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168 öffentlich bespricht. Wer nur irgend in seiner Stellung sich bemerk bar macht, muß auf eine öffentliche Kritik gefaßt sein, und Wenigen gelingt es, sich Freunde zu erwerben, ohne daß sie zugleich aus öffent liche Tadler stosen. Nichts entgeht Ler scharfen Nachforschung, und ein sog. öffentlicher Mann mag sich wohl hüten, daß er keine Bloss zeigt. Am Aergstcn geht es über die Kandidaten her, — die Gegen partei läßt ihnen keine gute Ader. — Ich will nicht behaupten, Laß in allem diesem immer der Anstand gewahrt, daß nicht in diesen Balgereien sehr oft die Grenze der besseren Sitte überschritten wird, so lange aber die Menschen eben noch nicht gelernt haben, ihre Lei denschaften zu bemeistern, dürfen Republikaner nicht allzu empfindlich sein. Hier läßt man sich lieber den Mißbrauch der Presse gefallen, als daß man sich des unbeschränkten Rechtes begäbe, alles menschliche Treiben nach Gefallen zu richten; man denkt, daß die Uebel, welche die Presse stiftet, sic auch selbst zu heilen im Stande sein muß, und daß die Freiheit erhalten und der Fortschritt gesichert werden kann nur durch die stete Wachsamkeit Aller. Die Zeitungen sind hier sehr billig; der genannte „St. Louis Demokrat" in ungeheurem Format und mit sehr engem Drucke kostet einen Dollar jährlich (nebst 13 Cent Porto — im Staate); die beßten teutschen Blätter (mit allerdings beschränkterer Verkeilung) kosten 2 Dollar. Es giebt wenige amerikanische Familien, in wel chen nicht eine Zeitung gelesen würde; die Teutschen aus dem Lande lesen noch zu wenig, — die sog. Farmer begnügen sich leider mit ei nem Kirchenblättchen. — Auch eine französische Zeitung erscheint in St. Louis. Noch ist zu erwähnen eine in St. Louis in Englisch erscheinende sehr gute landwirthschastlichc Monatsschrift, "Mw Valley 1?urwkr," welche auch nur einen Dollar jährlich kostet und eine weite Verbrei tung hat.