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Nr. 191. Pulsnitzer Tageblatt. — Donnerstag, den 16. August 1928. — (Richtige Behandlung der Milch und Milchgeschirre im Haushalt.) Neber die Frage, wie Milch richtig und zweckmäßig im Haushalt aufzubewahren sei und welchen Einfluß die verschiedenen Reinigungsmetho den der Geschirre auf die Milch ausüben, sind interessante Versuche angestellt worden, die wert sind, weiteste Verbrei tung zu finden. Erste Voraussetzung einer zweckmäßigen Behandlung der Milch in der Haushaltung ist die gründ liche tägliche Reinigung der Milchgefäße. Mangelhafte Rei nigung derselben bewirkt eine rasche Keimvermehrung (Milch- säurekeime) in der Milch: die Kochfähigkeit der Milch wird dadurch vermindert. So selbstverständlich das sein mag, wird dieser Tatsache doch nicht in jeder Haushaltung genü gend Rechnung getragen, wahrscheinlich deshalb, weil man über die Bedeutung der Milchsäurekeime und ihre Vermeh rung für die Haltbarkeit der Milch keine richtige Vorstellung hat. Auf Grund zahlreicher Versuche wurde festgrstellt, daß die Reinigung der Milchgeräte am besten unter Verwendung von heißem Sodawasser vorgenommen wird, dann nachspülen mit heißem oder kaltem Frischwasser und anschließend aus- lrocknen mit sauberem Tuch Je gründlicher und schneller diese Reinigung vorgenommen wird, um so haltbarer bleibt die Milch. Dabei ist es gleichgültig, woher die Milch stammt, ob direkt aus einem Kuhstall, vom Händler oder aus einer Molkerei: die erhöhte Sorgfalt wird sich stets lohnen. Bautze«. (Spinale Kinderlähmung.) Ein zweiter Fall spinaler Kinderlähmung wird aus der Nachbar gemeinde Großpostwitz gemeldet. Es handelt sich um den 10jährigen Schulknaben Hübner, der sofort nach dem Bautze ner Stadtkrankenhaufe gebracht wurde. Der erste Fall hatte einen gutartigen Verlauf genommen; das Kind lag mehrere Monate im Krankenhause und konnte wieder hergestellt werden. Bautzen. (Großfeuer in Bautzen.) In der Karosseriefabrik August Nowack A.-G. brach Großfeuer aus. Eine Fabrikhalle mit zahlreichen Holzbearbeitungs- und anderen Maschinen brannte vollständig aus. Infolge oes herrschenden Windes drohte das Feuer auch die Stell macherei zu ergreifen, aus der die Belegschaft die in Ar beit befindlichen Karosserien und 15 Tonnen Kunstharz zu retten vermochte. Entstanden ist das Feuer durch das Heißlaufen einer Maschine. Zahlreiche Helfer mußten wegen Rauchvergiftung oder Verletzungen durch Splitter die Hilfe der Sanitätsmannschaft in Anspruch nehmen. Der Schaden dürfte sich auf über 100 000 Mark belaufen, ist aber durch Versicherung gedeckt. Göda. (Schneller Tod.) Der Wirtschaftsbesitzer Ernst Jurenz in Göda, der am Spätnachmittag des Sonn tags von Hause weggegangen und abends nicht zurückgekehrt und darum von seinen Angehörigen bei Freunden und Be kannten vergeblich gesucht wurde, wurde am Montag früh auf dem Wege nach Birkau tot aufgefunden. Ein Herzschlag hatte nach dem Gutachten des Arztes seinem Leben ein Ende gesetzt. Dresden. (Das Vermögen der Landes hauptstadt.) Nach einer soeben erschienenen Übersicht Iber das Vermögen der Stadtgemeinde Dresden nach dem Stande vom 31. März 1927 beträgt bei einem Gesamt- »ermögen von 391 991630 Mark und bei einer Schuld summe von 119 616 094 Mark das Reinvermögen der Ztadtgemeinde Dresden 272 375 535 Mark und unter Hin- iurechnung des Reinvermögens des Schulbezirks von 18 016 891 Mark insgesamt 320 392 426 Mark. Das Werksvermögen, d. h. die von der Stadt unterhaltenen betriebe und Unternehmungen, erreicht einen Gesamt- »etrag von 104 677 689 Mark, der Grundbesitz einen Be- »ag von 196 043 061 Mark. Dresden. (Dresdener Funkausstellung.) Die diesjährige große Dresdener Funkausstellung („Dre- sunka") wird von Sonnabend, den 27. Oktober bis Sonn tag, den 4. November, wieder im Städtischen Ausstellungs- oalast zu Dresden, Stübelallee, abgehalten werden. Sie wird veranstaltet vom Reichsverband deutscher Funk händler, Ortsgruppe Dresden, dem Funkverein Dresden ». V. und dem Arbeiterradiobund Deutschlands, Orts- zruppe Dresden, mit Unterstützung der Reichspostverwal- :ung, der Reichsrundfunkgesellschaft und der Mittel deutschen Rundfunk A.-G. Der Funkverein wie der Arbeiter-Radiobund werden im Rahmen der Ausstellung ünen großen Bastelwettbewerb für Empfangsgeräte und Zubehör veranstalten, dessen Bedingungen demnächst aus geschrieben werden. Beide Funkverbände bringen auf der Dresdener Ausstellung noch je eine besondere Fachsondsr- schau; der Funkverein Dresden e. V. vor allem neuzeit liche Kurzwellensender und -empfänger, der Arbeiter- Radiobund, Ortsgruppe Dresden, die neuesten Sende- und Empfangseinrichtungen für den Bildfunk nach dem System Fulton und auch nach dem System Karolus-Telefunken. Leipzig. (Schwerer Betriebsunfall.) Auf dem Neubau des städtischen Feuerwehrdepots ereignete sich rin schwerer Betriebsunfall. Am Fleischerplatz, wo sich der Neubau befindet, stürzten zwei Kippkarren um und be- gruben einen Erdarbeiter unter sich. Er wurde schwer verletzt in das Krankenhaus eingeliefert. Leipzig. (Newyorker Turner in Leipzig.) Am Dienstag trafen, aus Nürnberg kommend, etwa 100 Deutsch Amerikaner des Newyorker Turnrrbundes in Leipzig ein. Sie wurden am Bahnhof von einer Abordnung des Gauverbandes vom Schlachtfeldturngau unter Führung des Gauleiters Turndirektor Groh empfangen, der die Gäste mit einem dreifachen „Gut Heil" in Leipzig willkommen hieß. Dr. Seidel vom Rat der Stadt Leipzig begrüßte am Mitt wochmorgen die Gäste im Großen Saal des Rathauses. Sie ständen am Schluß einer Reise, so führte er u. a. aus, und hätten Gelegenheit gehabt sich mit deutschem Wesen und deutscher Art vertraut zu machen. Wenn sie nun wieder über den großen Teich nach Amerika führen, so möchten sie doch allen Zweiflern, die nicht an Deutschlands Wiederauf stieg glauben wollten, erzählen, wie es jetzt in Deutschland aussehe. Redner su ilderte dann die tausendjährige Vergan genheit Leipzigs und gab ein kurzes Bild über die Pfleg- stätte der Wissenschaft, der Kunst und des Buches. Der Präsident des Newyorker Turnrrbundes Nolde dankte in be redten Worten für die Aufnahme in Leipzig und versprach allen jenen Zweiflern über den Wiederaufbau Deutschlands erzählen zu wollen, einem Wiederaufbau, der ihn selbst und seine Kameraden in Erstaunen gesetzt hätte ob der gewaltigen Kraft, die dahinterstecke. — Von Leipzig aus werden die Turner in Einzelgruppen, ungezwungen die Heimreise nach den Vereinigten Staaten antreten. Limbach. (Verhinderter Karpfenschmaus.) Zu nächtlicher Stunde wurden an der Schimmelschen Fisch zucht- und -Mastanlage ein 38 jähriger Maurer und ein 70 jähriger Färbereiarbeiter beim Fischstehlen überrascht, als sie gerade zwei große Karpfen mit einem Senknetz aus dem Teiche am Nußdorfer Wald hoben. Während der eine ent floh, konnte der andere festgenommen werden. Er gab an, daß sie die Fische gelegentlich einer Kindtaufe in der eigenen Familie hätten verzehren wollen, es besteht aber der Ver dacht, daß sie schon wiederholt nächtlicherweile Raubzüge in den Schimmelschen Teichen ausgesührt haben. Markersdorf. (Schwerer Motorrad Unfall.) Kuf der Mittweidaer Straße in der Kurve bei der Ab- yveigung zum Bahnhof Markersdorf—Taura wurde ein Motorradfahrer in schwerverletztem Zustande aufgefun- »en. Wie sich herausstellte, war er von Mittweida ge kommen und beim Durchfahren der Kurve an einen Straßenbaum angefahren. Durch den Anprall hatte er Ich Beinbrüche zugezogen. Rochsburg. (Autofahrt mit Hindernissen.) Zu einer großen Menschenansammlung kam es an der Muldenbrücke. Ein auf dem Waldwege von Penig mit seinem Personenwagen fahrender Baumeister aus der Leisniger Gegend verlangte, mit seinem Kraftwagen über den Schaukelsteg fahren zu dürfen. Dieser Wunsch konnte ihm nicht erfüllt werden, da die Muldeubrücke nur für Fußgänger geeignet ist. Schon sein Benehmen, mit dem Kraftwagen auf dem Waldwege, der selbst für Radfahrer verboten ist, zu fahren, war rücksichtslos. Sein Verhalten erreichte jedoch den Höhepunkt, als er sich kurz entschlossen die Mulde besah, zwei Damen aussteigen ließ und mit seinem Wagen über das Ufer in den Fluß hineinfuhr. Er blieb jedoch mit dem Auto in der Mitte der Mulde sitzen und begann nun ein regelloses Hin- und Herfahren. Die Kraft des Motors vermochte jedoch nicht den Wagen weiter vorwärts zu bringen. Durch hilfsbereite junge Leute, die sich im Gemeindebad aufhielten, wurde der Wagen wieder ans Land gebracht. Taura (Kr. Rochlitz). Hartnäckiger Selb st- nörder.) Ein hiesiger in den 60er Jahren stehender Kettenarbeiter versuchte sich im Garten mit einem Rasier messer ins Herz zu stechen. Das Messer kam jedoch auf eine Rippe und prallte ab. Darauf versuchte der Mann iich die Pulsadern zu durchschneiden, was ihm aber nicht gelang. Der aus Burgstädt herbeigerufene Arzt leistete die erste Hilfe. Der bedauernswerte Mann, der die Tat infolge eines Nervenzusammenbruchs begangen hat, wurde mit dem Krankenauto der Arbeitersamariterkolonne nach dem Stadtkrankenhaus in Chemnitz gebracht. Herold. (Glimpflich abgelaufen.) Am Straßenubergange bei der Haltestelle Mittelherold stieß ein geschlossener Dresdener Personenkraftwagen mit einem von Wilischthal kommenden Eisenbahnzug zusammen, do die Insassen des Kraftwagens in dem geschlossenen In nern weder die Pfeifensignale, noch das Läuten des her annahenden Zuges vernommen hatten. Zum Glück ge lang es der Geistesgegenwart des Wagenführers, da^ Steuer soweit Herumzureißen, daß das Auto von der Ma schine nur zur Seite geschoben wurde. Infolgedessen kamen tue Insassen mit dem Schrecken davon, während an dem Auto nur das Vorderrad beschädigt wurde Hoyerswerda. (Einen eigenartigen Sch e r z), wenn man es noch Scherz nennen darf, erlaubten sich hier zwei Herren nach einer frohdurchbrachten Nacht. Eines Tages wurde beim Morgengrauen ein Notar telephonisch zu einem Schneidermeister gerufen, der schwer erkrankt und sein Testament machen wolle. Als der Notar endlich Einlaß in die Wohnung erhielt, fand er den Schneider wohl und munter. Zu gleicher Zeit wurde ein Arzt telephonisch zu einem Fleischermeister gerufen, der einen komplizierten Bein bruch erlitten haben sollte. Eiligst und hilfsbereit weckte der Arzt seinen Kraftwagenführer, nahm noch eine Kranken schwester mit und fand den Fleischer wohl und munter zum Ueberlandfahren bereit. Dem Notar gelang es, die beiden Störer seiner Nachtruhe zu ermitteln und hat denselben eine Liquidation über 150 RM zugestellt, die auch bezahlt wurde. Es soll sich um zwei Bankbeamte handeln. Die sächsischen Gastwirte in Leipzig Am gestrigen zweiten Tage der 42. Hauptversammlung des sächsischen Gasiwirwerbandes würdigte zunächst Stadtrat Nitzsche als Vertreter des Rates der Stadt Leipzig die volkswirtschaftliche und kulturelle Bedeutung des Gastwirtsgewerbes. Für die Handelskammer sprach Ulrich, für die Handwerkskammer Obermeister Thalheimer, sür den Leipziger Jnnungsausschuß und für die Deutschnationale Volks- Partei Obermeister Ehler-Meier. Legati msrat von der Deckcn-Drcsden hielt einen Bortrag über „Fremdenverkehr und Wirtschaft". Der Verkehr vermindere sich ständig. Noch 1925 haben 6L OVO Bergnügungsreiscnden 940 000 Geschäftsreisenden gegenübergestanden. Die Verminderung dieser Zahl habe schon dazu geführt, daß 24,6 Prozent der Gaststätten zum Erliegen gebracht worden seien. Auch die Last der Steuer sei unerhört. Ein einziges Berliner Hotel zahle '/« Millionen Mark Steuern. Doch lägen noch viele Möglichkeiten im internationalen Reiseverkehr, um dem Gastwirts« gewerbe auf die Beine zu Helsen. Heute sei auch unsere Bilanz im Auslandsreiseverkehr passiv, denn die Ausgaben der deutschen Reisenden im Auslande überstiegen um 30 Millionen Mark die der ausländischen Reisenden in Deutschland. Der neugewählte Syndikus des Verbandes, Dr. Ziegler, sprach anschließend über „Uebertretuug der Polizeistunde und ihre Folgen". Er nannte das Gesetz über die Polizeistunde ein großes Tohuwabohu. Die Forderung der Gastwirte müsse sein. „Weg mit dem Notgesetz!" Eine entsprechende Entschließung fand einstimmige Annahme. In dieser Entschließung wird gefordert, daß der Reichstag sich grund sätzlich zur Aufhebung der Polizeistunde entschließe. In Sachsen möge die Verlängerung der Polizeistunde in Zukunft gebührenfrei erfolgen. Dann wurde Protest eingelegt gegen die vom Deutschen Städtetag angestribte Wiedereinführung der Getränkestcuer auf Wein und Spin« Seite 2. > tuoscn und gegen die Er! öhung der G meindebierstemr. Die wirtschaft liche Lage des GastwiNsgrwe-bes sei so kamstrophtt, daß jede neue Belastung van ihm ferngehaUcn werden müsse. — Pioiestieit wurde auch gegen die Mielzinssteucr, deren Höhe erdrosselnd auf den Geschäfts betrieb wirke. Ei->e letzte Entschließung richtete sich gegen die städtischen Regie« betriebe und die Versammlung forderte in diesem Zusammenbang weiter einstimmig, daß die vielen Gesuche von Vereinen um Anerkennung der G> mcinm-tzipk.it von den Behörden abgelchnt werden möchten. Mit rimm Hoch auf die- Gastwirte wurde die Tagung geschlossen. Deutschlands Glückwunsch an Hamisch. Ein Telegramm des Reichspräsidenten. Berlin. Reichspräsident «.Hindenburg hat an den österreichischen Bundespräsidenten Hainisch anläß lich der Vollendung des 70. Lebensjahres folgendes Glück wunschtelegramm gesandt: „Der heutige Festtag gibt mir Gelegenheit, Ihnen, ver« rhrter Herr Bundespräsident, in treuem Gedenken meine aufrichtigsten Glückwünsche auszusprechen. Mit dem deut- .Hen Volke hoffe ich von ganzem Herzen, daß Ihnen das zütige Schicksal erlauben möge, noch viele Jahre Ihres Lebens der unermüdlichen und aufopfernden Arbeit zum Segen des österreichischen Brudervolkes zu widmen." * Die gesainte Wiener Presse feiert den Bundespräsidenten vr. Hainisch an seinem 70. Geburtstag in Wort und Bild. Die Blätter schildern in langen Artikeln seinen Lebenslauf and geben eine Charakteristik der Persönlichkeit Or. Hai- rischs, wobei allgemein zum Ausdruck kommt, daß die vor bald acht Jahren erfolgte Wahl des ersten Bundespräsidenten Desterreichs auf keinen besseren Vertreter des österreichischen Bürgertums fallen konnte. Die Durchführung des landwirtschaftlichen Notprogramms. Die Durchführung des landwirffcl östlichen Not programms ist im Gange. Die Durchführung erfolgt nach Maßgabe der vom Reichsmimsterium für Ernährung und Landwirtschaft herausgegebenen Denkschrift „Das Landwirt« schaftliche Notprogvamm und seine Ausgestaltung" und der zur Durchführung des Notprogramms erlassenen Richtlinien, die den in Betracht kommenden staatlichen Verwaltungsorga nen sowie den Landwirtschaftskammern bekannt gegeben sind. Hindenburgs Anerkennung für die Flotte Wilhelmshaven, 16 August. Bei der Flotte ist folgendes Schreiben des Reichspräsidenten von Hindenburg nach Besuch' bei den Schießübungen in Kiel eingegangen: „Die Schießübungen der Flotte, an denen ich teilgenommen habe, haben mich in hohem Maße interessiert und befriedigt. Mit meiner Anerkennung an alle Beteiligten verbinde ich meine besten Wünsche sür weitere erfolgreiche Durchführung der kommenden Manöver." Bulgarien säubert -ie MaZedomer- Organisationen. Befolgung der englisch-französischen Demarche. Wien. Wie aus Sofia gemeldet wird, sind unter den Mitgliedern der mazedonischen Organisationen im ganze« ) Verhaftungen vorgenommen worden, nnd zwar unter dem Vorwande unbefugten Waffentragens. Einer der Ver- jafteten wnrde bereits in die Provinz verschickt. Diese Maß rahme wird als das erste Ergebnis des bulgarischen Minister- :ats bezeichnet, in dem der englisch-französische Schritt er- irtert wurde. Man erwartet für die nächsten Tage eine »eitere systematische Säuberungsaktieu unter den in Sofia «ich aufhaltenden Mazedoniern, wobei alle diejenigen, die die Notwendigkeit ihres Aufenthalts in Sofia nicht Nachweisen '.önnen, nach der Provinz verschickt werden sollen. Der englisch-französische Druck auf Sofia. Sofia. Obwohl über den französisch-engili» 'chen Schritt in der mazedonischen Ange legenheit die amtlichen Stellen noch immer strengstes Stillschweigen bewahren, erfährt man aus diploma- Ascher Quelle folgende Einzelheiten: Die Vorstellungen !>es englischen Gesandten Sperling waren in sehr energischem Ton gehalten, während der französische Gesandte sich etwas gemäßigter verhielt. Verlangt wurde die Ver haftung aller Mitglieder des Zentralkomitees und der aus ländischen Vertretung der Imro. Weiterhin wurde die Auf lösung der Imro und aller kulturellen mazedonischen Ver- »ände verlangt. Bei Nichterfüllung dieses Verlangens wurden Sanktionen finanzieller Natur angedroht rnd zwar erinnerte der englische Gesandte an den Einfluß Chamberlains auf die Maßnahmen zugunsten der bulgarischen Anleihe. Er deutete an, daß im Notfälle England die An leihe verhindern werde. Auch der französische Gesandte er innerte an das Wohlwollen Frankreichs in der Anleihefrage, vofür Frankreich ein Entgegenkommen Bulgariens bezüglich obiger Forderungen erwarte. In bulgarischen Kreisen hat der Schritt der Westmachte ungeheure Erregung hervorgecusen, zumal da man ihn mit Recht als einen Versuch auffaßt, die Souveränität Bul gariens anzutasten. Das Fernbleiben Italiens wird von »er bulgarischen Presse besonders anerkennend hervor- zehoben. Es wird von unterrichteter Seite versichert, daß »ie Aussichten auf einen Erfolg des englisch - französischen Schrittes recht gering sind, da ein scharfes Vorgehen gegen »ie mazedonischen Organisationen leicht zu einem Bürger krieg führen könnte. Allerdings sind die innerpolitischeu Auswirkungen des Schrittes der Mächte noch nicht zu übersehen. Zusammenschluß der Sudetendeutschen. Prag. Wie man erfährt, sind Bestrebungen im Gange, neben den deutschen Regierungsparteien und der neu ge gründeten deutschen Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft eine dritte Gruppe der nichtsozialdemokratischcn deutschen Parteien zu schaffen. Sie soll aus den Deutschnationalen, den deutschen Nationalsozialisten und dem Sudetendeutschen Landbund bestehen. In einer Zusammenkunft, die für den 17. August anberaumt ist, soll das Programm dieser jüngsten deutschen Gemeinschaft festgelegt werden.