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staltet sich der Verkauf, desto größer wird der Weihnachtsumsatz unserer hiesigen Geschäfts- Welt. * — Helft, helft!! Das für die Bezirke Zwickau, Chemnitz und Leipzig beste hende Krüppelheim in Zwickau ist ungeachtet des vor kurzer Zeit mit einem Ko stenaufwande von 80 000 Mark ausgesührten Erweiterungsbaues voll besetzt. Es bietet zur Zeit Raum für 125 Pfleglinge. Fortgesetzt ge hen neue Aufnahmegesuche ein. Die Aufnahme der armen bedauernswerten Krüppelkinder ist zuweilen sehr dringlich, weil das Kind, um der fortschreitenden Verschlimmerung seines Leidens vorzubeugen, unverzüglich in ärztliche Behandlung genommen werden möchte. Es ist deshalb der Bau eines weiteren Hauses drin gend nötig, doch fehlt es an Mitteln dazu, sodaß der Bau auf unbestimmte Zeit verscho ben werden muß. Selbst die Beschaffung der Geldmittel zur Unterhaltung des Heimes, ins besondere zur Verzinsung und allmählichen Abstoßung der Hypothekenschuld gestaltet sich von Jahr zu Jahr schwieriger. Die Ausga ben steigen, die Mitgliederbeiträge gehen zurück, da die große Wohltat, die das Krüppelheim der Bevölkerung erweist, ihr leider mehr und mehr als etwas Selbstverständliches und Ge wohntes erscheint und es von Manchen verges sen wird, daß das Werk der Krüppelfllrsorge nur mit großen und außergewöhnlichen Opfern weitergeführt werden kann. E s i ft drin gend Hilfe nötig, um den armen K r ü p p e l k i n d e r n weiter helfen zu können. Welch großer Segen von dem Krüppelheim ausgeht, erhellt daraus, daß seit den wenigen Jahren seines Bestehens und bei der geringen Zahl von Pfleglingen, die es an fänglich gehabt, gegen 70 Kinder geheilt oder von ihren Leiden gebessert entlassen werden konnten. Die Krüppelfürsorge ist mithin nicht nur ein Werk christlicher Nächstenliebe, son dern auch eine aus volkswirtschaftlichen Grün den sehr nötige Maßnahme. Von der Verwal tung der Krüppelheime ergeht deshalb die er gebene Bitte, durch Erwerbung der Mitglied schaft (jährlich mindestens 3 oder einmalig 150 Mark) oder einer Geldspende mitzuhelfen. Sam mellisten liegen hierzu in den Gemeindeämtern und in der Expedition dieses Blattes aus. A. *— Ministerial-Verordnung. Ueber den Wasfengebrauch der sächsischen Ge meinde- und Privatforstschutzbeamten bestimmt ein Erlaß des sächsischen Ministeriums des Innern folgendes: Die Bestimmungen der Verordnung über den Waffengebrauch der Gen darmerie und der Polizeibeamten und ihr Ver halten bei Unruhen finden auch für diejenigen Gemeinde- und Privatforstschutzbeamten Anwen dung, denen von der unteren Verwaltungsbe hörde das Recht zur Führung einer Dienst waffe gemäß der angezogenen Verordnung er teilt worden ist. Das Recht zur Waffensührung kann jederzeit, namentlich bei Mißbrauch der Waffe, zurückgezogen werden. *— Wander-Gewerbescheine. Personen, die mit Anfang des nächsten Jah res im Besitze eines Wandergewerbescheines sein möchten, machen wir daraus aufmerksam, daß es sich empfiehlt, die Ausstellung eines solchen baldigst bei der zuständigen Behörde zu beantragen. Antragsteller, die ihre Gesruhe erst im Laufe des Monats Dezember einreichen, können nicht mit Sicherheit darauf rechnen, bis Ende dieses Jahres im Besitze des Scheines zu sein. *— Der nächste Bußtag, der auf den 16. November fällt, ist ein allgemeiner. Er wird gefeiert in Preußen, Anhalt, Bre men, Hamburg, Lippe, Lübeck, Oldenburg, Neuß, Königreich Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Koburg-Gotha, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Weimar-Eisenach, Schaumburg-Lippe, Schwarzburg und Waldeck. *— Vorsicht mit Taschenfeuer zeugen! Seit Einführung der Zündholz steuer sind selbstentzündende Taschenseuerzeuge wieder sehr in Aufnahme gekommen. Manche sind aber nicht ganz ungefährlich, wenn nicht die nötige Vorsicht geübt wird. Das müßte kürzlich ein Mann erfahren, dem auf freier Landstraße ein großes Stück aus Weste und Rock herausgebrannt war. Auf irgend eine Weise war das Feuerzeug aufgesprungen, hatte sich dadurch entzündet und so den angegebenen Schaden verursacht. * — Die Haftpflicht der Haus besitzer. Wie streng die Gerichte die Haft pflicht der Hausbesitzer beurteilen, zeigt fol gender Fall, der vor dem Reichsgericht zur Entscheidung gelangte: Der Verbindungsstist (Nagel), der den inneren und äußeren Griff der Türklinke an der Haustüre eines Flei scherladens zusammenhielt, war mit der Zeit durch den ständigen Gebrauch der Türe abge schliffen, sodaß er eines Tages Heraussiel, als eine Frau den Laden verließ und die Türe hinter sich zuzog. Die Frau, die den Griff plötzlich lose in der Hand hatte, verlor da durch den Halt und kam so unglücklich zu Fall, daß sie fast vollständig invalide wurde. Der Hausbesitzer wurde vom Reichsgericht zum Schadenersatz verurteilt. *— Bei dem jetzigen äußer st lebhaften Eisenbahngüterver kehre können die Eisenbahnverwaltungen in ihrem Bestreben, den gestellten hohen Wagen- Anforderungen zu genügen, auch von den Ver sendern selbst insofern noch wesentlich unter stützt werden, als sie der vollen Ausnutzung des Ladegewichtes der Wagen größere Auf merksamkeit zuwenden, insbesondere aber die Wagen mit 15 Tonnen Ladegewicht voll be laden lassen. Für eine große Reihe von Mas sensendungen erscheint dies ohne weiteres an gängig und dürfte mich für die Versender vor teilhaft sein. * Oberlungwitz, 12. Nov. Der Männer gesangverein „Liederhain"-Leipzig veranstaltet im nächsten Jahre vom 10.—15. Juni eine Sänger fahrt nach den Nordseebädern, an der auch auf ergangene Einladung hin die aktiven und pas siven Mitglieder des hiesigen Männergesang- vereins teilnehmen können. Für die Teilnehmer kommen neben anderen Ermäßigungen für Dampfer- und Wagenfahrten rc. auch ganz be deutende Fahrpreisermäßigungen in Frage. Die Eisenbahnfahrt 3. Klasse (sonst 68 Mk.) kostet für Teilnehmer 35 Mk., 2. Klasse (sonst 82 Mk.) nur 41 Mk., und empfiehlt sich daher die Be nutzung dieses Angebots. Anmeldungen sind bis Ende November d. I. bei dem Schriftführer des Vereins, Herrn Gustav Dietel, Ober lungwitz, zu bewirken, woselbst auch nähere Aus kunft erteilt wird. * Bernsdorf, 12. Nov. Am Mittwoch nachmittag V,5 Uhr wurde in: hiesigen Ge meindeamte durch Herrn Regierungsamtmann Hänsel im Auftrage der Königlichen Ämtshaupt- mannschaft Glauchau dem Bergarbeiter Karl Ernst Kasten und dem Strumpfwirker Ernst Theodor Rabe das durch Allerhöchste Verordnung vom 11. Mai 1885 gestiftete Fenerwehrehren- zcichen im Beisein von Chargierten der Feuer wehr mit Ansprache überreicht. Dem feierlichen Akte wohnte auch Herr Gemeindcvorstand List bei. — Hier wurde ein Einwohner von zwei Gcldmännern um 300 Mark geprellt. Sic ver sprachen ihm für diese Summe 10 000 Mark falsches Geld, das dem echten täuschend nachge macht sei. Als sie die 300 Mk. erhalten hatten, ließen sie nichts wieder von sich hören. Der eine der Schwindler soll in Wildenfels, der andere in Hartenstein wohnen. * Glauchau, 11. Nov. Ein etwas dunkler Vorgang, der sich in der Nähe unserer Stadt abgespielt hat, bildet seit einigen Wochen das Stadtgespräch. Mehrere junge Leute, anscheinend den besseren Ständen angehörend, veranlaßten ein noch nicht 16jähriges Mädchen einer hie sigen Vürgerfamilie, eine Automobilfahrt mit zu unternehmen. Vor Meerane soll man das Mädchen, nachdem ihm vorher von den In sassen des Automobils Gewalt angetan worden war, ausgesetzt haben. Das Mädchen liegt z. Zt. wahrscheinlich an den Folgen dieser Auto mobilfahrt noch im städtischen Krankenhaus dar nieder. Die Angelegenheit soll zur Anzeige ge bracht worden sein. * Niedergorbitz, 11. Nov. Das Mini sterium des Innern hat der Gemeinde Nieder gorbitz die Strafbefugnis gegen Automobilführer entzogen und der Amtshauptmannschaft über tragen. In Automobilkreisen war diese Gemeinde als „Automobilfalle" gefürchtet. Zeh» Rezepte gegen das „Weihnachtsfirber". Um nach Möglichkeit den bekannten Unan nehmlichkeiten entgegenzuwirken, die das Weih nachtsfest für die Handelsgewerbetreibenden er fahrungsgemäß mit sich bringt, teilt der Deut sche Käuferbund (Berlin-Friedenau) dem ein kausenden Publikum folgende „10 Rezepte ge gen das Weihnachtsfieber" mit: 1. Besinne dich frühzeitig auf deine Weihnachtsgeschenke und verschiebe deren Ein kauf nicht bis aus die letzten Wochen oder gar die letzten Tage vor dem Feste. 2. Kaufe nie am Sonntag, auch nicht vor Weihnachten, denn auch die Kauf leute brauchen Ruhe und Erholung. 3. Sprich freundlich mit Verkäufern und Verkäuferinnen, mißbrauche nicht ihre Zeit und Geduld bei Auswahl der Waren usw. 4. Kaufe nicht am späten Abend, du machst bei Tage bessere Einkäufe und ver kürzest nicht den Feierabend von Kaufmann, Angestellten, Boten. 5. Gekaufte Waren tausche selten u m und nie am Abend bei Geschäftsandrang, sondern in den ruhigen Morgenstunden. 6. Nimm kleine leichte Pakete aus dem Laden selber mit; mußt du deine Waren ins Haus bringen lassen, dann schreibe deine Adresse genau auf und gedulde dich, wenn abends gekaufte Waren erst am andern Tage zu dir kommen. 7. Machst du Geschenke nach auswärts, dann bringe sie zeitig vor dem Fest zur Post und nicht am späten Abend. 8. Empfangene Ware bezahle möglichst s o- f o r t. 9. Zahle angemessene Preise, da mit du durch die Sucht, billig einzukaufen, nicht das Einkommen derer schädigst, die von ihrer Hände Arbeit leben müssen, denn der Kaufmann und Fabrikant wird dir nichts schenken, sondern wird an den Löhnen seiner Arbeiter sparen müssen. 10. Willst du dich vor dem Weihnachtssie- mel, die deS Donners der Kanonen zu spotten scheint. Endlich erdröhnt eine zweite Salve der Batterie und dringt zerstörend in den Rest der beiden schönen Kompagnien. In diesem Augen blick dreht sich Bilboquet um und sieht, daß kaum sünszig Mann von den Zweihundert übrig sind, und wie von einer heiligen Racheglut ergriffen, verdoppelt er sein Trommeln; man hätte glauben sollen, zwanzig Tambour- schlügen zu gleicher Zeit. Die Soldaten dringen mutig in die Bat- terie, Bilboquet an der Spitze, der auS vollem Halse den Russen zurust: „Ture Kanonen sind verteufelte Kerl-; doch jetzt sind sie unser!" Während dieser Zeit war der Kaiser auf eine Anhöhe geritten und beobachtete von dort auS die Heldentat. Bei jeder Salve zitterte er auf seinem Schimmel, und al- die Soldaten in die Batterie drangen, senkte er da- Perspektiv und rief: .Tapfere Burschen da-!' Und zehn tausend Mann Garde, die hinter ihm standen, latschten mit den Händen und riefen: „Bravo, die Schützen!" Augenblicklich sprengte ein Adjutant nach der Batterie und kam ebenso rasch zurück. „Wieviel sind hineingedrungen?" fragte der Kaiser. „Einundvierzig, Majestät!" „Morgen einundvierzig Kreuze," sagte der Kaiser, an den Generalmajor gewandt. Am andern Tag« bildete auch wirklich da- ganze Regiment einen großen Kreis um die Reste der beiden Kompagnien, und man ries die Tapsern einen nach dem andern aus, und gab ihnen da- EhrenlegionSkreuz. AlS die Zere monie vorüber war und alle- sich zurückziehen wollte, hörte man eine Stimme auS den Reihen rufen: Und ich! .... ich! .... ich bekomme nichts?" Der General, welcher die Kreuze verteilte, drehte sich um und sah unsern Bilboquet mit rotglühender Wange und da- Auge beinahe in Tränen vor sich. „Du!" sagte er, „waS verlangst denn Du?" „Mein General, ich war auch dabei," sagte Bilboquet beinahe zornig; „ich schlug zum An griff, ich bin zuerst hineingedrungen." „WaS willst Du, mein Jung«-? Man hat Dich vergessen?" antwortete der General. „Du bist noch zu jung, man wird Dir ein Kreuz geben, wenn Du einen Bart am Kinn hast. Indessen tröste Dich damit!" Bei diesen Worten bot der General dem armen Bllboquet «in Vierzigfrankcn- stück (Goldstück), da- dieser betrachtete, ohne cS zu nehmen. ES war eine große Stille um ihn her entstanden; jedermann betrachtete ihn; große Tränen rollren auS den Augen de- kleinen Tam bour-. Plötzlich saqte er: „Geben Sie, e- ist für ein ander Mal." Und ohne viel Umstände zu machen, steckte er da« Stück in seine Tasche und trat pfeifend in seine Reihe Von diesem Tage an spottete man nicht mehr über den kleinen Bilboquet; er aber wurde nicht mitteilsamer; er schien im Gegenteil in seinem Kopfe einen Plan zu verarbeiten, und statt feine Kameraden, wie sie erwartet, zu traktieren, hob er sein Geld sorgfältig auf. Einige Zeit spät« zogen die französischen Truppen siegreich in Smolentk ein; Bilboquet befand sich unter ihnen und noch am Tage de- Einzug- spazierte er in der Stadt. Es schien ihm alle- wohl zu gefallen; aber das größte Interesse hatten für ihn die Juden mit langen Bärten. Endlich kam unser Tambour in daS Judmquartier. Die Juden von Smolen-k ver lausen, wie in Polen und Rußland, alle Arten von Gegenständen, und haben ein besonderes Quartier. Bilboquet war außer sich vor Ent zücken; denkt Euch, die schönsten Bärte von der Welt, alle schwarz wie Ebenholz. Bilboquet faßt einen Entschluß und tritt in einen Laden, wo ein Kaufmann mit einem prachtvollen Barte die Kunden bedient. Der Kaufmann tritt auf ihn zu und fragt ihn untertänig: „Was wollen Sie, mein kleiner Herr?" „Ich will Deinen Bart", antwortete Bilbo- quet rasch. „Meinen Bart?" sagte der Kaufmann ver blüfft, „Sie scherzen!" „Ich sagte Dir, daß ich Deinen Bart will," fuhr der stolze Sieger fort, indem er die Hand an den Säbel legte; „glaube aber nicht, daß ich ihn Dir stehlen will; hier ist ein Vierzigfranken, stück, gib mir das übrige heraus." Der arme Mann wollte dem kleinen Bilbo quet Vorstellungen machen, aber er beharrte auf seinem Verlangen, und eS entspann sich ein Streit, der bald einige Soldaten berbcilockte. Sie traten ein, um zu sehen, waS die Veran lassung deS Kampfe- sei, und sanden den Ge danken de- Tambour- so drollig, daß sie den armen Juden nötigten, ihm seinen Bart abzu treten, und einer von ihnen zog ein Rasier messer auS der Tasche und rasierte den Juden ohne Wasser und Seife; nach vollzogener Ope ration gab er Bilboquet seine Schur, und dieser trabte damit im Triumph davon. AlS er zum Regimente kam, ließ er den Bart von dem Schneider auf ein Stück Eselshaut nähen, und niemanden e.waS von seinem Plane sagend, steckte er seine Eroberung in den Sack. Man sprach einige Tage davon; aber die Sache war längst vergessen, al- man in Moskau einzog. Ihr kennt ja die Einzelheiten deS Rück» zug». DaS neunte Lmirnregiment, zu welchem Bilboquet gehörte, bildete den Nachtrab, welcher die Tausende von Kosaken, die die Armee ver folgten, zurückschlagen sollte. Eine- Tages hatten sie über einen kleinen Fluß gesetzt, und um die Versolgunj der Russen zu verzögern, zwei Brückenpfeiler zu sprengen versucht; die Pulvertonnen waren jedoch so über eilt daruntergeschoben worden, daß die Explosion nur wenig Schaden anrichtete; die Balken standen noch, und der Feind konnte leicht die Brücke wieder Herstellen. Der General, welcher sah, daß das Wohl eine- Teiles der Armee von der Vernichtung dieser Brücke abhing, wollte einige Zimmerleute mit der Absägung der Balken beordern; aber im selben Augenblick, als sie in die Boote sprangen, erschien der Feind auf der andern Seite dc- Flusse- und eröffnete ein so furchtbares Feuer, daß eS nicht wahrscheinlich war, daß ein Mann lebend bis zu den fatalen Balken kommen könne Als man sich deshalb zurückzog, und mit einem tüchtigen Gewehrseuer antworten wollte, sah man plötzlich einen Soldaten mit einer Axt auf der Schulter in den Fluß stürzen; er taucht unter und erscheint bald wieder; an seinem großen Bart erkannte man, daß eS «in Zimmermann war, der sich sür das allgemeine Wohl opferte. DaS ganze Regiment folgt ihm aufmerksam mit den Blicken, während er schwimmt und die Feinde mit einem Kugelregen daS Wasser um ihn her schäumend machen; aber der tapfere Soldat läßt sich dadurch nicht stören Nach unerhörten ver suchen gelingt eS ihm, den Balken niederzuhauen, der au- der Ferne ungeheuer groß erscheint, der aber schon zu zwei Dritteilen gebrochen »ar; als bald stürzten die Pfeiler der Brücke in den Fluß, das Wasser zischt in die Höhe und man gewahrt den Tapsern nicht mehr. Plötzlich aber sieht man ihn auS den Trümmern hervor «n'S Ufer schwimmen. Alle Welt eilt herbei, man streckt ihm jubelnd Stangen entgegen, man ruft ihm Mut zu; der General selbst reitet an'- Ufer, und ist nicht wenig erstaunt, wen? — Bilboquet heranschwimmend zu sehen. — Bilboquet mit einem großen schwarzen Bart am Kinn „Was ist da-?" ruft er, „waS soll die Mas kerade?" „Ich bin eS," antwortete der Tambour, — „Bilboquet, zu dem Sie sagten, man werde ihm das Kreuz geben, wenn er «inen Bart am Kin» habe. Da» ist ein famoser Bart! Ich habe nichts gespart; er kostete mich Ihre vierzig Franken." Der General war erstaunt und gerührt über solchen Mut. Er nahm BilboquetS Hand und gab ihm auf der Stelle dat Kreuz, da- er selbst am Bande trug und da- «r gleichfalls durch Tapferkeit und große Dienste erworben. Von dieser Zeit an grüßten die Aeltestrn de- Regimentes da- kleine „Stehaufmännchen", und der Regimentstambour gab ihm keine Schläge mehr mit dem Stocke. Eine Ameisen-Sage. In alten Zeiten mußten die Bauern oft weit bis zu den Gütern ihrer Herren gehen, denen sie Frondienste zu leisten hatten. Ihr Essen nahmen sie mit sich, und wenn die Mittagstunde kam, setzten sie sich auf den grünen Rasen und fingen an zu essen, ohne erst ein Tischtuch unter- zubreiten. Da fielen natürlich manche Krümlein in- GraS und blieben liegen, denn die Bauern hatten nicht Zeit, sie aufzulesen; sie mußten so fort wieder an ihre Arbeit gehen. Die Ameisen fanden die Krümlein und schleppten sic in ihren Bau. ES verdroß sie aber, daß die Bauern so unachtsam waren und die Krümlein im Grase liegen ließen. Darum machten sie sich aus den Weg zum Himmel, um die Bauern beim lieben Gott zu verklagen. Dieser hielt einen Gerichts tag und alle Engel waren dabei. Das Urteil aber lautete: die armen Bauern wären mit den Frondiensten schon hart geplagt, sie sollten durch da- Auflesen von Brocken nicht noch mehr g« plagt werden. Als den Ameisen dieses Urteil verkündigt worden war, griffen die Engel tapfer zu und warfen die klagenden Ameisen so schnell zum Himmel hinaus, daß ihnen, al- sie aus der Erde ankamen, das Kreuz zerbrach. — Seitdem lausen alle Ameisen mit zerbrochenem Kreuze herum, wie Ihr Euch an jedem Ameisenhaufen überzeugen könnt. Und find st du einen treuen Freund Und ob eS eines Königs Sohn, Und wenn man dir'- entgegentrügt, Sei stolz darauf und frag' nicht lang, In wessen ManneS Brust «S schlägt. Und find'st du einen treuen Freund, Sei'- wo und wer und waS er sei. Sei stolz daraus und halt ihn auch Und sag' «S laut und sag' eS frei. Und ob eS eines Bauern Knecht, Sei stolz daraus und freue dich Und lieb ihn treu und lieb ihn recht. Ein Kleinod ist ein treue- Herz,