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Nr. 155. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 30. Dezember 1S11. Seite 10. Ueberficht über die an den Hauptmarktorten Deutsch lands in der letzten Woche gezahlten Fettviehpreise. Lie Preise sind in Mark für 50 Kg Schlachtgewicht bezw Lebendgewicht (1 bedeutet Lebendgewicht) angegeben. Die erste Zahl bedeutet den niedrigsten, die zweite den höchsten für die betr. Viehgattung gezahlten Preis. (Unberechtigter Nachdruck verboten.) Rindvieh Hammel, Schafe u. Lämmer Schwellte Großvieh Kälber Aachen . . . 58-86 88-122 66-83 57-61 Barmen . . — — — — Berlin . . . 56-86 58—143 53-84 50-62 Bremen . . 59-88 70-120 60-85 45-60 Breslau . . — — — — Chemnitz . . 50-88 89—143 60-75 50-62 Danzig. . . — — — — Dortmund. . 61—90 84-104 55-80 54-60 Dresden . . 58-98 80-100 60—90 51-61 Elberfeld . . 57-92 75—120 60-84 58-62 Essen . . . 70—92 — — — Frankfurt a. M 41-93 76-102 76-80 62-65 Hamburg . . 50-103 — 63-80 45-571 Hannover . . 60-80 80-110 — 50-62 Husum . . . 80-83 — — 33-411 Kiel .... 50- 83 70-115 55-78 35-441 Köln a. Rh. . 73-93 48-901 75-90 51-61 Leipzig. . . 55-93 40-884 40-43 l 51-62 Magdeburg . 29-381 35-70! 38-401 49-62 Mainz . . . 54-90 85-90 — 53-62 Mannheim 50-95 70-95 50-70 59-61 Nürnberg . . 75—83 59—75 45—60 56-63 Stettin. . . — 50-85 — 51-60 Zwickau . . 50-88 48—581 30-401 55—66 Aufgestellt am 28. Dezember. Mitberücksichtigt sind noch die am 27. Dezember abgehaltenen Märkte. Bericht über die Warenpreise im Großhandel in der Städtischen Hauptmarkthalle zu Dresden am 29. Dez 1911. Marktlage: Rot- und Rehwild preishaltend. Hasen anziehend. Geschlachtete Gänse etwas höher, Pöcklinge und Sarotten knapp, Obst und Südfrüchte mäßiges Geschäft. Apfelsinen und Zitronen billiger Bon Grünwaren Grünkohl, Spinat, Rabinschen und Selerie gut gekauft. Kartoffeln etwas teurer, Landeier etwas nied riger. Sonst unverändert. Rotwild 50 Pf, Damwild 45-50 Pf, Rehwild 70-75 Pf für '/. Hasen im Fell 3-3,80 M, Kaninchen 70-100 Pfg Fa- sanenhähne 2—2,20, Fasanenhühner 1,20—1,40 M, Gänse 65—90 Pf. für >/, Enten 2,70—3,50 M, alte Hühner 2,00—3,50 M, junge Hühner 1,00-2.50 Tauben 50—70 Pf. für 1 Stck, Molkereibutter 155—160 M, Landbutter 135- 140 M, Koch- und Backbutter 130 bis 135 M, Schweizerkäse 95—130 M, Parmesankäse 90—100 M, Margarine 70-80 M für 50 Ks, Landeier v—7,20 M, böhmische T. 4,80 M, russische 4,60 M, Kalkeier 3,80 M für 60 Stück. Musäpfel 10-18 M, rote Stettiner 17 bis 22 M, graus Renetten 16—20 M, gelbe Renetten 18—20 M, Marchansker 14 M, steier märkische 13 bis 19 M, Tiroler 23—25 M Tafelbirnen 18—23 M, Kochbirnen 12—15 M, ausl. Weintrauben 38—40 M für 50 Kx, amerikanische Aepfel, 1 Faß 65/75 Ke brutto, 22-26 M, Blumen- kohl 15—40 M, Welschkraut 30—35 M, fremder Hopfsalat 15—16 15—16 M für 100 St. Rosenkohl 28—40 M, Rotkraut 8—9,50 M, Weißkraut 6—7,50 M, Grünkohl 8-10 M, Spinat 9—15 M, Pa radiesäpfel 35 bis 50 M für 50 Ke, Karotten 2,00—4,00 für 60 Bündchen. Kohlrabi 1,20—5 M, Sellerie 2,40—13 M, hiesiger Kopfsalat 1,50 bis 4 M für 60 Stück. - Oer Setrekvemarkt. — 7 Bericht vom 24. bis 31. Dezember. Die Tendenz des Get.eidemarktes ist in der letzten Woche des Jahres 1911 ziemlich schwankend geworden, da zwei große Weizenländer, Nordamerika und Argentinien, widerspruchsvolle Meldungen über den Getreidemarkt gebracht haben und auch in Europa man mit grc ßen Vorräten und noch nicht ganz festgestelltem Bedarfe rechnet. In Nordamerika sind die Weizenpreise gesunken, weil die Vorräte gewachsen sind. Aus Argentinien wurden da gegen höhere Weizenpreise gemeldet. Die Preise sind deshalb ziemlich fest geblieben. Magdeburger Wettervorhersage Sonntag, den 31. Dezember. Wechselnd bewölkt, zeitweise heiter, früh ein wenig kälter, Tag mild, zuerst trocken, später etwas Reuen, schwacher Südwest- bis Südwind, im Gebirge vielfach Schnee. Montag, den 1. Januar. Wolkig, mild, etwas Regen. Dienstao, den 2. Januar. Ziemlich mild, wechselnd bewölkt, bisweilen aufheiterr.d, zeitweise kühle Niederschläge. Neujahrsfest, den 1 Januar 1912: '/,9 Uhr Beichte > Pfarrer 9 „ Predigt (Hebr. 10, 35-36). j Schulze. 5 „ Predigt (Röm. 8, 28). Pastor Köhler. 7 Uhr: We hnachtsbescherung im Jünglingsverein. -» Llcktondsrg. Sonntag, den 31. Dezember: 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. 5 „ Silvesterandacht mit Ansprache. Montag, den 1. Januar, Neujahrsfest: 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Getauft: Selma Alma Hilda, T. des Robert Paul Teu bel, Fabrikarbeiters und Hausbesitzers hier. — Walther Martin, S. des Johann Kmiec, Fabrikarbeiters und Hausbesitzers hier. — Außerdem 2 uneheliche Mädchen von hier und ein unehelicher Knabe von hier. Getraut: Paul Richard Menschner, Steinarbeiter in Elstra, ledig, und Alma Klara König, Näherin hier, ledig. StQNveamts - Nockrlcbten vom 23. bis 29. Dezember. Geburten: Paul Martin, S. des Steinarbeiters Emil Max Freudenberg in Obersteina. — Albert Fritz, S. des Wirtschaftsbe- sttzers Friedrich Franz Philipp in Obersteina. — Hulda Gertrud, T, des Fabrikbesitzers Anton Oskar Günther in Niedersteina. Eheschließungen: Emil Richard Klatsche, Fabrikarbeiter in Pirna, mit Auguste Anna Rennert, Fabrikarbeiterin in Pulsnitz. — Clemens Richard Pfützner, Steinmetz in Obersteina, mit Martha Milda Schäfer, Dienstmagd in Obersteina. — Oskar Max Hensel, Schriftsetzer in Dresden, mit Ida Martha Kunath, Näherin in Pulsnitz. — Mar Otto Anders, Steinarbeiter in Röderbrunn, mit Ida Lina Dürrlich, Bandweberin in Ohorn. — August Theodor Paul Vogel, Uhrmachergehilfe in Pulsnitz, mit Emilie Marie Zeiler in Pulsnitz — Paul Fritz Vetterlein, Buchhalter in Pulsnitz, mit Johanna Rosa Perre, Haustochter in Pulsnitz. — Paul Otto Körner, Schweizer in Ohorn, mit Catharina Sleczka, Wirtschafis- gehilfin in Ohorn. Sterbefälle: Lohntreiberin Auguste Wilhelmine verw. Herr lich geb. Hommel in Niedersteina, 65 I., 9 M., 5 T. alt. — Richard Werner, S. des Geometers Albert Richard Kurth in Pulsnitz, 9 T. alt. — Hausauszüglerin Wilhelmine Augufte.Prescher geb. Kluge in Ohorn, 57 I., 23 T. alt. Srotznaundork. Sonntag, den 31. Dezember: 9 Uhr Predigtgottesdienst (1. Kor. 1, 30). Montag, den 1. Januar, Neujahrsfest: 9 Uhr PredtgtgotteSdtenst (Hebr. 10, 35—36.) Getauft: Frieda Emma, T, des Hausbesitzers und Bauar beiters Max Fritzsche, hier. Mrcken-NaedrrÄZten. Pulsnitz Sonntag, den 31. Dezember: r/,9 Uhr Beichte > 9 „ Predigt (Psalm 103, 1-18) 5 „ Gottesdienst in der Schule zu Ohorn, j 9 er. 5 „ SplvestergotteSdienst (Jerem. 6, 4—5), Pfarrer Schulze. Gaben für die Heidenmifsion werden bi« End« de« Jahres erbeten. Obsrliüdtvnau. Sonntag, den 31. Dezember: 9 Uhr LesegotteSdienst. 6 „ Sylvestergottesdienst mit Predigt; hierauf Beichte und heiliges Abendmahl. Montag, den 1. Januar, Neujahrsfest: 9 Uhr Festgottesdienst mit Predigt. Getauft: Herta Frieda, T. des Heinrich Erwin Wendt, Steinarbeiters hier. — Arno Gottfried Martin, S. des Martin Richard Vetter, Malers hier. — Anna Hilda, T. des Julius Oswin Kreische, Dachdeckers hier. Getraut: Ernst Gustav Petzold, Bauarbeiter in Reichen bach und Milda Frieda Mager Fabrikarbeiterin in Oberlichtenau. Beerdigt: Amalie Karoline Bürger geb. Guhr, des Karl Ferdinand Bürger, Restaurateurs in Oberlichtenau, hinterlassene Witwe, 71 I., 4 Mon, 19 Tg. alt. — Otto Max Schäfer, Vieh- schneider in Oberlichtenau, 34 I., 6 Mon, 23 Tg. alt. Nsicksnvack. 9 Uhr PredigtgotteSdtenst. 5 „ Liturgischer Gottesdienst; daraus Beichte und heiliges Abendmahl. MFn tag, den 1. Januar, Neujahrsfest: 9 Uhr PredigtgotteSdtenst. „Warum nicht? Hat er etivas gegen ihn einzuwen- den?" . n „Nur, daß er arm ist." In Mrs. Fokhams Augen blitzte es freudig auf. „Arm? Und das ist alles, Ivas Euch trennt?" Eva nickte eifrig. „Ja, weil ich auch arm bin und weil Götz auf einem Majorat sitzt, das er mit Schulden übernommen hat und das ihm uichts eiubriugt. Er muß sich quälen und quälen, und kann dock) nicht vorwärtskommen. Eigent lich sollte er eine reiche Frau heiraten, — und er wollte auch. Aber —" ein liebes Lächeln huschte über ihr Ge sicht — „er hat mich dann so lieb gewonnen, ^aß er es nicht vermochte. Wir wollen lieber Not und Lorge mit einander tragen, als voneinander lassen." Mrs. Fokham wurde seltsam weich und froh ums Herz. „So lieb habt Ihr Euch?" fragte sie leise und strei chelte zaghaft die Hand ihrer Tochter. Wie ein warmer belebender Strom flutete es zu ihrem Herzen, als sie merkte, daß Evas Hand die ihre umschloß. Eine Weile iaß sie stumm, ganz gebannt von diesem wunderlich wei chen Gefühl. Tann sagte sie aufatmend: „Ta ist es wohl gut, daß ich gekommen bin, mein liebes Kind. Nun kann ich Tir doch zu Deinem Glück helfen. Es ist ja gottlob mit Geld zu erringen." Eva zuckte zusammen. Sie sah die Mutter an und las in ihren Augen, was in ihr oorging. Und da sprang auch der Bann von ihrem Herzen. „Mutter" rief sie, halberstickt vor Erregung. Mrs. Fokham hatte diesen Namen aber doch gehört; und er rüttelte so mächtig an ihrem Herzen, daß heiße Tränen aus ihren Augen stürzten, Tränen, wie sie diese Frau noch nie geweint hatte. Impulsiv zog sie Eva in ihre Arme. ^Nenne.mich noch einmal so, mein Kind. Ich wußte nicht, wie lieb dies Wort klingen kann." „Mutter, — liebe Mutter — wenn Tu mir helfen könntest — wolltest — mir und Götz — ich wollte Dich lieb haben — so lieb — wollte ganz vergessen, daß Du mir fremd geworden bist. Mutter, — Tu hältst meiu Glück in der Hand," sagte Eva mit leidenschaftlicher Bitte. Mrs. Fokham trocknete ihre Tränen und streichelte sauft das glühende, junge Gesicht. „Wie leicht willst Tu es mir machen, Teine Liebe zu erringen. Lei ruhig. Was mit Geld zu kaufen ist, sollst Tu haben. Und wenn Tu mich dafür lieb haben willst, so ist uns beiden geholfen. Ich bin eine einsame Frau, meiu Kind; bis heute wußte ich gar nicht, wie einsam ich gewesen bin. Es war freilich meine eigene Schuld. Glanz und Reichtum sind mir über alles ' ge gangen. Und nun soll dieser Reichtum mir das Herz meines Kindes zurückeroberu. Aber nun mußt Tu mir mehr von Deinem lieben Götz erzählen. Wie heißt er denn außerdem?" „Barou Götz Herrenfeldc." „Ah, — ist er verwandt mit der Generalin? Und wohl auch mit Deiner Stiefmutter?" Eva berichtete froh erregt. „So so," sagte ihre Mutter, „also eiu Neffe der gu- teu Generalin. Wußte sie denn, daß Ihr Euch liebt?" „Nein, sie erfuhr es erst iu Woltersheim." Nirs. Fokham lächelte. „So komme ich schließlich mit dieser alten Dame noch in ein verwandtschaftliches Verhältnis. Nun — mir soll es recht sein — sie gefällt mir sehr. Wenn mir ihr Neffe so gut gefällt, werde ich mit meinem Schwieger sohn zufrieden sein." „O — Götz ist ein herrlicher, lieber Mensch," sagte Eva inbrünstig. Ihre Mutter küßte sie herzlich. „Kind, — wer nur das gestern noch gesagt hätte, daß ich heute mitten in einem echten, deutschen Liebesroman sitze! Ich l)abe es ja gesagt, dieses Deutschland bringt mich aus meinem ruhigen, nüchternen Gleichgewicht. Jetzt will ich aber erst einmal die Generalin hereinholen. Was wir uns nun noch zu sagen haben, kann sie gern mit anhöreu, da sie ja doch gewissermaßen mit zur Familie gehört. Und dann wollen wir zusammen eine Er frischung nehmen. Du bleibst doch hoffentlich recht lange bei mir?" Eva blickte unruhig auf. „Ich habe Götz versprochen, sobald als möglich wieder heim zu kommen." „So, so! Nun, da muß ich mich wohl an diesen Götz wenden, wenn ich mein Töchterchen ein Weilchen für mich .j^rben will. Ach mache nicht solch ängstliches Gesicht - ich werde Dich nicht lange von ihm. trennen: dafür laß mich sorgen." Sie'küßte Eva zärtlich auf den Mund und erhob sich, nm die Generalin selbst hereinzuholen. Sie zog die kleine, vergnügt lächelnde Frau in den Salon- „Mine teure, verehrte, gnädige Frau, Sie ljaben mich auf ewig zu Ihrer Schuldnerin gemacht. Ich danke Ihnen tausendmal, baß Sie mir meine Tochter gebracht l^ben." „Es ist sehr gern geschehen, ich freue mich sehr, daß ich helfen konnte," erwiderte dieü- Tie Damen nahmen Wall Ms- Fokham ließ Er- irischnngen bringen und man plauderte lebhaft über die Ereignisse der letzten Tage. Mrs. Fokham sprach ihre Freude darüber aus, oaß der Neffe der Generaliu Evas künftiger Gatte sei» würde. Die alte Danie'strahlte über das ganze Gesicht- „Ich freue mich nicht minder, meine liebe Mrs. Fok- ham; denn diese beiden jungen Menschen geben ein Paar, worüber sich mein altes Herz innig freut. Ich ivar uicht wenig erstaunt, als ich in Woltersheim hörte, baß Götz und Eva sich liebten und trotz Not und Sorge nicht voneinander lassen wollten.' Ich dachte mir aber gleich: „Ta wird Mrs. Fokham wie die gute Fee sm Märchen helfen können." (Fortsetzung folgt.)