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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.07.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191407015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19140701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19140701
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-07
- Tag 1914-07-01
-
Monat
1914-07
-
Jahr
1914
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.07.1914
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Uch «üt jedem Jahre klarer vor den Augen der «elt entfaltete. Mn starker Sinn für die histo rischen Aufgaben der Habsburgischen Reiche», ein fester Wille, alle Kräfte in ihren Dienst zu stellen, eine unermüdliche Arbeit für die mili tärische Tüchtigkeit deS Reiche» in dem weiten WirkungSfelo, da» ihm al» dem Nächsten am Throne zuaefallen war, haben seinem Leben Kraft und Inhalt gegeben. Seiner ernsten und geschloffenen Art entsprach eine strenge Auffassung aller Berufspflichten. Hohe Anforderungen stellte er, wie an andere, so vor allem an sich selbst. Seine Mannhaftigkeit und Furchtlosigkeit hat er auch in der Stunde bewährt, da der Tod an ihn und die Gefährtin seines Lebens heran trat. Erzherzog Franz Ferdinand ist mit unserem Kaiser in herzlicher gegenseitiger Neigung ver bunden gewesen, die fest gegründet war in der Gesinnung rückhaltlosester Bundestreue. Die Herzogin erstellte sich am Berliner Hofe lebhaf ter Sympathien, und der Kaiser ist ihr stets mit der achtungsvollsten Ritterlichkeit begegnet. So wird unser Kaiserhaus von dem Heimgang deS Erzherzogs und seiner Gemahlin aufs schmerz lichste getroffen. Wärmstes Mitleid wendet sich den drei Fürstenkindern zu, die so früh und so jammervoll verwaist sind. Unaussprechlich aber ist die Teilnahme mit dem leidgeprüften Herrscher auf Oesterreich-Ungarns Thron, dem auf dieser Erde wahrlich kein erdenklicher Schlag erspart geblieben ist. Was aber auch die Mörder in Serajewo zu ihrer finsteren Tat getrieben haben mag, der gewaltige und ehrwürdige Bau des Habsburgischen Reiches wird durch solchen Frevel nicht erschüttert. Die Völker, die unter dem Doppeladler zur Größe und zum Gedeihen ge langt sind, werden sich nur fester um ihren Kaiser und König zusammenschließen I Ei«b»lsamier»«g und Bestattung. Bei der Einbalsamierung, der die Abnahme der Totenmasken voranging, zeigte es sich, daß bei dem Erzherzog die rechte Schlagader und die Luftröhre völlig zerstört waren. Bei der Herzogin war die große Bauchhöhlenvene voll ständig zerrissen; der Tod mußte bei beiden Ver wundeten durch innere Verblutung innerhalb weniger Minuten erfolgen. Die Beisetzung wird einer letztwilligen Verfügung des Thronfolgers gemäß nicht an gesonderten Orten, sondern für den Erzherzog und seine Gemahlin in dem Mau soleum zu Amstetten in Niederösterreich statt finden. Die Angehörigen des Kaiserhauses fin den in der Kapuzinergruft zu Wien ihre letzte Ruhestatt. Der Thronfolger aber hat vor sechs Jahren für sich, die Herzogin v. Hohenberg und seine Kinder auf dem malerisch an der Donau gegenüber der alten Nibelungenstadt Pöchlarn gelegenen Schloß Amstetten eine Familiengruft bauen lassen. Sie ist in Form einer Krypta unterhalb der Kapelle von Schloß Amstetten in das hohe Felsufer der Donau eingelassen. Das Gewölbe ist für die Aufnahme von zwölf Sar kophagen bestimmt und der ganzen Lage nach eine der romantischsten Fürstengruften, die es gibt. Es ruht darin bereits ein tot geborener Sohn des Erzhcrzogpaares. — Der Termin der Bestattung steht noch nicht fest, wahrscheinlich wird aber die Beisetzung erst am 10. Juli statt finden. Kaiser Franz Joseph wohnt ihr bei und reist von Amstetten, ohne Wien wieder zu be rühren, direkt nach Ischl. Le- Erzherzogs letzte Worte. Der Erzherzog-Thronfolger richtete noch, be vor er die Fahrt von Jlidze nach Serajewo au- trat, an seine Kinder ein Telegramm, das niit den Worten schloß: „Grüße und Küsse von Papi." Die letzten Worte des Thronfolgers waren an seine Gemahlin gerichtet und lauteten: „Sophie bleibe leben für unsere Kinder." Kaiser Kranz Joseph. Dem ehrwürdigen Kaiser und König Franz' Joseph, der im August sein 84. Lebensjahr voll endet, bleibt keine Prüfung erspart. Sein Schick sal mutet an wie das des Tantalus. 1807 wurde sein Bruder, der Erzherzog Ferdinand, als Kaiser Maximilian von Mexiko erschossen, dessen Ge mahlin in dauernden Wahnsinn verfiel. Die nächtliche Tragödie von Meyerling am 30. Ja nuar 1880 beraubte ihn des einzigen Sohnes, des genialen Kronprinzen Rudolf. Neun Jahre später wurde ihm die Gemahlin, die Kaiserin Elisabeth, durch Mörderhand entrissen. Zwei Jahre später verschwand Erzherzog Johann Sal vator, der den bosnischen Okkupationsfcldzug ge leitet und später Namen und Stand aufgegebcn und als Kapitän Orth die See befahren hatte. Noch mancher düstere Schatten fiel in das Leben des verehrungswürdigen Monarchen, der sich jetzt durch die Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand der stärksten Stütze beraubt sicht, der er sich so gern bediente. Rührend ist cs, daß der greise Herrscher sofort nach der Meldung des Gräßlichen die Kinder des ermordeten Thron- folgerpaareS, die 13jährige Fürstin Sophie sowie die 12- und 10jährigen Fürsten Maximilian und Ernst von Konopischt zu sich nach der Wiener Hofburg kommen ließ, wohin der Monarch nach der Serajewocr Schreckenstat sich von Ischl ans begeben hatte. Kaiser Franz Joseph arbeitete trotz seiner tiefen Bewegung am Tage deS Mordes bis zum Abend und empfing verschiedene Persönlichkeiten zum Vortrag. Trotz der schweren seelischen Er schütterung läßt das Befinden des Kaisers, der sich nm Montag früh von Ischl nach Wien be gab, nichts zu wünschen übrig. Dem schwer ge prüften Kaiser werden von der Bevölkerung er greifende Kundgebungen der Teilnahme dargc- bracht. Ler neue Thronfolger Erzherzog Karl Franz Joseph ist der älteste der beiden Söhne des am 1. November 1906 ver storbenen Erzherzogs Otto, eines jüngeren Bru ders deS ermordeten Erzherzogs Franz Ferdinand und ein Großneffe des regierenden Kaisers. Seine Mutter, die Erzherzogin Maria Josepha, ist eine Schwester des Königs von Sachsen. Die streng religiöse Gesinnung der Mutter, die sich nach dem Tode ihres Gemahls ganz von der Welt zurückgezogen hat und kirchlichen Bestre bungen lebt, ist auf die SinneSrichtung ihrer Kinder nicht ohne Einfluß geblieben. Thronfol ger Karl Franz Joseph vollendet am 27. August sein 27. Lebensjahr. Er machte die Gymnasial studien durch und trat früh in den militärischen Dienst ein, arbeitete jedoch fortgesetzt wissen schaftlich auf den Gebieten der Philosophie und Jurisprudenz. Der Thronfolger, der Deutsch, Böhmisch, Ungarisch, Englisch und Französisch spricht, steht als Major im Infanterieregiment Nr. 39 in Wien und wird in der preußischen, der sächsischen und der badischen Armee a la suite geführt. Er besitzt ein liebenswürdiges und freundliches Wesen und ist bei Vorgesetzten, Ka meraden und Untergebenen beliebt. Seit dem 21. Oktober 1911 ist er mit der Prinzessin Zita von Parma und Bourbon vermählt. Diesem Bunde entsproß am 20. November 1912 der kleine Erzherzog Franz Joseph Otto, der künf tige Thronfolger. Von ihm sagte der Kaiser Franz Joseph, daß er ein kräftiger munterer Junge ist. Der junge Erzherzog gilt für poli tisch unparteiisch, und alle Oesterreicher sind dar über einig, daß er eine vornehme Natur ist. Sein Charakter scheint dem des greisen Kaisers in vielen Stücken ähnlich zu sein. Der junge Erzherzog ist sehr fromm. Als er aus Italien durch Frankreich zurückkehrte, so erzählt ein Pa riser Blatt, verließ er unterwegs den Luxuszug in Dijon, um die Messe anzuhören. Aber trotz dem besteht die Ansicht, daß der junge Prinz allen einseitigen Beeinflussungen unzugänglich ist; er soll vielmehr eine offene Natur sein und ein gutes Herz haben. Der Schauplatz des Verbrechens. Serajewo ist die Hauptstadt Bosniens, es liegt malerisch in einer von Bergen eingeschlos- scnen, gegen Westen offenen- Mulde an dem Flüßchen Bos na, einein rechten Nebenfluß der Save, und >var schon eine der reichsten und schönsten Städte des Landes, als dieses noch der Türkei gehörte. Die Bevölkerung gehört zum größten Teil dem Islam an, jedoch gibt es auch zahlreiche griechisch- und römisch-katho lische Bewohner und Juden. Der christliche Stadtteil befindet sich in der Flußebene und ist durch dichte Häuscrmafsen in geraden Straßen ausgezeichnet; der mohamcdanische an der Berg lehne, mit seinen steilen und krummen Gassen und den zwischen Gärten zerstreuten Häuser- grnppen gilt ein treues Bild orientalischer Bau art. Zu den hervorragendsten Gebäuden der Stadt gehören die alte Feste mit zwölf Tür men auf vorspringenden Felsen, der ehemalige Konak des Gouverneurs, das jetzige General kommando, das moderne Palais der österreichi schen Landesregierung, das größte Bauwerk der Stadt, sowie andere Neubauten. Das öffentliche Leben lonzentriert sich heute noch auf einen Komplex enger Straßen, auf dem jedes Handwerk eine besondere Straße innchat. Furchtbare Brände zerstörten im Lause der Zeit wiederholt die Stadt; einmal wurde sic im sänszchnten, dreimal im siebzehn ten Jahrhundert nahezu vollständig! in Asche gelegt. Nachdem im August 1879 nicht weni ger als 1479 Häuser durch eine Feuersbrunst cingeäschert worden waren, durften nur noch massive Häuser gebaut werden. Die nur spär lich noch erhaltenen alten Häuser Scrajewos, die jedoch in anderen Orlen Bosniens und der Herzegowina auch heute noch sehr zahlreich an- getrossen werden, bestehen aus Gcbäh mit schwachen Lehm- oder Kalkwänden, besitzen keine Rauchfängc und haben statt der Fenster nur lukenartige Oessnungen ohne Glasscheiben. Das Erdgeschoß der Häuser dient der Unter bringung des Viehs und des Gesindes, der Besitzer bewohnt mit seiner Familie die Räume des ersten Stockwerks, deren Möbel in der Regel nur aus einem Teppich und der niedri gen Wandbank bestehen, die, mit einer Decke oder Matratze belegt, gleichzeitig das Belt dar- stellt. Frühere Fürstcamorde. In seiner Furchtbarkeit erinnert das Ver brechen von Serajewo in erster Linie an das Lissaboner Attentat, das am 2. Februar 1908, gleichfalls an einem Sonntag, verübt wurde. König Karl von Portugal wurde damals durch zweiRevolvcrschüsse getötet, ein zweiter Verbre cher ermordete den Kronprinzen Louis Philipp durch einen Schuß in die Lnnge, Prinz Ma nuel, der spatere König, der anfangs Otto er I9I0 fliehen mußte, wurde leicht verwundet, die Königin, die sich schützend vor Gemahl und Kinder zu stellen versucht hatte, blieb unver letzt. Die Kaiserin Elisabeth von Oesterreich tvar am lO. Septem, er 1898 durch den ita lienischen Anarchisten Lurcheni zu Genf durch einen Stoß ins Herz mit einer schache» Feile ermordet worden. Am 29. Jnli 1900 erschoß der 30jährige Seidenweber Gaetano Bresci in Monza den König Humbert von Italien. In der Nacht zum i l. Juni 1903 wurden Kö nig Alexander nnd Königin Draga von Ser bien im Belgrader Königspalast von Mitglie dern einer militärischen Verschwörung in grau samer Weise ermordet. Am 17. Februar 1907 wurde der russische Großfürst Sergius, ein Sohn Kaiser Alexanders II. in Moskau das Opfer eines Bombenattcwats. Am 18. Mürz v. Js. durchbohrte ein heruntergekommener schwachsinniger Grieche, der frühere Lehrer Schinas, dem König Georg von Griechenland durch einen Schuß in den Rücken das Herz. Der Mord geschah in Saloniki, in das der König wenig: Monate vorher seinen siegreichen Einzug gehalten hatte. Von ungekrönten Staatsoberhäuptern wurden drei Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Lin? colu (1865), Garfield (1891) und Mac Kin ley (1901) ermordet. Jin Juni 1894 wurde der Präsident der Republik Frankreich, Sadi Carnot, in Lyon von dem Anarchisten Ca- serio erdolcht. Im Februar v. I. wurde der Präsident Madero von Mexiko ermordet. Von Attcutatsvevsuchen wurden in neuester Zeit die Könige von Spanien und Italien sowie der Großherzog von Baden betroffen. TageSgeschichte. Der jähe Abbruch der Kieler Woche. Da§ scheußliche Verbrechen von Serajewo setzte der Kieler Woche noch am Sonntag, als der im Rennen befindlichen Kaiser-Aacht „Meteor" ein Torpedoboot unter Volldampf nachgeschickt wurde, ein vorzeitiges Ende. Montag vormittag reiste das Kaiserpaar mit Gefolge nach Potsdam ab. Alles war in tiefer Trauer; kein Salut wurde von den im Hafen liegenden Kriegsschiffen abgefeucrt, dagegen wurde zu Ehren des toten Erzherzog-Thronfolgers ein Trauersalut abge geben. Bei der Abreise des Kaiserpaares hatte sich ein dichtgedrängtes Publikum vor dem Bahn hof eingefunden, schweigend wehte es mit den Tüchern dem Kaiser Abschiedsgrüße zu. Der größte Teil der Rennen der Kieler Woche fällt aus. Das heitere Bild des Kieler HafenS hat sich in eins von düsterem Ernst verwandelt; überall wehen die Flaggen halbstock. Am Diens tag lichtet das englische Besuchsgeschwader die Anker. Seinem Führer, Admiral Narrender, war daS schmeichelhafte Anerbieten gemacht worden, für die Rückreise den Kaiser-Wilhelm- Kanal zu benutzen. Der Admiral hatte jedoch dankend abgelehnt, da die Durchfahrt doch be sondere Schwierigkeiten und den Kanalbehördcn viel Mühe machen würde. von einem deutschen Flottenbesüch in England weiß der Londoner „Daily Chronicle" zu melden. Es handelt sich hierbei nur um eine Mutmaßung. Ein Besuch deutscher Kriegsschiffe in England als Erwiderung des englischen Geschwaderbesuchs in Kiel ist natürlich wahrscheinlich, wann dieser stattfinden wird, ist jedoch noch nicht festgesetzt worden. Ebenso ist der Besuch des deutschen Kronprinzen oder gar des deutschen Kaisers zur Regatta in Cowes, von dem das erwähnte eng lische Blatt meldet, eine reine Mutmaßung. Der neue Prozeß gegen Rosa Luxemburg. Vor der Strafkammer des Landgerichts 2 in Berlin begann der neue Prozeß gegen die Sozial demokratin Rosa Luxeniburg, die behauptet hat, deutsche Offiziere und Unteroffiziere begingen täglich Soldatenmißhandlungen. Unter den über 100 Zeugen befinden sich n. a. die sozialdemo kratischen Abgeordneten Liebknecht und Peus, sie haben angekündigt, daß sie aufsehenerregende Mitteilungen über Soldatenmißhandlungen ma chen würden. Rosa Luxemburg war erst nm 20. Februar d. I. wegen Aufforderung zum Un gehorsam zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt morden; die Strafe trat sie, da sie sich krank meldete, nicht an, die Krankheit hinderte sic jedoch nicht, fortwährend aufreizende Vorträge zu halten. Vor Eintritt in die Verhandlung betonte der Vorsitzende, daß er keine Aeußerungcn und Kri tiken zulassen werde, die über den Zweck der Verhandlung hinansgingcn, und daß er auch jede Aenßernng aus dcm Zuhörerraum sofort mit Räumung desselben rügen werde. Der Verteidiger Rosenfeld versuchte, diese Worte als eine unzulässige Beeinflussung dcr Verteidigung auszulegen. Der genannte Verteidiger stellte auch einen Antrag auf Vorladung des Kriegs ministers und auf Ablehnung aller der Mit glieder des Gerichtshofes, die dem Offizierstaude angehören, bczw. angehört haben. Der Antrag wurde jedoch abgelehnt. Ucber die Zeugenladun gen, die nach einem Ausspruch des Verteidigers 30000 Soldatenmißhandlungen betreffen sollen, wird heute Dienstag endgültig beschlossen. Eine angeblich von Deutschen unterhaltene „Desertions-Agentur" in Nancy macht augenblicklich den Franzosen viel zu schaffen. Bisher wurden vier Personen verhaftet, die die Soldaten dcr Naneyer Garnison zur Fahnenflucht verleitet und auch Spionage getrieben haben sollen. Dcr am schwersten Belastete scheint dcr Deutsche Acht zu sein, dcr deutschen Beamten Dokumente über die Verteidigung der französischen Ostgrcnze und Photographien des französischen Maschinen gewehres überliefert haben soll. I« Albanien ist die Lage unverändert geblieben. Die furcht baren Ereignisse in dem nahen Serajewo haben auch dort lähmend gewirkt. Ohne Europas Hilfe kann sich Furst Wilhelm nicht halten, seine baldige Abdankung wird von verschiedenen Seiten für unabwendbar erklärt. ObWumein Gersdorf. „Die Kultur deS Beerenobstes im Haus- gartcn", so lautete das Thema des gestrigen Vor trages, den Obstbauwandcrlehrer Dr. Bode- Chemnitz im Gasthaus „Teutonia" vor einer leider so kleinen Schar hielt, daß man glauben könnte, in Gersdorf gibt es keine Becrcnobst- gärten oder die Interessenten haben schon ge nügend Erfahrungen gesammelt; nnd doch werden noch so viele Fehler begangen, muß noch jeder Vcercnobstpflanzer so viel lernen, daß er eigent lich nie genug lernen kann. Immer stellen sich neue Schwierigkeiten heraus und schädigende Be gleiterscheinungen treten fortwährend in neuem Stadium auf. Der Vorsitzende Lehrer Lauge, eröffnete den Vortragsabend mit Worten herzlicher Begrüßung an die Erschie nene»!, insbesondere an den Vortragenden, der seinerseits dankte nnd den« Wunsch Ausdruck gab, daß ihm öfter Gelegenheit geboten wer den möchte, in Gersdorf Vorträge halten zu können. Im Anschluß hieran ergriff Dr. Bode das Wort zu seinem Vortrag: Zunächst möchte ich einiges über die Bedeutung des Beeren- obstes vorausschicken. Es ist im Erzgevirge bei der Obstbaumzählung in den Jahren von 1900—1913 ein Anwachsen von 60—80 Proz., in Glauchau sogar von 106 Proz. zu ver zeichnen. Glauchau hatte 1900 62 000, 1913 101 000 Aepfelbänme und 59 000 t ezw. 66 000 Birnbäume. Bei diesen Zählungen ist gleichzeitig mit sestgestellt worden, daß das Bcerenobst sehr vernachlässigt worden ist- Das Beerenobst ist die beste Art für kleine Garten, denn kurze Zeit nach der Pflanzung ist Ernte zu erwarten. Das Beerenobst ist auch weniger empfindlich. Gewiß ist auch dabei mit aller hand Ungeziefer zu rechnen, doch wie begnem ist die Bekämpfung gegenüber den hochstäm migen Oost-bäumen. Es ist weniger empfind lich in Bezug aus den Boden, denn die Sträu cher sind genügsam. Geht man weiter auf die Bedeutung und Verwertung der Früchte ein, so zeigt es uns eine Vielseitigkeit wie sie bei allein übrigeu Obst nicht anzutrefsen ist Denke inan zunächst an den Früchtegenuß: nicht nuy, ob sie gut schmecken, sondern- was sie für ge sundheitliche Vorzüge bieten. Vor allen sind es- die Stachelbeeren, die unschätzbaren Wert besitzen. Aehnlich ist es auch mit den Erd beeren. Die Früchte, frisch genossen, sind sehr gesund und vorteilhaft. Namentlich den .Kin dern müßten sie reichlich geboten werden. Was kann man nicht alles aus den schönen Früch te» Herstellen, wie Gelee, Säfte, »och crWc- biger ist Marmelade. Auf diese Herstellung müßic viel mehr Gewicht gelegt werden. Das sind Vorteile, die das Becrcnobft in de» Vor dergrund stellen-. Trotzdem kann man be obachten, daß man dem Beerenstrauch meist nicht die volle Anerkennung schenkt. Redner wandte sich dann der B eere » o b st kul - tur zu, indem er ausführte: Zunächst möchte ich die Hauiptarteu nennen, die Stachel-, Jo hannis-, Erd-, Hirn-- und zu kleinerem Teile die Brombeeren. Pflanzt man eine oder alle diese Sorten, so möchte ich voransschicken, daß man aus nur gutes Pflanzmaterial zu sehe» hat. Pflanzt man Stachel- bezw. Johannis beeren, so sind diese bis auf die jungen Triebe zurückzuschneiden oder aber die jungen- Triebe ans dein Wurzelstock hervorzuhole». Der Schnitt ist sehr einfach-, da es ja nur ein Ver jüngungsschnitt ist. Neben der Qualität des Materials soll man auch aus nur gute Sor ten bedacht sein. In seltenen Fällen wird mau die Beeren richtig bekomme», da in den Na nie» derseloen ein großer Wirrwarr cingctrc en isl. Man darf nicht planlos darauf los ar beiten. Die großen Flaschcnbccren sind scir bclie t, doch sind die mittelgroße» besser i» Schale und Frucht. Die größte» sind dabei nicht immer die besten, was auch von den Jo annisbceren gilt. Hier sind die rote» und weis en die besten. I» weniger guter Lage ist den holländischen Sträucher» der Vorzug zu gebe». Die weißen Beere» sind »och süßer und aromakischcr »ls die roten. Aber auch der schwarzen Johannisbeere sei gedacht, die das Richtigste fürs Haus und als billiges, aber gutes Arzneimittel zu/ betrachte» ist Gelee und Säfte hiervon sind von vorzüglicher Wirkung ej Halskranlheiten; der schwarze Johannisbecr wein ist eine Art Tokaher von angenehmem Geschmack. Auch die Blätter geben einen guten Tee und werden gern gekauft. Von den Him- »eeren i l die allerbeste Sone „Herzjuwcl"; sic ist menigcr empfindlich und trägt gut. lieber die Kultur und Pflanzwcise ist zu bcmer'eu, daß man vor allen Dingen die Sträucher richtig answachsen und nicht zu dicht pflanzen soll. Der Mindestzwischenraum soll lj^ Meter bc nagen. Sind die Büsche zu eng gepflanzt, so können sie nicht so ergiebig sein, da Mangcl an Nahrung, Luft und Licht die natürliche Folge sind. Leider findet man mehr schlechte als güte Bcerenobstgärten. Pflanzt inan Sta- wel- und Jobanmsbecren in zwei Reihen, so isl cs angebracht und vorteilhaft, sie » wech selnd zu- letzen, denn wenn der Strauch sich ricktig entwickel» ka»», bringt er mehr als zwei, drei zu eng- gepflanzte. Himbeeren pflanzt ma» am testen an Staketen, Zäunen u-sw. und be schräut sich aus nur eine Reihe. Von großer Bedeutung ist hier das Beschneiden. Dcr ganze Schnitt ist auch hier sehr einfach, er liegt in dcr Hauptsache auf das Zurückschneide» aus ca. 15 Zentimeter. Nichts ist verkehrter, als lange Büsche cinzupflanze». Immer muß man da r Sorge trage», junges Holz »achzuziebc». Nach und »ach muß das alte Holz herausgc- nomme» werde». Auch hier ist es nur ein Vcr üngungsschuitt. Der Bode» muß immer locker bleibe». Es darf kein Rase» densel cii hart mache», daher ist Ilmgrabe» u»d Dünge» mit Jauche notwendig. Dire t mub der Ernte soll die Umgrabung vorgcnommcn werde». Am zweckmäßigsten bleiben- die Sträucher, denu hochstämmige Züchtungen erfordern erhöhte Pflege und Aufmerksamkeit und sind bedeutend empfindlicher. Die Erdbeere ist die edelste Frucht. Sie müßte viel mehr vorhanden sein. Die jungen Pflanze» bringe» die schönste» Früchte. Auch hier ist das Pflanzenmaterial bou ausschlaggebender Bedeutung. Sorten und Kultur sind die Hauptsache. I» dcr Regel mir- die Erdbeere zu dicht gepflanzt, 50 Zenti meter Zwischenraum muß zum mindesten vor handen sei». In erster Linie sind die „ameri kanische Voll tragende", „Sieger", „König Albert" usw. zu empfehlen. Will mau Pflanzen sei st abzweigcn, >nuß man schon bei der Ernte be- o'achte», welche Triebe am beste» tragen. Ihne» ist der Vorzug zu gebe»; es muß da bei durchaus nicht der kräftigste Tr-icb sei».
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