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Vereinigung und 4, deren Parteistellung unbe kannt ist. Die Vorlage über die elsaß-lothringische Verfassung ist aus dem Stadium der Vorberatung heraus getreten und wird nach erlangter kaiserlicher Unterschrift im Laufe dieser Woche den Bun desrat beschäftigen. Damit ist die Sicherheit gegeben, daß der Gesetzentwurf in der bevor stehenden Session an den Reichstag gelangen wird, und daß die Elsaß-Lothringer nach lan gem Warten und Harren ihre Verfassung er halten werden. Aie Einführung der Arbeitslosen- Bersicherung, um die man sich in der Rheinprovinz bemüht, wurdb von den Stadtverordneten in Halle a. S., wo -das Gewerkvereinskartell sie fordert, abge lehnt, weil noch nicht genügend Erfahrungen in der Frage vorliegen. Sie beschlossen aber, die ^Gründung eines einheitlichen Arbeitsnach weises einzuleiten. Der ProzeßZwegen der Moabiter 7 Krawalle, der am Mittwoch dieser Woche vor der dritten Strafkammer des Landgerichts 1 Berlin be ginnt, wird einer von den großen Riesenpro zessen, welche die Aufmerksamkeit der weitesten Kreise auf sich ziehen. Mehr als 400 Zeugen sind geladen, und die Dauer der Verhandln» gen wird auf mindestens drei Wochen veran- schlagt. Die wegen Aufruhrs und Landfrie- ddnsbruchs angeklagten Personen werden von dem Schwurgericht abgeurteilt, das am Don nerstag zusammentritt. Es handelt sich darum, ' genau festzustellen, ob ein Komplott vorliegt, denn das ist für die ganze Beurteilung der Angelegenheit von größtem Interesse. - Die Einfuhr gefrorenen Fleisches aus Argentinien erregt doch manche Bedenken. Von einem ge° - ^inauen Kenner der Verhältnisse wird in der ,„Deutsch. Tagesztg." zugegeben, daß das ge- '' sryrene Fleisch trotz des weiten Transports in einem Zustande bei uns anlangen kann, der durchaus nicht gesundheitsschädlich ist. Aber der Geschmack! Das gefrorene Fleisch schmeckt wie aufgeweichte Pappe, es wird einem übel und weh davon. Erst kosten und dann reden, empfiehlt daher der Sachverständige in dem gen. Blatt. Er erinnert dann auch noch daran, daß unsere deutschen Fleischverkäufer nicht alle Engel sind, und daß zur Verhütung verführe rischer Verwechselungen die Nahrungsmittel kontrolle verschärft' werden müßte. Daß den begeisterten Wiener Berichten über den Befund des eingetroffenen argentinischen Fleisches noch keine weiteren Mitteilungen gefolgt sind, ist vielleicht auch daraus zurückzusühren, daß das argentinische Fleisch, wenn es aus der Gefrier kammer des Schiffes herauskommt, recht appe- ' titlich aussieht, daß es aber nach seiner Zube- r reitung" anders schmeckt. — Die Stadtverwal- ' tung von Gotha bezieht größere Posten fri sches Ochsenfleisch aus Dänemark, das zu 63 bis 70 Pfennigen das Pfund im städtischen Schlachthaus seilgeboten werden soll. Die neue türkisch-deutsche Anleihe ist-jetzt in der Hauptsache perfekt. Sie soll 11 ' Millionen Pfund, also über 200 Millionen Mk., betragen, von welchen 6 Millionen Pfund dies Jahr, der Rest 1911 gezahlt werden soll. Der Kurs soll 84 sein, die Verzinsung zu 4 Prozent - erfolgen. Eine internationale Mittelstands- konferenz. Wie mehrere Blätter melden, ist von dem belgischen Ministerialdirektor Dr. Lambrechts, dem Vorstandsmitglieds des internationalen -Verbandes zum Studium der Verhältnisse des Mittelstandes, eine Konferenz der bedeutendsten europäischen Mittelstandsorganisationen auf den 1 4. November nach Paris einberufen worden. Der Zweck der Konferenz wird sein, eine ver- gleichende Darstellung zwischen den einzelnen Organisationsmethoden und deren Erfolgen zu , erhalten, sowie die Leiter der Verbände in persönliche Fühlung miteinander zu bringen. Auf der Konferenz werden vertreten sein: Frankreich, Belgien, die schweizerischen, hol ländischen und skandinavischen Verbände. Aus Deutschland werden sich unter andern der Hand werkskammertag und der Verband deutscher Gewerbevereine und Handwerkevverernigungen beteiligen. Frankreich. Die französischen Unterseeboote werden hartnäckig vom Mißgeschick verfolgt. Das Un- .glück des „Pluviose" ist noch in frischer Er innerung, und schon wieder ereigneten sich zwei Zusammenstöße unter Wasser, die leicht die furchtbarsten Folgen hätten haben können. Bei der Uebung von vier Unterseebooten im Tou- loner Kriegshasen fuhr ein an die Oberfläche steigendes mit einem hinabtauchenden so heftig zusammen, daß das tauchende Boot vier starke Eisenplatten des anderen Bootes durchbohrte. Bei Calais stieß ein ausfahrendes Untersee boot so heftig auf ein Segelschiff, daß dieses , sofort sank. Die Besatzung des Segelschiffes konnte von dem Unterseeboot gerade noch ge rettet werden. — Die Stadtbehörde von Cher bourg, die ursprünglich den Norddeutschen Lloyd durch allerlei Schwierigkeiten zwang, Cherbourg als Anlegehafen für seine Schiffe aufzugeben, bemüht sich jetzt, jenen Beschluß rückgängig zu machen. Sie sandte eine Depu tation nach Bremen, um der Direktion des Lloyd zu versichern, daß dessen berechtigte For derungen wegen des Ausbaues der Hafenan lagen und des regulären Eisenbahnanschlusses von Cherbourg nach Paris erfüllt werden würden. England. Der englische Flottenverein forderte die Re- gierung erneut auf, eine Anleihe von 2500 Millionen Mark zur Verstärkung der Flotte auszunehmen. Daraus wird ja freilich nichts werden; diese ewigen Versuche sind aber doch äußerst charakteristisch. — In England herrscht große Erregung über die dauernde und starke Abnahme des Nachwuchses, die zwar in allen Kulturländern zu beobachten ist, nirgends aber, von Frankreich abgesehen, so stark in die Er scheinung tritt wie in England. Auf 1000 Einwohner kamen Lebendgeborene 1841—50 in England 32,6 in Deutschland 36,1, in Frank reich 27,4; dagegen in der Zeit von 1906—08 in England nur 26,6, in Deutschland 32,4 und in Frankreich 20,1. Ein politischer Mord. In Serbien ist wieder ein politischer Mord zu verzeichnen. Der Vorstand der Gemeinde Nipani Ilija, Brankowitsch, wurde abends, als er ein Kaffeehaus besuchen wollte, von einem unbekannten Attentäter erschossen. Brankowitsch hatte noch so viel Kraft, auf seinen Gegner zwei Revolverschüffe abzugeben, die aber fehl gingen. Da stürzte er, der früher Deputierter mar, tot hin. Er war ein angesehener reicher Mann in Kosmajr. Als eifriger Anhänger der Jung radikalen hatte er viele Feinde. In der Skupschtinasitzung interpellierte der Abgeordnete Joksimowitsch den Justizminister und den Minister des Innern, da hier nur ein politischer Mord vorliegen könne. OcrtlicheS und Sächsisches. * — Sankt Martinstag oder Mar tini, wie es im Volksmunde kurzer Hand heißt, steht vor der Tür. Der Winter hat in die sem Jahre mit dem ersten Schnee nicht ge wartet, bis der Heilige auf dem Schimmel ge ritten kam, das heißt die zeitigsten Schnee flocken mitbrachte; in den höheren Gegenden und rauheren Lagen unseres Vaterlandes, ja auch in Frankreich schon, hat es, von den Al pen ganz abgesehen, bereits geschneit. Das deutet darauf hin, daß uns der Winter nicht, wie das letzte Mal, zu sanft nehmen will. Der Beständigkeit scheint er freilich auch diesmal ermangeln zu sollen. Zu Martini steht, wie jede Hausfrau und jeder Hausherr erst recht weiß, die Gans in hohen Ehren, sie ist auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit, „ihrer Aus giebigkeit", angelangt. Kein anderes Tier bietet so viele Delikatessen: Gänsebraten, Gänsele ber, Gänseklein, Gänseschmalz usw., jedes hat seine Liebhaber. Die Gans ist und bleibt nun einmal der beste Vogel für den bürgerlichen Familientisch, und wer den goldbraunen und knusprigen Braten kennt, der lächelt über die junge und kostspielige Mastgans des Frühlings. Der heilige Martin von Tours ist sicher auch schon dem schmackhaften Tier gewogen gewe sen, sonst würde ihn nicht eine Gänseherde ge kannt und ihn durch ihr Geschnatter verraten haben, als man ihn suchte, um ihn, den be scheidenen Mann, zum Bischof zu erheben. Er wähnt sei noch, daß die Martinsgans auch ein guter Wetter-Prophet ist. Ein gleichmäßig dunkler Brustknochen bedeutet einen harten Winter; je Heller die Färbung, um so milder die Witterung in den bevorstehenden Monaten. * — W etteraussicht für Dienstag, den 8 Nov.: Westliche Winde, wolkig bis bedeckt, etwas wärmer, im Flachlande Regen, im Gebirge Schnee. * — Bezirksausschuß-Sitzung. In der am Freitag unter dem Vorsitze des Herrn Amtshauptmann Freiherrn v. Welck stattgefundenen 11. diesjährigen Bezirksaus schuß-Sitzung wurde zunächst die Neuwahl von Mitgliedern und Stellvertretern in die Ein schätzungskommissionen zur Staatseinkommen steuer auf die Jahre 1911 und 1912 vorge nommen und hierauf der 5. Nachtrag zum Ortsstatute der Gemeinde Callenberg vorbe hältlich einiger redaktioneller Aenderungen ge nehmigt. Uebertragen wurde u. a. die Er laubnis zum Ausschank von Kaffee und alko holfreien Getränken im Bäckereigrundstücke Brd.- Kat.-Nr. 160 für Gersdorf auf den Bäcker Max Schmidt daselbst, sowie zur Ausübung der Schankgerechtigkeit (Bier-und Branntwein schank), zum regulativmäßigen Tanzhalten, zur Veranstaltung von Singspielen, Gesangs- und deklamatorischen Vorträgen, Schaustellung von Personen und Theatervorstellungen, zum Be herbergen, Ausspannen und Krippensetzen im Gasthofe zum „Blauen Stern", Nr. 165 des Brandkatasters für Gersdorf, auf Oskar Ed win Kretzschmar daselbst. Ferner wurde das Gesuch des Wirtschaftsbesitzers Christian Hein rich Veit in Callenberg, betreffend die Abtren nung vom Grundstücke Blatt 35 für Callen berg, genehmigt. * — Die Maul- und Klauen seuche herrscht nach amtlicher Bekanntma chung im Bezirk Glauchau in 3 Gemeinden und 15 Gehöften und zwar in Mülsen St. Jakob 5, Mülsen St. Niklas 9, Mülsen St. Micheln 1. In ganz Sachsen sind 45 Gemein den und 93 Gehöfte von der Seuche befallen, gegen 8 Gemeinden und 13 Gehöfte am 15. Oktober. Man ersieht hieraus, daß die Seuche noch im Umsichgreifen begriffen ist und die verschärften Maßregeln der Regierung zur Bekämpfung derselben voll berechtigt sind. * — Der Gesamtvorstand des Landeskulturrates tritt morgen Dienstag in Dresden zu einer Sitzung zusam men, in der die Tage der diesjährigen Ple narsitzung, sowie die Tagesordnung hierfür sestgelegt werden sollen. Die Plenarsitzung fin det voraussichtlich Ende November im Sitzungs saale der Zweiten Kammer im Ständehause statt. * — Das Hohneujahrsfest, über dessen Charakter als kirchlicher Fest- und Feier tag in Sachsen seit der Beratung im Landtag über seine Verlegung aus den folgenden Sonn tag irrige Ansichten in weiten Kreisen herr schen, wird auch im kommenden Jahre noch als Fest- und Feiertag in Sachsen begangen werden. Es fällt 1911 aus einen Freitag, da das Neujahrsfest ein Sonntag ist. * — Wage nm angel bei den säch sischen Staatsbahnen. Die Stein kohlenwerke des Zwickauer und insbesondere des Lugau-Oelsnitzer Reviers, die über den Sommer schwer mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen hatten und jetzt mit dem Einsetzen des Winters in bessere Absatzverhältnisse zu kom men hoffen, sehen sich hierin durch einen empfindlichen Wagenmangel behindert pnd sind gezwungen, Kohlen wieder auf Vorrat zu stür zen. Es ist zu befürchten, daß, wenn dem Wagenmangel nicht alsbald von Seiten der Staatsbahn abgeholsen wird, die Werke sich gezwungen sehen werden, die Arbeiter feiern zu lassen. * Hohenstein-Ernstthal, 7 Nov. Der Naturheilverein hält heute abend in seiner Ver- cinshalle eine Hauptversammlung ab, in der u. a. auch die Aufstellung des Jahreskalenders für 1911 erfolgt. Die Versammlung beginnt um >/,9 Uhr. * — Eine Verhaftung in einer Sitt lichkeitsaffäre wurde gestcrnzvormittag hier vor genommen. Die Verhaftung erfolgte auf Grund einer Aussage der Geschädigten, doch dürfte erst die eingcleitete Untersuchung Licht in die bisher noch dunkle Affäre bringen. Der Verhaftete, der entschieden bestreitet, im Zusammenhang mit der Angelegenheit zu stehen, wurde dem hiesigen Kgl. Amtsgericht zugeführt. * — Theater im Hotel „Drei Schwanen". Die gestrige Vorstellung von „Der Mann mit den zwei Frauen" fand bei vollkommen ausverkauftem Hause statt. Der schwankhafte Charakter des Stückes hatte das zahlreiche Publikum bald gefesselt und wahre Lachstürme durchbrausten den Saal. Gespielt wurde mit anerkennenswerter Feinheit und recht lebhaft. Der stürmische Beifall war wohl verdient und hinterließ der lustige Schwank den besten Eindruck. Heute abend geht „Der Dorf bader auf Freiersfüßen" in Szene. * St. Egidien, 6. Nov. Der vorigen Dienstag in der Gränitzschen Sandgrube ver unglückte Arbeiter Otto Schneider ist in der Nacht zum Sonnabend seinen schweren Ver letzungen erlegen. * Glauchau, 6. Nov. Mitten in seiner Berufstätigkeit plötzlich gestorben ist gestern nachmittag der in der Charlottenstraße wohn hafte Bäckermeister Otto Meyer. Der im 55. Lebensjahre stehende Mann stand am Back ofen, als er plötzlich einen Herzschlag erlitt und tot zur Erde niederfiel. * Oelsnitz i. E., 6. Nov. Unter dem Viehbestände des Stellmachers und Gartenbe sitzers Albin Vorwerk hier ist der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche amtlich festgestcllt worden. * Neuölsnitz, 6. Nov. Auf dem Kaiserin- Augusta-Schacht verunglückte in der Nacht zum Sonntag der 17jährige Fördermann Hugo Strobel dadurch schwer, daß er unter einen leeren Förderwagen geriet und einige Meter fortge schleift wurde. Außer schweren äußeren Ver letzungen erlitt der junge Mann noch eine Quetschung des Brustkorbes, sodaß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. * Thalheim, 6. Nov. Zu der letzthin gebrachten Meldung, daß von der amerikani schen Einwanderungsbehörde auch von hier ausgewanderte Arbeiter gefangen gehalten wur den, wird jetzt mitgeteilt, daß nach Mitteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin an Ange hörige in Thalheim durch das deutsche Gene ralkonsulat die Freilassung der in Frage kom menden Personen erwirkt worden ist, nachdem das Konsulat bei der amerikanischen Einwan derungsbehörde vorstellig geworden war. * Limbach, 6. Nov. In seiner Wohnung, Königstraße 2, vergiftete sich gestern mittag durch Gas der 47jährige Wcrkführer Christian End mann. Der Grund zur Tat ist noch nicht bekannt. * Dresden, 6. Nov. In den hiesigen Schuhfabriken sind seit Wochen 1000 Arbeiter wegen der Verweigerung einer Lohnerhöhung im Ausstand. Da sie der Aufforderung der Unternehmer, die Arbeit wieder aufzunehmen, nicht nachgekommen sind, haben die dem Ver band der deutschen Schuh- und Schäftefabri kanten angehörenden Unternehmer bei diesem den Antrag gestellt, eine allgemeine Aussper rung der deutschen organisierten Schuharbeiter vorzunehmen. Da auch die christlichen Orga nisationen und die Hirsch-Dunkerschen Arbei ter an dem Ausstand beteiligt sind, so würde sich die Aussperrung auch auf diese erstrecken. In den nächsten Tagen wird eine Unterneh merkonferenz über diesen Antrag beschließen. Es kommen etwa 50 000 organisierte Schuh arbeiter in Betracht. — Gestern nachmittag brach auf der Friedrich August-Brücke eine un bekannte, etwa 50 Jahre alte Frau infolge ei nes Schlaganfalles zusammen. Man brachte sie nach der in der Nähe befindlichen Brücken- baukantine und von da im Unfallwagen nach dem Friedrichstädter Krankenhaufc, wo sie bald danach, ohne die Besinnung wieder erlangt zu haben, verschied. — Beim Abladen von Mö beln verunglückte ein Dischlergehilfe dadurch, daß ihm eine Ader des linken Unterschenkels platzte. Da ärztliche Hilfe nicht zu erlangen war, trat bald darauf der Tod durch Verblu tung ein. — Vom Herzschlage betroffen wurde gestern abend bei einer Festlichkeit in der „Reichskrone" der Fleischer Bruno Mehnert. Er stand inmitten seiner Sangesbrüder, mit denen er soeben noch ein fröhliches Lied ge sungen hatte, aus dem Podium, als er laut los zufammenbrach. Nach der Ueberführung nach dem städtischen Krankenhause verstarb er. * Leipzig, 6. Nov. Gestern mittag stieß aus dem Fleischerplatze eine Droschke mit ei nem Automobil zusammen. Die in der Droschke sitzende Frau Ingenieur Ritter und der im Automobil fahrende Kaufmann Obst erlitten schwere Verletzungen im Gesicht. Dem Pferde wurde der Leib aufgeschlitzt. Der Material schaden beträgt mehrere Tausend Mark. — Auf dem Thüringer Bahnhofe ist der 19 Jahre alte Wagenputzer Tschöte von einem einführen den Zuge überfahren und getötet worden. — Beinahe skalpiert wurde in der Leipziger Kammgarnspinnerei die in Möckern wohnhafte 23 Jahre alte Arbeiterin Grießhammer. Beim Reinigen einer Zwirnmaschine löste sich ihr Haar und geriet in das Räderwerk. Die Ar beiterin trug eine stark blutende Rißwunde am Kopfe davon. Nut dem Umstande, daß die Maschine sogleich abgestellt werden konnte, hat sie die Erhaltung ihres Haupthaares zu dan ken. — Festgenommen wurde hier ein 21 Jahre alter Stud. phil. aus Halle, der sich hier als Gras aufspielte und unter dieser Flagge Be trügereien verübte. Er hatte wertlose, sogen. Neppringe als echte Brillantringe veräußert und auch dafür sehr hohe Beträge erlangt. * Mockau, 6. Nov. Die in der Bertha straße wohnhafte 28 Jahre alte Frau des Ab- teilungsvorstehers Wollschläger wollte die Ofen tür schmieren und goß zu diesem Zwecke Pe troleum aus der Kanne an die Türhaken. Hierbei schlug das im Ofen brennende Feuer in die Petroleumkanne, die Kanne explodierte, so daß die Frau plötzlich in Flammen stand. Sie rannte in ihrer Angst in der verschlossenen Wohnung auf den Vorsaal und schrie um Hilfe, worauf ein Nachbar durch Erbrechen des Türschlosses in die Wohnung eindrang und der am ganzen Körper brennenden Frau sofort die Kleider vom Leibe ritz und das Feuer durch Neberwerfen von Decken und Betten erstickte. Die Unglückliche hat schwere Brandwunden am ganzen Körper erlitten. Sie wurde sofort mit tels Rettungsautomobils in das Krankenhaus nach Leipzig gebracht. * Liebertwolkwitz, 6. Nov. Von einem Automobil überfahren wurde heute nachmittag auf der hiesigen Chaussee der 7 Jahre alte Sohn Willy des hier wohnhaften Glasers Bern hard. Der Knabe war auf einem Geschirr des hier wohnhaften Fleischers Datzler mitgefah- ren. Beim Nahen des Automobils war er, da er das unruhig gewordene Pferd führen wollte, abgestiegen. Im selben Moment kam auch schon das Automobil in voller Fahrt heran und überfuhr ihn. Er erlitt hierbei ei nen Unterkiefer-, einen Schlüsselbein- und ei nen Schädelbasisbruch. Besinnungslos wurde er aufgehoben und in einem Krankenautomo bil in das Leipziger Stadtkrankenhaus über geführt. * Markranstädt, 6. Nov. Der Milch- großhänoler Große von Altranstädt wird sicht lich vom Unglück verfolgt. Kürzlich sind ihm seine beiden Pferde gestürzt. Daraufhin hat er sich ein Lastautomobil, und zwar einen Duxwagen im Werte von 10 000 Mark ge kauft, um die Milch nach Leipzig zu fahren. Am Reformationstage funktionierte der Kraft wagen nicht mehr, so daß er zu mehrfachem Halten gezwungen war. Auf dem Heimwege nach Altranstädt schlug mit einem Male die Helle Flamme aus dem Wagen. Der Führer verlor die Gewalt über sein Fahrzeug und wäre unrettbar mit verbrannt, wenn er nicht zum Glück an einen starken Chausseebaum an- gefahren wäre Dadurch kam der Wagen zum Stehen. Er wurde weit aufs Feld geschleu dert. Der Wagen ist vollständig verbrannt. Die großen Milchkannen sind gebrauchsunsä- hig geworden. * Saalhausen, 6. Nov. 25 Jahre im Siechenhause verlebt und in dieser Ze t so gut wie immer auf einem und demselben Platze gesessen und einen Tag nach dem anderen ab laufen gesehen zu haben, ohne Hoffnung auf Besserung oder Aenderung, das ist ein schwe res Menschenschicksal. Ein solches hat der jetzt im 58. Lebensjahre stehende ehemalige Zie geleiarbeiter Friedrich Wilhelm Böthig im Krug von Nidda-Hause zu Saalhausen hinter sich. Er verunglückte am 11. Dezember 1877 in einem Ziegeleiwerk zu Reick bei Dresden beim Erdefällen. Eine über ihn stürzende Lehmwand zerbrach ihm den rechten Ober schenkel so unglücklich, daß eine Amputation unerläßlich wurde; sie fand am 17. Dezem ber im Diakonissenhaus zu Dresden statt. Nach dem Unglück ernährte sich Böthig mehrere Jahre durch Zigarrenmachen, da ihm ein künst liches Bein noch die Bewegungsmöglichkeit verlieh. Im Jahre 1885 kam er in die hie sige Bezirksanstalt und hier wurde er vor sie ben Jahren vom Schlag getroffen, der ihm die rechte Seite lähmte und für immer in den Lei densstuhl zwang, da er nun das künstliche Bein nicht mehr gebrauchen konnte und keinen Schritt ohne Hilfe von Mitkranken mehr zu tun vermochte. Am 21. November ist nun der 25. Jahrestag von Böthigs Eintritt in das Siechenhaus. * Sagcrih b. Riesa, 6. Nov. Der achte Sohn wurde im August d. I. dem Zimmer- mann Clemens Kretzschmarschen Ehepaar hier geboren. König Friedrich August hat bei dem Kinde Patenstelle übernommen. * Meerane, 6. Nov. In einem hiesigen Restaurant kam es gestern abend zu einer Schlägerei, wobei ein 28jähriger Fcucrmann einem 31jährigen Maurer einen Holzstuhl derart auf den Kopf schlug, daß ihm die Schädeldecke zertrümmert wurde. Sein Zustand ist hoffnungs-