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rechtes Pech: Vor drei Jahren wurde eine Veranstaltung ebenfalls durch Feuerlärm ge stört; damals brannte das Codersche Gut. — Gegen ^10 Uhr setzte der Ball wieder flott ein und All und Jung beteiligten sich lebhaft am Tanze. Der Abend nahm dann einen harmonischen Verlauf und herrschte bald wie der «ine animierte Stimmung. W Gersdorf, 13. Nov. Der Sturm ver bunden mit Schneetreiben in der Nacht zum Sonnabend hat auch hier vielfach Schaden an Gebäuden, Zäunen und namentlich an den Telephonleitungen verursacht, sodaß am Sonn- abend hier der Fernsprechbetrieb unterbrochen war. Die auf den Dächern angebrachten Stän der waren zum großen Teil umgerissen und die Drähte hingen herab. Viele Arbeiter wa ren gestern und heute damit beschäftigt, die Störungen wieder zu beheben. * Chemnitz, 14. Nov. Vor dem hiesi gen Schwurgericht begann heute der Prozeß gegen den vierfachen Mörder und Brandstifter Max Mann aus Mittweida. Die greuelvolle Bluttat Manns erregte seinerzeit, es war Ende März d. I., weit über Mittweida hinaus Aus sehen. Der aus Nossen stammende,' 28 Jahre alte Fabrikarbeiter Mann trug sich schon einige Zeit vor Begehung der Tat mit Selbstmord gedanken. Am Morgen des 31. März waren in dem kleinen Haus, das nur das Ehepaar Mann mit seinen beiden Kindern und die Fa milie des Hauswirtes, eines Zimmermanns namens Oehme, bewohnten, der Arbeiter Mann allein mit seinen Kindern, der Frau Oehme und deren 14jährigen' Tochter Martha Liddy anwesend. Der Ehemann Oehme, dessen 18- jährige Tochter und die Ehefrau Mann waren zur Arbeit gegangen. Um die Mittagsstunde kehrten die letztere und die Tochter Oehmes nach Hause zurück, aus dessen Dachboden be reits die Flammen schlugen. Die Frauen ver schafften sich, da das Haus geschlossen war, mit Gewalt Eingang. Man fand zunächst die beiden Kinder Manns, zwei Mädchen im Alter von zwei und fünf Jahren, erwürgt in ihren Betten vor. In derselben Stube war die 14- jährige Oehme von dem unhold, der ihr eine furchtbare Wrmde am Halse beigebracht hatte, ermordet worden. Ein noch schrecklicherer An blick bot sich in der Oehmeschen Wohnstube, wo die 45jährige Frau Oehme mit einer töd lichen Schädelverletzung in ihrem Blute lag. Aus dem Tisch der Wohnung waren mit Kreide einige Worte geschrieben, die der Mörder an seine Frau richtete: „Lebe wohl, meine Mar tha! Ich habe mich mit unseren lieben Kin dern erhängt. Melde es der Polizei!" Nach der Tat war der Mörder nach dem Dachboden gegangen, hatte das Holzwerk in Brand ge setzt und sich dann zu erhängen versucht. Er konnte noch rechtzeitig abgeschnitten werden und wurde ins Krankenhaus und von da ins Untersuchungsgefängnis nach Chemnitz ge schafft. Der Prozeß dürfte zwei Tage dauern. * Dresden, 11. Nov. Vier 17jährige Burschen gründeten im Juni zu Berlin eine reguläre Räuberbande, angeregt durch das Le sen von Schundromanen. Aus den Erträgnis sen von Diebstählen kaufte jeder Gewehr, Re volver mit Munition, Dolch und ein Paar lange Reiterstiefel. Dann verlegte die Bande den Schauplatz ihrer Tätigkeit nach der Säch sischen Schweiz. Eine in den „Hennersdorfer Steinen" an unzugänglicher Stelle gelegene Höhle wurde als Asyl gewählt und wohnlich eingerichtet. Auf einem darüber gelegenen Hoch plateau erteilte der Hauptmann der Bande seinen Leuren täglich Gewehr- und Geländein struktionen. In der Nacht zum 4. Juli un ternahm die Bande zunächst einen Verprovian tierungszug. Bis an die Zähne bewaffnet, zogen die Räuber in der nächsten Nacht nach dem Gasthof Sennerhütte bei Gohrisch. Wäh rend einer als Posten Wache stand, drangen die anderen in das Haus ein und plünderten die Geldautomaten. Auf einen Warnuugsrus des Postens verschwanden die Einbrecher im nächsten Gebüsch, verfolgt von dem Nachtschutz mann. Am folgenden Tage unternahmen die Sicherheitsbeamten der Umgegend eine Razzia und entdeckten nach langem Suchen die wohl ausgestattete, aber von ihren Bewohnern ver lassene Höhle. Mit schußbereitem Gewehr vor dringend, bemerkte ein Gendarm auf dem Fels plateau den „Hauptmann" Gehrske. Auf einen Anruf des Gendarmen griffen die Räuber nach den Gewehren. Ein scharfer Schuß benahm ih nen aber allen Mut und sie flohen unter Zu rücklassung ihrer Waffen. Auf der Flucht wurde einer festgenommen, zwei andere reisten als blinde Passagiere nach Berlin und wurden dort angehalten. Aus den Räuberhauptmann fahndet man heute noch. Die 6. Strafkammer verurteilte die Räuber Schneider zu 1 Jahr 9 Monaten, Schmidt zu 1 Jahr 6 Monaten und Requezek zu 10 Monaten 2 Wochen Gefängnis. * Leipzig, 14. Nov. Zur Verhaftung des Erpressers Hommes teilen hiesige Blätter mit, daß Hommes entgegen anders lautenden Berichten mit den Brüdern Koppius niemals etwas zu tun gehabt hat und daß er insbe sondere nicht der zwar von Koppius genannte, wahrscheinlich aber überhaupt nicht existierende „Rudolph" ist. Auch ist den Brüdern Koppius seitens der Untersuchungsbehörde niemals die Urheberschaft der Erpresserbriefe 13 und 14 zur Last gelegt worden. Diese Briefe sind vielmehr nach der Ermittelung der Brüder Koppius nebst einer Reihe anderer Briefe so fort ausgeschieden worden. Auch steht noch keineswegs fest, daß Hommes der Schreiber der Briefe 13 und 14 ist. Hommes, der sich bei der Durchführung seines Planes sehr un geschickt benommen hat, ist lediglich ein plum per Nachahmer des Karl Koppius. — Die er sten Schritte zum 12. Deutschen Turnfeste sind unternommen worden. Unter Leitung des Dr. Götz, Leipzig, fand eine Sitzung statt, an der Vertreter des Gaues und der drei Vereine der Leipziger Turnerschast teilnahmen. Es wurde ein Ausschuß gewählt, der sich namentlich we gen der Platzsrage mit den städtischen Behör den in Verbindung setzen soll. — In der letz ten Nacht sind durch einen Einbruch in eine Buchhandlung in der Kurprinzstraße Briefmar ken im Werte von 350 Mk. gestohlen worden. Die Marken sind sämtlich „A. L." durchlocht. * Döbeln, 13. Nov. Der abends 7 Uhr 45 Minuten von Döbeln nach Mügeln bei Oschatz verkehrende Personenzug ist gestern zwischen Poischwitz und Mockritz auf einer quer über das Gleis gelegte Eisenbahnschiene ausgefahren und hat diese zur Seite geschleu dert. Außer einigen Schäden am Schneepflug der Lokomotive ist ein weiteres Unheil zum Glück nicht entstanden. Die behördlichen Nach forschungen nach dem Uebeltäter sind im Gange. * Crimmitschau, 13. Nov. In seiner letzten Sitzung schloß sich das Stadtverordne tenkollegium debattelos einem Antrag der sechs sozialistischen Vertreter an, wonach der Rat er sucht wird, dem Vorgehen anderer Städte bei zutreten und gemeinschaftlich mit den Stadt verordneten bei der Staatsregierung behufs Einleitung geeigneter Maßnahmen gegen die Fleischteuerung vorstellig zu werden. * Zwickau, 13. Nov. In einer Boden kammer der Baptistenkapelle in^Planitz" wurde gestern die 81 Jahre alte Witwe'Schmiedel tot aufgefunden. Die Lebensmüde hatte sich mit einem Rasiermesser die Kehle durchschnitten. * Reichenbach i. V., 13. Nov. Der Direktor der Baumwollspinnerei Firma Grau manns, Eidern u. Co. in Hammermühlc-Haslau, Frauendorfer, ist auf dem Heimwege in den Teich gestürzt und ertrunken. * Plaueu i. V., 13. Nov. In Unter triebel hat ein Gutsbesitzer seinem 24jährigen Sohne in einem Anfall von Geistesstörung zwei gefährliche Stiche mit dem Messer in den Rücken beigebracht und ihn schwer verletzt. Der Geisteskranke fand in der Bezirksanftalt Vogts berg Aufnahme. — Gestern mittag ist das bei einem Kaufmann an der Syrastraße bedien stete 18 Jahre alte Dienstmädchen Frida P. zwei Stock hoch heruntergestürzt und hat sich dabei außer einem komplizierten Schädelbruch auch schwere innere Verletzungen zngezogen. Offenbar ist das Mädchen beim Fensterputzen auf den Fensterstock getreten und hat dabei das Gleichgewicht verloren. * Geyer, 13. Nov. Gestern früh ^6 Uhr entgleisten auf Bahnhof Geyer bei der Abfahrt des Personenzuges zwei in ihm lau fende Personenwagen infolge starker Schnee verwehung, so daß der Zug zwischen Geyer und Thum ausfallen mußte. Die Reisenden konnten erst j^8 Uhr weiterbefördert werden. * Sayda, 13. Nov. Der mittags 11 Uhr 35 Minuten von Mulda nach Sayda ab gefertigte Personenzug mußte unterwegs lie gen bleiben, weil die Vorspannmaschine in folge von Schneeverwehungen entgleist war. Die Strecke war infolgedessen gesperrt. Der Betrieb konnte abends ^7 Uchr wieder ausge nommen werden. * Radeberg, 13. Nov. Nicht weniger als etwa 400 Stück Brötchen nebst einer großen Anzahl Frühstncksbentcl wurden an einem Morgen in Ottendorf-Okrilla gestohlen. In Ver dacht kommen ein Mann und eine Frau, die mit einem Tragkvrbe auf dem Beutezug be merkt worden sind. * Schandau, 13. Nov. Ertrunken ist hier am Mittwoch der städtische Wassermcister Gey. Beim Ziehen eines Schützen war der Bedauerns werte am Kirnitzschufer abgerutscht und dann in die Kirnitzsch gestürzt. * Kamenz, 13. Nov. Der 62 Jahre alte Drechslermeister Bauerdorf von hier, wel cher sich nach dem benachbarten Lohsa zum Markte begab, stürzte auf der rreppe im Bahn hofsgebäude zu Hohenbocka so unglücklich, daß er gestern an den Verletzungen verstarb. * Zittau, 13. Nov. Aus dem Grenzortc St. Georgental ist der katholische Pfarrer Jo sef Koch seit einigen Tagen verschwunden; er soll eine größere Summe Kirchengelder mitge nommen haben. Dieser Tage hat er noch bei der Unionbank in Rumburg i. B. 200 Kro nen behoben. Die Behörden stellen eifrig Er mittlungen nach deni Aufenthaltsort des Pfar rers an. * Weißenfels, 13. Nov. Gestern abend wurde der Bäckermeister Rentsch ans Hohen mölsen, als er seinem vom Winde entführten Hute auf das Bahngleis nachlief, bei Ober- werschen von einem Bahnzug erfaßt, der ihm beide Beine abfuhr. Der Unglückliche starb kurze Zeit darauf. Kleine Chronik ' Ler Noabiter Krswall-Prvzetz hat vor dem Berliner Schwurgericht am Sonnabend zum zweiten Mal begonnen, eine Maßnahme, die durch die Erkrankung eine« Richters erforderlich geworden war. GS waren größere Vorsichtsmaßregeln ge troffen, doch war bei dem galten Wetter der An drang der Neugierigen gering. Nachdem der Prä sident Lieber früher zahlreiche Drohbriefe bekommen hatte, erhielten jetzt die Verteidiger eineu Brief, unterzeichnet „Verein deutscher Männer, die da» Recht vertreten und da- Unrecht verfolgen." Die Anwälte werden in diesem Schreiben mit den gröbsten Ausdrücken belegt und mit Prügeln be droht. Zwischen dem Präsidenten und den Ver teidigern hat eine Konferenz stattgefunden, zu dem Zweck,-jalle scharfen Wendungen zu vermeiden, um neue Zwischenfälle zu verhüten. Abgetrennt wurde die Sache gegen die Herzkranke Angeklagte Rein hardt und duselbe auch aus der Haft emttsftn. Festgestellt wurde, d ß von den 35 Angeklaglen 21 undestiaft, >4 vesnast und davon nur funs wegen ElgentumSoe-gehen- vorbestraft sind. Hier aus wurden eine Rnyc von wcüeren A> trennungS- annägen gestellt und vom GenchrShose abgclchm. Die Verteidiger wiederholten dann ihre schon ein mal verworfenen Antiäge aus Ablehnung des Ge richtshofes wegen Besangenheft. Der Vorsitzende nahm die Anträge entgegen und vertagte denn die Sitzung bis Montag mittag. * Die Folge« de» Martiut-rchueewetter-. Der Schneesturm, der am MartinSluge weile Be zirke von Demjchland hcimsuchle, hat sich vielfach auch am nächsten Tage, wenngleich in geringerem Umfange wiederholt. Die Störungen >m Tele graphen- und Tebphonbeuicbe konnten aber in der Hauptsache beseitigt werden und auch die auf Straßen und Landwegen eingetrelenen Verkehrs stockungen sind vorüber. Dagegen hat da- Hoch wasser m Westdeutschland noch immer einen recht hohen Stand, und die Bevölkerung hat viel auSzu- halten. Aus den Mittelgebirgen sandle der schwel- zcnde Schnee starke Wassermussen zu Tal Auch die ostdcuischen Flüsse ftelg.n teilweise. Inzwischen ist aber ein Temperatursturz cingelrcten, so daß mit dem Verlauten des Wassers gerechnet werden kann. * Li« Liscadahuuuglück msolgr des Sturmes. Infolge des heulenden Sturmes überhörien in der Nacht zum Sonnabend vier Personen beim Bahn übergang von Jungbunzlau daS Herannahen des Prager Zuges und wm den von der Lokomotive ersaßt. Zwei von ihncn — ein Gendarm und ein Baumeister — waren aus der Stelle tot; die beiden andern - zwei Gendarmen — mußten in schwerverletztem Zustande ins Hospital erschafft werden. " Zwei Cseodahozüqc zasammeugrstohe«. An der portugiesischen Grenzöation Assumar fließen zwei Eiscnbahnzügc zusammen. Lie Maschinen beider Züge sind völlig zertrümmert. Zehn Per sonen sind gelötet und zahlreiche Personen veiletzt. * Boa Paris «ach Vrkss.t im Acroplaa. Der französische Aviatiker Legagncux flog gestern von Pari- nach Brüssel. Der außerordentlich starke Wind trieb den Apparat so schnell voiwäet-, daß Legagneux nach Abrechnung der Zeit sür zwei Zwischenlandungen die Fahrt von Paris nach Brussel von 28o Kilometer Länge in diei Stunden aussührle. * V er vergardliter bei einer Explosiv« ge tötet. Im Bergwerk zu Aurin in Frankreich ver- ursachte eine Explosion einen Erdrutsch, wodurch 4 Bergarbeiter geiölct wurden * Folgeischwrre Petrol, umexplofio«. Aus dem Bahnhof in Sv-nowice entstand eine furchtbare Petrolcumexp osion dadurch, daß sich zwei Personen mit Licht am Petrolcumwaggon zu schaffen machten Der Sohn eine- Sosnowiccr Kaufmanns Sax und ein Ausseber wurden sosort in lebende Fackeln ver wandelt. Beide starben auf dem Transport nach dem Ara kenhause. * Folgenschwerer 8«gzusamme»boh In Kaiamazoo (Mrch gan) stieß aus einem Nwcauüber. gang ein Gülerzug mit einem Straße, bahnwagen zusammen. 19 Pe sonen wurden auf der Stelle gelötet, 12 schwer und einige zwanzig Personen leicht verletzt. Der Straßenbahnwagen wurde voll ständig zertrümmert * Grotzfeaer. Ein große- Schadenfeuer vernichtete gestern n -chmiltag die Mälzerei und Welßbür-Brau- erei von Gabriel 8t Jäger in Berlin, wobei gegen 4N000 Zentner Malz, die dort lagerten, ein Raub der Flammen wurden * Im Wab«. Im V rsolguogSwabn hat gestern in Berlin die Frau deS MaurciS R chler aus der Hcidenfcldstraße in Abwesenheit ihre- Ehemannet ihre beiden Kinder erdrosselt und sich dann selbst erhängt. * Katzgil tige« Todesurteil. In Trie> Hal der Mordprozcß Breuer nach viciwöchiger Tauer sein Ende gefunden. Wie beim ersten Male ist auch jetzt wieder der Renniahrer Breuer wegen Er- mordung de- Mül.lcnbtsitzerS Machonct auS St. Vith zum Tode verurteilt worden. Ter Angeklagte brach vollständig zusammen. Unter den Sa i.ver- ständigcn gehen die Ansichten noch immer auscinan- der. Die einen behaupten ferne Schuld, die andern leugnen sie. ' DaS «»glückliche Tctzkesche Ehepaar auS BerU«, das am vorletzten Sonntag von einem Ein brecher erschossen wurde, sand seine letzte Ruhestätte in einem gemeinsamen Grabe im nahen Dorre L.chtcn- rade. Die Teilnahme war ganz außerordentlich aroß, die Kapelle deS Friedhof,- war überfüllt. Die schlichten Särge waren von Blumen überdeckt. Rechts vom Altar hatte man den Galten, ihm zur Seite die Gattin gebahrt. Vor den Särgen sah man die schmerzgcbeugten Angehörigen. Die Eltern beider Ermordeten waren gekommen, und erschütternd tönte daS Schluchzen der beiden Mütter durch die Halle. Nach der Trauerrede erfolgte die Bestattung während emet heftigen Sturme-. * A«S RahruogSsorgen ia de« Totz. Wegen Nahrungssorgen vergiftete sich in Mönchröden bei Koburg das Metzgcrmeistersehepaar Altenfelder mit Lysol. * Doppelravbmortz. Von der russischen Grenze wird gemeldet, daß in einem nahen Walde unweit Rafin der Steuerbeamte Gramotejew und sein Kutscher ermordet wurden. Geraubt sind etwa vier tausend Rubel. 1560 Rubel in Gold, die in der Hosentasche deS Toten steckten, hatten die Mörder nicht gesunden. * Ei« Enkel al« Einbrecher i» Ha«se seiner Grotzelter«. In Lauterbach in Oberhcssen wurden vor kurzem der greise Oekonomierat Backhaus und seine Frau im Schlafzimmer überfallen und schwer verletzt. Jetzt ist als Anstifter der Tat der 18jäh- rige Enkel der alten Leute, ein Gymnasiast, ermittelt. Der jugendliche Verbrecher, der e- auf die Erspar nisse seiner Großeltern abgesehen hatte, ist in- Aus land geflüchtet. Einer seiner Komplicen, ein Ar- beitcr, konnte sofort verhaftet werde». * Ler Riese«betrug t« der Sret-sparkasse »o« Tuche! in Westpreußen sand vor dem Schwurgericht in Konitz seine Sühne. Der Sparkossen-Kontrolle«» Suppt» r halte ein echte« Zahlung-formal r mit einer G ldanweifung von «02 500 M. an einen au»wärllgen Hau-besitzer au-gefüllt, bei dem er selb« die Lumme dann unter einem falschen Nomen, den er dem Ho.etter vorher genau angcgebeu halte, in Empfang nahm Da auch die beiden Rendanten im garen Glauben mit unterzeichnet haltfy, Arsolgte die Aulzahlung ohne Schwier,gleiten, «nd erst später kam man hinter den raffinierten Betrug. Der Angeklagte reiste nach dem gegluckten Tlrelch längere Zeil umher und gab viel Geld au-, bi« er auf tzer «lraße in Berlin von zwei LandSlenten erk mnt und verhaftet wurde. Dy- Urteil lautete auf 4'/, Jahre Gefängnis. * Selbstmord »i«e< Berliner Vberl.tzrers. Geg n den Rcalschul-Oberlehrer Dr. Levent i« Berlin war eine anonyme Anschuldigung dahingehend erfolgt, daß er sich gegen Schüler sittlich vergangen habe. Tatsächlich hatte er im Einverständnisse de« Direktor» eine Untersuchung wegen sittlicher Verfehlungen der Schüler eingeleitet, dabei achtzehn verfetten nachrin- ander mit ins physikalische Kabinett genommen untz sich dort an ihncn vergangen Die Sache liegt drei Jahre zurück. Dr. Lewrnt war nach der An zeige gegen eine Kaution von 50000 Mk. auf freiem Fuße belassen woidcn Am Sonnabend fand in Moabit die Verhandlung statt Der Staatsanwalt beantragte vier Jah>e Gefängnis, da« Urteil lautete auf zehn Monme Gefängnis Nach der Verkündi gung deS Urteil» schoß sich Lrwent eine Revolver kugel in den Kopf. Gestern ist er feinen Verletzungen erlegen. " Die Hochzeit des Prinze« Viktor Nopoleo« mit der Prinzessin Klementine von Belgien findet am heutigen Montag im Schlosse zu Moncalieri bei Turin, wo die Mutter de» Prinzen wohnt, statt. Der Prinz ist 48 Jahre alt, seine Braut 38 Jahre. * Wahrheit «»tz Dichtu»ß. Von dem greisen ruisischcn Dichter Tolstoi wurde milgeteilt, er habe sich au» seiner Besitzung entfernt, um den Nest seine- Leben- nicht in Ucppigkcit, sondern in Ein samkeit zu verbringen Der wahre Gmnd seiner Wcllflacht sind indessen unerquickliche Familtenver- hältn.sse. Depeschen vom 14. November. Düsseldorf. (P r i v. - T e l e g r a m m.) Das Wasser des Rheins ist in der Nacht zum Sonntag abermals um 1 Meter gestiegen und hat überall große Verheerungen angerichtet. In Düsseldorf riß die Strömung ein großes Floß von etwa 1000 Stück zu Tal, die größ tenteils den Rhein hinuntertrieden. In Köln drang das Wasser in die niedrig gelegenen Stadtteile ein. Seit gestern ist das Wasser nicht mehr gestiegen, es zeigt aber eine bisher noch nicht gehabte Höhe. Die ganzen Ruhr niederungen gleichen einem gewaltigen See. Zwischen Mülheim und der Ruhrmündung ist alles niedrig gelegene Land überschwemmt. Frankfurt a. M- Die Arbeiten im neuen Frankfurter Osthafen haben durch das Hoch wasser einen vorzeitigen Abschluß gefunden. Zwischen dem Osthafen und dem Main war ein Damm von Holz und Erde errichtet wor den. In der Nacht hat nun das Hochwasser den Damm beiseite gedrückt und gestern früh 6 Uhr stürzten die Fluten mit ungeheurer Ge walt in die nicht vollständig ausgebauten bei den Hafenbassins. Sämtliche Maschinen, die sich auf dem Boden der Bassins befanden, wurden vom Wasser überschwemmt. Ein gro ßes Stück der Feldbahn ist im Wasser ver schwunden. Die Holzbrücke, die die beiden Ha fenbecken verband, wurde fortgerissen. Verun glückt ist niemand. London. (P r i v.-T elegram m.) Der Anklagebeschluß im Prozeß gegen den deutschen Leutnant Helm, der heute vor dem Schwurge richt in Hampshire zur Verhandlung kommt, stützt sich auf 10 Punkte, die sich auf 9 Skiz zen und ein Notizbuch beziehen. London. (P r i v.-T elegram m.) Der Spezialkorrespondent des „Daily Telegraph" im Ltreikgebict von Südivales telegraphiert seinem Blatte, die Lage dort sei äußerst ernst. Die streikenden Bergleute seien von revolutionärem Geiste erfaßt und nur die Anwesenheit zahl reicher Soldaten und Polizisten habe sic bis her im Zaume gehalten. Aus einem Pulver hanse auf der Spitze eines Berges bei Tony- pardy sind 100 Pfund Saxonite, ein sehr star kes Sprengmittel, und eine große Menge an derer Explosionsmaterialien gestohlen worden. Auch eine elektrische Batterie wird vermißt. Petersburg, lieber die Flucht Leo Tol stois (siehe „Kleine Chronik") wird noch ge meldet: Leo Tolstoi rastet vorläufig im Scha- mardinsky-Kloster, wo seine Schwester seit zwölf Jahre Nonne ist. Die Reise nach dort war sehr beschwerlich und wurde in einem Ei senbahnwagen 3. Klasse, der von Bauern und Arbeitern überfüllt war, zurückgelegt. In der Nähe des Schamardinsky--Frauenklosters liegt das Optina-Männerkloster. Hier war Tolstoi am Donnerstag nacht abgestiegen. Tolstoi frug die bedienenden Brüder, ob seine Gegenwart unangenehm berühre, da er aus der Kirche ausgestoßen sei. „Nein, wir freuen uns," war die Antwort der Brüder. Tolstoi erklärte, daß er nur kurze Zeit rasten wolle. Tolstoi hatte nur 38 Rubel mit auf die Reise genommen. Havanna. Unter dem Rumpfe des am l5. Februar 1895 in die Luft geflogenen ame rikanischen Kriegsschiffes „Maine", wobei zwei Offiziere und 270 Mann den Tod fanden, hat man starke Kupferdrähte, wie sie für elektrische Starkstromleitungen verwendet werden, gefun den. Die Untersuchungskommission sieht dies als Beweis dafür an, daß das Schiff auf eine auf elektrischem Wege entzündete Mine gefahren ist.