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gossen werden. Die Vermehrung geschieht durch Samen und Stecklinge. Gemüse. Brauchen wir späten Blumenkohl? Wir haben wohl manche Gemüsearten, die in ihren späteren Sorten Besse res liefern als in den früheren, so namentlich auch die Kar toffeln. Nicht der Fall ist dies bei dem Blumenkohl. Bei dieser Kohlart kommen wir mit der Sorte Erfurter Zwerg und verwandten Züchtungen vollkommen aus, warum bauen wir da noch spätere Sorten, wie beispielsweise Frankfurter Riesen, der in Güte und Menge dem „Erfurter" selten über, dazu oft noch verbastardet ist. Hinzu kommt noch, daß wir von dem „Erfurter" in der Zeit, die der „Frankfurter" braucht, zwei Ernten erzielen könnten. Gar nicht zu reden ist von den minderwertigen und unzuverlässigen Sorten, die immer noch in den Katalogen geführt und wegen der Billigkeit des Samens gekauft werden, wiewohl es schade ist um den Platz, den sie im Garten einnehmen. Durch die Ausmerzung geringerer Sorten wird der Gemüsebau nicht zum wenigsten gehoben, F, Steinemann, Ul Volkswirtschaft u. Gesetzeskunde. [ Ein Einspruch und ein Urteil. Von befreundeter Seite wird uns folgender interessante Rechtsfall mitgeteilt: Bei einem Handelsgärtner waren eine Anzahl Topf pflanzen gepfändet. Er erhob Einspruch mit der schlauen Begründung, daß er nur Schnittblumengärtnerei betreibe; die Töpfe selbst verkaufe er nicht, sondern nur die Er zeugnisse der Pflanzen — die Schnittblumen, Gepfändet waren 100 Hortensien, 200 Spiraeen, 200 Topf rosen. Das Gericht hat den Einspruch des Schuldners zurück gewiesen mit folgender Begründung: „Die zulässige Beschwerde ist unbegründet. § 811,5 der Zivilprozeßordnung will denjenigen Personen, welche aus Handarbeit oder sonstigen persönlichen Leistungen ihren Erwerb ziehen, die persönliche Fortsetzung ihrer Er werbstätigkeit erhalten. Der Schuldner betreibt einen Handel mit Schnitt blumen, welche er selbst zieht. Es kann dahingestellt bleiben, ob er tatsächlich die Pflege der Blumen in Töpfen und der Rosenstöcke persönlich besorgt, ob es sich also insoweit um einen Betrieb handelt, welcher von dem Schuldner persönlich ausgeübt wird. Daß er den Verkauf der Schnittblumen im einzelnen persönlich betreibe und insofern eine persönliche Tätigkeit vorliege, hat der Schuldner nicht behauptet; er gibt selbst an, er betreibe ein Schnittblumengeschäft und er nennt sich Schnitt blumengärtner. Dieses läßt darauf schließen, daß er die Erzeugnisse seiner Pflanzen an Händler in größeren Men gen verkauft. Hiernach besteht seine persönliche Tätigkeit in der Aufzucht und Pflege der Pflanzen, Die Fortsetzung dieser persönlichen Tätigkeit ist durch die Pfändung der hier fraglichen Pflanzen nicht in Frage gestellt; er behauptet selbst nicht, daß ihm damit die Möglichkeit weiterer An zucht genommen sei. Die Pflanzen bilden das Produkt seiner persönlichen Tätigkeit, welches durch § 811,5 der ZPO., wie auch der erste Richter ausführt, nicht geschützt ist. Es ist nicht angängig, hier eine Unterscheidung zwi schen der Pflanze selbst und den einzelnen Blumen zu machen; das Ganze stellt vielmehr das Produkt seiner per sönlichen Tätigkeit dar. Auf den Einwand des Schuldners, daß es ihm nur auf das Ziehen von Blumen von den vorhandenen Pflanzen an komme, ist zu erwidern, daß insofern seine persönliche Tätigkeit der Pflege der Pflanzen gegenüber dem Vertriebe der Blumen selbst zurücktritt, so daß auch in dieser Hin sicht nicht von einem Erwerbe aus persönlichen Leistun gen, sondern aus dem Erwerbe aus einem Gewerbebetriebe die Rede sein kann. Die Pfändung ist daher zulässig und die Beschwerde dementsprechend mit Kostenfolge nach § 97 der ZPO. zu rückzuweisen." Verkehr. — Ausnahmetarif für Tomaten, Auf eine Anregung, einen Ausnahmetarif für Tomaten in Frachtgutsendungen von 5 und 10 Tonnen von Cerbere (Frankreich) aufzustel len, antwortete die Handelskammer Bromberg, daß die ses mit Rücksicht auf den ständig steigenden Konsum er wünscht wäre, und Bromberg als Empfangsstation aufzu nehmen sein würde. f Vereine, Versammlungen, 'l I Ausstellungen. I Die V. Wanderversammlung der Gesellschaft zur Förderung deutscher Pflanzenzucht tagte vom 3. bis 6. Juni in Göttingen, Wenn auch die Verhandlungen in erster Linie die landwirtschaftlichen Kreise berühren, so muß doch unbedingt heutigen tags auch der Gärtner einer exakten Züchtung neuer Pflan zenrassen größeres Interesse und mehr Verständnis ent gegenbringen, als es bisher gemeinhin geschehen ist. Denn auch die gärtnerische Pflanzenzüchtung wird nur dort er folgreich sein, wo sie systematisch und mit festen Zielen arbeitet, daher soll die landwirtschaftliche Methode ihr zum Vorbild dienen. Die diesjährige Tagung fand unter der Leitung des Di rektors Kühle, Quedlinburg, in der Universität statt. Zu nächst gab Geheimrat Dr, von Seelhorst, der Direktor des Göttinger Landwirtschaftlichen Instituts, einen Ueber- blick über die an diesem Institut geleistete züchterische Arbeit, soweit sie auf die Landwirtschaft Bezug hat. Neben der Zucht von Getreidesorten hat man sich besonders be müht, den Einwirkungen der verschiedenen Wachstums faktoren, sowohl auf die ganze Pflanze, als auf deren ein zelne Teile, nachzuspüren. Dabei ergab sich auch die wich tige Feststellung, daß die Düngung wassersparend wirkt. Dann sprach Professor Dr, Fröhlich über die Notwen digkeit der Förderung der Pflanzenzüchtung durch den Staat und die Fachverbände, Er bezeichnete es als not wendig, den Pflanzenzüchtern größere Geldmittel zuzu weisen, Es setzte sich derselbe Gelehrte für eine gründ liche Durchprüfung aller Neuzüchtungen ein, ehe sie in den Hand el gelangen, ein V erlangen übrigens, das auch auf gärtnerische Züchtungen angewendet zu werden verdient und wärmstens zu befürworten ist. Professor Dr, Ehrenberg in Göttingen referierte , über die Wirkung der Ernährung auf bleibende Verände rungen der Pflanzen, wobei Redner bemerkte, daß bei der Ernährung nicht nur die geläufigen Nährstoffe berücksich tigt werden dürfen, sondern auch der Wasserhaushalt, so wie der Vorrat an Kohlensäure, Licht und Wärme, Durch besondere Gestaltung der Ernährung lassen sich bestimmte Eigenschaften hervorrufen. Die Frage des Erfrierens und Kältetodes der Pflanzen, eine im Interesse der Heranzüchtung winterharter und gegen Nachtfröste geschützter Rassen und Sorten sehr wichtige Sache, behandelte Geheimrat Professor Dr. Ber thold, Göttingen. Der Redner führte aus, daß das Abster ben bei Frost eine Folge von Eisbildung in den Pflanzen sei, es erfolge durchweg im Anschluß an die Eisbildung, nicht im Augenblick des Auftauens. Der Tod erfolge dabei um so rascher, je länger die Einwirkung tiefer Temperaturen dauere und je rascher und häufiger der Wechsel in den Tem peraturen erfolge. Von Einfluß auf die Widerstandsfähigkeit gegen Frost ist der Ernährungszustand der Pflanze. Winter härte Sorten zeigten durchweg einen höheren Gehalt an