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Wenn jüdische Warenhäuser zur Weihnachtszeit Weihnachtsbäume in ihren Schaufenstern aus- stellen und Glocken läuten lassen, so ist das ein unerhörter Unfug. Auch die Konsumver eine bedeuten eine schwere Schädigung des Mittelstandes. Auf dem Boden unserer be währten Wirtschaftspolitik stelzen wir fest. Abg. Heine (Soz.): Das Geschrei nach Einschränkung des Koalitionsrechts ist jetzt Mode geworden. Die Herren, die sich im Preußenbund groß machen, ertragen es nicht, daß das Volk seine Angelegenheiten selbständig in die Hand nimmt. Es ist ein bewußter volksfeindlicher Trieb, der sich in dieser Mode ausdrückt. Es ist das ein Wahnsinn, wie er auch bei der Zuchthausvorlage Heroortrat; er geht aber vorüber, wenn der Reichstag ruhig bleibt. Streikausschreitungen werden immer Vorkommen, mit Strafmitteln wird man sie nicht aus der Welt schaffen. Neuerdings gi t es sogar Streikbrecher aus Verriß Das sind Leute, von denen einer ihrer Führer, Hintze, äußerte, meine Leute freuen sich, die Arretier len unter den Augen der Polizei verdreschen zu dürfen. Ich lege auf den Tisch des Hau ses einen Gummischlauch, der mit Sand ge füllt und mit eisernen Gewichten versehen ist. Mit diesem barbarischen Instrument haben die Hintzegardisten in Gegenwart der Polizei aus die arretierten Streikenden «ingehaum. Dieses Lumpengesindel, diese Streikbrecher sind die Schützlinge des Grafen Westarp, des Hansa b und es und leider auch der Justiz. Nach längerer Geschäftsordnungsdebatte wurde ein Antrag Westarp, den fortschrittlichen Antrag wegen der militärischen Waffengewalt nicht mit der Zaberninterpellation zusammen zu beraten, abgelehnt. Freitag 12 Ukr: Zaberninterpellation und Antrag wegen militärischer Waffengewalt. «Schstscher Landtag Erste Kammer. Die Gründung einer Landban: aus den Ueberschüssen der Lotteriedarlehns ässe regte in der Donnerstagsitzung der 1. Kammer Erzell. Dr. Mehnert an. Aehnliche Einrichtungen beständen schon in anderen Bundesstaaten, z B. in Bayern, und hätten sich namentlich in Krisenzeiten sehr gut bewährt. Staatsminister v. Seydewitz sagte eine wohlwollende Prüfung der Anregung zu. Zweite Kammer. 30. Sitzung vom 22. Januar. Am Regierungstische: Kultusminister Dr Beck und Kommissare. Aus der Tagesordnung: Allgemeine Vorve ralung des ReoierungsentwurfS betr. Plarr besoldungsgesetz. Staatsminister Dr. Beck begründet die Porlage: es landete sich nicht um eine allge meine Gelaltsaufbesserung der Geistlichen, son dern um Beseitigung von Härten und Un gleichheiten. Ta der Entwurf, schon früher von der Gesetzgebungsdeputation zur Anirahme emp fohlen worden sei, hofft die Regierung das; er jetzt Annahme finde:. Abg. Dr. Mangler (kons.) empfiehlt das Gesetz zur Annahme. Eine starke finan zielle Belastung des Staates sei nicht zu er warten. Ob die staatliche Beihilfe den Ge meinden oder einer Zentralkasse überwiesen würde, sei gleich, das sei eigentlich allein Sache der Kirchenverwaltung. Redner wünscht, daß der Entwurf ohne große Debatte der Ge setzgebungsdeputation überwiesen wird. Abg. Dr. Niethammer (natl.) tritt der Anschauung des konservativen Redners ent gegen, daß viele Dinge des Entwurfes den Landtag eigentlich nichts angingen. Dem kön nen wir nicht beistimmen. Der Entwurf bringt eine gange Reihe von inneren Schwierigkeiten. Ursache zu dem Gesetz sind die Schwierig ei ¬ ten, die sich Herausstellen, wenn es gilt, das GehaU des Geistlichen auszubessern. Auch wünscht man einen Ausgleich zu den hoch und den niedrig dotierten Stellen. Bedenken lassen sich gegen das Gesetz eine ganze Zahl vor- bringen. Das schlimmste ist gegen die Fixa tion des Staatszuschusses gerichtet. Dieser Be trag muß auf irgend eine Weise der Kontrolle und Kritik des Landtages unterstellt werden. Vielleicht läßt sich ein Weg auf dem Boden der Selbstverwaltung finden, der das ermög- lüt t. Wir sind einverstanden, wenn die Kirche 'finanziell selbständig wird. Nicht vom Staat, sondern vom Volk und von der Gemeinde soll sich die Kirche abhängig fühlen. Dieses Ver hältnis darf nicht gelockert werden. Abg. Dr. Dietel (Vpt.) erkennt die Nö tig'cü an, daß die Geistlichen mit den übrigen Akademikern gleichgestellt werden, äußert aber verschiedene Bedenken gegen den Entwurf. Er billig! das Ziel des Gesetzes, mißbilligt aber die vorgeschlagenen Wege zu diesem Ziele. Abg. Keimling (Soz.) begründet den ablehnenden Standpunkt seiner Fraktion. Die Festlegung der Staatszuschüsse bedeute einen Eingriff ins Bewilligungsrecht der Stände. Mit diesem Gesetz könne man dem Volke kei neswegs die Religion erhalten. Abg. Dr Böhme (kons.) kann nicht in allen Teilen dem Gesetzentwürfe zustimmen Er wünscht scharfe Trennung des ius in sacra vom ins circa sacra und ein festes kirchenpoli lisches Programm. Abg. Dr. Löbner (natl.): Zahlreiche Bedenken, die gegen den Entwurf ursprünglich seilens der Geistlichen gellend gemacht wurden, können beute als behoben gelten. Tie große Melrheit der Geistlichen ist heute dem Gesetz freundlich gesinnt. Alle Vertreter der bürger lichen Parteien sind darin einig, daß die Ziele des Werkes gut sind. Unter diesen Umständen muß sich auch ein Weg finden, der zum Ziele üibrt. Nach einer kurzen Erwiderung des Kultus ministers gegen den Abg. Dr. Böhme wird die Sitzung abgebrochen. Nächste Sitzung: Freitag, den 23. Januar, vormittags ^10 Uhr. — Tagesordnung: Teile des Eisenbahnetats. Kleine Chronik * Die Kälte. Den strengsten Frost dieses Winters brachte die letzte Nacht am ganzen Mittelrhein. Am Rhein sank das Thermometer bis auf 17 Grad unter Null. Auf dem Huns rück betrug die Kälte in der letzten Nacht etwa zwanzig Grad Celsius — In Frankreich ist in folge der schlechten Verkehrsoerhältnisse, die durch die furchtbaren Schneefälle und Fröste hervorge rufen wurden, in vielen Gebieten im Süden des Landes, eine Lebensmittelnot eingetreten, die in manchen Orten bereits zu einer hungersnotähn lichen Lebenslage der Bewohner führte. Große Not herrscht besonders in den Orten Perpignan, Nunes, Bezieres, wo täglich mehrere Personen vor Kälte und Entkräftung sterben. In dem Distrikt von Chatcua Thierry sind Wölfe aufgc- rreten. Besonders in den Wäldern von Farcay wurden die Raubtiere bemerkt. * Der Zusammenbruch des HauseS Wolf Wertheim. Auf Antrag eines Hypothekengläu bigers kommt die dem Berliner Warenyaus- besitzer Wolf Wertheim gehörige Besitzung auf Cladow bei Berlin zur Zwangsversteigerung. Der Antrag wurde gestellt, nachdem Wolf Wert heim die Bezahlung der fälligen Hypothekenzinsen eingestellt hatte. * Entgleisung eine- spanischen Expretzzuges. Aus Toledo wird gemeldet: Der andalusische Expreßzug ist infolge eines Erdrutsches entgleist. Sieben Personen wurden verletzt. * Explosion in einer frauzöftscheu Pulver mühle. In der staatlichen Pulvermühle von Rinault bei Tours wurden durch eine Explosion von 500 Kilogramm Gewehrpulver zahlreiche Arbeiter verwundet, darunter fünf sehr schwer. Man glaubt, daß die Explosion durch Kurzschluß verursacht worden ist. * Schwere- Unglück bet Abbruchsarbeittu. In Paderborn stürzte bei dem Abbruch der alten Eisenbahnhauptwerkstätte eine Wand ein. Ein Zimmerpolier wurde getötet und ein Arbeiter schwer verletzt. * To-e-fturz a«S dem Fenster. Ein schweres Unglück ereignete sich am Donnerstag vormittag in Hörde i. Wests, im Krankenhaus „Bethanien". Eine Krankenschwester war in der dritten Etage mit Fensterputzen beschäftigt. Sie erlitt plötzlich einen Echwindelanfall und stürzte auf den ge pflasterten Hof hinab. Man trug sie mit zer schmettertem Kopfe tot vom Platze. * Beim Rodeln vom Zuge überfahren. Bei Haberspirk in Böhmen fuhren zwei Kinder des Bahnwärters Svccar mit dem Rodelschlitten in einen heranvrausenden Zug. Das Mädchen wurde sofort getötet, der Knabe lebensgefährlich verletzt. * Das Leichenschiff. Am heutigen Freitag hofft man das wiederaufgefundene gesunkene englische Unterseeboot „A 7" zu heben. Daß die nutz etwa 15 Mann bestehende Mann schaft noch am Leben ist, ist natürlich ausge schlossen; etz wird starker Nerven der englischen Matrosen bedürfen, die Leichen ihrer elend cr- sticklen Kameraden zu berge». Die Auffindung detz Unterseebootes war einem remen Zufall zu verdanken. Als das Kanonenboot „Pigmy" die Strecke abfuhr, die von der Zerstörerflottille mii Schleppketten abgesucht worden war, sahen einige der Matrosen eine ölige Masse auf dem Wasser schwimmen. Es wurde sofort ein Taucher hin abgesandt, der nach kurzer Zeit berichtete, daß das Ocl von dem Unterseeboot aussteige, das in 42 Metern Tiefe liege. * Nach drei Wochen tot in der Wohnung aufgefundeu. In der Küche ihrer Wohnung in der Großbeeren-Straße in Berlin wurde am Mittwoch die 73jährrge Witwe Lehmann iot aufgefunden. Nach ärztlichem Gutachten war bei der Frau der Tod schon vor drei Wochen eingetreten. * Selbstmord einer Millionärstochter. Dieser Tage kam in Nizza die 18 Jahre alte Amerika nerin Frl. Ilse Ludwig mit großer Diener chaft an. Frl. Ludwig ist die Tochter eines in San Franzisko ansässigen deutsch-amerikanischen Millio närs und befand sich auf einer Reise durch Europa. Am Mittwoch nachmittag sand sie ihre Gesellschafterin tot im Zimmer. Wie die Aerzte feststellten, hatte sich das junge Mädchen ver giftet. Der Grund ist unbekannt. * Selbstmord eines Soldaten. In Regens burg brachte sich der 18jährige Infanterist Gredl in der Wohnung seines Vaters, eines Bahnverwalters, einen Schuß in die Brust bei, an dessen Folgen er am Mittwoch starb. Als Grund hat der Unglückliche Mißhandlungen durch einen Unteroffizier angegeben. * Fahrlässige Tötung. Aus Rastatt wird gemeldet: Vor dem Kriegsgericht der 28. Divi sion mußte sich der Musketier Dittmann aus Gernsbach von der 7. Komp, des 111. Infan terieregiments verantworten. Er erschoß am Neujahrstage auf der Ludwigsfeste den Muske tier Rux aus Chemnitz mit feinem Dienstgewehr. Dittmann fand, wie seinerzeit gemeldet wurde, eine alte Hülse und war der Meinung, sie sei leer. Er hatte damit geladen und auf Rux ge schossen, der, in den Hals getroffen, sofort tot zusammenbrach. Das Kriegsgericht verurteilte den Angeklagten zu sechs Monaten Gefängnis. Die Anklage lautete auf fahrlässige Tötung durch unvorsichtige Behandlung einer Waffe und Un gehorsam. * Kampf eines russischen Gardeoffiziers mit Zigeanern. In Petersburg hat ein Gardeoffizier in einem Restaurant den Dirigenten eines Zigeuner orchesters erschossen und dessen Tochter und zwei Zigeuner verwundet. * Aufklärung eines zweifachen Mordes. Aus Saarbrücken wird gemeldet: Ein zweifacher Mord scheint jetzt seine Aufklärung gefunden zu haben. Am 18. Januar fand man im Walde bei Fried- richsthal die Leiche der Frau Pfaff aus Fried- richtsthal-ElverSberg. Der Mann der Ermorde ten, der 31jährtge Grubenarbeiter Pfaff, war vor drei Jahren mit seiner Familie nach Aachen übergesiedelt. Die Familie wurde aber, da Pfaff sich um sie nicht bekümmerte, der Gemeinde Altenwald in Armenpflege überwiesen. Am 21. Dezember vorigen Jahres traf Pfaff mit feiner Frau in Friedrichsthal wieder zusammen und ging am 22. Dezember mit ihr nach Elvers berg, um dort eine Wohnung zu mieten. Auf dem Heimwege soll er die Frau ermordet und die Leiche im Walde versteckt haben, wo sie am 18. Januar gefunden wurde. Seit dieser Zeit war Pfaff verschwunden. Wie sich herausstellte, hat er sich nach der Mordtat wieder nach Aachen begeben. Dort ermordete er am 13. Januar seine Logiswirtin und ging darauf nach West falen, wo er wegen des Mordes in Aachen ver haftet wurde. Inzwischen wurde auch die Mord tat in Friedrichsthal bekannt. Aus einem Briefe soll die Behörde Kenntnis erhalten haben, daß Pfaff auch in diesem Falle als Mörder in Frage komme. Am Mittwoch wurden die Konfronta tion und Zeugenvernehmung vorgenommen. Der Verhaftete Hal gestanden, daß er seine Frau in Elversberg getötet hat, aber er leugnet den Mord an seiner Logiswirtin in Aachen. * Die Auslieferung des Generaldirektors Lindner von der Land- und Jndustriebank in Berlin, der im August vorigen Jahres 300000 Mark unterschlagen hatte nnd entflohen war, ist nunmehr vollzogen. Der Hamburg-Amerika- Dampfer „Pennsylvania" traf am Donnerstag morgen in Hamburg ein. Lindner wurde, wie seinerzeit berichtet, in Newyork verhaftet. Er wird am Freitag nach Berlin transportiert. * GrotzeS Vermächtnis. Die Gattin des früheren Landgerichtspräsidenten Crome stiftete der Stadt Posen ein Vermächtnis von 300000 Mark. * Eine VV Millionen - Radium - Stiftung. Amerikanischen Blätiern wurde mitgeteilt, daß einer der reichsten Industriellen des Landes den Plan habe, eine Summe von 60 Millionen für Radium-Krankenhäuser zur Behandlung Krebs kranker zu stiften. Man munkelt, daß der alte Rockefeller der Stifter ist. Es heißt jedoch, daß die Summe nicht gestiftet werde, wenn die Re gierung nicht ihren Plan eines staatlichen Radium-Monopols aufgäbe. — Man merkt die Absicht . . . Kunst Nd Wissenschaft. Das Ausland auf der Buch gewerbes us st ellung in Leipzig. Die Nationaldruckerei in Lissabon Hal vor kur zen! eine graphische Ausstellung veranstaltet, auf der die hohe Entwickelung des Buchge werbes und der graphischen Kunst in Portu gal gezeigt wurde. Auf Vorschlag des deut schen Konsuls sollte nun die gesamte Ausstel lung in die Portugiesische Landesgruppe auf der Leipziger Buchgewerbeaussleüung über nommen werden; doch hat die Prüfungskom mission entschieden, daß mit Rücksicht aus die Bedeutung der Internationalen Buchgewerbe- auSstellung nur die mit der goldenen Me daille prämiierten Erzeugnisse nach Leipzig gebracht werden sollen. — Die Sonderausstel lung „Schule und Buchgewerbe" wird reiche Gelegenheit geben, in das Schul wesen ferner Länder, die uns oft nur dem Namen nach bekannt sind, einen richtigen Ein blick zu bekommen. So wird sie z. B. reiches Material über das Bildungswesen in Uru guay ausweisen; sie wird eine stattliche Reihe von Ausstellungsgegenständen, Photographien nnd Bildern vorführen, welche die Armenfür- >orge, die Volks und höheren Schulen und die Univenitäl Montevideo behandeln. Die Vorarbeiten für die Große Berliner K u n st a u s st e l - lung 19 14 sind in vollem Gange. Be reits liegen eine Anzahl Anmeldungen der Her vorragendsten Kl nstler des In- und Auslan des vor. Die Raume, die ja durch die um fangreiche Architektnrausstellung des letz:en Jahres für den Zweck der Ausstellung von Gemälden zuni Teil sehr untauglich geworden waren, werden völlig neu hergerichtet werden. Für den großen Quesaal, den früheren Blauen Saal, sind eine Anzahl von hervorragenden Werken zeitgenössischer Monumentalmalerei in Aussicht genommen, die, ihrem eigentlichen Charakter entsprechend, in die Wände eingelas sen werden sollen. Neue Spenden für Radin m und Mesothori u m. Der Finanzaus schuß der bayerischen Kammer der Abgeord- nelen hat den Antrag der Staatsregierung, 600 000 Mar" zur Beschaffung von Radium und Mesothorium für die Krebsbehaudlung in den Kliniken der drei Landesuniversitäten zu bewilligen, einstimmig angenommen. — Dem Gel Hofrat Prof. Dr. Krönig an der Uni versitätsklinik in Freiburg (Breisgau) sind von Spendern, die nicht genannt sein wollen, 156 000 Mark für die Krebsbehandlung über wiesen worden. Notschrei eines Thcaterdirek- t o r s. Ans Freiberg wird geschrieben: In den hiesigen Tageszeitungen veröffentlicht die Direktion des Stadttheaters eine Annonce fol genden Inhalts: „Die Direktion richtet hiermit an die weitesten Kreise der hiesigen Theater- sreunde die dringende Bitte, das Theater durch regeren Besuch der Vorstellungen mehr wie in letzter Zeit unterstützen zu wollen. Wenn auch die Platzpreise durch die Erhebung der Ein- triltstariensteuer eine Erhöhung erfahren ha ben, so hat doch die Direktion von dieser scheinbaren Mehreinnahme keinen Nutzen, da ¬ gegen durch den auffälligen Rückgang des Theaterbesuches einen so enorme» Schaden, daN bei dem weiter anhaltenden erschreckend schwachen Besuch der Vorstellungen die Existenz des Unteruehmons direkt in Frage gestelß wäre." — Auch im benachbarten Lichten- st e i n liegen die Verhältnisse ähnlich oder noch schlimmer. Der dortige Theaicrdirektor Unger hatte zur Eröffnungsvorstellung 4 Eintritts karten verkauft. — Beide Nachrichten erinnern ganz an die be—rühmten Hohe n st e i n - E r n st t h a l e r Theaterverhältnisse. Die Erhaltung des Weimarer G o e t h e - H a u s e s. Infolge eines Antra ges des Dire.tors vom Goethe Nationalmuseum lat der Eememderat, wie aus Weimar ge schrieben wird, beschlossen, die Summe von 3000 Mark znr Erhaltung des Goethe-Hanses zu bewilligen, dessen Sammlungen in neuer Ordnung — bechnders vcdürfm die Majoliken einen breiteren Naum — demnächst dem Pu-- blikum unter Benutzung des angerauten Tei les wieder zugänglich gemacht werden sollen. Ein nenentdeckter Rubens? Aus Kronach wird gemeldet: Vor einiger Zeit wurde von sachverständiger Seite die Vermu tung aufgestellt, ein größeres, lange Jahre l indurch in einem Nebenzimmer der Festung« - restauration aufbewahrtes ziemlich unbeachtet gebliebenes Bild sei ein Gemälde von Ru bens. Falls diese Vermutung sich bestätige» sollte, wurde Kronach einen Schatz von gro ßem Werte gehoben haben, der manche städti sche Finanzsorgc verschwinden ließe. Wie der „Fränkische Wald" berichtet, isl das Bild die ser Tage wohlverpackt und gut versichert zwecks peinlicker Uiitersuchung nach München geschickt worden. E i n ck; i r u r g i s ch es M c i st e r st ü ck. Air einem durch einen Betriebsunfall in furcht barer Weise verletzten Bergmanne wurde in einem Londoner Krankenhause kürzlich mit bestem Erfolge eine Operation vollzogen. Dem Manne war bei einer Felschrengung ein nahe zu drei Zentimeter im Quadrat messendes Sprengstück in den Schädel eingedrungen und hatte das Gehirn zerrissen. Das Steinstück wurde mit so gutem Gelinge» entfernt, daß der Patient im wahren Sinne des Wortes mit einem blaue» Auge aus der bösen Asfjärc hervorgiug. „Ganz unerfindlich ist cs mir," erklärte der operierende Arzt, „wie der Man» nach dem vor mehrere» Monaten erlittenen Unfall überhaupt bis hierher am Leben blei ben konnte. Das große Felsstück war durch l den linken Augapäl eingedrungen, hatte de» Sehödelknoche» durchbohrt und die „dura ma ter", d. h. die das Gehirn entschließende Haut, zerrisse», was naturgemäß eine schwere Ver letzung de« Gehirns zur Folge hatte. Um das Stück berauszuholen, mußten wir dm Aug apfel drehen und herausziehen. Aber auch dann noch machte es gewaltige Schwierigkei ten, das große Steiustück aus der Augenhöhle herausgubekommen. Das Erstaunlichste dieses Falles besteht nicht allein darin, daß der Pa tient die Verletzung überlebte, sondern vor allem in der unerklärlichen Tatsache, daß er trotz der furchtbaren Verletzung des Gehirns weder über Kopfschmerzen zu klagen hatte, noch irgendwelche Nervenstörungen erkennen ließ.