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HW WMrg. 8»ei r-r»f»tger i» 25 Jahre« ei«e» gewalt- j«»e« zeßtorbe». — Gi« starker Ma». — Lie europäische Palttil »P Da» Atteatat. — Lie Wleaer Hafvur,. Am 3l>. Januar 1889 fand Kronprinz R» doll!, der einzige Sohn Kaiser Franz Josephs von Oesterreich, im Jagdschloß Meyerling im Wiener Wald einen gewaltsamen Tod; wenig mehr als ein Vierteljahrhundert später wurde jetzt sein Vetter, der gegenwärtige Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, bei einem Besuch im österreichisch-ungarischen Reichsland Bos nien, das bis 1880 türkische Provinz war, in dessen Hauptstadt Serajewo nebst seiner Ge mahlin, der Herzogin von Hohenburg, gehöre- nen Gräfin Chotek, erschossen. Das hochgs- mute Paar ist das Opfer eines politisierenden „dummen Jungen", eines neunzehnjährigen Gymnasiasten, geworden, den eine ser. ische Ver schwörerbande als Werkzeug gebrauchte. Die Welt war starr, unter allen Mordtaten dec neuesten Zeit ist diese eine der scheußlichsten, bei keinem Attentat war die Teilnahme so groß wie hier. Wohl sagt man: Jeder ist zu ersetzen! Aber daß gerade heute, unter den verwickelten politischen Verhältnissen dem Hause Habsburg und seiner Monarchie dieser kraft volle, erst 51jährige Mann, der in der Staats kunst wie im Soldatenleben eine ungewöhnliche Energie, ein außerordentliches Verständnis ent- faltet hatte, zu Boden gestreckt wurde, das ist ein schwerer Schlägl Der Erzherzog war als enger Freund des deutschen Kaisers eine feste Stütze des Dreibundes und seiner Entwicklung. Vor wenigen Wochen fand erst die Konferenz von Konopischt über den Ausbau der öster reichisch-ungarischen Flotte statt. Was wird nun werden? Bei den unglaublich verwickelten Parteiver hältnissen in Oesterreich, bei den alle Augen blicke von neuem auftauchenden Gegensätzen zwischen den beiden Neichshälften Oesterreich und Ungarn braucht die habsburgische Mon archie einen starken Mann. Der Kaiser ist 84 Jahre alt, der nunmehrige Thronfolger Karl Franz Joseph 26 Jahre. Er ist Major, ein liebenswürdiger, junger Herr. Wohl ist er auf seinen Herrscherberuf vorbereitet, aber seine Heranbildung war doch keine derartige wie die des deutschen Kaisers, der auch in jungen Jah ren den Thron bestieg, aber als fertiger Mann dastand. Niemand weiß, wie der ermordete Erzherzog gehandelt hätte, kein Mensch kann sagen, was der neue junge Herr in Zukunft leisten wird, wir können heule nur mit den tatsächlichen Verhältnissen rechnen, und die sind ernst genug. Denn es ist leider nicht zu glau ben, daß das blutige Ereignis den Parteifana tismus in Oesterreich-Ungarn einschränken wird, und es ist kein Staatsmann von unbedingter Autorität da, der wirklich respektiert wird. 1888 wußten wir Deutschen, für alle Fälle ist immer noch der Rat von Bismarck und Moltke zu haben. Aber wer ist in Wien, wenn der bartgeprüfte Kaiser Franz Joseph die Augen schließen sollte? Als das geistig hervorragendste Mitglied des österreichischen Kaiserhauses gilt der Erzherzog Eugen, der 1863 geboren und unvermählt geblieben ist. Er dürfte die miln tärische Vertrauensstellung gewinnen, die der bisherige Thronfolger inne hatte. Denn die Kräfte des Kaisers sind gebeugt. An der heillosen politischen Verbitterung, die iin Südosten Europas herrscht, der im Vor jahre König Georg von Griechenland und jetzt der Erzherzog Franz Ferdinand mit seiner Ge mahlin zum Opfer fielen, ist die europäische Politik nicht ohne Schuld. Die Serben, denen die Verbrecher angehörten, sind seit 1909, wo es beinahe zum Kriege gekommen wäre, gegen Oesterreich-Ungarn maßlos erbittert, wie denn überhaupt die habsburgische Monarchie im nahen Orient in jeder Weise angegriffen wird. Und die offenbare Uneinigkeit der Großmächte gestattet, ja fördert ein solches Treiben. Ist es da schließlich zu verwundern, wenn aus dem politischen Haß der Gedanke an Meuchelmord aussteigt, zumal im Orient ein Menschenle en so wenig gilt? Die Schreckenslehren werden leider heute zu bald vergessen, und wer will sagen, Ivas in absehbarer Zukunft noch werden kann? Denken wir nur an den Wirrwarr in Albanien. Die Leitung der österreichisch-unga rischen auswäriigen Politik, die dem Minister Grasen Berchtold untersteht, ist in den letzten Jahren viel zu nachsichtig! und rücksichtsvoll gewesen, ohne daß es ihr irgendwie gedankt Morden wäre. In allen europäischen Staaten ist man heute einmütig in der harten Verur teilung der scheußlichen Lat, aber leider ist wiederum zu bezweifeln, daß eine Einkehr er folgen, und zu einem nachdrücklichen Auftreten gegen den orientalischen Fanatismus und den politischen Größenwahn führen wird. Schuld lose Personen haben dann für das Verschulden anderer zu dulden. In der Wiener Hofiurg herrscht abermals liefe Trauer. Am 10. September 1898 wurde die Kaiserin Elisabeth in Genf von einem anarchistischen Meuchelmörder aus dem Leben gerissen, das für sie seit dem Tode des Kron prinzen Rudolf mit tiefen Schatten umgeben war. Damals glaubte der alte Kaiser den bitteren Kelch der Erfahrungen bis zur Neige geleert zu haben, nun ist noch dieses Fatum gekomment Der greise Monarch ist heinigesucht wie wohl kein Furst, und man kann es ver stehen, wenn er mit Sorgen in die Zukunft schaut. Wenn der Deutsche Kaiser jetzt bei ihm in Wien verweilt, wird er i-m seinen jungen Großneffen, der dem Thron aw nächsten steh., zur Fürsorge empfehlen, wie denn überhaupt die engen Beziehungen zwischen den beiden verbündeten Mächten durch dies furchtbare Er eignis noch mehr befestigt werden müssen. Es sind russische Stimmen gewesen, die von der Zukunft der habsburgischen Monarchie sehr obenhin gesprochen, sie recht dunkel gemalt ha ben. Es ist vorauszuselen, daß diese Aeuße- rungen sich wiederholen, vielleicht sogar noch zuspitzen werden, weil der entschlossene Mann fehlt, der unbekümmert um alle Brandungen des Pacteihaders seinen Weg geht. Aber diese Unheilsraben werden nicht recht behalten, es muß sich eine neue Befestigung der Verhältnisse ergeben, mögen die augenblicklichen Strömun gen und Stimmungen auch noch so viel Be denken erregen. Mit bitteren Empfindungen müssen wir freilich sagen, daß unser altes Europa in Wahrheit ein Land der unbegrenz- trn Möglichkeiten geworden ist. Es ist nichts mehr zu verwundern! OertNche» «SchstscheS. * — F e st st e l l u n g der Getreide vorräte. Im ganzen Reiche findet am l. Juli auf Grund des Reichsgesetzes vom 20. Mai d. I. eine Feststellung der Getreide vorräte statt, die zur Beurteilung der Versor- gungsmöglichkeit des Landes mit Getreide im Kriegsfälle in einer Zeit dienen soll, in der die inländischen Vorräte zur Neige gehen. Land wirten, Bäckern usw. sind zu diesem Zwecke zur Ausfüllung Zählkarten zugestellt worden, die die Gewerbetteibenden eigenhändig in einen amtlichen Briefumschlag zu stecken und zu ver schließen haben. Die Umschläge mit den Zähl karten, über deren Inhalt die Beamten des Statistischen Amtes eidlich zu strengstem Still schweigen verpflichtet sind, werden in der Stadt vom 2. Juli ab von der Schutzmannschast wieder eingesammelt, in Oberlungwitz sind sie am 2 Juli im Gemeindeamt (Registratur) ab zugeben, ebenso hat die Rückgabe in Gersdorf auf dem Gemeindeamt zu erfolgen. * — Für die Landwirte. Wie uns die Königl. Landesweiterwarte mitteilt, beabsichtigt sie zunächst im Interesse der Land wirtschaft für die Haupterntezett, also vom 1. Juli bis zum 31. August, auch Abendwet- tev'arten herauszugeben. Bekanntlich ist der telegraphische Wetterdienst in der Richtung er weitert worden, daß nicht nur wie bisher Friihtelegramme von den europäischen Bech'achtungs orten eingehen, sondern daß auch am Abend ein weiteres Telegramm mit 43 Stationen an den Dienststellen des öffentlichen Wetterdienstes eintvisst. Dieses Abendtelegramm i.ringt die Beobachtungen von abends 7 Uhr und trifft kurz vor 9 Uhr in Dresden ein. Bei der Ausgabe einer zweiten Wetterkarte handelt es sich also um die Nutzbarmachuug dieses zweiten Telegrammes. Die Ausgabe der Abendwetterkarten erfolgt abends 10 Uhr. Die Karlen werden daher die erste Frühpost er reichen. Das Kartenbild wird in erster Linie der Ergänzung dec Morgenkarte dienen, wird aber in allen Fällen willkommen fein, wo die Frühiarle für eine Nutzanwendung nicht recht zeitig eintreffen .ann. Die Ausgabe einer zweiten Karle wird also von allen Seiten, die Interesse und Verständnis für die Ausgabe von Wetternachrichten haben, freudig begrüßt werden. Es erschien untunlich, die Abendwet terkarte, da sie nur kurze Zeit erscheinen soll, als Zeitung anzumelden. Sie wird als Druck- sa be versandt und ist daher unmittelbar bei der Landeswetterkarte DresdemNeuftfidt, Große Meißner Straße 15 (Postscheckkonto 7766), zu bestellen. Die Kosten der Zustellung sind auf 1 Mark für eine Woche festgesetzt worden. Der Das i« Gerajewa ermordete österreichische Lhronfolzerpaar. Zustellungsbeginu für die 7 Tage kann belie big gewählt werden. Die Karte enthält ebenso wie die Frühkarte erläuternden Text und Vor- hersage. Außerdem gibt die Landeswetterwarte aus Grund der ihr am Nachmittag zugehenden Wetternachrichton aus ihren Leitungen 14 575 und 14 576 jederzeit und gern Auskünfte über das Wetter. * — Eine Warnung vor den schwin delhaften Anzeigen des Amerikaners Pvather, der „das Leben zu deuten und den Weg des Glücks zu weisen" verspricht, erläßt die „Nordd. Allg. Ztg." Demnach« muß die Zahl derer, die dem Wundermann auf den Leim gekrochen sind, nicht unbedeutend sein, wenn selbst das amtliche Organ ausdrücklich betont, daß alle die Wunderdinge Blödsinn darstellen. * — Unberechtigtes Belegen von Plätzen. Viele Reisende belegen, na mentlich in D-Zügen, freie Plätze, um andere Reisende von ihrem Abteil fern zu halten. Diese Unsitte hat zur Folge, daß aus den Zwischenstationen zusteigende Reisende nicht oder nur mit Schwierigkeiten und nach unliebsamen Auseinandersetzungen untergebracht werden können. Im Interesse des reisenden Publi kums hat sich die Staatseisenbahnverwaltung daher veranlaßt gesehen, das unberechtigte Be legen von Plätzen unter Strafe zu stellen. Zur Vermeidung von Unzuträglichkeiten wird aus drücklich darauf hingewiesen, daß nach den Be stimmungen der Eisenbahn Verkehrsvrdnung jeder Reisende nur Anspruch auf einen Platz und in der 1.—3. Klasse auf den darüber und darunter vorhandenen Raum für sein Handge päck hat. Insbesondere sei davor gewarnt, dem Schaffner gegenüber in Zukunft freie Plätze als belegt zu bezeichnen. Das Zugbe gleitpersonal ist angewiesen, in solchen Fällen unnachsichtlich Anzeige zu erstatten. * HeiurichSort. 29. Juni. Tödlich verbrannt hat sich hier am Sonnabend nachmittag der acht jährige Sohn des Bergschmiedes Otto Köhler. Die Mutter wollte zum Kaffeekochen den Spiri tuskocher anzünden und suchte nach einem Streich holz. Während dieser Zeit fand der Knabe noch ein Stück in einer Schachtel, zündete es an, warf es brennend in den Kocher und goß Spiritus darauf. Im nächsten Augenblick ist die Spiri- tuSkanne explodiert und das Kind und ein Teil der Möbel stand in Hellen Flammen. Die Klei der verbrannten, während das Kind am ganzen Körper schwere Brandwunden erlitt. Durch Mit glieder der Sanitätskolonne in Lichtenstein und mit deren Krankentransporlwagen wurde auf An ordnung des Arztes der Knabe dem König lichen Krankenstift Zwickau zugeführt, wo er am Sonntag früh verstorben ist. * Waldenburg, 29. Juni. Ein Vermächtnis von 500 Mark hat Frau Kommerzienrat Herm stedt dem Frauenverein ausgesetzt. * Nieberhermersdarf, 29. Juni. Am Sonn tag abend stürzte der in den vierziger Jahren stehende Mechaniker Max Uhlig aus Niederher- merSdorf auf der Augustusburger Straße am AdelSberg mit seinem Rade und wurde schwer verletzt. Heute früh ist er im Krankenhause seinen Verletzungen erlegen. Uhlig war verhei ratet und Vater von zwei Kindern. * Dresden, 29. Juni. Im Grundstück Omse- witzer Straße 3 in Cotta ereignete sich ein ent setzlicher Unfall. Während kurzer Abwesenheit der Mutter war ein 3jähriges Kind in einen Eimer kochenden Wassers gestürzt, wobei eS "schwere Verbrühungen erlitten hat. Die Mutter brachte das kleine Mädchen am nächsten Tage ins Fried- richstädter Krankenhaus, wo das Kind seinen Ver letzungen erlag. * Riedergruud, 29 Juni. Die Eheleute Hocke wendeten vor ihrem Hause Heu. Während dieser Zeit wurde ihnen aus ihrem Schlafzimmer ein Beutel mit 3000 Kronen in Papiergeld entwendet. * Bergen i. B., 29. Juni. Seit Donners tag früh H-O Uhr ist der hiesige Stationsvor steher Otto verschwunden. Er hatte sich einer Revision zu unterziehen, ließ aber vorher Amt und Familie im Stich. Die Revision ergab nichts Belastendes. Der Grund des Verschwindens wird vielmehr ein Leiden sein. Polizeihunde nahmen die Spur aus: sie führte nach der Talsperre, in der sich der Mann wahrscheinlich ertränkt haben wird. Nachforschungen wurden angestellt. MerstüWM ms der Carnegie- StistW für Lebensretter. Die Carnegie-Stiftung für Lebensretter hat ihren dritten Jahresbericht auf die Zeit vom 1. April 1913 bis 31. März 1914 herausge geben. Die Segnungen der Stiftung sind auch unserem engeren Vaterlande wieder zugute ge kommen und zwar in folgenden Fällen: Der Postschaffner a. D. Ferdinand Prössel aus Gommern (Amtsh. Pirna) rettete am 6. Mürz 1901 einen sechsjährigen Knaben von, Tode des Ertrinkens aus den Fluten der Hochwasser führenden Elbe und zog sich hier durch, ein hartnäckiges Leiden zu, welches zum vorzeitigen Tode führte. Der Witwe wurde eine einmalige Beihilfe von 1000 Mk. bewilligt. Am 21. April 1912 gelang es dem Buch halter Erwin Göckeritz aus Lauter im Erzgeb., ein in den Dorfbach gefallenes Kind vor dem Ertrinken zu retten. Ein durch den Aufent halt im kalten Wasser eintretender Gelenkrheu matismus führte in einigen Tagen zum Tode. Der Hinterbliebenen Witwe und drei Kindern wurden eine einmalige Beihilfe von zusammen 1000 Mark bewilligt. Der Badeauffeher Balzer Piorek in Pegau ertrank am 12. Juni 1913 bei dem Versuche, eine Sch'wimmschülerin, die vom Strom wei- tevgetrieben wurde, zu retten. Seiner Witwe wurde zunächst eine einmalige Beihilfe von 300 Mark gewährt. Nach Ablauf eines Jahres sollen die Verhältnisse der Familie des Lebens retters einer erneuten Prüfung unterzogen werden. Am 25. April 1912 gelang es dem Kunst schüler Walther Freiberger aus Großzschocher bei Leipzig ein Mädchen aus dem Pleißeflut- graben Var dem Ertrinken zu retten, wobei er sich durch die Anstrengung, und die Kälte des Wassers eine Erkrankung zuzog. Zur Wieder herstellung seiner Gesundheit sind ihm 600 Mk. einmalige Beihilfe bewilligt worden. Am 19. April 1911 retttte der frühere Bi» reauvorsteher Will ; Fvühbcodt in Leipzig zwei Kinder aus dem Pleißefluß, wofür er die Ret tungsmedaille erhielt. Eine alsbald austre tende Krankheit hat jetzt zur Erwerbsunfähig keit geführt. Es wurde ihm neben einer ein maligen dringlichen Beihilfe von 300 Mark eine lausende Beihilfe von jährlich 400 Mark und für jedes seiner drei Kinder bis zur Vollendung ihres 16. Lebensjahres eine lau fende Erziehungsbeihilfe von jährlich 200 Mk. gewährt. Der Maurer-Invalid Ernst Wollmann aus Dresden rettete am 5. September 1912 in er hitztem Zustande ein Kind aus der Elbe vom Tode des Ertrinkens und zog! sich eine schwere Erkältung zu, die sich zu einem Lungenleiden entwickelte, das ihn vollständig erwerbsunfähig machte. Ihm wurde zunächst auf drei Jahre eine laufende jährliche Beihilfe von 600 Mark bewilligt. Kleine Chronik. * Explosion einer Rakete. In Castelrey in Frankreich wurden durch die Explosion einer Rakete, durch welche man ein drohendes Hagel unwetter abzuwenden versuchte, der Gutspächter Duthur getötet und fünf seiner Familienange hörigen schwer verwundet. * Beim Baden ertrunken. Aus Frankfurt (Oder) wird gemeldet: Beim Baden in der Oder sind am Sonntag vier Personen ertrunken, und zwar ein Pionier des Telegraphenbataillons Nr. 2 und ein Gefreiter des Grenadier-Regiments Nr. 12, die unbeaufsichtigt badeten, ferner beim Pfer deschwemmen der 21jährige Besitzerssohn Klein und beim Baden an verbotener Stelle der sechs jährige Schulknabe Thun. * LiebeSdrama eines Arztes. Aus Breslau wird gemeldet: Der Kinderarzt Dr. Raschkvw wurde mit der Oberschwester des Krankenhauses, an dem er tätig war, am Montag früh in seiner Privatwohnung erschossen aufgefundcu. " Schwerer NuglückSsall in der französischen Marine. An Bord des Panzerkreuzers „Ernest Renan" platzte infolge Ueberhitzung ein Kessel rohr. Durch den ausströmenden Dampf wurden vier Obermaate entsetzlich verbrüht. Der Zustand der Leute ist hoffnungslos. * Romane ans dem Leben. Don Juan stirbt nicht. Leider ist er etwas heruntergekommen in den neueren Zeitläuften und meist in Gerichts sälen unter der Anklage des Heiratsschwindels zu finden. In Berlin wurde der „Schriftsteller" Hohen zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt, der eine Reihe von Mädchen und Frauen, die ihm ein liebebedürftiges Herz entgcgenbrachtcn, aus- geplündcrt hatte. Eme Verkäuferin wurde 3000 Mark los, eine Beamtenwitwe 300, eine 46jäh- rige Rentiere 2000, eine ältere Jungfrau 500, eine Witwe nach halbstündiger Bekanntschaft 1300, eine Witwe in Heidelberg mehr als 10000, eine andere 5000 Mk."— man sieht, eine Leporello- Liste mit Preisangabe. Das rührende Gegenstück dieses gewissenlosen Ausbeuters weiblicher Ver trauensseligkeit und Unerfahrenheit war jener Löwenbändiger, der kürzlich in einem Zirkus in Chicago von Löwen zerrissen und aufgefressen wurde. Er war kein anderer als der Sohn des Newyorker Millionärs Dietrich, hatte sich in eine Tierbändigerin verliebt und fand den Tod, als ec für seine Geliebte den Löwenkäfig ausfcgen wollte. Christentum und Kirche. Sittlichkeit auf dem Lande. Neber den Tiefstand der Sittlichkeit in den großen Städten wird heute sehr geklagt, und viel geschieht, um derselren aufzuhelfen und die Unsittlichkeit und Unkeuschheir zu bekämst en mit Wort und Schrift. Es ist ein weitverbrei teter Irrtum, als ob es mit der Sittlichkeit auf dem Land- besser bestellt sei als in der Stadt. Wohl galt in der guten alten Zeit das geflügelte Wort einmal zu Recht: Ländlich — sittlich! Aber wer auf dem Lande lebt, be sonders in der Nähe der Großstädte, der weiß nur gar zu gut, daß dies Wort seine Wahr, beit verloren hat, daß vielmehr auch auf dem Lande eine weitgehende Unsittlichkeit eingerissen ist. Jeder Geistliche und Lehrer auf dem Lande bemerkt mit Schrecken, wie lar man es, besonders bei der Jugend, mit der Heilighal tung des Keuschheitsgebotes nimmt und mit dem Eintritt in den hl. Elestand. Daß das eine Folge des reichlichen Alkaholgenusses ist und der sich förmlich jagenden Feste und Lust barkeiten, bei welchen ja die Sinnenlust gerade zu gepflegt wird, ist eine nicht zu leugnende Tatsache. Ein Altoholdiener ist allemal auch ein sinnlicher Diener des Fleisches und weiß nichts mehr davon, daß man die niedrigen Triebe zähmen und betäuben soll. In der Stadt versteht man wohl die Unsittlichkeit mehr zu überkleiden und zu verdunkeln mit allerlei raffinierten Mitteln, auf dem Lande bricht sie offener und schamloser hervor. Das Heranwach sende Geschlecht bekommt auf dem Lande aller lei zu sehen und zu hören, was wohl geeignet