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Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der.Hohenstein-Ervstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme Ker Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen n-hmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. A> -klage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30Pfg. Die Lgespaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Januar 1914. Der Ausschuß für vaterländische Festlichkeiten. Der Stadtrat. Untere Freibank, Oberlungwitz. Sonnabend, den 24. d. M., vorm. von 8 Uhr an rohes Rindfleisch, Pfd. 5V Pfg. Tagesgeschichte Fürstliche Gäste im Kaiserhaus. Zum Geburtstage des Kaisers werden außer dem Prinzen und der Prinzessin Johann Georg auch der Kronprinz und Prinz Christian den König von Sachsen am 26. Januar nach Berlin begleiten. — Heute Freitag treffen die Königin der Hellenen, eine Schwester des Kaisers, und der Kronprinz von Griechenland, Herzog von Sparta, in Berlin ein, um an der Feier des Geburtstags des Kaisers tcilzunehmen. Der Kaiser und die Prinzensöhne empfangen die Gäste. Ter Kampf gegen den Tabaktrnft, den die deutsche Reichsregierung mit den über raschenden Haussuchungen bei den Dresdener Ta bakfabriken ausgenommen Hai, dürfte sich zu einer sehr bedeutsamen Maßnahme auswachsen. Es beißt seht schon, daß dieser Kamps gegen den Trust die Einleitung zu einer gesetzgeberischen Ak tion bildet, die auf ein Reichszigarettenmonopol binausläuft, an das schon Bismarck dachte. Den äußeren Anstoß zu dieser Aktion hat nicht der Antitrustverband, sondern der Abgesandte dctz Präsidenten der Vereinigten Staaten Fergusson gegeben, der vor einiger Zeit in Berlin einge troffen ist, angeblich um das Wirtschaftsleben in Deutschland zu studieren, besonders aber, um dem Präsidenten Wilson Material zur Bekämpfung der Trusts zu liefern und ihn in diesem Kampfe, den Präsident Wilson als seine Hauptaufgabe ansiebt, zu unterstützen. Die deutsche Reichsregierung glaubt, daß etwa ein Viertel der deutschen Zi garettenproduktion vom Trust erzeugt wird, doch ist dieser Satz viel zu niedrig gegriffen. Die viel gepriesene „moderne Wirtschaftsform" des Trust, auf amerikanischem Boden gewachsen, hat sich schnell als ein äußerst gefährlicher Faktor erwiesen; man will einen Staat im Staate nicht mehr haben, denn durch die wirtschaftliche Macht, die ein Trust hat, kann er politische, zumal wirtschafts politische Absichten gegen den Willen der StaatS- lcitunq durchsetzen. Es ehrt Deutschland, daß es sich dem Kampf des Präsidenten Wilson gegen die Trusts energisch angeschlossen hat. Aus dem Reichstage. Gleichzeitig mit den Zaberninterpellationen werden am heutigen Freitag und am Sonn abend die fortschrittlichen Anträge auf reichsge setzliche Regelung des militärischen Waffenge brauchs und der militärischen Polizeibefugnisse zusammen beraten werden. Gelangt die Be sprechung am Sonnabend nicht zum Abschluß, so wird sie am Mittwoch fortgesetzt. Montag und Dienstag der neuen Woche bleiben wegen des Kaiser-Geburtstags sitzungsfrei. Im Anschluß an die zweite Lesung des Etats des Reichsamts des Innern findet eine Besprechung über das Vereinsgesetz und dessen Handhabung statt. Zwei Milliarden Marl Verlust haben die Besitzer von Reichs- und Staatsan leihen durch den Kursrückgang dieser Papiere laut „Leipz. N N." allein seit dem Jahre 1906 erlitten. In dem genannten Jahre war jedoch im Verhältnis zu den Zeiten der Finanzminister- schaft Miquels ein recht bedeutender Kursrück gang erfolgt. Damals standen die Papiere etwa auf 100 Prozent, sodaß seit dem Jahre 1885 das deutsche Publikum bei einem Gesamtstande von 17 Milliarden Anleihen rnnd ein Viertel dieser Summe, also zirka vier Milliarden Mark als Kursverluff zu buchen hat. Nicht jeder ist in der glücklichen Lage, seine Papiere als eiser nen Bestand aufzuheben, bis einmal bessere Zei ten eintreten, wobei es ganz unabsehbar ist, wann und woher die Besserung kommen soll. Wer aber zur Veräußerung der Staatspapiere genötigt ist, und das gilt gerade von den Erwerbs kreisen und den minder bemittelten Schichten, der erhält die Nackenschläge Der starke Unmut über dieses Mißverhältnis wird dadurch nicht ge mildert, daß die Bestimmungen über die Veran lagung zum Wehrbeitrag ans die üble Lage der Rentenbesitzer keinerlei Rücksicht nehmen. Wiederaufnahmeverfahren im Projef; Brandt. Der Verteidiger des Bureauvorstehers Maxi- inilian Brandt hat, wohl infolge des unerwartet milden Urteils gegen die Zeugoffiziere Tilian und Gen., das Wiederaufnahmeverfahren bean tragt. Brandt war bekanntlich wegen Bestechung zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worben, die ec auch verbüßt hat. Stiftung des Gebäudes für das Kolonialgericht. Dec Hamburger Grobkaufmann Edmund I. A. Siemers, der sich schon durch große Stiftungen für Hamburg hervorgetan hat, hat dem Senat gestern nachmittag mitgeteilt, daß er, nachdem be stimmt worden ist, daß der Kolonialgerichtshof nach Hamburg kommt, für diese Behörde das Gebäude zu stiften beabsichtige. Ueber Marokko iü in Paris ein Buch erschienen, dem der dortige Finanzminister Caillaux, der während des Ma- rikkostreits Premierminister war, ein Vorwort niit auf den Weg gegeben hat. Darin heißt es: Man wird die von mir in die Wege geleitete Abtretung eines Teiles der Kongokolonie richtiger beurteilen, wenn einmal alle Gefahren bekannt gegeben werden können, von denen Frankreich während der kritischen Zeit der deutsch-französischen Verhandlungen bedroht war Heute ist der Zeit punkt noch nicht gekommen, um eine von Haß ' und Gunst losgelöste leidenschaftslose Geschichte jener Vorgänge zu schreiben. Euglaud. In London fand ein Ministerrat statt, in dem die Entscheidung über die durch die Churchillschen Flottenpläne verursachte Kabinettskrise getroffin werden sollte. Da der Premierminister Asquith sich auf die Seite des Marineministers stellte, so wurden die Bedenken des Schatzkanzlers Lloyd George übertrumpft, obwohl das Marinebudget danach auf 1200 Millionen steigt und das Defizit in die Hunderte von Millionen anschwillt. R«hlaad. In Petersburg hatte der neunte Jahrestag des „blutigen Sonntags", an dem von einem 150000 Mann starken Abeiterheere, das unter Führung des Priesters Gapon dem Zaren im Winterpalais eine Bittschrift überreichen wollte, gegen 3000 getötet und 10000 verwundet worden sein sollten, die politische Polizei zu besonderen Maßnahmen veranlaßt, da man große Demon strationen von Arbeitern und Studenten erwar tete. Der Chef der politischen Polizei Peters burgs ließ in einem Vorort eine Gruppe von Sozialrevolutionären aufheben; als sie durch die Polizei überrascht wurden, leisteten sie bewaffne ten Widerstand. Unter den Verhafteten befindet sich der Sohn des Gendarmeriechefs in Orel, ein gewisser Müller, der das Kadettenkorps absolviert hat. Auch in Petersburg selbst wurden nachts zahlreiche Verhaftungen vorgenommen. Eine Gruppe revolutionärer Studenten und Studen tinnen wurde bei der Herstellung roter Fahnen festgenommen, auf denen mit mächtigen weißen Buchstaben die Aufschriften „Nieder mit Regie rung", „Hoch politische Freiheit" eingenäht wurden. Besondere Bedeutung wird der Ver haftung dreier Personen beigeinessen, die aus dem Auslande zur Agitation unter den Arbeitern Petersburgs eingetroffen waren, um sie zu De monstrationen aufzureizen. Bereits am Vor abend des Jahrestages begann der politische Massenstreik in vielen Fabriken, sodaß nachts starke Patrouillen berittener Polizei wie auch Kosaken nach den Fabrikvierteln abgingen. Der Streik setzte sich dann fort; auch in Riga wurde gestreikt. Russisch-türkische Einigung. Nachdem die Türkei sich in einer Note mit der Ernennung eines russischen Kontrolleurs der türkischen Staatsschulden sowie mit der Einführung von Reformen in Armenien einverstanden erklärt hatte, gab Rußland seine Zustimmung zu der Regelung der Militärmissionsfragc durch die türkische Regierung. Die ausländischen Inspekteure sollen jedoch nicht berechtigt sein, sich in die Be fugnisse der Generalgouverneure einzumischen, weil dadurch das Ansehen der türkischen Ober hoheit geschwächt werden würde. Bei etwaigen Konflikten sollen die Botschafter in Konstantinopel die Entscheidung treffen. Als Gegenleistung willigt Rußland in die Erhöhung der Zollge bühren und übernimmt die freundschaftliche Ver mittlung zur Regelung verschiedener die Türket interessierender Fragen. 2. öffentliche Stadtverordnetensttznng z« Hohenstein-Ernstthal, am 22. Januar 1914. Vorsitzender: Herr Stadtverordnetenvorsteher Lohse. Am Ratstische sind erschienen: Herr Bür germeister Dr. Patz, Ratsassessor Dr. Dar schau, sowie die Herren Stadträte Anger, Bohne, Layritz und Schneider. Vom Stadtverordnetenkolleginm sind 24 Herren anwesend; es fehlt Herr Stadtv. Terl. Nach Verlesung der Niederschrift über die letzte Sitzung wird in die Tagesordnung eingetreten. 1. Kenntnisnahmen. Der Herr Vorsitzende gib: bekannt, daß als Ratsassessor Dr. Walter Darschau aus Bautzen sowie die Expedienten Krautze, Schrödter und Vorwerk und der Steuerkasson- erpedient Waltler verpflichtet wurden. Zur Ver lesung kam ein Dankschreiben des Erzgebirgs vereins für die Beihilfe von 500 Mark und ein Schreiben der Neustädter Schuldirektion, wonach entgegen den Grießbachschen Ausfüh rungen keinerlei verfügbare Räume zu Lehr zwecken frei sind. Für Jahre hinaus komme man mit dem Platz aus, werde der Bedarf größer, so lasse sich durch einen Anbau Wan del schaffen. — Herr Stadtv. Grießbach ist von dieser Darstellung befriedigt und hofft, daß sein Gewährsmann in Zukunft mit der artigen Aeutzerungen, wenn er in der Presse das Gegenteil liest, wohl vorsichtiger werde. Von einer Staatsbeihilfe für Schulzwecke nahm man Kenntnis, ebenso von der Errichtung einer Karl May-Stiftung in Höhe von — 1000 Mark, die durch spätere Zuwendungen allerdings noch erhöht werden kann. Das Stiftungsvermögen soll bis 1 OM MO Mk. an- gesammelt, Zinsen aber nicht eher verteilt wer den, bevor das Kapital jährlich 1000 Mark Zinserträgnis hat, was unter den gegebenen Umständen noch sehr lange dauern kann. Das Ministerium hat die Rechtsfähigkeit der Stif tung anerkannt, die im übrigen noch manche Klausel enthält, u. a. aber Redakteure, Schrift steller und Journalisten aus Hohenstein-Ernst- ihal bevorzugt. — Herr Stadtv. Stützner bemerk: hierzu, daß man es wohl mit Freu den begrüßen könne, wenn Stiftungen errichtet würden. Wenn man aber andererseits den ge ringen Betrag und die Verklausulierung be- denke, tue man besser, derartige Stiftungen ab zulehnen. In Generationen werde man hier nach vielleicht in der Lage sein, Zinsen zu