagbar bitterer Zug um seine Lippen und erst als die Beiden sich entfernten, kam wieder Leben in ihn. Mit einem, aus dem tiefsten Winkel seines Herzens kommenden Seufzer fuhr er sich mit Heiden Händen in die Haare. „Mein Gott, mit was habe ich das verschuldet!" stieß er aus gepreßter Brust hervor. Das Kühlingsrnahl. !>