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Nr. 61. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 23. Mai 1911. Seite 2. jungfrauen, denen sich die übrige Jugend, der Gemetnde- rat und die Vereine anschlosien, ins Gotteshaus. Der Weg war durch eine Ehrenpforte geschmückt und von vielen jungen Maien eingesäumt. Auch die Kirche prangte im festlichen Schmucke von Blumen, Kränzen und Guirlanden. Ihr schönster Schmuck aber war die zahlreich versammelte Gemeinde, die das Gotteshaus bis zum letzten Platz gefüllt hatte. Herr Pfarrer Hesse aus KleinröhrSdorf hielt die Festpredigt, in der er auf Grund von Apostelgeschichte 16, 8—10 den Gustav Adolf-Verein als einen Gottesboten darstellte und dabei in warmen, herzendringcnden Worten die Not schilderte, die ihn ruft und die Hilfe, die er bringt. Nach dem Gottesdienst, der noch durch eine Darbietung des Gesangvereins ver schönt wurde, fand eine Nachversammlung im Lunze- scheu Gasthos statt, bei deren Beginn der Vorsitzende des Zweigvereins, Herr Pfarrer Köhler aus Klotzsche den Ver sammelten freundlichen Willkommengruß bot und aus der Arbeit des Vereins berichtete. Besonders gefesselt wurden die Zuhörer durch den Vortrag des Herrn Pfarrer Or. Kieser, der in dem durch den 30 jährigen Krieg be rühmt gewordenen böhmischen Städtchen Braunau in der Grafschaft Glatz als Pfarrer der evangelischen Ge meinde wirkt und von den Leiden und Freuden seiner evangelischen Arbeit dort in anschaulicher Weise erzählte, nachdem er zuvor durch eine eingehende Schilderung der Regungen und Unterdrückungen evangelischen Glaubens und Lebens im Braunauer Ländchen seit den Tagen der Reformation ein lebendiges Bild davon gegeben hatte, wie gewaltsam man dort den hetßenHunger nach dem Evange lium seit jener Zeit zu unrerdrücken römischerseits bemüht gewesen ist. Aber das Evangelium hat doch gesiegt und dringt dort wenn auch langsam, so doch immer weiter und immer tiefer in die Herzen hinein. Dem Redner, dessen Ausführungen begeisterten Beifall fanden, konnten 150 M für seine evangelische Gemeinde in Braunau, die der Hilfe sehr bedarf, mitgegeben werden, da die Kollekte in der Kirche 108 M und der Gustav Adolf-Becher, den Herr Pfarrer Jost aus Höckendorf nach einer humorvoll erklärenden Ansprache in der Versammlung kreisen ließ, noch 33 M eingebracht hatten. Herr Pastor Gerlach aus Radeberg überreichte 50 M von dem Gustav Ädolf- Frauenverein in Radeberg Nach dem Rechenschaftsbericht des Kassierers des Zwetgvereins Herrn Kaufmann Leh mann in Radeberg und nach ihm zu teil gewordener Entlastung dankte Herr Pastor Kaiser als Ortspfarrer allen, die zum Feste erschienen und zu seinem Gelingen beigetragen hatten und schloß mit einem Gebet. Auch in der Nachversammlung bot der Gesangverein des Ortes unter Leitung des Herrn Kantor Stübner erhebende Ge sänge. Möge die große Not unsrer Glaubensgenossen in ver Diaspora die christliche Bruderliebe auch weiter und immer mehr bewegen zu treuer Fürbitte und hilfreicher Tat, daß der ZweigoereinSspruch des schönen Festes in den Herzen geschrieben bleibe: Lastet uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genosten. Oberlichtenau. (Elektrizität.) Von Seiten der Stadt Pulsnitz ist in den letzten Jahren das elektrische Leitungsnetz immer mehr erweitert worden. Neuerlich wird geplant, das Leitungsnetz bis in die Gegend von Königsbrück auszudehnen wodurch eine ganze Anzahl Gemeinden in Frage kommen. Von diesen wird die geplante Anlage meist mit Freuden begrüßt, bietet doch insbesondere für die Landwirtschaft die elektrische Kraft sehr große Vorteile. Die Arbeitskräfte in der Landwirt schaft werden durch den fortgesetzt steigenden Aufschwung der Industrie immer rarer und es lasten sich durch die elektrische Kraft viele menschliche Arbeitskräfte sparen. Die Anlagen lasten sich sehr bequem etnrichten, auch ist die elektrische Kraft für den Landwirt nicht teuer. Um sich nun in dieser Hinsicht bei den Gemeinden zu sichern, ist neuerlich den in Frage kommenden Gemeinderäten ein Vertrag wegen Stromzuführung und Stromabnahme vorgelegt worden. Dieser Vertrag soll 40 Jahre Gel- tung haben. Wegen des langen Zeitraumes wurde die Annahme durchweg verweigert. Aus diesem Grunde sand Sonnabend abend im Gasthose zum Hirsch eine Versammlung der in Frage kommenden Gemeinderäte zu einer allgemeinen Aussprache statt. Nachdem der Herr Bürgermeister von Pulsnitz die sehr zahlreich Er- schienenen begrüßt, wurde von ihm der vorliegende Ver trag in allen Punkten erläutert. ES wurde auch die Annahme eines Zeitraumes von 25 Jahren in Vorschlag gebracht, aber man konnte sich auch dazu nicht ent schließen. Endlich einigte man sich dahin, eine spätere Versammlung in Pulsnitz einzuberufen, um einen defi nitiven Beschluß in der Sache zu fasten. Großröhrsdorf. (Einbruch.) Ein Einbrecher wurde in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend in die Ver kaufsstelle des Konsumvereins der C. G. Großmannschen Arbeiter verübt. Als der Inhaber der Wach- u. Schließ- gesellschaft, Herr Carraß, in der zweiten Morgenstunde aus seinem Kontrollgange an dem Gebäude vorüberging, sah er einen flackernden Lichtschein in dem Lokale. In der Annahme, daß ein Feuer im Entstehen begriffen sei, alarmierte er durch den Feuermelder die an denselben angeschlostenen Mannschaften der Großmannschen Fa- brikfeuerwehr, ging aber auch zugleich, um Meldung zu machen. Als man dann in das Lokal eindrang, war der Vogel bereits ausgeflogen. Es wird vermutet, daß er vom Kestelhause aus durch ein Fenster, dessen Scheiben er zertrümmert hatte, etngedrungen ist, hat zunächst nach Geld gesucht, die TageSkaste, deren Inhalt allabendlich an anderer Stelle ausbewahrt wird, aber leer aufgefun den und das B hältnis voller Wut weggeschleudert. Dann hat er in den daselbst lagernde - Vorräten herumgewühlt. Durch das Geräusch der ankommenden Feuerwehrleute oder durch eine ganz andere Ursache ist er dann wahr- scheinlich in seinem Vorhaben gestört und verscheucht wor den. In der Eil» hat der Einbrecher 2 Stemmeisen lie gen lassen, die unter Umständen an ihm zum Verräter werden können. — (Meisterprüfung.) Vorige Woche legten in Kamenz die Herren Alfred Schreyer und Paul Kriebel aus Großröhrsdorf vor der Prüfungs-Komission für das Bäckergswerbe ihr Meisterprüfung ab. Praktisch nn^ theo retisch wohl vorgebildet, zeigten sich die Prüflinge den Anforderungen in jeder Beziehung gewachsen, infolgedes sen ihnen der Meistertitel unter Ueberreichung des Meister- brieses zuerkannt wurde. Bretnig. (Gauturnausschußsitzung.) Sonntag vormittag '/z11 Uhr fand in der Turnhalle hier eine Gauturnausschußsitzung statt. Dieselbe leitete der Gau- turnwart Fischer, Bischofswerda. Unter anderen wurde als Leiter für Einzelwetturnen der 2. Gauturnwart Acker mann-Neustadt, als Leiter für das VereinSwetturnen Be° zirkSturnwart Petzold-Bretnig bestimmt. Die Wetturner erhalten Urkunden. >/z1 Uhr traten in der Turnhalle 45 Turner aus 29 Vereinen an. 15 Vereine fehlten, vier davon waren entschuldigt. Gauturnrat Fischer begrüßt dis Turner und gibt bekannt, daß die Hebungen ein Probeturnen für das Gaufest zu Pulsnitz sein sollen. Gegen 3 U r wurde im Deutschen Haus über das statt- gesundene Turnen Aussprache gehalten. Vorerst begrüßte und eröffnete Gauturnwart Fischer die Versammlung und bringt dem anwesenden Gauvertreter ein „Gut Heil". Selbiger dankte für die Ehrung. Der Vorsitzende des Vereins bezw. Gauvertreter Gebler heißt sodann die Turn warte herzlich willkommen und wünscht eine recht zahl reiche Beteiligung zum Gausest in Pulsnitz am 9. Juli. Ein Kartengruß vom Kreis-Vertreter Fickenwirth wird mit einem „Gut Heil" erwidert. Gauturnwart Fischer gibt darauf die turnerischen Bestimmungen für das Gau- fest kund. Die Wettübungen werden erst in den nächsten Tagen den Vereinen zugehen. Weiter wird auch über das Frauenturnen, über die ZöglingSturnfahrt, welche nach Neustadt am 20. August unternommen wird, usw. ge sprochen. Ueber das Bezirksprobewettturnen hielt man eine bewegte Aussprache. Kurz nach 5 Uhr endete die Versammlung mit dem Turnerlied: „Turner aufzumStreite". Kamenz, 22. Mai. (T i t e lv er l eih u n g.) Se. Maj. der König haben allergnädigst geruht, dem Leiter der hie sigen Lessingschule, Herrn Realschuldirektor vr. Muhle, den Titel „Professor" zu verleihen. Diese Auszeichnung wurde Herrn vr. Muhle heute vormittag in feierlichem Akte im Festsaale der Schule, zu welchem die der Real- schul-Kommission angehörigen Herren Bürgermeister vr. Feig, Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Hart- mann und vr. meä. Böhme erschienen waren, in Gegen wart des Lehrerkollegiums und der Schülerschaft der Les- singschule durch den Herrn Bürgermeister unter beglück wünschenden Worten zur Kenntnis gebracht. Rauschwitz. (Ein Kalb mitzweiKöpfen.) Beim Gutsbesitzer M. H. in Rauschwitz wurde dieser Tage ein Kalb mit zwei Köpfen geboren. Es war ein völlig aus gewachsenes männliches Tier und wog 116 Pfund. Lei der mußte es während der Geburt getötet werden. Die Köpfe standen in einem Winkel von ca. 70» zueinander, hatten aber Hinterkopf, Gehirn und Schlund gemeinsam, außenseits je ein Ohr, aber vier normale Augen, zwei normalgroße Mäuler mit ebensolchen Zungen. Königsbrück. (Gesperrt.) Wie die Kommandantur des Truppenübungsplatzes Königsbrück bekannt macht, ist wegen Abhaltens von Schießübungen mit scharfer Muni- tion auf dem UebungSplatze am 24. und 26. Mai von 5 Uhr vormittags bis etwa 6 Uhr nachmittags, am 27. Mat von 9 Uhr vormittags bis etwa 8 Uhr nachmittag», am 29. Mat von 5 Uhr vormittag» bi» etwa 6 Uhr nach- mittags, am 30. Mat von 5 Uhr vormittags bis etwa 3 Uhr nachmittags, am 31. Mat von 5 Uhr vormittags bis etwa 6 Uhr nachmittags und am 1. Juni von 5 Uhr vormittags bis etwa 12 Uhr mittags das im Gefahren bereich der Jnfanterieschußbahn Ztrtsch liegende, durch Warnungstafeln kenntlich gemachte und an den öffent- lichen Wegen durch Schlagbäume abgeschlossene Gelände für allen Verkehr gesperrt. Während der Sperrung sind an der Grenze des Truppenübungsplatzes bei Schmorkau, Schwepnitz und Krakau, sowie im alten und neuen Ba- rackenlager rotweißrote Flaggen aufgezogen. Dresden. (Ernennung.) Kantor Otto Richter von der Kreuzkirche erhielt vom Kultusministerium den Titel Professor der Musik verliehen. — (Titelverleihung.) Dem Seminardirektor Bartusch vom Königlichen Lehrerinnen-Seminar zu Dres den wurde der Titel und Rang als Schulrat in der vier ten Klaffe der Hofrangordnung verliehen. — (Der Kgl. Sächs. Militärvereinsbund) hält seine diesjährige Bundesgeneralversammlung am 9. Juli in Leipzig im Etablissement „ Zoologischer Garten" ab. Bautzen, 22 Mai. (Der Generalapell ehema- liger Jäger und Schützen) der deutschen Armee sand am Sonnabend und gestern unter zahreicher Betei- ligung der Kameraden aus ganz Sachsen und darüber hinaus hier statt. Etngeleitet wurde das Fest am Sonn- abend abend durch einen großen Fest- und BegrüßungS- KommerS in den Kronensälen, der von Herrn Oberregie rungsrat vr. Körner geleitet wurde, und an dem zahl reiche Ehrengäste teilnahmen. Den Sonntag leitete Weck ruf ein. Nach Schmückung de» Kriegerdenkmals, einer Sitzung der Vereinsabgeordneten usw. war nachmittag» 2 Uhr Festzug durch die geschmückte Stadt. Nach Auf- lösung des Festzuges fand auf dem Schützenplatze Doppel konzert statt. Festball beschloß d.n Sonntag. Am Mon tag fand ein Ausflug nach dem MönchSwalder Berg mit Waldkonzert und sodann eine Abschiedskneipe in GudeS Hotel statt. — Am Sonntag vormittag kamen in de, Sitzung der Vereinsabgeordneten organisatorische und andere Fragen zur Erledigung. Der nächste Generalappell findet im Jahre 1913 in Döbeln statt. Cossebaude. (O b st ern te a u S sich t.) Eine sehr er- giebige Ktrschenernte steht in diesem Jahre zu erwarten. Die großen und ausgedehnten Kirschplantagen bei Mer bitz-Leutwitz, sowie bei WetStropp und Gauernitz haben durchgängig alle überreiche Früchte angesetzt. Auch bei den andern Obstsorten ist der Fruchtansatz ein recht guter. Leipzig, 18 Mai. (Die Leipziger „FreieStu- dentenschaft" aufgelöst.) Da die Leipziger Freie Studentenschaft der von der Leipziger Universitätsbehörde geforderten Aenderung ihrer Grundsatzungen nicht nach- gekommen ist, wurde sie heute vom akademischen Senat der Universität aufgelöst. Oschatz, 22. Mai. (Schwerer Automobilun fall) Der Chauffeur eines hiesigen Arztes unternahm in der Abwesenheit seines Herrn am Sonntag mit ei nigen Kollegen und dem 22 Jahre alten Schlosser Ri- chard Heller eine Spritztour. Bei einer Wegbiegung zwischen Luppa und Dahlen geriet gegen 12 Uhr nachts das Automobil in den Straßengraben und wurde völlig zerstört. Die In soffen wurden herauSgeschleudert. Wäh rend die übrigen mit dem Schrecken daoonkomen, trug der Schlosser Heller schwere Kopfverletzungen davon, so daß sein Leben in ernster Gefahr schwebt. Chemnitz, 22. Mai (Rundflug) Der offizielle Anfang deS RundflugeS durch Sachsen wurde am Sonn tag hier durch lokale Schau- und kurze Ueberlandflüge eingeleitel. Erster im Eröffnungsfluge von 2,5 Kilometer wurde Jahnow, im klemen Ueberlandflug Lindpaitner, im großen Ueberlandflug 30 Kilometer ebenfalls Ltnd- paitner, der auch den Höhenflug mit 670 Meter gewann. Bei der ersten Landung stieß LindpaitnerS Apparat so heftig auf, daß er vollständig zerstört wurde. Kahnt kehrte vom großen Ueberlandflug nicht zurück, da er wegen Motordefekts in Mittelbach landen mußte. Am Montag wurden die Flüge in Chemnitz fortgesetzt. Heisenberg. (Der zweite Hauptgewinn) der Völkerschlacht-Lotterie in Höhe von 25 000 Mark ist an vier Angestellte der hetfigen Chemischen Fabrik gefallen, die demnach je 6250 Mark erhalten. Deutsches Reich. Berlin, 21. Mai. (Ueber die London er Kaisertage) schreibt die „Nord. Allg. Ztg." in ihrer Wochenschau: Die herzlichen Worte, mit denen König Georg in seiner Ansprache bei der Enthüllung deS Denkmals auf die Anwesenheit des Kaisers und der Kaiserin hinwies und die starken und lebendigen Bande der Freundschaft und Verwandschaft zwischen den beiden Herrscherhäusern hervorhob, gaben der Oeffentlich- keit Kunde von der Gesinnung, die der König für un seren Herrscher hegt und die von Kaiser Wilhelm mit gleicher Wärme erwidert wird. Wie die königliche Fa milie ihre hohen Gäste in diesen Tagen mit herzlicher Sympathie umgab, so brachten ungezählte Tausende der Londoner Bevölkerung dem Kaiserpaare allenthalben, wo eS sich zeigte, jubelnde Begeisterung entgegen, die bei den Majestäten einen tiefen Eindruck hinterließ. In Deutschland weiß man den von allen konventionellen freien, der unmittelbaren seelischen Eingebung ent sprungenen freundlichen Empfang der dem Kaiser in England zu teil geworden ist, hoch einzuschätzen und knüpft daran die feste Hoffnung, daß der Verlauf der Londoner Tage auch für die Beziehungen der beiden Nationen zu einander von bleibendem Werte sein wird. Berlin, 22. Mai. (Der Entwurf eines Privat- beamtenverstcherungSgesetzeS) fit, wie heute der bet Beginn der Sitzung der Vizepräsident Spahn mit teilte, dem Reichstag zugegangen. Der Entwurf ist be- reits am 16. Januar im „Reichsanzeiger" veröffentlicht worden. Der Bundesrat hat daran nur unwesentliche Abänderungen vorgenommen. Berlin, 22. Mat. (Deutschland- Beileid zur Pariser Flu g k a 1 a str op h e.) Die „Nordd. Allg. Zeitung." schreibt: Die erschütternde Kunde von dem schweren Unglück, daß sich gestern vor den Wällen von Paris auf dem Flugfelds Jffy les Moulineaux ereignet hat, ist überall, wo Menschen wohnen, mit aufrichtiger Teilnahme ausgenommen worden. Die Geschichte der Aviatik ist reich an tragischen Zwischenfällen, noch nie aber hat der Zufall sich in einer so unwahrscheinlichen Tragik gefallen. ES ist kaum nötig zu sagen, daß die deutsche Regierung und doS deutsche Volk, durch die» menschlich erschütternde Unglück tief bewegt, die Trauer des französischen Volkes und der französischen Regierung aufrichtig teilen. Frankreich. Paris, 21. Mai. (Ein schweres Avtatiker - Unglück.) Bet dem Start zur Aeroplan- Fernfahrt Paris—Madrid ereignete sich ein schweres Un glück, dem der KrtegSminister Bertheaux zum Opfer fiel. ES waren bereits am Nachmittage drei Aviatiker aufge- stiegen und in der Richtung nach Orleans zu geflogen, als der Flieger Train auf einem Apparat eigener Kon struktion startete und zunächst einen Rundflug um die Bahn unternahm. Hierbei wurde vom Publikum be merkt, daß er des Apparats nicht ganz Herr war. Hinter der Journalistenbühne befand sich eine Abteilung von Kürassieren, welche die offizielle Tribüne bewachte. Der Apparat Train», der ziemlich niedrig flog, kam in zen traler Richtung auf die Tribüne zu. Um nun einen Zu sammenstoß mit der Reiterabteilung zu vermeiden, machte der Aviatiker eine scharfe Wendung. Sein Apparat drang hierbei mit furchtbarer Gewalt mitten in eine Gruppe Zuschauer, unter denen sich der Ministerpräsident Monis, KrtegSminister Bertheaux und andere bekannte Persönlich, leiten befanden. Der Kriegsminister wurde von dem her niedersausenden Flugzeug an der Schläfe getroffen und so furchtbar verstümmelt, daß er alsbald verstarb. Mi nisterpräsident MoniS erlitt einen Beinbruch und sonstige Verletzungen am Kopf. Der bekannte Aviatiker de la Meurth wurde ebenfalls leicht verletzt. Die Leiche deS Kriegsministers wurde nach dem KriegSministerum über- geführt, wo auch seine Gattin in Begleitung ihres Sohne» und Schwiegersöhne» eintraf. Monis wurde im Auto-