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- 7 — noch erblicken sie einen der Feinde, denen gegenüber nur Vergeltung am Platze ist. Gewiß aber wird auch der König in seinem Innern keine anderen Gefühle gehegt haben als eben das menschliche Ver langen nach Rache, nur daß die Furcht vor dem ihm ein anderes Verhalten gegen den Mann auferlegte, der nun einmal gerade ihn bei seinen Knieen um Schonung angefleht hatte. Halten wir nun fest, daß erstens ja auch der Anführer unserer Kreter wenigstens bis zu einem gewissen Grade die Ägypter hatte schädigen wollen, und daß sonach von einer Unschuld desselben nur in sehr beschränktem Sinne die Netze sein kann, zweitens aber, daß zweifellos der Dichter einen Gedanken wie „der König machte mich znm Gefangenen, ehrte aber in mir den Gast, als er meine Schuld losigkeit erkannt hatte" nicht unterdrücken durfte, ohne in den Fehler der Unklarheit zu verfallen, so bleibt zunächst nur der eine Ausweg, die Stelle, wie dies Autenrieth^) wirklich gethan hat, ohne künstliche Gedankenergänzung rein wörtlich zu nehmen und zu sagen: Von dem Augenblicke an, wo der Pirat die Kniee des Königs als ein Wehrloser flehend berührte, durfte ihn jener nicht mehr als Feind betrachten oder behandeln, sondern war verpflichtet, ihn als einen und Schutzbefohlenen des Xxvt,' rUttt«,' aufzunehmen, sowie gegen jede Unbill zu beschirmen. Wenigstens besagen nnr dies nud nichts anderes die Worte des Dichters, wenn man sie ohne vorgefaßte Meinung liest. Fäsi lind mit ihm Hinrichs sowie Kochch sind denn auch in der Hauptsache gauz der nämlichen Anschauung, nur daß sie das Benehmen des Königs lediglich als charakteristisch für die Gastlichkeit des Orients gelten lassen wollen. Man kann streiten, in wie weit dies letztere richtig ist; jedenfalls werden wir im Verlauf der vorliegenden Unter suchung ans diesen Punkt ausführlicher znrückkommen. Endlich sei noch bemerkt, daß auch Ameis und Hentze der Erklärung Autenrieths beipflichten, nud Buchholz sowie neuerdings Paul Cauer ch in der ') Nägelsbach, Homerische Theologie, 3. Aufl. bes. v. Autenrieth 1884, Seite 272. '> Homers Odyssee von Fäsi 1856', 1885' von Hinrichs; Odyssee-Ausgabe von Viktor Hugo Koch 1872, Anm. zu > 279. Ameis, Anhang zur Odyssee bes. von Henze; Buchholz, Homerische Realien, Band 3 Abt. 2 Seite 187, ebenso Seite 106; Panl Cauer, Anmerkungen zur Odyssee, 3. Heft, Berlin 1896, Seite 18 oben und Seite 28 zu is 279.