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Nr. 61. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 23. Mai 1911. Seite 6. werden die Hausfrauen ihre Freude haben. Die Häuser liegen frei um zwei mächtige, als Erholungsstätte die- nende Höfe, der Morgensonne zugewendet. Eine große Halle, die den Kindern bei schlechtem Wetter als Spiel raum dient, schließt die Höfe nach der Straße ab. Jetzt will der Verein eine neue Baugruppe an der Gehestraße, die acht Häuser mit 75 Wohnungen umfassen soll, in Angriff nehmen. Diese Gruppe wird in der Hauptsache für das Personal der König!. Staaiseisenbahnen erbaut. Daher hat auch die PensionStafss der Eisenbahnen und das Kgl. Finanzministerium sich an der Beschaffung der Mittel zum Bau betei igt. Die Bausumme beider Gruppen beträgt über eine Million Mark. — (Kleine Städte, kleine Sünden; große Städte, große Sünden!) Dieses Sprichwort gilt hinsichtlich der Verführungen zur Unsittlichkeit in beson derem Maße von der Reichrhauptstadt. Aber man muß anerkennen, daß in Berlin der Schmutz in Wort und Bild ganz energisch bekämpft wird. Dort vergeht nach dem Reichsboten kein Tag, an dem nicht eine oder meh rere Strafkammern damit beschäftigt sind, und da in al- len solchen Fällen nicht nur auf Geld- und Gefängnis- strafe anerkannt, sondern auch die Beschlagnahme und Vernichtung sämtlicher als anstößig befundener Karten und Scherzartikel verfügt wird, so erleiden die Händler große Verluste. Und das ist ihre einzige empfindliche Stelle; wenn diese getroffen wird, ist die Möglichkeit gegeben, daß sie von diesem schmachvollen Treiben ablas- sen. Zur Nachachtung für unser Sachsenland möge auf folgende im Lause des April in Berlin verhängte Stra fen hingewiesen sein: Ein Händler in der Passage wurde wegen des Vertriebes unzüchtiger Scherzartikeln zu 300 Mart Geldstrafe verurteilt, und das nich unbe deutende Lager solcher Artikel mit Beschlag belegt Ein zweiter Händler aus der Passage wurde wegen Vertrie bes solcher Scherz-NtppeSsachen zu 150 Mark Geldstrafe verurteilt Einem Händler, der daS Wiener Witzblatt Muskete seilhielt, wurde eine Geldstrafe von 10 Mark auferlegt, da das Blatt eine unzüchtige Abbildung ent hielt. Ein Händler in der Königstraße wurde wegen Feilhaltens unzüchtiger Postkarten zu 50 Mark Geld strafe und zur Beschlagnahme sämtlicher Karten verur- teilt. Wenn diesen Ehrenmännern daS Geschäft verdor ben wird, werden sie wohl zu einem unschuldigeren Be- ruf greifen. Vermisstes. * (Kl utter Geier). Menn ich als Bezirkshelferin des Herrn Pastor Hardeland in Zittau die Klosterversorgten im alten Mönchskloster an der petri-paulikirche besuchte, war es mir immer Herzenserquickung, zuletzt die Jelle der alten, lieben hunderijährigen Frau Geier zu be treten. Mit ihrer tiefen kräftigen Stimme hieß sie mich willkommen und die Bugen leuchteten in ihrem noch vollen Bntlitz, das sie als eine hohe Siebzigerin erscheinen ließ. Immer hatte sie etwas zu be richten aus ihrem einförmigen Dasein, das durch den festen Glauben an ihrem Herrn und Heiland verschönt und verklärt wurde. Unsere köstlichsten Bibelsprüche und schönsten kirchlichen Lieder waren ihr geistiges Eigentum, daraus schöpfte die Kinderlose immer wieder Mut zu ihrer langen, langen einsamen Pilgerfahrt. Sie war mit einem vortressiichen Gedächtnisse begabt. Interessant war es, sie von Napo leon erzählen zu höreu. Bm fg. Bugust (8(2, früh (o Uhr, lei er mit Gefolge und (00 Mann Garde unter Glockengeläuts, pauken- und Trompetenschall von Görlitz hergekommen. Bürgermilitär habe ihn mit gesenkter Fahne empfangen am Frauentor, wo eine Ehren pforte errichtet worden sei mit der Inschrift: Salve Laesar. Drollig klang es, wenn sie die Kosakenlieder in ihrer Fremdsprache wiedergab. Bis sie einmal mein kleines Mitbringsel entgegennahm, meinte sie: „Das ist ein fürnehmer Tag. Noch Kirchen, und ich bekam doch heute schon eine Magnolienblüte und ein keberwürschtel." Ihre Bugen waren noch so gut, daß sie im Frühjahr (g(0 mit einem Blick auf die blühenden Gbstbäume des Pfarrgartens zu mir sagte: „Heier war n wer mehr Beppeln als Birnen preten/ und die ivq jährige hatte Recht. Eifrig las sie das Zittauer Bmtsblatt und verfolgte Tages ereignisse. So entgingen ihr euch die Forderungen der Zwickauer Lehrerschaft nicht, und sie sagte einmal entrüstet zu mir : „Die müssen närrsch sein; die Sprüche und Lieder, die ich in der Schule lernte, find mein einziger Trost." Ihre Schwärmerei galt unserer einheimischen Dichterin Bnna Dix. Buch deren Gedichte lernte fie noch auswendig, „Na, K>nd, dann beeile dich/ eiferte Herr von Werthern, »damit die Hausfrau auf ihrem Posten ist. Bevor fie den Tast nicht willkommen geheißen, weiß er nicht, ob er sich heim sch fühlen darf im Hause oder nicht/ Er half der Enkelin beim Anlegen del Mantel«. Al« Charlotte di« Großmutter zum Abschied in die Arme schloß flüsterte ihr diese .Denk an va«, wa« wir besprochen haben." Der alte Her, aber, der e« sich t« seiner Ritterlichkeit nicht nehmen ließ, die Enkeltochter an den Wagen zu geleiten, schüttelt, ihr warm dir Hand und sagte in gutmütig ermahnen» dem Tone: »Und — daß.du hübsch vernünftig bist, ich bitt) e» mir au«!* Die Pferde zogen an und der Wagen rollte in scharfem Trabe die Chaussee entlang. Lott« bog sich herau« und blockt« zurück, solang« sie di« Hellen Fenster von de« G oßvater« Stube schimmern sehen konnte. Endlich waren fi« verschwunden, und nun schaute fi« in den dunklen FrvhlingSabend, b>» vor ihren Augen di« L chtrr de« Nemerower Dorfe« und dann auch dir» j«mgrn de« Herrenhaus«« austouchten. Noch wenig« M nuten, dann hielt der Wagen, und ihr Gatte schloß fi« in di« A me. »Wa« sagst du, Lottchen?" ries er lachend. »Denk« dir, treffe ich in Malchin den Peter samt seinem feuerfreffenden braun«» D «nrr auf dem Bahnhof in d«r Absicht un« zu über» raschen l Da hab« ich ihn den gleich mitgebracht, und der Na« bi» oder N gger — wa« weiß ich, kommt heute abend noch mit dem Gepäck nach, vierzehn Coll«, so «roß wir da« Hau«/ Bei ihrem Eintritt in da« Wohnzimmer «hob sich au« einem der Schaukeistühl« am Kamm ein Mann, nur um ein wen ge» kleiner al« Paul Ulrich, der, sich leicht auf einen Stock stützend, ihnen langsam entgegenkam. Lott« wagt« nicht, di« Augen zu erheben, au« Furcht, fie könnten ihm verrate«, wa« damal« ihr Mund so unverhohlen geäußert; nicht«d,stoweniger fühlt« fi« seinen Bl ck aus sich ruhen, und «rst, nachdem ihr Mann in kurzen, scherzhaften Worte», den Bruder und sein Weib miteinander bekannt gemacht hatte, schlug fi«, dem Frem» den di« schmal« Hand «nlgegenstreck-nd, zaghaft di« Wimpern auf und schaute in ein Paar großer, dunkler Augen von ernstem Au«druck und fast unergründlicher Tiefe, in ein von der Sonne und rührend war es, als ich ihr einmal Bnnchen Dix brachte. Sie empfing dieselbe mit gefasteten Händen, sagte das von ihr zuletzt ver öffentlichte Gedicht: „Der Mutter Grab — ein Blumenbeet" feierlich her und brach am Schluffe in Tränen aus: „Meine Mutter ist s<bon lange tot." Bls ich darauf entgegnete: „Bber Mutter Geier, Ihr dürft aber auch nicht zuviel von unserm Herrgott verlangen," da haben wir drei unter Tränen gelacht. Dieser alten, lebendigen Lhronik zuzuhören, war ein Genuß. Sie hatte sich mancherlei angeeignet. Nur den Sinn des Wortes „Unikum", wie ich sie zuweilen nannte, verstand fie nicht recht, denn sie meinte: „wenn Sie mich so nennen, muß ich unbändig lachen." Bus meine Frage, wie sie es angefangen habe, so gesund uralt zu werden, sagte sie: „was Bpartes habe ich nicht gegessen, als Kind viel Sauerampfer zum trockenen Brot, als wir Bnno bald verhungert find." Bls ich in der Bdventszeit Frau Geier besuchte, antwortete sie aus meine Frage, was sie sich wohl zu Weihnachten wünsche, sie möchte es droben feiern. Diesen Wunsch hat ihr der Herr buchstäblich erfüllt, am heiligen Bbend bettete man sie auf unserm schönen Frauenfriedhof. U-ber ihr seeliges Ende berichtete Herr Pastor Hardeland im Sonntagsboten „Nachbar". Die schöne Meißner Taffe, die unser König Frau Geier zum (04. Geburts tag widmete, hat sie dem Zittauer Museum überwiesen, dessen Neubau bald aus den Mauern des alten Klosters mit Einschaltung des stim mungsvollen Klosterfriedhofes entstehen soll. Berlin, 20. Mai. (Der „König der Pelzdiebe" festge- nommmen.) Die Festnahme des am 12. Mai d. I. zu sechs Jah ren Zuchthaus verurteilten Berliner Einbrechers Karl Goebel ist heute morgen in Schöneberg nach langer Observation durch die Kriminalpo lizei erfolgt. Goebel hatte gegen eine Kaution von 20 000 M freies Geleit erhalten und war am Tagevorder Urteilsverkündung geflüchtet. Tokio, 21. Mai. GroßerWaldbrand.) Ein großer Wald brand hat die Provinz Hokkaidaheimgesucht. Zahlreiche Ortschaf ten sind zerstört. Einwohner und Truppen bekämpfen das Feuer. * (Wer ist das Mädchen?) In Mör» am Rhein ist ein etwa 18 Jahres altes Mädchen wegen Landstreichens angehalten und bestraft worden, deren Persönlichkeit bis jetzt nicht festgestellt werden konnte Nachdem sie ihre Strafe verbüßt Hst, ist sie bei einem Gefangenenaufseher in Stellung getreten. Wie sie an gibt, ist sie im Alter von 3 bis 6 Jahren von einer Zi geunerfamilie PeroS Sälen ihren unbekannten Eltern entführt worden und nennt sich seither Lisa Sälen. Sie will sich eines Gespräches ihrer Eltern erinnern, wonach ein Onkel in Westfalen wohne. Die Zigeunerfamilie Sälen betreibt Pferdehandel und zieht vornehmlich im Königreich Sachsen von Ort zu Ort. In einem Dorfe, etwa 6 Stunden von Leipzig entfernt, will das Mädchen dieser Famile vor etwa 3 Monaten entwichen sein. Sie spricht deutsch und polnisch, letztere» will sie erst lei den Zigeunern erlernt haben. Beschrieben wird sie als mit- telgrotz, mit dunkelblondem vollen Haar, schwarzen, dicht behaarten Augenbraunen, braunen Augen und geneigter Stirn. Als besonderes Kennzeichen hat sie eine Narbe an der linken Halsseite. Ihre Photographie ist im Deutschen Fahndungsblatt (Stück 3700) abgebildet und kann bei jeder Polizei- und Gendarmeriebehörde einge sehen werden. 2V. Lvan ukmämüsvdes krevknen. 25. !8 !v. OeoloZie. 27. MBLi-LlOAM. OlLnr »ödvi Mropo«» 22^ FvEsIprospsIcts u. riuwrüsuuunAssohrmbon Arnti» u fr^vko, kkusliasekes Qekriastitul, pstL^srn. 8kk küdruvs- 15. 17. vsrbun^n m. in 1. vsutüdt 5. xrapkls. 8. 668dh!oHdk 1V. HLüäsIskorrespw^ar. 8»oLvs8sti. 13. bernuiMryLekt . 2. rraarösisLZü 3. 4. Lkisoklsok. filalkerkätilr. 7. 6vo» 9. llkeraturßvsetüokts» ULBäsklölrrs. 12. rrovtlekrs. 14. 8uek- kdttz. 16. kkilosopkls. 18.^LB6mi6. tS. bsaturgesotuoblts. ^u. KatkollseksK^liAion. 21. flusiktkeorie. 23. 81enderapffis. 24. LLSLlr kür ckso Dntsrrjsffi LV rvisaszn« soQ^tzUeüsQ I-sfirLnstaltsn ciurad riio Ästflocks kurbln Wettervorhersage der Kgl. S. Landeswetterwarte zu Dresden. Mittwoch, den 24. Mai. Südwestwind, wolkig, etwas wärmer, kein erheblicher Niederschlag. Magdeburger Wettervorhersage. Mittwoch, den 24 Mai. Vielfach heiter, trocken, zunehmende Erwärmung, Nacht noch kühl. 6us vem Ssrlcdtssaals. 8 Dresden, 20. Mai. (Fr e i g esp r o chen.) Da» Landgericht hat die Direktoren Ernemann und Heyne von der Aktiengesellschaft Ernemann von der Anklage, un- züchtige Films hergestellt und verbreitet zu haben, frei- gesprochen. Zwei Angestellte der Gesellschaft wurden je- doch zu je 30 M Geldstrafe verurteilt. Dresdner Produkten-Börse, 22. Mai lgn. — Wetter: Veränder lich. Stimmung: Ruhig. — Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: Weizen, weißer, M, brauner, alter, 74—78 Kilo, M, do. 75—78 Kilb, 202-208 M, do. feuchter, 73-74 Kilo, 196-199 M, russischer rot 218-225 M, do russ-, weiß M, Kansas , Argentinier 218—222, M. Australischer 228 M, Manitoba 221-229 M. Roggen, sächsischer alter 70-73 Kilo M.,do. neuer70-73 Kilo, 164-170 M., do. feuchter, 68—69 Kilo, 158-161 M., preußischer M., russischer 174—177 M. Gerste, sächsische, M, schlesische M, Posener M, böhmische M, Futtergerste 141-147 M. Hafer, sächsischer 180—185 M, beregneter 161—173 M, schlesischer 180-185 M, russischer loco 172-181, M. Mais Cinquantine158—166 M, alter M, Rundmais, gelb, 142—147 M, amerik. Mired-Mais alt 152—156, Laplata, gelb, 150—154 M, do. neu, feucht — — M. Erbsen 160—190 M, Wicken 178—188 M. Buchweifen, inländischer 185—190 M, do. fremder 185—190 M, Leinsaat, feine 385—395 M, mittl. 370—380 M., Laplata 380-385 M. Bombay — M. jj Rüböl, raffiniertes 68,00 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 11,50 M, runde M, Leinkuchen (Dresdner Marken) I 18,00 M, II 17,50 M. Malf 29,00-33,00 M. Weifennrehle (Dresdner Marken): Kaiserauszug 35,50—36,00 M, Grießlerauszug 34,50 —35,00 M, Semmelmehl 33,50—34,00 M, Bäckermundmehl 32,00—32,50 M, Grießlermundmehl 24,50 bis 25,50 M, Pohlmehl 18,50-19,50 M. Roggenmehle (Dresdner Marken) Nr. 0 27,00—27,60 M, Nr. 0/1 26,00—26,50 M, Nr. 1 25,00-25,50 M, Nr. 2 22,50—23,50 M. Nr. 3 18,50-19,50 M, Futtermehl 13,40—13,80 M. Weisenkleie (Dresd.Mark.): grobe 11,20—11,40 feine10,40—10.80M. Roggenkleie (Dresdner Markens: 11,60-11,80 M. MrÄrNebs Nackricktsn. Pulsnitz. Donnerstag, den 25. Mai, HimmelfahrtSfest: 8 Uhr Beichte , V,9 „ Predigt («postelgesch. 1, 1-11) r/,2 „ Kindergottesdienst (Mark. 16,19—20) j«^urze. Freitag, den 26. Mai, abends >/,9 Uhr Bibelstunde in der Schule zu Frtedersdorf. Sonnabend, den 27. Mai, 1 Uhr Betstunde. Pastor Resch. Licktondsrg. Donnerstag, den 25. Mai, Himmelfahrt: '/,9 Uhr Gottesdienst mit Predigt. Sonnabend, den 27. Mai, 3 Uhr Beichte und Abend- mahlSfeier. Srotznaundork. Donnerstag, den 25. Mai, Himmelfahrtsfest: 9 Uhr: Festgottesdienst (Apostelgesch. 1, 1—11. 2 „ Beichte und heil. Abendmahl, besonder» für Alte und Schwache. OdorNcktonau. Donnerstag, den 25. Mai, Himmelfahrt: V-9 Uhr Festgottesdienst (Apostelgesch. 1, 1—11.) Hierauf Beichte u. heil. Abendmahl. gebräunte« Männerantlitz, von dem di« wr ß«, schöngewölbt« Stirn mit drm schwarz«« glänz«nd«n Haar darüb«r sich lruchtrnd abzeichnrte. Di« ganz« Erscheinung machte d«n Eindruck kraftvoller, selbstbewußter Männlichkeit. »Hcffmtlich, verehrte Frau Schwägerin, komm« ich Jhn«n nicht gar zu ungelegen/ faste Peirr v Lcevett mit weicher, voll önender Summe, .und Sie gestatten dem Reisenden eine kurz« Rast an Ihrem H-rd/ ,S«>«n See willkommen — herzlich w ilkommen/ v«r» beffrrte sich Charlotte, «mgedrnk der großväterlichen E-mahnung; »ich hoff« daß S<« sich heimisch bei un« fühlen und eine recht lange Rast machen." Mar. setzte sich an den Kamm, in dem trotz de« F ühl'ng«, tage« noch ein Holzseu-r angezündet war. F-au Sophia gesellte sich zu ihnen, und der Rst de« Abend« verging unter Fragen und Erzählen rascher, al« man gedacht Eh« man'« ve> mutet, verkündet« di« Kuckucksuhr die elfte Stunde. Frau Soph'a er» hob sich, wünscht« allen „gute Nacht" und ging m th, Zmmer hinauf. Nach jenem «sten kurzen Blick batte Lotte r« fast gänzlich vermieden. Peter wieder anzusehen. erst nachdem er auch sich von ihr verabschredet hatte und, von Paul Ulrich begleitet, zur Tür schritt, folgt«» ihr« Augen seiner hohen Gestalt. 3 Kapitel. Am nächsten Morgen erhob sich Peter mit sehr gern schien Empfindungen, und al« er durch da« g-öffaete Fenster auf di« alwertraute, bekannte Gegend hinauSbl'ckie, in der er feine Kindheit verlebt, überkam ihn eine ganz eigentümliche weich« Stimmung. E« ist doch «in eigen D ng um da« Heimat«gr» fühl. — W « lang« Zeit war verstrichen, seit er zuletzt von hier herabgebl'ckt — el waren wohl an di« fünf Jahr«! Aeußrrnch halt« sich kaum etwa« veränd«rt. Der Wmd trug ihm den frischen Morgenduft «me« klar und sonnig heraufdämmernden Npnltage« zu, weiß», mit rosigem Schimmer angehaucht« Wolken zogen an seinem Fenster vorüber, dir Strahlen der F ühsonne glitzerten in den nassen Tröpfchen an Bäumen und Sträuchern, im Hof krähten di« Hähne und di« Tauben girrt«« auf dem Dach« — oll-« so wie sonst s — Dieselbe Stub« halt« rr al» h«ranwachsend«r Knabe, al» Jüng» ling bewohnt, von derselben Stub« au« halt« er in «in«n eben solch«» Früblin««awrgen h<nau»g-fchaut — wi, so Manche» Mals U-ber den Garten hinweg sah er auch jetzt die in zartem Grün prangenden wetten Saai flächen dir Felder — er freute sich heut« über dieselben ganz so wie einst. »Alte«, liebe« Nemerow/ sagte er, „du bist datselb« ge blieben, deine Wälder, dein« Felder und du alt«» s«ste» Hau», ihr alle begrüßt mich wi« traute Bekannte!" Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er recht deutlich, welchen Wert e» hat ei» Stück angestammter Erde, auf drm unser« Allvorderen schon gewirkt und gearbeitet, und da» fie bebaut haben, damit die Enkel sich einst wohl sein lasser» könnten unter dem Schatten der Bäume, die ihr« Hand in den Boven gesenkt. Sein wä-« gewesen — die» herrlrch«, liebe alt« Gut — wenn e» nach Recht und Gerechtigkeit gegangen wäre — und r» würde ihm teuer und wert gewesen al» heilige» Vermächtnis drrj-nigen, di« vor »hm seinen Ramen getragen, und die diesem Namen «inen guten, geachteten Klang verschafft batten — al« da« VerwäLtn'« der«- von Locvett aus N-merow. Dort unter den schlanken »karirnbäumen aus dem runden Rasen» platz im Barten hatte sein G-oßvater al« K nd gesp-elt, sein Vaier und auq er — dort war auch di« Schaukel gewrsen — j-n« unglückselig« Schaukel, au« der er, sich im U-bermut de« 11jährigen Knabe» hoch empvlschwingend, hinabstürzte und . . . Seit jenem Tag« war alle», alle» ander« geworbt«; und daß «« so geworden, war nicht seine, war nicht feine» Vater«, nicht feine« Bruder« Schuld, sondern die Schuld der Frau, zu der rr nie ei» litbende« Vertrauen hatte foss-n können, dir drr böse Geist seine« Leben« gewesen war von Jugend an — und au« ihrem Geschlecht, Art von ihrer Art- war da» Weib keine» Bruder», auch äußerlich di« charakteristisch«» Zeichen derselben, wenn auch nicht ganz so scharf auSg-p'ägt, an sich tragend — dir hohe schlanke Gestalt, die feine leicht gebogene Nase über den stolz gewölbten Lippen, die scharf gezeichnetrn schwarzen Brauen. (Fortsetzung folgt I)