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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191011158
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19101115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19101115
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-15
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.11.1910
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ster Lage befinde. Ihn zu stärken, sein« Or ganisation zu fördern, müsse Aufgabe auch des StaateS sein, denn nur durch Schutz der Frei- heit der Arbeit, durch Schutz der Selbständig keit des Gewerbebetriebes sei dem Mittelstand zu helfen. Der Mitberichterstatter Hofzimmer- meister Noack-DreSden verlangte strafferen Zu sammenschluß der Arbeitgeber, Ausbau ihrer Koalitionen und Niederhalten des Staatsso zialismus, der jedes individuelle Streben und Schaffen töte, jedes Auswärtsstreben unseres Volkes hindere. Ueber Submissionswesen und Submissions amt sprach hieraus Bürgermeister Dr. Eberle- Nossen. Er führte aus: Die Tätigkeit des Submissionsamtes sei anzusehen als die eines ehrlichen, uneigennützigen Mittlers zwischen dem Ausschreibenden und dem Liefernden. Seine Tätigkeit gelte dem ganzen Handwerk und Kleinhandel, nicht nur den Mitgliedern der Mittelstandsvereinigung. Der Mitberichterstat ter Buchdruckereibesitzer Jul. Mäser-Leipzig verzichtete bei der Ausführlichkeit des Vortra ges des ersten Redners, dem er voll zustimme, aufs Wort. Ueber Forderungen des Kleinhandels spra chen Oberbürgermeister Unrasch und Rechtsan walt Kohlmann-Dresden. Sie verbreiteten sich über die Warenhäuser und die Zweiggeschäfte, das Sonderrabattwesen und das Ausverkaufs wesen, und forderten u. a. die Einführung ei ner Landesumsatzsteuer und schärfere Heran- ziehung der Bestimmungen des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb. Ueber Fragen des HauS- und Grundbe sitzes sprachen Tischlermeister Grosch-Leipzig und Privatus Schumann-Dresden. Der erstere behandelte vor allem die Sicherung der Bau handwerkerforderungen, der letztere die hohen Grundstückstaxen, die hohe Belastung des Haus besitzes usw. Nach der Schlutzansprache des ersten Vor sitzenden, die noch einmal den wohlgelungenen Verlauf der Tagung feststellte, erreichte der Mittelstandstag in der dritten Nachmittags stunde sein Ende. Tagesgefchichte Die russische Kaiserfamilie verläßt mit dieser Woche Deutschland nach bald dreimonatlichem Ausenrhalt wieder, der allen auf das Beste bekommen ist. Den Zaren ha ben Tausende gesehen und gefunden, daß er den Eindruck eines rüstigen Mannes macht, auch die Zarin und ihre Kinder haben sich in deutscher Ruhe und Sicherheit vorzüglich er holt. Der Aufenthalt in Friedberg in Hessen war nur durch die Zudringlichkeit des Publi kums zeitweise etwas beeinträchtigt, die letzt« Zeit in Schloß Wolssgarten war ungestört. Ebenso verliefen auch die beiden Kaiserbegeg nungen in Potsdam und Wolfsgarten. An politischer Bedeutung kommt kein früherer Za renbesuch an den heutigen heran, und schon darum dürfen wir dem nach Rußland heimkeh renden Herrscherpaar eine glückliche Reise wün schen. Das deutsche Kronprinzenpaar hat mit dem Dampfer „Prinz Ludwig" Aden passiert und hat damit zwei Drittel seines er sten Reiseabschnittes hinter sich. Es folgt die angenehme Fahrt im indischen Ozean und am 20. November die Landung in Colombo aus der Insel Ceylon, wo sie zum ersten Male die Wunder der Tropenwelt erblicken. An Bord des Schiffes fand sogar ein Kostümball statt. Die Reise war also recht angenehm. Die bayerische Königsfamilie beging soeben den 60. Geburtstag der Prin zessin Therese, der Tochter des Prinzregenten Luitpold. Die Prinzessin steht dem verstorbe nen berühmten Augenarzt, dem Herzog Karl Theodor, an wissenschaftlicher Befähigung gleich, sie hat weite Forschungsreisen gemacht und ist Doktor Phil. Die Wittelsbacher zeigen ja über haupt hervorragende Neigung zur praktischen Betätigung ihrer Gaben, auch heute noch ist ein Doktor der Medizin unter ihnen, und der populäre Prinz Ludwig ist ein ausgezeichne ter Landwirt. Vom Wiederbeginn der Reichstags fitzungen trennt uns nur noch eine Woche. Wir dürfen, nachdem soeben die französische Grenze für eine teilweise Fleischeinfuhr geöffnet ist, bestimmt damit rechnen, daß diese wichlige Angelegen heit in den allerersten Tagen zur Besprechung gelangen wird. Es heißt ziemlich bestimmt, es seien noch weitere Maßnahmen zu erwarten. Die Wahl des zweiten Vizepräsidenten des deutschen Reichstags sollte nach allerlei Gerüchten vorläufig unterbleiben, wenn sich die Mehrheitsparteien auf einen Kandidaten nicht einigen können. Seiner Geschäftsordnu.. maß hat der Reichstag außer dem Präsidenten zwei Vizepräsidenten zu wählen und kann von dieser klaren Bestimmung nicht abweichen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" über den Etat. In ihrem Rückblick bemerkt die „Norddeut sche Allgemeine Zeitung" zu den Betrachtun gen der Presse über den Etatsentwurs 1911, daß die Reichsfinanzverwaltung bei den Ein nahmeschätzungen mit völliger Objektivität nie mand zu Liebe und niemandem zu Gefallen verfahren sei, ohne danach zu fragen, wie das gefundene Ergebnis nach der einen oder der anderen Richtung ausgebeutet werden könnte. Ihre Schätzungen für 1910 dürften sich im Gesamtergebnis mit fast mathematischer Ge nauigkeit als zutreffend erweisen. Die Ver suche, aus dem Etat das Fiasko der Finanz reform nachzuweisen, müßten mißglücken denn daß die entrichteten Steuerbeträge von 417 Millionen Mark jedenfalls in nächster Zeit nicht voll zu erwarten seien, sei vom Regie- rungstische in der Etatsdebatte des Vorjahres ausführlich dargelegt worden. Schließlich er klärt die „Nordd. Allg. Ztg." mit Bezug aus die Meldungen von Differenzen zwischen dem Kriegsminister, dem Staatssekretär des Reichs marineamts und dein Staatssekretär des Reichs schatzamtes bezüglich der Forderungen des Ma rineamts für den Ausbau der Flotte und des Kriegsministeriums im Interesse der Heeres verstärkung, es könne versichert werden, daß der Ausbau der Flotte programmäßig erfol gen werde, und daß von dem Betrag, den das Kriegsministerium für 1911 im Interesse der Heeresverstärkung für erforderlich gehalten hat, nichts abgesetzt worden ist. Wie fast immer, gehörten auch diesmal die schön aufgebausch- ten sensationellen Nachrichten über persönliche Zusammenstöße, Entlassungsgesuche, Vermitte lungen und dergleichen ins Reich der Fabel. Eine neue Dienstvorschrift für die Staatsanwälte erließ der bayerische Justizminister, welche die alten Bestimmungen zeitgemäß umändert. Die Staatsanwälte müssen künftig in jeder Lage des Verfahrens auch die zugunsten des Beschuldigten sprechenden Umstände aufgreifen und feststellen und bei eingelegtem Rechtsmittel im Zweifel zu gunsten des Beschuldigten eintreten. Die lau fende Verjährung der Strafverfolgung soll ohne triftigen Grund nicht mehr unterbrochen werden. Jede durch die Zwecke des Strafverfahrens nicht unbedingt veranlaßte Bloßstellung beteiligter, noch mehr aber unbeteiligter Personen ist zu vermeiden. Ebenso wird bei der Erhebung der persönlichen Verhältnisse der Beschuldigten dem Staatsanwalt besondere Sorgfalt empfohlen. Er soll Anklage nur dann erheben, wenn die Sache aufgeklärt und die Verurteilung des Beschuldig ten zu erwarten ist. Der Reichstagsabgeordnete und Amts gerichtsrat Kölle nimmt zu der gegen ihn ergangenen Disziplinar- Bestrafung Stellung. Er sagt über die Gründe, die Tatsache, daß er zu einem Freispruch und die Berufungsinstanz zu einer Verurteilung des Redakteurs der „Harzer Ztg." zu 3 Monaten Gefängnis gekommen sei, erkläre sich daraus, daß er dem Angeklagten den Schutz des tz 193 zugebilligt, die höhere Instanz ihn aber versagt habe. Der zweite Grund für seine disziplinare Bestrafung war der, daß er als Abgeordneter, nicht als Amtsrichter, angedeutet habe, ein Jagd frevler sei besonders hart deshalb bestraft, weil der Erste Staatsanwalt und der Landgerichts präsident eifrige Jagdfreunde und in der Ver folgung derartiger Vergehen sehr energisch seien. Ueber die Persönlichkeiten der beiden englischen Offiziere, die wegen Spionageverdachts in Deutschland gefangen gehalten werden, kann das „B. T." Mitteilungen machen. Der erste Angeklagte ist der Hauptmann Bernard Frederic Trench von der leichten Marineinfanterie, er entstammt ei ner bekannten irischen Familie. Der andere Angeklagte ist der Marineleutnant Vivian Bran den, ein Schwager des bekannten Anwalts Bull. Dieser hat getan, was er im Interesse der Angeklagten tun konnte. Die Verteidiger der beiden Angeklagten sind Justizrat Gordon- Berlin und Rechtsanwalt Otto-Leipzig. Die Anklage lautet auf Betreten verbotenen Gebie tes, auf Spionage und auf den Versuch, mi litärische Geheimnisse einer fremden Macht zu gänglich zu machen. Amerika. Der Sturm in dem mexikanischen Glase Wasser hat zu toben aufgehört. Man ist drü ben unter Mexikanern und Yankees nicht so empfindlich, wie bei uns im gesitteten Europa. So tüchtig man sich gegenseitig auch mit Knüt teln traktiert und mit Steinen beworfen hat.c, wobei die Mexikaner selbst den Respekt vor der Flagge und dem Botschafter der nordamerika nischen Union vergaßen, heute ist alles wieder all right. Das wußte die Unionsregierung in Washington auch schon im voraus und regte sich deshalb angesichts der Tollheiten der heiß blütigen Mexikaner nicht besonders auf. — Der Newyorker Verkehrsarbeiterstreik ist beige legt. — In der deutschen Kolonie Tolma (Mexiko) erkrankten aus einem Wurstpicknick 37 Reichsdeutsche schwer, von denen 12 unter Ver giftungssymptomen verstarben. Es handelt sich hier offenbar um Vergiftung durch verdorbenes Fleisch oder gesundheitsschädliche Konservie rungsmittel. Der deutsche Konsul leitete eine strenge Untersuchung ein. Sollte es sich um Würst e aus den Chikagoer Schmutzfabriken handeln? OertttcheS und Sächsisches. *— Wetteraussicht für Dienstag, den 15. Nov.: Lebhafte Westwinde, bedeckt, Temperatur wenig geändert, Regen und Schnee. m. Die Herbstbezirksversamm- lung des Kgl. Sächs. Militärvereinsbundes Bezirk Glauchau fand am gestrigen Sonntag im Theaterlokal zu Glauchau statt. Die zahl reich besuchte Versammlung wurde durch Herrn Bezirksvorsteher Merres mit einem Hoch auf Se. Majestät König Friedrich August eröff net. Er erstattete sodann den Bundesjahres bericht und den Bericht über die Bundesgene ralversammlung. Hierauf schritt man zur Wahl des Bezirksvorstehers und wurde Herr Merres einstimmig wiedergewählt. Herr Merres nahm zwar die Wahl auf wiederholte Bitten hin an, betonte jedoch ausdrücklich, daß er infolge des Verhaltens der besseren Kreise, die sich seit Jahren immer mehr von der Kriegervereins sache zurückgezogen hätten, habe ablehnen wol len. Er hoffe bestimmt, daß in Zukunft auch die jetzt fernstehenden Kreise den Bestrebungen der Militärvereine größeres Interesse entgegen bringen würden. Die Versammlung beschloß sodann, den von den Vereinen seit 1908 be willigten Jahresbeitrag zur Kalenderverteilung an die aktiven Truppen nunmehr endgültig zu regeln. Bisher mußte jeder Verein für je 50 Mitglieder 1 Mark Beitrag entrichten; in Zu- kunft fällt dieser Beitrag fort, doch wurde hier für die Bezirkssteuer, die bisher 4 Pfennig für jedes Mitglied betrug, auf 7 Pfg. erhöht. Da der Bund abgelehnt hat, den Jubilaren für 50jährige Mitgliedschaft besondere Auszeichnun gen zu gewähren, so beschloß die Versamm lung, aus Bezirksmitteln eine Jubiläumsdenk münze prägen zu lassen und diese den Jubi laren in Zukunft zu überreichen. Den Antrag des Bezirksvorstandes, bei 25- und 50-jährigen Vereins- und Fahnenjubiläen Fahnennägel nicht mehr zu schenken, sondern daß die gela denen Brudervereine die für Geschenke anzule genden Beträge zu einem Bargeschenk vereini gen sollen, das zu Gunsten der Vereinsbiblio thek oder zu sonstigen nützlichen Zwecken ver wendet wird, beschloß man nach längerer Aus sprache zu genehmigen. Der Bundesvorstand verlangt verschiedene Nachträge bezw. Aende- rungen in den Bestimmungen der Bezirks satzungen und wurden die in Frage kommen den Abänderungen einstimmig genehmigt. Ei ner Anregung des Bezirks Reichenbach, im Jahre 1912 eine Fahrt zum Niederwalddenk mal zu unternehmen, wurde zugestimmt. Die Fahrt kostet hin und zurück 17 Mark, während für Uebernachtung und Beköstigung der län geren Tour nur 45 Mark in Frage kommen. Schließlich wurde noch davon Kenntnis ge nommen, daß der bereits bestehenden Mehlig- stistung weitere 100 Mark zugewendet wurden. Die Zinsen der Gesamtstiftung kommen alljähr lich im Monat Dezember an bedürftige Vete ranen zur Verteilung. Hiermit war die Ta gesordnung erledigt und wurde die Versamm lung vom Bezirksvorsteher geschlossen. *— Nationales Wettfliegen in Sachsen. Der Vogtländische Verein für Lustschiffahrt beschloß in seiner am Freitag abend in Plauen abgehaltenen Versammlung einstimmig den Beitritt zur Interessengemein schaft sächsischer Luftsahrtvereine, welche die Städte Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau und Limbach umfaßt. Diese neu ins Leben gerufene Vereinigung hat für die nächste Zu kunft größere Veranstaltungen in Aussicht ge nommen. So soll vom 21. bis 28. Mai kom menden Jahres in Chemnitz ein nationales Wettfliegen für Flugapparate, verbunden mit Wettflug durch ganz Sachsen, veranstaltet werden. Alle Städte, wo sich Vereine für Luftschiffahrt befinden, sollen dabei berührt werden, beziehungsweise als Etappen dienen. *— Geflügelausstellung in Chem- n i tz. Bei der gestern in Chemnitz beendeten 39. Geflügel-Ausstellung hatten auch Züchter aus hiesiger Gegend ihre Tiere zur Schau gestellt. An Preiseil erhielten nach den Aufzeichnungen im Katalog Herr Paul Großer in Hohenstein- Ernstthal auf glattköpfige Schilippen einen 1. und einen 3. Preis, Herr Max Päßler in Ober lungwitz auf Zwergcochin einen 1. und zwei 2. Preise, Herr Karl Päßler in Oberlungwitz auf Schmalkaldener Mohrenköpfe einen 2. und zwei mal Lobende Anerkennung, Herr Karl Tippmar in Oberlungwitz ebenfalls auf Schmalkaldener Mohrenköpfe einen 1. lind zwei 2. Preise, sowie Herr Paul Haase in Oberlungwitz auf weiße WyandotteS zweimal Lobende Anerkennung. * Hohenstein-Ernstthal, 14. Nov. Ge stern abend veranstaltete der Jünglingsverein der Trinitatisparochie im Neustädter Schützen hause einen Familienabend, zu dem sich eine über Erwarten große Schar von Besuchern ein gefunden hatte. Herr Pastor Hiecke, der Lei ter des Vereins, begrüßte die Erschienenen und dankte allen Freunden und Gönnern des Ver eins für die bisherige Unterstützung. Mehr Mitarbeit, mehr Geld, um für den Posaunen chor Instrumente anschaffen zu können, das sind die Dinge, die der Verein von der Zu kunft erhofft. Unsere Arbeit an der Jugend bedarf noch in viel weiteren Kreisen des In teresses und der Unterstützung, die diese wich tige und ernste, große und schwere Arbeit ver dient. Die Vortragsordnung bot eine Fülle verschiedener Darbietungen. Mit gutem Ver ständnis wurde von Vereinsmitgliedern das Deklamatorium „Vor Sedan am 2. Septem ber 1870" und „König Wilhelm und der tapfere Pommer" zu Gehör gebracht. Reichen Beifall fanden die gut eingeübten turnerischen Grup penstellungen. Die Lichtbilder führten den großen Krieg von 1870—71 vor Augen und riefen die Erinnerung an jene Zeit wach. Im Anblick zahlreicher bunt ausgeführter Aufnah men geleitete Herr Pastor Hiecke die Hörer durch das Feindesland, von Schlachtfeld zu Schlachtfeld, jedes Bild geschichtlich erklärend bezw. durch Deklamationen von Jünglingen er gänzend. So lernten die Hörer die großen Er eignisse des deutsch-französischen Krieges von der Kriegserklärung bis zum Friedensschlüsse kennen, womit die Unterhaltung auf das An genehmste auSgefüllt wurde. Gemeinsame Ge sänge vervollständigten das Programm des Abends. Begeisterung für die oft nicht genü gend beachtete Arbeit der evangelischen Jüng lingsvereine wußte Herr Pfarrer Schmidt in seinem Schlußwort zu wecken, indem er die Ziele und Leistungen der Jünglingsvereine kennzeichnete und die Herzen zum Geben er wärmte. So zeitigte die Gesamtveranstaltung das gewollte Restütat: sie weckte in den Rei- hen der Vereinsangehörigen erneute Kraft und neu« Freude am stillen, aber zielbewußten Schaffen und weckte außerdem das lebhafteste Interesse der der Bewegung noch Fernstehen den. Gegen 12 Uhr sand der Familienabend, dessen gelungener Verlauf die Veranstalter wie Teilnehmer voll befriedigt haben dürfte, sein Ende. *— „August Zill", die dramatische Dichtung von Herrn Postdirektor Seidel hier, wurde gestern gelegentlich des Familienabends des Limbacher Jünglingsvereins aufgesührt und bildete den Glanzpunkt des ganzen Abends. Der große Saal des Hotel Hirsch in Limbach war gedrängt voll und hinterließ die Aufführung ebenso wie hier den denkbar günstigsten Eindruck. Die Vereinigung ehema liger Hohenstein-Ernstthaler in Limbach wohnte der Aufführung fast vollzählig bei. r —. Eine Monatsversammlung seltener Art hielt am Sonnabend der Alt städter Turnverein ab. Nach Erledigung der Eingänge beschloß man, am 27. Nov. dem Grünaer Bruderverein einen Besuch zu machen. Dann schenkte Turngenosse Vogt dem Verein ein Bild der Riege „Eichenkranz" im Auftrage der selben. Der weitere Abend war und sollte eine „Nürnberger" Festkneipe bilden. Das jüngste Ehrenmitglied, Herr E. Nürnberger in Amerika (Grand Aland), hatte aus Freude über seine Ernennung dem Verein eine aus „Scheinen" bestehende Gabe gestiftet, wovon ein Teil zur Leibesatzung der Turner Verwendung fand und der größere Teil in eine der Bücherei dienende Nürnberger-Stiftung angelegt wurde, was allge meine Zustimmung fand. Das auf den in fernem Lande weilenden Turnbruder ausgebrachte Hoch wurde stürmisch ausgenommen. Danach wurde das Vorturnerjubiläum des Herrn Emil Zenner würdig gefeiert. Der Turnwart teilte in kurzen, markigen Worten dem Jubilar mit, daß die Vorturnerschaft ihn zum Ehrenvorturner ernannt habe und als Zeichen der Anerkennung für die Verdienste um die Vorturnerschaft über reichte er ihm eine prächtige Taschenuhr. Der Vereinsvorsitzende sprach dem Jubilar ebenfalls den Dank für die vielen uneigennützigen Dienste, die er im Interesse der Turnsache geleistet, aus und händigte ihm als äußeres Gedenken eine goldene Uhrkette ein. Die Riege „Eichenkranz" schenkte Herrn Zenner einen hübschen Spazier stock. Tiefbewegt dankte der Gefeierte für die so unerwartet reichen Ehrungen. * — Eine gesuchte Persönlich keit. Unsere Polizei verhaftete gestern nach mittag einen aus Neustädtel gebürtigen Maler, der von der Kgl. Staatsanwaltschaft Plauen wegen Rücksallbetrugs steckbrieflich verfolgt wur de. Der Verhaftete wurde heute nachmittag durch einen Polizeibeamten der Kgl. Staats anwaltschaft in Plauen zugeführt. * Oberlungwitz, 14. Ott. Am Sonn abend abend fand im Gasthof „Deutscher Kai ser" eine vom Gewerkschastskartell und der so zialdemokratischen Ortsgruppe einberufene po litische Versammlung statt, in der Herr Julius Hildebrand-Berlin über die Moabiter Stra ßenunruhen sprach. * Oberlungwitz, 14. Okt. Feueralarm und die dumpfen Töne der Sturmglocken schreckten gestern abend kurz vor 9 Uhr un sere Einwohnerschaft aus. Es brannte die vor etwa 12 Jahren bereits einmal abgebrannte Scheune des Herrn Gutsbesitzers Nobis schräg gegenüber dem Postrestaurant. Das Feuer fand in den reichen Erntevorräten gute Nahrung und breitete sich rapide aus. Die Mitglieder der hiesigen Wehren, die sich in der Mehrzahl nicht zuhause befanden, eilten so schnell es ging der Brandstätte zu. Inzwischen hatten bereits hilfsbereite Nachbarn und Freunde das Vieh aus den Ställen getrieben und in Sicher heit gebracht. Auch die Geschirre konnten noch gerettet werden; dann aber nahm das Feuer in der über 20 Meter langen dreiteiligen Scheune eine solch riesige Ausdehnung, daß jeder weitere Rettungsversuch vergeblich gewe sen wäre. Die inzwischen eingetroffene Feuer wehr bekämpfte das Feuer mit drei Schlauch leitungen. In der Hauptsache mußte man sich darauf beschränken, das anstoßende Wohnhaus und die rückwärts gelegene Scheune zu sichern, und gelang dies dem tatkräftigen Eingreifen der Wehr vollkommen. Gegen 10 Uhr war die größte Gefahr beseitigt und nach einer weite- ren halben Stunde war man des Feuers Herr geworden. Doch immer wieder flackerte es neu auf und mußten während der Nacht Brand wachen ausgestellt werden. Die großen Scheu nen sind vollkommen ausgebrannt und nur die Umfassungsmauern blieben teilweise erhalten. Auch heute früh brach das Feuer verschiedent lich wieder aus, sodaß die Wehr in Tätigkeit bleiben mußte. Ueber die Entstehungsursache vermutete man gleich Brandstiftung und als derselben verdächtig wurde am gleichen Abend noch der 19jährige Arbeiter Heidner von hier durch die Gendarmerie verhaftet; doch bestritt er irgend etwas mit der Angelegenheit zu tun zu haben. H., der öfter auf dem Hofe mitgearbeitet hat, wurde von einem Knecht da bei betroffen, wie er kurz vor dem Feuer von dem Oberboden des Stallgebäudes herabkam, von wo er angeblich Futter holen wollte. Er wurde heute früh dem Kgl. Amtsgericht zu Hohenstein-Ernstthal zugeführt und hat, wie wir hierzu noch erfahren, inzwischen eingestan den, die Tat begangen zu haben. Was ihn dazu geführt haben kann, ist unbegreiflich. Der Besitzer hat versichert. * Oberlungwitz, 14. Okt. Der Kgl. Sächs. Militärverein „Albertbund" beging ge stern abend im Saale des Postrestaurants sei nen diesjährigen Ball. Leider wurde die Fest lichkeit durch den Brand der Nobisschen Scheune stark beeinträchtigt. Der Verein hat mit seinen Veranstaltungen in dieser Beziehung überhaupt
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