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| Handel und Verkehr, Zollwesen, i ^4 Die Versendung lebender Pflanzen nach Rußland. Es wird unseren Lesern noch bekannt sein, daß wir im „Handelsgärtner“ seinerzeit zuerst darauf aufmerksam machten, daß der Versendung von Paketen mit lebenden Pflanzen Schwierigkeiten infolge einer irrtümlichen Aus legung der gesetzlichen Bestimmungen für den Pflanzen verkehr russischerseits bereitet würden. Man glaubte da- mals nicht recht an unsere Bedenken. Und doch ist heute beim Pflanzenverkehr mit Rußland noch nicht alles in schönster Ordnung. Im April 1911 trat das neue russische Gesetz in Kraft, in welchem sich unter anderem folgender Passus befindet: „Der Absender einer Sendung von leben den Pflanzen hat der Ware eine von ihm unterschriebene Erklärung beizufügen, in der bescheinigt wird, daß der In halt der Sendung keine Pflanzen mit Erdballen enthält.“ Wir machten darauf aufmerksam, daß damit der Export von lebenden Pflanzen mit Erdballen nach Ruß land unterbunden sei. So wurden wir auch vom General konsulat damals beschieden. Dann hieß es aber plötzlich, es liege nur ein Ueber- setzungsfehler vor, und die betreffende Vorschrift verlange nur, daß bescheinigt werde, ob überhaupt Pflanzen mit Erdballen und in welcher Menge usw. in der Sendung ent halten seien. Diese Auffassung bestätigte dann auch die russische Regierung in einem Zollamtszirkular vom Jahre 1913, und das Ackerbaudepartement erklärte ausdrück lich, daß die Anwesenheit solcher Ballen kein Hindernis sein solle, die Pflanzen zuzulassen, da ja auch der Artikel I des Gesetzes kein Verbot der Einfuhr solcher Pflanzen ent halte. Die Anwesenheit von Pflanzen mit Erdballen solle nur dazu führen, daß besondere Arten der Desinfektion in solchem Falle unterworfen würden. Diese Erklärung verträgt sich allerdings nicht mit dem Wortlaut des Gesetzes, wie er auch in diesem Zirkular wieder enthalten ist. Indessen führte sie doch dazu, daß beim Bahn- und Postversand Schwierigkeiten nicht mehr gemacht wurden und der Pflanzenversand nach Rußland unbehelligt blieb. Jetzt hat aber die Geschäftsstelle des Internationalen Weltpostvereins in Bern an die einzelnen Staaten eine Verfügung erlassen, in welcher wieder die gesetzliche Vor schrift in ihrem wahren Wortlaut aufgenommen ist, und nun verlangen die Postämter wieder die dem Gesetz ent sprechende Erklärung, daß die Postsendung überhaupt keine Pflanzen mit Erdballen enthalte. Das mußte kommen, da sich die Auslegung, die man in Rußland dem Gesetz gab, sich nicht mit dessen Wortlaut deckte. Auf eine Aenderung dieses Wortlautes müßte auf dem Wege des diplomatischen Verkehrs hingearbeitet werden, wenn für die Zukunft solche Uebersetzungen ausgeschlos sen sein sollen. Wir haben schon damals darauf hinge wiesen, daß Auslegungen von Gesetzen, die mit dem Text sich in schreiendem Widerspruch befinden, auf die Dauer nicht von Bestand sein können. Jeder andere Dezernent kann sie wieder umwerfen und man ist auf dem alten Fleck. Das Reichspostamt hat vorläufig, auch auf eine Interpella tion des Verbandes der Handelsgärtner hin, an der Tat sache nichts ändern können, daß eben Sendungen von Pflan zen mit Erdballen nach Rußland nicht befördert werden können. Es ist also der Zustand wieder da, von dem wir seinerzeit im „Handelsgärtner" berichteten. Man mußte schon damals eine Aenderung des Wortlautes der Vor schrift zu erzielen suchen und sich nicht damit trösten, daß es sich um einen „Uebersetzungsfehler" gehandelt habe. Einen Uebersetzungsfehler würde nur der sich zuschulden kommen lassen, der — anders übersetzte als es geschehen. n Vereine, Versammlungen, , Ausstellungen. J Die Rosen- und Staudenausstellung der k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Wien. Von Bernhard Richter, Wien. Die diesjährige Ausstellung der Gartenbau-Gesell schaft bewegt sich innerhalb der beiden Spezialgruppen der Rosen und Stauden. Es ist der Versuch des Vorjahres fortgesetzt worden, die Pflanze nicht bloß der Schönheit ihrer Blüte, ihres Wuchses und Baues halber zu zeigen, sondern man will sie durch die sinngemäße und praktische Anordnung im Raume wirken lassen. Diese Neugestaltung des gärtnerischen Ausstellungswesens ist namentlich ein Verdienst des Generalsekretärs der Gesellschaft Dr. Kurt Schechner, in dessen bewährten Händen auch die Lei tung der diesmaligen Ausstellung liegt, und des Chefarchi tekten Titus Wotzy, der in großartiger Weise die gärt nerischen Zwecke mit künstlerischen Ideen zu verbinden wußte. Zur feierlichen Eröffnung fanden sich ein: Ackerbau minister Zenker, Eisenbahnminister Freiherr v. For ster, Unterrichtsminister Ritter v. Hussarek, Stadt kommandant F. Z. M. Wikullil, Rektor Magnifikus Dr. Panzer, Hofrat Dr. Ritter v. Wettstein, Bürger meister Dr, Richard Weißkirchner u, v, a. Die Ehrengäste wurden vom Präsidium empfangen und von dem Vizepräsidenten der Gartenbau-Gesellschaft, Hof rat Dr. Ritter v. Wettstein mit einer Ansprache begrüßt. Generalsekretär Dr. Kurt Schechner erklärte in kur zen Worten den Zweck der Ausstellung. Ackerbauminister Zenker betonte die Aufgaben, welche dem Gartenbau gegenüber der Volkswirtschaft und der Approvisionierung zukommen, während Bürgermeister Dr. Richard Weiß kirchner das sittlich-ethische Moment hervorhob. Die Ausstellung selbst zerfällt in die Arrangements in den Hallen und der eigentlichen Rosen- und Staudenaus stellung im Freien. Herrliche Laubengänge, an denen sich die bekannte Kletterrose Dorothy Perkins rankt, und künst lerische Einbauten verbinden die einzelnen Säle. Hier ist vor allem die Gruppe von W. E. M a r x zu er wähnen: Farbenprächtige, von Weiß über alle rosa Töne nach Blau hinüberspielende Hortensien in den bekannten französischen Sorten, umrahmt von dem Weiß der Lilium Harrisi, farblich prachtvoll abgestufte Bougainvillea scan- dens, weiße Chrysanthemum und Croton. Weitergehend kommen wir zu der Gruppe der Freiherr v. Rothschild- sehen Gärtnerei (Garteninspektor J. Harry Macham). Fein abgestimmt umschließen hier, einem hochstämmigen Wäldchen gleich, Antirrhinum Ladies colour, ein Rondel von rosa Clarkien. -— Diese beiden erstgenannten Gruppen gehören wohl zu den besten, was Farbenzusammenstellung und Abtönung anbetrifft. Nicht zu umgehen sind ferner die Bürger sehen Edel pelargonien, Neuheiten der letzten Jahre, wie: King Georg, Dukatenmännchen, Anna Rudolf, Rote Königin u. a. m. — Die Schaustellung ist es, welche besonders die Aufmerk samkeit und das Interesse des Publikums auf sich zu ziehen wußte. Azalea, Rhododendron, Hortensien, Dracaenen, Pal men und eine Reihe anderer Dekorationspflanzen sieht man im Kaisersaal bei der Firma Ludwig Weinbrenner und bei der „Gärtnerei auf Grinzig“. — Eine schöne Samm lung der verschiedensten Kakteen stellen Anton Za- ruba, Lieben bei Prag, und Guido Findeis, Wien, zur Schau, Die Industrie ist vertreten durch die Firmen: Höntsch & Comp., Herrmann Neukomm, J, A, Johnu, v, a. Weiters ist ein Saal den verschiedenen preisgekrönten Plänen und Entwürfen gewidmet.