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fern und Hotels ein. Ein Offizier ersuchte, daß möglichst bald das Backen von 30,000 Pfund Brot veranlaßt würde und ein Leit davon schon abxnds nötig sei. Gegen 12 Uhr mittags erfolgte unter klingendem Spiel einer Musikkapelle der Einmarsch der übrigen Trup pen, die hauptsächlich aus Infanterie bestan den. Der Kommandant der Truppen erklärte dem Vertreter der Bürgermiliz, daß die Stadt Lodz jetzt von den deutschen Truppen besetzt und daß der Einwohnerschaft der Stadt sei tens des deutschen Militärs nicht das ge ringste Leid zugefügt werden würde, sobald sie sich ruhig verhalte und dem Militär ge genüber keine Feindseligkeit an den Tag lege. Der Kommandant erklärte weiter: „Ich habe erfahren, daß sich in Lodz noch Militär be finden soll, und zwar solches, das in Zivil- klcidern umhergeht. Wenn tatsächlich sich hier noch russisches Militär befindet, so bitte ich hiervon Mitteilung zu machen." Sodann setzte der Kommandant den Wert des Rubels aus 1,40 Mark fest und erließ die Verordnung, daß in jedem Fronthanse in denjenigen Tei len der Stadt, wo Militär einquartiert ist, wenigstens ein Fenster erleuchtet sein muß, ferner daß dem Militär auf der Straßenbahn freie Fahrt gewährt wird, und daß sämtliche Automobile, desgleichen alles Benzin und Carbid, beschlagnahmt wird. Auch müssen die Waffen abgeliefert werden. Die Stadt Lodz hat 500,000 Einwohner, von denen etwa ein Viertel Deutsche sind. Rußland ohne Alkohol ? Wie aus Petersburg gemeldet wird, hat der russische Enthaltsamkeits-Bund an den russi schen Kaiser die Bitte gerichtet, den Verkauf geistiger Getränke in Rußland für immer zu untersagen. Der Kaiser antwortete dem Bun- desvorsitzenden, dem Großfürsten Konstantin, drahtlich: „Ich hatte mich bereits seit langer Zeit entschlossen, den regierungsseitigen Ver kauf geistiger Getränke in Rußland für im mer zu verbieten." Wenn das nur gelingen wird'. * * * Armeebefehl des Kölligs Riedrich August. König Friedrich August hat folgenden Armee befehl erlassen: Im Augenblick, wo ich auf dem westlichen Kriegsschauplatz cintrcffe, drängt cs mich, allen Truppen meiner Armee, die in den letzten Mo naten an den mit Gottes Hilfe so erfolgreichen Kämpfen der deutschen Armee ruhmreichen Anteil genommen haben, meine vollste Anerkennung und meinen wärmsten königlichen Dank auszu sprechen. Nichtachtend der schweren Verluste, haben Sic treu der Ueberlieferung unserer Vor fahren zum Teil in denselben Gegenden wie 1870/71 neue und unverwelklichc Lorbeeren er worben. Die veränderte Kampfesweise, verbun den mit großen Verbesserungen der Waffen, haben die Truppen aller Waffen, besonders die In fanterie, vor ganz neue Lagen gebracht. Aber dessen ungeachtet haben Sie alle im festen Ver trauen auf den Schutz Gottes, des allmächtigen Lenkers aller menschlichen Geschicke, und auf un sere gerechte Sache in freudiger Begeisterung Ihre Pflicht voll und ganz erfüllt. Das Jahr 1914 wird für alle Zeiten ein helleuchtendes Blatt in der Geschichte meiner Armee bleiben. Der liebe Gott wird uns auch weiterhin schützen und uns helfen, unsere schwere Aufgabe zu vollenden. Friedrich August. Weiter wird gemeldet: König Friedlich August ist am 20. Oktober mittags glücklich ini Großen Hauptquartier angekommcn, hat bei dem Kaiser gefrühstückt und am Nachmittag ein erobertes Fort, sowie ein Lazarett besucht, in dem viele Sachsen liegen. — Der König hat unter dem 11. Oktober den Kronprinzen Georg, Herzog zu Sachsen, im Grenadierrcgiment dir. 100, ä la suita des Infanterieregiments Nr. 104, zum Hauptmann befördert. * * * Sheemtz stl Rumen. lieber den großen Brand in Shcerueß, über den wir bereits in der gestrigen Nummer be richten konnten, liegt folgende weitere Rotter damer Meldung des „B. L." vor: Vor einigen Tagen warnte der Kommandant der Medway-Befestigungen, wie die Befestigun gen am Medway und damit auch der Themse- Mündung genannt werden, vor deutschen Flie gerbomben, und riet der Bevölkerung, sich vor Zeppclinbomben in die Keller zu flüchten. Ob der Mann eine Ahnung gehabt hat, die in Er füllung ging, oder was sonst vorging, wissen wir nicht, aber jedenfalls steht Sheerneß in Flammen, und das heißt mehr als der Leser auf den ersten Blick annehmen wird. Sheerneß ist nicht nur Flotlenstation, noch dazu die ein zige auf dem Wege nach Loudon, sondern auch Stapelplatz für alle Flottenbedürfnisse. Vorräte jeglicher Art, Kohlen in gewaltigen Mengen lie gen in den Schuppen dieser Station für die Flotte bereit. Hier würde sich ein Geschwader nach einem Seegefecht mit allem Notwendigen, auch mit Munition, ausstatten können. Die kostbaren Torpedos und Terminen werden dort ebenfalls aufgespeichert. WaS eine Feuersbrunst in einem derartigen Orte bedeutet, ist kaum genügend zu würdigen. Es ist freilich in dem Telegramm nur von Sheerneß selbst die Rede, und der kleine Ort liegt genügend weit van den Docks und Stapel- plätzen entfernt, nm eine Gefahr für diese aus- zuschlicßcn. Da man aber die Feuersbrunst für wichtig genug hielt, um sie zu melden, werden ' wohl auch die Docks, Kasernen und Magazine der Insel Sheppey, aus der Sheerneß liegt, in Flammen stehen. In England wird eS natür lich jetzt heißen, daß der Brand von den Deut schen angelegt worden ist. Sheerneß ist eine feste Seestadt in der Graf schaft Kent auf der Nordwestspitzc der Insel Sheppey am Ausfluß der Themse in die Nord see. In der Nähe der 18 000 Einwohner zäh lenden Stadt liegen stark befestigte Docks, Mari nearsenale und Vorratshäuser der Marine. * * Ein Mischer Unterseeboot beschossen. Aus Kopenhagen wird unterm 21. Okto ber gemeldet: Gestern nachmittag feuerte in den internationalen Gewässern zwischen Nak- kchowed und Kullen-Leuchtfeuer ein vorher nicht bemerktes Unterseeboot zwei Torpedos gegen das dänische Unterseeboot „Havman- den", das mit 5 Knoten Geschwindigkeit über Wasser fuhr. Kein Schuß traf. Das Unter seeboot führte die Nationalflagge. Ein Unter seeboot unbekannter Nationalität wurde am Nachmittag von Nakkehowed-Leuchtseuer aus beobachtet. Heute früh trieb am Vorstrande von Nakkehowed ein Torpedo an, der dort explodierte. Den in Frage kommenden krieg führenden Mächten ist dieser Vorfall zur Kenntnis gebracht worden mit dem Ersuchen, in Zukunft größere Aufmerksamkeit zu üben. Zu dem Vorfall meldet „Nationaltidende": Das Unterseeboot befand sich ein gutes Stück außerhalb des dänischen Hoheitsgebiets, als der Kommandant plötzlich einen weißen Strei fen im Wasser erblickte. Er war sich sofort darüber klar, daß dieser von einem Torpedo herrührte, dessen Kurs denjenigen des Unter seebootes kreuzte. Das Boot, das nur mit 5 Seemeilen Geschwindigkeit lief, konnte sei nen Kurs nicht so schnell ändern, und die Be satzung war auf das schlimmste gefaßt. Glück licherweise ging der Torpedo unter dem Kiel boden hindurch, ohne Schaden auzurichten. Wenige Minuten später sah der Kommandant wieder einen verdächtigen Schaumstreifen aus dem Wasser, aber diesmal befand man sich nicht in der Kurslinie des Torpedos. Das Unterseeboot begab sich sofort auf dänisches Hoheitsgebiet zurück und hielt scharf Ausguck, jedoch war nichts von einem fremden Unter seeboot zu entdecken. In derselben Zeit, als die Torpedoschüssc abgcfcuert wurden, wurde ein Unterseeboot, dessen Nationalität nicht er kennbar Ivar, bei Nakkehowed-Leuchtseuer be- mcrkt. Notiz des W. T. B.: Wie wir von amt licher Seite erfahre», sind die beiden Schüsse nicht von einem deutschen Fahrzeug abgcfcuert worden. W W * Eine Kaiserparade auf dem Schlacht felds von Gravelotte. Der Kaiser hielt auf dem Schlachtfeld von Gravelotte eine Parade über die neugebildctcn Regimenter ah. Er stand an der gleichen Stelle, wo am 18. August 1870 Kaiser Wilhelms I.'die Schlacht bei Gravelotte leitete. Der Platz ist damals mit einem Gedenkstein geschmückt worden. Der Wiederzusammentritt des Reichstages. Wie verlautet, wird der Reichstag Anfang Dezember zu einer kurzen Beratung zusammen- trcten. Ein Dresdener Liebesgabentrans port in russische Hände gefallen. Am Dienstag ist bei dem Nat zu Dresden von Stadtrat Arras, der in Gemeinschaft mit Exzellenz Barth den am 8. Oktober von Dres den nach dem östlichen Kriegsschauplatz abgefcr- tigtcn Dresdner Liebesgabentransport leitete, aus Petrikau die Drahtnachricht ciugetroffen, daß zwei Kraftwagen in die Hände der Russen gefallen sind. Das eine Auto gehörte Geheim rat Arnhold, Dresden, und wurde gesteuert vom Dresdener Zahnarzt Martin Teicher ; der andere Wagen war Eigentum des Herrn v. Lentz auf Zuffcndors bei Zehista. Der Vorfall ereignete sich in Klomnizy, einem Dorfe in der Nähe von Petrikau, wo die Automobilisten ihre Liebes gaben au die Truppe« verteilten. Der Ort wurde plötzlich von überlegener russischer Ka vallerie angegriffen, so daß er geräumt werden mußte. Die schlechte Beschaffenheit j der Wege machte cs unmöglich, die Kraftwagen noch recht zeitig in Sicherheit zu bringen, fo daß man sie den Nüssen überlassen mußte. Dabei geriet der stellvertretende Kommandeur des Licbcsgaben- trankports, der Obcrstallmeistcr des Königs, Ge neralleutnant von Haugk, in russische Gefangen schaft. Das deutsche Militär war zu schwach, um Widerstand leisten zu können. Ein deutscher Prinz gefallen. Prinz Wolrad zu Waldeck und Pyrmont ist, wie das Fürst!. Hofmarschallamt von Arolsen bekannt gibt, am 17. Oktober als Patrouillen führer bei Masly in Nordfrankreich den Heldentod gestorben. BerwnndnngeincshesfischenPrinzen. Der bei einen Dragoner-Regiment dienende zweite Sohn des Prinzen und der Prinzessin Friedrich Karl von Hessen, Prinz Maximilian, ist durch eiucu Schuß in den Oberschenkel verwundet worden. Neue Berlnstlisten. Die gestern herausgegcbenen Verlustlisten, und zwar die 56. der preußischen, die 31. der bayrische», die 35. der sächsischen und die 39. der württembergischeu Armee, umfassen insgesamt etwa 12 000 Namen. Die Verkuste unserer Feinde. In einer Zuschrift an die „Kreuzzeitung" über die Verlustziffern unserer Feinde heißt es: Ge fangene haben wir bis Ende Oktober rund 300 000 gemacht, 150 000 Russen sind bei der Vernichtung der Narew- und der Wilna-Armee gefallen. Ferner gibt das französische Kriegs ministerium selbst zu, daß aus den Kämpfen zwischen Marne und Oise bisher über 100000 Verwundete zurückgeschafft worden sind. Schon diese durchaus feststehenden und unbestreitbaren Zahlen ergeben zusammen 550000 Mann feind licher Verluste. Wenn man aber die Verluste an Toten und Verwundeten in den sämtlichen Kämpfen vor dem großen Ringen an der.Linie Verdun- Reims und den Gefechten Verdun—Toul mit 200 000 anschlägt, so kommt man damit zu dem sicheren Schluß, daß die Gesamtvcrluste der Gegner allein im Kampfe mit Deutschland min destens '/z Millionen Mann an Toten, Ver wundeten und Gefangenen betragen. Und waS unsere tapferen Bundesgenossen in Galizien und gegen Serbien hierzu noch hinzugetragen haben, wird die Million nicht nur voll machen, sondern sie auch noch bedeutend überschreiten. Eine frühe Beendigung des Krieges sagt der ungarische Ministerpräsident Graf Tisza voraus. Bei der Intensität der Kriegführung durch alle Staaten sei ein Feldzug von langer Ausdehnung eine Unmögltchkeit. Die Drohung Englands mit den anderthalb Millionen Mann, die bis Ende 1915 nach dem Kontinent gesendet werden würden, sei nur von der heiteren Seite aufzufasscn. Mit Lebensmitteln sei Oesterreich- Ungarn so reichlich versorgt, daß ein Mangel hieran nicht zu befürchten sei. Dentsiche Erfolge in Südwestafrika. Nachrichten aus Südwcstafrika zufolge fingen die Briten eine drahtlose Depesche aus Windhuk auf, die die Gefangennahme von 5 englischen Offizieren und 58 Mann meldete. Helgolands Bedeutung erkennen unsere Feinde an, die sich darüber lustig machten, als wir 1890 die Insel von England gegen Abtretung Sansibars umtauschten. Jetzt zeigt cs sich, so sagen sie, daß diese kleine Felsen insel, sechzig Kilometer von Holsteins Spitze ent fernt, eine strategische Flottenbasis ersten Ranges ist. Wäre sic noch in englischem Besitz, befände sich die deutsche Flotte in kritischer Lage. Die Beschießung deS englischen Kreuzers „Pegafus". Aus Lorenzo-Marquez meldet das Reuter- Bureau unterm 16. Oktober: Laut Nachrichten, die in Sansibar über die Attßergcfechtssetzung des englischen Kreuzers „Pegasus" eingetroffen waren, hatte» die Deutschen einem indischen Schiffe 200 Rupie» dafür bezahlt, daß es nach der Masiamsel, hinter der der Kreuzer „Königs berg" sich versteckt hielt, fahre und demselben Meldung über den Aufenthalt des britischen Kriegsschiffes machen sollte. Die „Königsberg" griff daraufhin den „Pegasus" an und schoß 80 Granaten auf ihn ab. Nach einer Zeitspanne von 20 Minuten, während der die Verwundeten des „Pegasus" an Deck gebracht wurden, in der Annahme, daß der Kampf beendet sei, nahm die „Königsberg" das Feuer wieder; auf und wmf 60 Granate» hinüber. Diese zweite Beschießung ist an den schweren Verlusten schuld. Das Reuter- Bureau fügt dieser Nachricht selbst den Vermerk hinzu, daß sie amtlich nicht bestätigt sei. Beschlagnahmtes englisches Staats eigentum. Aus Wiesbaden wird gemeldet: Nachdem in der vergangenen Woche die russische Kapelle be schlagnahmt worden ist, hat nun die Negierung auch Beschlag auf die englische Kirche gelegt. Der englische Geistliche Freese wurde aufgcfordert, ein genaues Verzeichnis der zur Kirche gehörenden Ausrüstuugtzgegenständc aufzustellcn. Neber 900 englische Matrosen sind jetzt, nach dcr Eroberung von Anlwcrpcn, nach dem Lager von Döberitz gebracht worden. Sie werden aber von ihren schon früher dort untergebrachtcn Landsleuten getrennt gehalten und mit dem Bau eines Winterlagers beschäftigt, das von einem hohenDrahtzau» umschlossen wird. Ein bayrisches Zentrumsblatt ver boten. Das stellvertretende Generalkommando des 1. bayerischen Armeekorps hat die Einstellung der Augsburger Postzciluug aus drei Tage wegen schwerer Störung des kaufe fsrvnellen Friedens verfügt. Näheres wird nicht angegeben. Die Augsburger Postzcüung Hal in letzter Zeit eine zustimmende Kritik zu einem ultramontaucn Schmähbuch über Luther, sowie eine» heftigen Artikel über die Anschuldigung gegen französische und belgische katholische Geistliche gebracht. Auch Erörterungen über den konfeffioncllcu Moral unterricht werden von einigen Seiten als Ursache des Verbots angesehen. Eine verschwundene Stadt. Noch vor cimgen Wochen hat die Stadt Lier in Belgien im Schmuck ihrer Häuser und Schulen gestanden, bewacht von der in ganz Belgien als eine dcr schönstell und bedeutendsten bckamNen Gommarius-Küche, über26000Einwohner gingen ihrem friedlichen Berufe nach, jetzt ist die Stadt mit ihrer ganze» Bevölkerung wie vom Erdboden verschluckt! Nur noch ein großer Steinhaufen, zum Teil noch rauchend, zusammengemäht von Granaten, zusammengesunkene Häuserreihen, ohne Eingang und Fenster, deuten die ehemalige Stadt an. Die Stadt ist vollständig zerschossen wie keine andere i» diesem Kriege. Die Einwohner, die beim Einsetzen des Bombardements nach Antwerpen geflohen waren und jetzt zurückkehren, suchen vergeblich ihre Straße und ihr Hans. Die Angst der französischen Soldaten hat dieses Un ¬ heil heraufbeschworen, die anstatt sich im freien Felde zu stellen, am liebsten jede Stadt und jedes Dorf zum Versteck wählen' un8 so dem Verderben preisgeben. Der Londoner „Pogrom". „Daily Chronicle* gibt folgende Darstel lung von den „Pogroms" des Londoner Pö bels aus die Deutschen: Der Ursprung des Angriffs ist unbekannt, aber die iWamnätzig- keit des Uebersalls wird durch die Tatsache wahrscheinlich/ daß der Pöbel gleichzeitig in - Southwarkst'-Camberwell und Deptsord in Ak tion trat/ Nach einem Berichte wurde die Menge in Deptford durch eine Bemerkung ver wundeter Soldaten aufgeregt, die, qls sie an einem mit Kunde» gefüllten deutschen Laden vorüberkamen, ausriefen: „Haben wir dafür gekämpft?" Pach einer anderen Lesart erregte der Anblick einer großen Zahl belgischer Flüchtlinge in Deptford die Wut her Menge gegen die Deutschen. Jedenfalls'begann ein organisierter Angriff auf der Highstreet in Deptford. Am Sonnabend um 10 Uhr abends wurde ein Hagel von Steinen und Ziegeln auf die Schaufenster des Schweine metzgers Pfjstrr geschleudert. Die Menge stürmte den Laden, warf die Fleischwaren weg und zertrampelte sie, demolierte das Mo biliar der Privatwohnung usw. Die Menge, die jetzt einige tausend Mann zählte, bewegte sich nun die Highstreet aufwärts und ließ ihre Wut an alle» deutschen Lüden, meist Flei schern uyd. Bäckern, aus. Die Schaufenster wurden zertrümmert, die Lebensmittel vernich tet und die Möbel aus den Fenstern auf die Straße geworfen. Die 200 Mann starke Po lizei war nicht imstande, die Menge zu zü gel». Erst mit Hilfe von 350 herbeigerusencn Trainsoldatcn wurde die Ordnung wiederher- geslellt. '»''Der Aufruhr dauerte drei Stun de» an. Aehnliche Angriffe, obwohl kleineren Ilmfangs, fanden gleichzeitig in Southwark und Camberwell statt. Zahlreiche Verhaftun gen wurde» vorgenommen. Zu dem kommenden Krieg mit Portugal wird dem „B. T." gemeldet: Der Gouverneur von Gibraltar nahm eine Parade über die Tcr- ritorialbataillone ab, die zugleich mit den por tugiesischen Truppen eingeschifft werden sollen. Die portugiesische Regierung beschloß, daß alle Reservemannschaften des aktiven Heeres, die vom Dienst befreit sind, sich einer erneuten Musterung zu unterziehen hätten., Der Herzog von Braganza mahnt Portugal zur Vernunft. In der „N. Fr. Pr." erklärt der Herzog Dom Miguel von Braganza: Die einzige vernünftige Haltung Portugals wäre strikteste Neutralität. Seine Uebcrzeugung sei, daß Portugal, wenn es sich in diesem Wcltkonflikt als teilnehmende Partei erklären sollte, eine Partei spielen würde, bei der es nur vieles verlieren, aber nichts ge winnen könnte. Er halte den Krieg Oesterreich- Ungarns und seines Verbündeten für einen außerordentlich gerechten. ES würde ihm daher doppelt schmerzlich sein, wenn ein großer Teil seiner Landsleute, geführt von unverantwortlichen Persönlichkeiten, sich für die Sache der Gcgner erklären würde. Indische Baumwolle in Antwerpen Eine Kommission von München-Gladbacher Industriellen hat laut „Fraukf. Ztg." inAntwerpcn festgestellt, daß dort noch etwa 120000 Ballen Baumwolle lagern, hauptsächlich indische, die von dcr Regierung beschlagnahmt worden sind, um sie für Zwecke der deutschen Baumwollindustrie zu verwenden. Die holländische Wollfabrikation vor dem Ruin. Das Amsterdamer „Handelsblad" meldet aus Tilburg: Wenn das englische Ausfuhrverbot für Wolle durchgesührt wird, werdeu die hiesigen Wollstosfabriken binnen vier bis sechs Wochen aus Mangel an Rohstoff geschlossen werden müssen. Der englischen Negierung liegt ein Gesuch von Großindustriellen vor, das Verbot unter der Bedingung aufzuheben, daß nach dem AuSlande, besonders nach Deutschland, nichts geliefert wird. Zwei neue Riesendreadnonghts für Frankreich. Aus St. Nazairc wird vom 20. Oktober ge meldet : Ei» neuer Super-Dreadnought „Nor mandie" ist heute vom Stapel gelaufen. Das Schiff fft von dem stärksten existierenden Typ, 25 200 Tonnen groß, 175 Meter lang, 27 Meter breit und hat einen Tiefgang von 8,8 Meter. Die Maschinen entwickeln 38 000 Pferdckräste. Die Schnelligkeit beträgt 21 Knoten. — Ferner ist der Panzer „Flandre", der einen Naumgehalt von 25 000 Tonnen hat, am Dienstag in Brest vom Stapel gelaufen. Keine Kriegsgottesdienste in Frank reich. Während unser Volk und Heer mit brünstigem Gebet zu Gott in de» KOeg zog, finden in Frankreich keinerlei Kricgsgottesdicnste statt. Dcr Ministerpräsident Viviani erklärte die Abhaltung solcher Gottesdienste für unmöglich, da Frankreich keine StaatSreligion habe. Die Protrste, die gegen diese Entscheidung von vielen Seite» rin- licfcn, tat der Minister mit dem Bemerken ab, daß bei den verschiedenen Religionen der für Frankreich kämpfenden exotischen Völker ein ciu- heitlicher Gottesdienst'nicht möglich sei Die Besetzung der Marschall und der Karolineninseln dnrch Japan. Aus Tokio wird in Bestätigung früherer Mel dungen am 20. Oktober telegraphiert '