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204 „Das tue iw immer. Die Bewegung in frischer Luft ist gesund." „Welche Straße?— Ah, das sind drei Viertelstunden, und cd ist Schneetreiben. Bitte, steigen Sie ein, mit meinem Wagen gebt cs schneller." Sie folgte obne Ziererei der Aufforderung. „Heute, am Weih nachtsabend, bin ich allerdings gerne eine halbe Stunde früher daheim." lTchluh folgt.t I § I Lu unseren DLldern. I * I - - - - ZmttMMNMIMMMMMMMIMMttMMttMMttNNMMMMMttMttMI munum mimummumnuttmmmuium»» »s: 6uf der deutsch-türkischen Etappenstratze am Sinai. — Der Berg Sinai, — man denkt dabei sofort an Moses, an die Gesetzgebung und an die vierzig jährige Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste. Jetzt ziehen deutsche und türkische Truppen verbündet zum Kampfe auf einer neu angelegten Straße durch das Sinaigcbirgc. Viclgivflig erhebt cS sich im Süden der Halbinsel Sinai, die zwischen dein Roten und dem Mittelmeer liegt; felsig und zerrissen ist das Gebirge und in manchen Teilen noch beute unerforscht. Dcn 'Derg, der jetzt Dscbcbcl Musa heißt, hält inan für den Berg der Gesetz gebung. Das Land um das Gebirge ist fast durchweg Wüste; immer war die Ebene wenig bevölkert, denn sic ist arm an Wasser und darum schwer anzubaucn. Mühsal denn init Lem Kellner habe, erfuhr er das folgende. Der Meister hatte dieses Wirtshaus schon seit Jahren besucht und seine Zeche stets pünktlich bezahlt. Eines Tages aber fehlte cs ihm an Geld, cs handelte sich um ncunundvlcrzig Kreuzer, und als cS nach dem Esten ans Zahlen kam, bat cr um Kredit. Der Kellner, der ibn schon lange kannte, behandelte ibn nun zwar nicht geradezu als Zechpreller, cr schrieb ibm aber (Beethoven war damals schon taub) auf die Speisekarte: „Wer kein Geld bat, braucht auch nicht zu essen." „Seitdem," schloß Bcctbovcn seine Erzählung, „ärgere ich den Kerl und zahle alles im voraus, waS ich bestelle!" sO. v. Bst Seltsame Weihnachtsfeier. — Noch in den ersten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts waren in gewissen Gegenden von Galizien beim Weihnachtsscst eigenartige Gebräuche in Übung. Man belegte am Christabend den Eßtisch dick mit Heu, zur Erinnerung an die Krippe des Heilandes, und erst über das Heu wurde das Tischtuch gebreitet. Dann kamen auf die Tafel Fische in allen möglichen ZubercitungSwciscn und die nationale Wcihnacbtspcisc, „Kutja", ein Brei, der aus Wcizenmebl, Mohn, Milch und Honig bereite! wurde. Wenn die „Kutja" auf den Tisch kam, schöpfte der Hausherr einen großen Löffel voll aus der Schüssel und schleuderte den Inhalt ge^en die Stubcndcckc. Blieb der Brei an der Decke hängen, so galt dies als ein günstiges Vorzeichen für das kommende Jahr. Gewöhnlich blieb denn auch der Brci- klumpen scbon wegen seiner klebrigen Bestandteile hängen und wurde nun mit aller möglichen Sorgfalt an der Decke zu erhalten gesucht. Man kann sich daher leicht vor- und Entbehrung ha ben die Truppen hier in reichem Maße zu überwinden; schwie rig ist die Verpfle gung, schwierig die Heranführung der Proviant- und Mu- nitionstranSportc auf dem langen Weg durch die Wüste. V Männig- ß faltiges, Z ver weg nach Moskau. — Am zo. Juni i8ir, kurz vor dem endgültigen Ausbruch der Feind seligkeiten zwischen Napoleon und Ruß land, schickte Kaiser Alexander den Ge neral Balaschew zu Napoleon, der da mals im Wilnaer Schlosse wohnte, um einen letzten Vermittlungsversuch zu unternehmen. Gleich hinter den französischen Vor posten stieß Balaschew auf den Schwager Napoleons, Joachim Murat, den König von Neapel. Murat, der ein entschiedener Gegner deö gegen Rußland geplanten Feldzuges war, bei Napoleon aber in dieser Beziehung nichts aus zurichten vermochte, begrüßte Balaschew sehr freundlich, riet ihm aber auch gleichzeitig von jedem neuen Vermittlungsversuch ab. „Der Kaiser ist in schlechtester Laune. Sie werden nicht das geringste erreichen." Wenig hoffnungsfreudig setzte der russische Abgesandte seinen Weg fort. Napoleon empfing ihn in einem großen Saal des Schlosses, den cr sich als Arbeitszimmer eingerichtet hatte. In der Mitte des weiten Raumes waren mehrere Tische zusammengcschoben, und darauf lag eine Karte von West rußland, die Napoleon in besonders großem Maßstabe hatte anfertigen lassen. Er stand auf der einen Seite des Kartentisches, neben ihm zwei seiner Generäle und sein Leibstallmeister Caulaincourt, auf der anderen der russische Abgesandte. Nachdem Balaschew sich seines Auftrages entledigt hatte, sagte Napoleon kurz: „Ich bedaure, auf die Vorschläge Seiner Majestät des Zaren nicht mehr cingchen zu können." Dann trat er ganz dicht an die Karte heran und fragte den russischen General, indem er mit dem Finger auf Moskau wicö: „Welches ist der beste Weg nach Moskau, General?" Der Russe richtete sich bei dieser offenbar beabsichtigten Beleidigung höher auf, und mit einer Schlagfertigkeit, die der Korse sicher nicht erwartet hatte, erwiderte cr: „Nach Moskau fuhren viele Wege. Karl XII. von Schweden wollte über Poltawa dorthin." Bekanntlich erlitt der kriegerische Schwedcnkönig bei Poltawa eine ver nichtende Niederlage. Napoleons blasses Gesicht rötete sich bei dieser versteckten Drohung vor Zorn. „Caulaincourt," wandte er sich an seinen Stallmeister, „lassen Sie die Pferde des Herrn vorfübren." Damit war der letzte Versuch, den drohenden Krieg abzuwendcn, ge scheitert. sW. K.) wer kein Geld hat, braucht nicht zu essen. — Ein jetzt fast vergessener deutscher Schriftsteller, Friedrich Rochlitz, der sich durch sein Eintreten für Beethoven große Verdienste erworben hat, erzählt von einer Begegnung mit dem großen Komponisten in Wien die folgende Geschichte. Die Zusammen kunft fand in einem Wirtshause statt; Beethoven bestellte gleich nach seinem Eintritt eine Flasche Wein und bezahlte sie sofort mit der in höhnischem Tone abgegebenen Bemerkung: „Heute habe ich, wie Sie sehen, Geld!" Rochlitz fiel der Spott in diesen Worten ebensosehr auf, wie die verlegene Miene, mit der der Kellner davonschlich, und auf seine Frage, was Beethoven stellen, wie die Zimmerdecken aus sahen. (C. T.) Schlagfertige Er widerung. — Einst war dem Maler Wil helm v. Kaulbach vom Fürsten L. der Auftrag geworden, eine Dame seiner Verwandtschaft zu malen, aber der Fürst, der den Künst ler wiederholt wäh rend der Arbeit be suchte, hatte jedes mal eine Menge Aus stellungen an dem werdenden Bilde zu machen. Er ver langte mehr Aus druck in den Zügen, mehr Leben im Blick, zartere Flcischtönc und eine Menge an derer Dinge, die der Maler durchaus nicht am Originale zu entdecken vermochte. Das Bild war schließlich schon ziemlich weit vorgeschritten, als der Auftraggeber abermals erschien, das Porträt eine Weile betrachtete,, den Kopf schüttelte und sich an den Künstler wandte mit den Worten: „Aber, lieber Kaulbach, mir scheint es doch, als ob Ihr Pinsel anfingc, alt zu werden!" „Sie mögen recht haben, Durchlaucht," versetzte der Meister doppelsinnig, „aber ich meine, für eine» alten Pinsel ist er noch immer gut genug!" sD. C.) ÜMMUMMMMUMMMMMNUttHM mm, Wechselrätsel. Wenn zum Herbst an grünen Stromes bans Sich zur Ernte froh die Hände regen, Tauw enmuillet rings ein edier Segen, Und das Wort des Rätfels nimmt ibn ans. Winter nabt, und öder wird die Flur. Andrer Ernte Fülle wird geschichtet, Und von slech'geu Hände» bergerichtet, Auch ans ihm, ein Zeichen anders nur. „Weihnacht!" hallt's durchs schnceverwehte Tal, Und am trauten Tisch rückt man zusammen, Herzen gtühn in heiUger Liebe Flammen Pei ihm — doch geändert noch einmal! Auslösung folgt iy Nr. 82. Scharade. sZweisilbig.s Tie erste kündet, was im Reich der Lüfte Mit mächt'gcn Schwingen fegelnd zieht dahin, Nach Beute spähend über Tal und Klüfte. Tie zweite nennt die Medensspenderin. Toch Henie, welch ein goldncr Schimmer wieder, Ter sie durchslrömt, welch zauberischer Tust? TaS Ganze sinkt zur Erdenflur hernieder, Tein hehrer Grufz durchhalli die stille Lust. Auflösung folgt in Nr. »2. Auflösungen von Nr. zn: der viersilbigen Scharade: Liebfrauenmilch: des Logogriphs: Prosit, Prosit. Alle Rechte Vorbehalten. Verantwortlicher Redakteur: Karl Theodor Senger in Stuttgart. Druck und Verlag der Union Deutsche VerlagSgesellschast in Stuttgart. Von den Franzosen auf ihrem Rückzüge zerstörte Brücke in Mazedonien. Phot. Berliner Illustrations-Gesellschaft m. b H.