^5 S2. 2. März 1S12. Nichtamtlicher Teil. «örscn»l°tlt d. «tlchn. ouchhant-l. 2 7 ss Weg einschlägt. Es sind gewiß unter den bücherkaufenden Leuten viel mehr als zwei, die ein Buch für 3 kaufen, bis sich einer findet, der 6 für einen solchen Zweck an- legen will oder kann. Solche Erwägungen können dazu führen, daß man billige Bücher überhaupt herstellt. Es gibt aber dafür auch noch ideale Gründe. Noch sind ja nicht alle Verleger reine Kaufleute, denen das Buch lediglich Ware ist. also Mittel zum Gelderwerb. Das Buch ist seinem innersten Wesen nach, wenn es ein gutes Buch ist, ein Stück geistigen Eigentums der Ge samtheit. Ais solches hat jeder ein Anrecht, es zu besitzen. Je leichter man dies möglichst vielen Leuten macht, desto mehr erfüllt man als Verleger die ideale Pflicht der Ver breitung des geistigen Gutes. Man muß also, auch von diesem Standpunkt aus, billige Bücher auf dem Markt bringen. Außer den Umständen, die auf den Verleger vom rein ge schäftlichen Nutz-Standpunkt aus einwirken und dadurch zu billigen Ausgaben Anlaß geben, spricht noch ein Grund mehr moralischer, ethischer Natur dafür, wenn nicht gerade aus schlaggebend. doch wesentlich mit bestimmend, ein Buch be reits vor dem Ablauf der dreißigjährigen Schutzfrist der All gemeinheit zugänglich zu machen. Es ist das die Überlegung, ein Buch trage seinen bil denden. fördernden Gehalt desto sicherer möglichst vielen von denen zu. die darauf Anspruch haben, je eher man es ohne Schaden für das Geschäft aus den Fesseln befreit, in die es ein unverhältnismäßig hoher Ladenpreis geschlagen hält. In bezug aus die sog. schöne Literatur ist es z. B. in Eng land ein ständiger Brauch, die neuen Romane nach Jahres frist ohne Ausnahme in volkstümlichen Ausgaben auf den Markt zu bringen. Der Buchhandel befindet sich dabei ganz wohl und auch das Publikum. Wer das neueste Romanbuch gleich nach seinem Er scheinen lesen will und muß. kann für die Erfüllung dieses Wunsches auch entsprechend zahlen; wer etwas warten kann, dem wird es in kurzer Frist leicht, um ein billiges dasselbe zu erwerben. Geht das in England mit den ungeheuren Honoraren der Modeschriftsteller, so müßte es bei uns auch tunlich sein; es kommt nur darauf an. daß man mit der Einführung eines solchen Gebrauchs einmal anfängt. Bemerkt sei hierzu noch, daß die Preise solcher Erstauflagen allerdings bei weitem höher sind, als bei uns. Nun gibt es aber unter den Erzeugnissen des Buch handels von langen Jahren her eine ganze Reihe von Werken, deren Preise alles sind, nur nicht volkstümlich. Unter diesen Büchern find solche, an deren Preisen sich beim besten Willen nichts ändern läßt. Die müssen aus Gründen des Verlagsoertrages, des Urheberrechts, kostspieliger Um arbeitungen bei neuen Auflagen usw. ihre Kostbarkeit behalten. Dann gibt es Bücher, bei denen es sehr wohl möglich wäre, die Preise herabzusetzen, billige Ausgaben zu ver anstalten; cs erfordert in solchen Fällen nichts als eine Ver ständigung zwischen Verleger und Autor oder dessen Rechts nachfolgern. Gewiß gibt es. unter den letzteren namentlich, genug Herrschaften, die halsstarrig sind, die glauben, der Verleger wolle sie übervorteilen, wenn er zu einer Vertrags änderung rät. Das find die, die das Exempel vom viel fachen Umsatz bei billigem Preis nicht als richtig erkennen wollen oder wegen mangelnden Verständnisses nicht erkennen können. Auch die Tradition setzt da zuweilen Schranken, und mancher Wunsch in bezug auf billige Ausgaben scheitert an Verhältnissen, auf die auch der Verleger ohne Einfluß ist. Ich denke da z. B. an einen klassischen älteren Roman, der jahrzehntelang in der gleichen Form erscheint; diese ist alles, nur nicht geschmackvoll, der Preis trotzdem aber nicht etwa gering. Wer wollte bestreiten, daß dieses prächtige Werk nicht zu vielen Tausenden öfter hätte ver kauft werden können — trotz dem unschönen Gewand —, wenn es etwa nur halb so teuer wäre, wie es dem Anschein nach leicht sein könnte? Ich meine, auch heute müßte sich gerade von diesem Buche eine billige Ausgabe in normalem Oktavformat für den Verleger glänzend bezahlt machen und Licht und herbe Bergluft in ebensoviele Tausende deutscher Häuser bringen, dis dessen wahrlich recht nötig hätten, mit ihrer Stickluft, die die Großstadthäuser füllt. Es ließe sich eine ganze lange Reihe von Dichtern aus führen. die längst nicht in dem Maße Gemeingut sind, wie sie es vermöge ihres wahren Wertes sein könnten — ledig lich der unzeitgemäßen Ausgaben und Preise halber. Wer kaust heute eine kurze Novelle in Miniatur-Ausgabe mit Goldschnitt um einen Taler? Wer hat Lust, um einer oder zwei kurzer Erzählungen halber den fraglichen Band zu 6—7 ^ aus den gesammelten Werken eines Autors zu er werben. trotzdem es wahrlich pures Gold ist, das man dafür einhandelt? Drei Mark werden ja für einen Novellenband von der Menge der Bücherkäufer noch bezahlt, das ist richtig. Nur darf man heutzutage den Leuten nicht gar so komisch wenig bieten, wie es die gemeinten Miniaturausgaben tun. So macht man auf jeden Fall keinen Schriftsteller populär und entzieht sich zudem als Verleger den Gewinn, dem Sorti menter ebenfalls und dem Volk einen seiner besten Dichter. Für eine bestimmte Dichtungsgattung, den sogenannten Prosessoren-Roman, liegt der Fall ähnlich. Er wird kaum mehr gekauft. Man sagt, seiner Eigenart oder Unarten wegen; ich glaube das nicht. Stellt diese Bücher etwa zum halben Preis in die Buchläden, ihr werdet Absatz finden. Zudem sind diese Bücher wesentlich billiger herzustellen als bisher, wo das Papier gewisser Verleger bei bestimmten Autoren gar zu sparsam bedruckt ist, um doch wenigstens den Schein zu erwecken, als verkaufe man ein Buch (sonst bliebe ja gar nur ein Heftchen für 7 oder 8 übrig!). Wer da nicht genauestens Bescheid weiß, darf nicht den Stab über den Verleger brechen, wenn er weiterhin um den alten Preis seine alten Ausgaben verkauft, statt moderner zu billigem Preise. Welche Umsätze von billigen Ausgaben guter Bücher gemacht werden, weiß jeder Sortimenter. Ich brauche da nur auf Wischers Auch Einer. Eyths Hinter Pflug und Schraubstock, Bismarcks Gedanken .und Erinnerungen hin- zuweisen. Gustav Freytags Ahnenband: Das Nest der Zaun könige wird in seiner Schulausgabe zu 2 ^ 50 H sicher einen gewaltigen Absatz finden, trotzdem die Redaktion der Jugendschriften-Warte es für notwendig hält, den Preis in einer besonderen Fußnote gelegentlich der lobenden Be sprechung ausdrücklich als zu hoch zu bezeichnen. Das ist die Kehrseite der Medaille: Leute, die nichts vom Buch handel verstehen, wollen nun. wo es schon billige Litteratur gibt, jetzt am liebsten gar nichts mehr bezahlen. Daß dies nicht angeht, muß man im gegebenen Fall solch unmaßgeblichen maßgeblichen Herren kund und zu wissen tun. Wenn sie dabei erfahren, daß man von buchhändle- rischer Seite ihr Dreinreden in alle Fachfragen nicht gellen lassen kann, so wird das nur gut sein. Besser jetzt einen Arger wegen notwendiger Zurechtweisung, als später, wenn die Leute noch mehr als jetzt glauben, immer recht zu haben, eine unheilbare Wunde in den notwendigen nor malen Beziehungen zwischen Buchhändler und Lehrerstand. Häufig wird der hohe Ladenpreis eines Buches auch deshalb dauernd gehalten, weil das gute teure, aber ver hältnismäßig gangbare Buch mit seinem Gewinn viele Z5S«