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Nr. 3. Wochenblatt f»r Pulsnitz uudfvmgegknd. — Sonnabend, den 7. Januar 1905, Seite 6. Gesucht und gesunden. Roman von A. von GerSdorss. (Baronin Maltzahn.) 23. (Nachdruck verboten.) Ich schien auf höhste überrascht von ihrer sichtlichen Feindseligkeit. „Warum sind Sie hier?" wiederholte sie in ungedul digem Ton, als ich, hoch erstaunt ob ihrer sichtlichen Feind seligkeit, einen Moment schwieg. „Weil mich Doktor Jasper eingeladen hat — weil ich glaubte, ihm in irgend etwas nützen, Helsen zu können", sagte ich möglichst gleichgültig, um ihre zitternde Aufregung zu beschwichtigen. „ES gibt keinen Doktor Jasper!" Ich glaubte nicht recht gehört zu haben und sah sie fragend an. „WaS meinen sie damit? Sie wissen doch wie der Besitzer dieses Schlosses heißt, das Sie, gnädige Frau, recht wohl schon hätten verlassen können", sagte ich ernst. Ein kurzes, trockenes Auflachen, keineswegs ihr ge-- »ähnliches Girren, war die Antwort. „Ja gewiß," fuhr ich fort, sie fest anblickend, „eS ist ganz unbegreiflich, weshalb Sie immer noch hier sind, da Sie sich kaum in einer angenehmen Position hier fühlen können." „Morgen gehe ich; Malwine holt mich ab. Sagen Sie mir vorher nur etnS" — bat sie, die Hände einen Moment gegen ihre Schläfen drückend, als empfinde sie da Schmerz — glaubt er, daß Sie mich gut kennen, daß Sie mich lieben, hat er sie deshalb, vielleicht meinetwegen gebeten hierherzukommen, mich fortzubringen?" „Nein. NichlS von solcher Vermutung! Mein Wort darauf. Nun aber bitte ich zuerst um klare Antwort: WeShalb sagten Sie: „ES gibt keinen Doktor Jasper?" „Weil ich davon überzeugt bin. Wenigstens müßt ich irre werden an meinem Verstände, wenn ich- glaubte, —" flüsteret sie bong. Sie sind mein Freund ElSboch — sind eS in deS Wortes bester Bedeutung?" Einen Moment zögerte ich eiwas beschämt, dann faßte ich die leicht zitternde Hand, die sich mir lnlgeglnfireckte „Ich will eS sein, und wenn sie meiner und meiner Hülse bedürfen und sie liegt in meiner Macht, so können Sie darüber verfügen." „Ach! Ich wäre längst fort, aber ich kann nicht, sehen Sie, lieber Eisbach, ich bin ganz krank — vor Schreck — vor Sehnsucht, vor Furcht, bis ich eS weiß, bis er mir sagt, was ich ihm getan habe! Aber — Gott im Himmel, — Sie wissen ja von nichts! Sie müssen mich für wahnsinnig halten. . .!" „Oh nein. Aber ich errate, begreife nun viel,." Mehr durfte ich ihr nicht gestehn. Ich hatte ihm mein Wort ge- geben. In aufgeregtem halblauten Sprechen fuhr sie fort, während sie sich vollends ausrichtete und gegen mich neigte. Ich hatte einen Stuhl an das Fußend« deS DiwouS ge. zogen und mich niedergelassen, meine Züge immer möglichst gleichmütig haltend. Sie sprach vielleicht doch im krank haften Zustande, ihre Augen glühten so und die Hände waren eiskalt. „Ich habe ihn einmal im Park gesehen — ganz fern — ganz flüchtig," hastete es über ihre Lippen, „aber ich sühlte eS wie einen Schlag durch mein ganzes Leben, durch alle Nerven. So geht nur einer — so trägt nur einer den Kopf! — Ich, ich bin beinahe gestorben vor Schreck und vor Seligkeit! Ich wartete dann — oh Gott! Wie habe ich gewartet, gehorcht, gehofft — er käme, er müßte kommen und mir sagen: „Liesel, warum hast du mir das getan? Und ich könnte ihm sagen : Ich habe nichts getan — als dich geliebt und mein ganzes Leben in Scher ben geschlagen, als du sortgingst, weil'S ohne Wert für mich war!" In bitterem Schluchzen drückte sie ihr Ge- sicht gegen die Polsterlehne ihres Lagers. „Ich muß annehmen," sagte ich, gleichsam tastend, „daß Ihnen Doktor Jasper kein Fremder war, als Sie nach ihrem Unfall hier tnS Schloß gebracht wurden und sich so verzweifelt dagegen wehrten." „WaS sollte ich von einem Doktor Jasper wissen?" fuhr sie auf. „Ich kenne keinen Doktor Jasper. Nur einen Grasen Joachim JaSperg kannte ich und liebte ich und lieb' ihn in alle Zett und Ewigkeit." „Woher wissen Str übrigens, daß der Doktor Jasper eine Ahnung hat, wen er in Ihnen beherbergt, wenn er mit dem Grafen Joachim JaSperg (schon der Vorname stimmt nicht) identisch ist?" „Er stimmt Hans Joachim JaSperg heißt er und Malwine erzählte mir, daß ihr Mann eS ihm gesagt hat daß ich Elise Rackwitz bin. Und er ist eS — er! Ich weiß nicht, warum er so tut! Ach — och! Zehn Jahre — zehn lange Jahre l" wieder brach ihre Stimme. Nie habe ich einen Menschen so weinen sehen wie Jlsalbe Rassch sitzt wieder! „Sie waren schon seine Braut?" fragte ich zögernd. „Ja, ja, im Herzen vor ur.S beiden! Aber an dem Morgen, wo er zu meinem Vater kommen wollte und vm mich anhalten, da bekam ich einen Brief von ihm, und er sagte mir Lebewohl auf immer! Mit Schmerz und un- wandelbarer Liebe, aber doch aus immer. Und nie — nie hörte ich mehr etwas von ihm! Bis meine unselige Eitelkeit mich dies Unglück erleben lkß und ich hierher kam — hierher! Sch — ich kenne ihn ja. Nein, nie, nie Wird er mir verzeihen, WaS er nicht begreift —" Ueberrascht rief ich auS: „Aber fühlen Sie sich denn in seiner Schuld?" „WaS heißt Schuld?!" Ihre Augen flammten durch ihre Tränen. „So furchtbar schwer war mein Verschulden nicht, um mit wkiuem ganzen Leben dafür büßen zu sollen! Ich War 17 Jahre alt. Lebenslustig, genußsüchtig, eitel Eine leichtsinnige Freundin überredete mich, einen MaSken- boll om Sy'vesterabend mitzumochen. Def verhüllt, so viel es ging, unkenntlich gemacht, ging ich mtt. Ich war immer ein Kind des Augenblicks — und so glückselig, so stolz am anderen Morgen Joachims Braut vor aller Welt zu sein! Gleichsam Abschied nahm ich nur von meiner Freiheit, scherzte, lachte, neckte mich und freute mich der Huldigungen der Herren. Ich meinte eS nicht böse, ich war wie berauscht von Hoffnung und Stolz und ließ mich mitnehmen — mit fortreißen. Ein Kinderstreich! Viel leicht hätte ich ihn nie begangen, wenn ich eine Mutter gehabt hätte. Aber sie starb, als ich geboren wurde! — Und tm letzten Augenblick auf diesem Ball geschah das Unglück. — Wir waren schon draußen, schon wollten wir in die Droschke steigen, da — riß mir der Herr, mit dem ich den Abend über am meisten gescherzt und getanzt hatte, die MaSke ab — oder verlor ich sie und er küßte mich und erkannte mich! DaS ist alles! Dafür habe ich gebüß, bin ich bestraft! Aber da- — das be greife ich nicht: Warum ging er fort! — Ko weit und sür immer fort? Er liebte mich dock — wenn auch wohl nicht so heiß wie ich ihn! Warum nennt er sich jetzt ander? ? — Und er ist doch Joachim JaSperg er muß eS sein! — Und er weiß, daß ich e§ bin — dir in seinem Hause krank ist, und er kommt nicht — und ruft mich nicht. Oh — Hellen Sie mir — niemand hat mir damals geholfen! Mein Baier, dem ich verzweifelt meinen Jammer klagte, wies mich immer finster ab, ohne jedes Verständnis — ohne Mitleid. Grollte er doch mit Gott, meiner Mutter und mir, daß ich kein Sohn war. Er befahl mir tiefstes Schweigen über diese grenzenlose Demütigung, die mir widerfahren, und die ich lediglich meinem unverzeihlichen Leichtsinn, meiner eitlen Genußsucht, die mich jedes Mitleids unwürdig mache, zu danken habe. Außerdem müsse ihm nur ein sehr be mittelter Schwiegersohn genehm sein. Noch an demselben Tage schickte er mich zu einer Tante, die auf dem Lands bei Berlin lebte. Dort vegetierte ich ein Jahr lang wie im Kloster, als habe ich ein Verbrechen begangen und ge höre in die strengste Aussicht. — Da — wissen Sie ja — lernte ich dann meinen Mann kennen und heiratete ihn, um befreit zu werden. Und nun stürmte ich durch mein Leben einem Abgrund zu vergessen — übertönen — begraben — tief, tief unter Staub und Asche und Blumen, was nicht toi war — — was nie sterben konnte .." Sie brach ab — und starrte vor sich hin. Sie tat mir von Herzen leid. Wie sie sich mühte, sick zu beherrschen und, dieser Kunst so ung; wohnt, nicht da mit zustande kam. Dabei aber erschien sie so Vie! natür licher, wahrer, so viel mehr überzeugend von :hr«m leide;» schaftlich heißen Temperament, als sie je früher unt olle: ihren BezouberungSkünsten vermocht. Wie ein flitterbesetztei Kleid war alles Gemachte, Gefollerwollende von ihr ab- gefcllen, und in natürlicher Schönheit sah ich da- liebende, Heche, kummervolle Herz, doS in ungezügeltem Schmerz ein ganzes Leben in Scherben geschlaglu hotte — wie sie oeloot. (Fortsetzung folgt.) Zur Stürkavs und seropkulöser kiuiurmvr gekAäodliebvr Livävr empfehle jetzt wieder einx^Kur mit meinem bviiedtoo und viel xodruuebtsn Lslmen'r Lebertran. Der bett« ^LLbsitiutte Oebviter»». Wirkt klutki ävust, 8ilktE- voaornü, »ppotitleviMtznä. »«kl Oiv LürpvrkrSttv in Karrer Leit. Allen ähnl.Präparaten u.-teueren Medicamenten vorzuziehen, 6k«ekmuek kein unck milsts, daher von Groß und Klein odno WiüorviUtM «evvmmea. Jahresvei brauch stetiA steikvnst, bester Bewe s /für die Güte und Beliebtheit. Viele Atteste und Danksagungen darüber. Nun düt« 8led vor ^«edalimaaxen, ck»k«r »okto murr keim Linkuak unk äi« kirm» äes k'sdrikaotsa ^potdeker I^sbusei» in kremen. krisok LU Kuben in äer ^potkebe knisnitt. Lester avä dilliAStvi' LkvspkorsäarestünLer kür / Lsr Okomaspbospkattabriken S. m. d. 6., vsrlin XV. Vor mluäer^ertixer Ware nirä xevarut! 8si vagzonwvisssm Lsrux kostenlose Naobuntsrsuoüuug. ^8ßgu Okksrts in „8t«rnmarke" bslisbo man siok an äis b sL an n t s u Vs r kau kg s t slls n ru vsoüsn. DI 6urob reioülioüs lüowaaÄsbläünguog äio Visssnsrträgs ru veräppeln, ja ru vor. äreilaoben unä äadsi äsn Nabrvsrt äss Putters zrsssntlioü ru steigern. an äis Düngung Är Psläsr mit Ibowasmebl zu ^^2 Prubjapssastsn ru ctsnkoo. vurob äas L-Nsstrsusn desselben auk äis rauüs^Puroüs srrislt äsr ltauärvirt eins ksrvorraZsnäs L. o k s r gM r s , vrie es äurvü sine He- arbsituvß im Prübjabr oiodt möglivb Mr. 6ar»ntiert rein obne Kkemste k^imisokunA VW" ÜnZutteute! -Mg Infolge Ersparnis der teuren Ladenmiete und eines kolossalen Umsatzes verkaufe zu enorm billigen Preisen. kompl. Woknungs Linrlcktung: 1 Säulenschrank, L türig mit Kasten 28 Mk. 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