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Munitionsverschwendung üblich gewesen, und die Folgen machen sich jetzt bei Infanterie und Artillerie in gleichem Maße fühlbar. Häu fig komme es vor, daß die Munitionskolon nen ihre Vorräte abgegeben haben und nach dem diese verschossen seien, die Truppen ge raume Zeit hindurch auf Nachschub warten müssen. Die russischen Kriegsgefangenen wer den zum größten Teil in den neuen Gefange nenlagern, die aus österreichischem Gebiete er richtet worden sind, untergebracht. Unter den gefangenen Russen befindet sich auch der Ula- nen-Freiwillige Fürst Wladimir Jaschwill. A O O König Friedrich A«g«st auf dem Srieg-fchanplatz. König Friedrich August besuchte am Sonntag den GotteSd enst im Felde und besichtigte dann mehrere Sch achtfelder von 1870/71. Der König wird voraussichtlich in den nächsten Tagen nach Dresden zurückkehren. Die Chemnitzer Brigade beim Sturm auf Lille. An den Oberbürgermeister Dr. Sturm in Chemnitz ging folgende Feldpostmeldung ein: „Unserer lieben Garnison teile ich in dankbar stem Emofinden zu unserem Herrgott mit, daß die verstärkte Chemnitzer Jnfanteriebrigade das Soldatenglück gehabt hat, durch Erstürmung der Südosttore der befestigten Stadt Lille die Ueber- gabe auf Gnade und Ungnade zu erzwingen. Die Verluste sind zwar schmerzlich, aber des hohen Preises wert. Allen Chemnitzern herzliche Grüße. Generalmajor Bärensprung." Siegeszuversicht der gefangenen Deutschen. Als deutsche Gefangene in Paris eintrafen, wurden sie gefragt, ob sie glaubten, daß Deutsch land siegen werde. Sie anworteten: „Der Kai ser wird siegen, denn Gott ist mit ihm!" Deutsche Soldate« in Wien. 70 deutsche Soldaten von einem Ersatz bataillon hielten sich am Sonntag abend auf der Durchreise in Wien auf. Nach Besichtigung der Stadt wurden sie im Rathaus bewirtet, wo Vizebürgermeister Hierhammer auf das uner schütterliche Bündnis hinwieS und mit einem be geistert aufgenommencn Hoch auf die verbün deten Monarchen schloß. Der Mannschaftskom mandant, Feldwebel Scheithauer, brachte darauf ein dreifaches Hoch auf die Stadt Wien aus. Vom Ostbahnhof traten die Deutschen die Wei terreise nach Ofen-Pest an, um sich von dort auf den Kriegsschauplatz zu begeben. Ein feindlicher Anschlag ans die staatliche Gefchotzfabrik in Siegburg? In einem Kohlenwagen, der für die staatliche Gefchoßfabnk in Siegburg bestimmt war, wurden zwei englische geladene Granaten gefunden, in einem anderen Kohlenwagen entdeckte man zwei französische Granaten. Aller Wahrscheinlichkeit nach war ein ve.orcche-sicher Anschlag geplant. Offi ziell werden d e Abnehmer von Kohlen davor gewann, m.rsichlig beim Entladen der Kohlen vv^ugehca. Berds Wagen kamen aus dem Ruhrrev.er Man sieht auch aus dieser Meldung wieder, daß es noch immer der gespanntesten Aufmerk samkeit bedarf, um verbrecherische Anschläge un serer Feinde, denen ein jedes Mittel, unS Scha den zuzufügen, recht ist, zu vereiteln. Ein neues Gefangenenlager. In der Provinz Hessen-Nassau wird jetzt ein drittes großes Gefangenenlager errichtet, und zwar in der Gegend von Wetzlar. Am Sonnabend und Sonntag sind in Darmstadt wieder 1000 französische Gefangene eingetroffen. 800 befanden sich bis jetzt in Lazaretten, sind aber jetzt geheilt. Aufgehobenes Zeitungsverbot. Das stellvertretende Generalkommando in Breslau hat seine Verfügung, durch die das Er scheinen der „Schles. Volksztg." bis auf weiteres verboten war, wieder aufgehoben. Die Zeitung ist bereits wieder erschienen. AlS Geiseln nach Frankreich gebracht. Aus dem Oberelsaß sind Bürgermeister Coß mann von Mühlhausen und etwa 800 Elsässer als Geiseln von den Franzosen genommen und nach der Bretagne gebracht worden. An eine Rückkehr ist einstweilen nicht zu denken. Nene Verlustlisten. Die gestern ausgegebenen Verlustlisten, und zwar die 60. der preußischen, die 35. der bayri schen, die 39. und 40. der sächsischen und 42. der württembergischen Armee, umfassen zusammen etwa 10 000 Namen. 4VVVVV Verwundete in Frankreich. In einem Briefe aus Madrid vom 7. Oktober, der der „V. Z." zur Verfügung gestellt wird, wird mitgeteilt, daß es in Frankreich 400000 Verwundete und Kranke geben soll. Dabet herrsche ein kolossaler Mangel an medizinischen Material. Ein Zeppelin im Feuer der Ant werpener FortS. Bei einer der letzten Fahrten eines Zeppelin- lustschiffeS, das bereits bet der Beschießung der Festungen Namur und Lüttich erfolgreich teil genommen und auch den Antwerpener Forts wiederholt seine Grüße au« der Lust zustellte, geriet das Fahrzeug in den Bereich der Schein werfer der Festung, und sofort wurde aus allen Geschützen ein furchtbares Feuer eröffnet. Eine Granate zertrümmerte das Gerüst, an dem eine der Hinteren Schrauben befestigt war. Die schwere Luftschraube neigte sich unglücklicherweise nach hinten und drohte in die Gondel zu stürzen. GS gatt, während der Fahrt hoch in der Luft daS Gestänge abzusägen und gleichzeitig die Schraube ohne Gefahr für die Mannschaft zu beseitigen. Der Obermaschinist Richard Luickardt aus Wilhelmshagen bei Berlin meldete sich frei willig zu der gefährlichen Aufgabe und löste sie bei rasender Fahrt. Der Held im Zeppelin hat zum Lohn für sein tapferes, opfermüttges Ver halten das Eiserne Kreuz erster Klaffe erhalten. Deutsche Flieger über ReimS. Wie über Kopenhagen aus Paris berichtet wird, hat ein deutscher Flieger am Sonntag Reims bombardiert. Mehrere französische Flie ger stiegen auf und machten Jagd aus die deut sche Taube. Als ein zweiter deutscher Flieger zu Hilfe kam, ergriffen die französischen Aero plane die Flucht. Später wurde ReimS noch mals von einem deutschen Flieger mit Bomben beworfen. Auch Dünkirchen und Montdidier er hielten Besuche deutscher Flieger, die Bomben niederwarfen. Deutsche Sozialpolitik in Belgien. Bei der deutschen Zentralverwaltung in Bel gien wird erwogen, ov und inwieweit während der Dauer der Besetzung zugunsten der Arbeiter- schäft dieses Jndustriestaales die deutschen sozial politischen Gesetze, insbesondere auf dem Gebiete des Arbeiterschutzes, eingeführt werden sollen und können. Ein nach außen erkennbarer erster Schritt ist dadurch geschehen, daß der Direktor des großherzoglich badischen Gewerbeaufsichts amtes, Geh. Oberregierungsrat Dr. Biettmann, und der Hilfsarbeiter im Reichsamt des Innern, Gewerbeaffesior Pörscht, nach Brüssel berufen sind, um durch Vorarbeiten dem schwebenden Ziele näher zu kommen, und auch sonst bei den mannigfachen Anlässen, die in das Gebiet des Arbeiterschutzes hinüberspielen, den Verwaltungs- chef sachverständig zu beraten. Die Macht der deutschen Torpedos. Ein secmilitärischcr Mitarbeiter schreibt in „Stockholms Dagbladet" über den gegenwärtigen Seekrieg: Das vielleicht am beachtenswerteste ist die unerhörte Sprengwirkung der deutschen Torpedos gewesen, die sogar in England Anlaß zu dem für die englischen Torpedos ungünstigen Ver gleich gegeben hat. England kann vorläufig, solange die deutsche Flotte sich noch stille hält, sein Hauptziel im Kriege, d.e Vernichtung des blühenden deutschen Handels, weiter verfolgen, ohne sich in größere Treffen einzulassen. Ein offensives Vorgehen der englischen Flotte würde unter ungünstigen Verhältnissen für das ganze englische Weltreich gefährliche Folgen mit sich führen. Auch wenn es glücken würde, die deutsche Flotte zu zwingen, einen Kampf aufzunehmen, und auch wenn die deutsche Flotte hierbei gänz- lich vernichtet würde, könnte es doch nicht ohne unerhörte Verluste geschehen, so daß die englische Flotte wenigstens für eine Zeit zu einer See macht zweiten Ranges herabsinken würde. Die Opfer der „Emden". Die „Times" bringen unter der Ueberschrift: „Die Opfer der Emden", eine Ueberstcht über die Verluste, die unser Kreuzer bisher der eng lischen Handelsmarine zugefügt hat. Danach hat die „Emden" nachstehende Dampfer versenkt: Die in Klammern beigefügten Zahlen bedeuten die Tonnenangabe: Benmohr (4806), Chilkana (5150), City of Winchester (6800), Clan Grant (3948), Clan Matheson (4775), Diplomat (7615), Indus (3871), Killin (3544), King Gut (3650), Lovat (6102), Pourabel (4073), Riberia (4147), Trabbolh (4014), Troilos (7562), Tymeric (3314). Außer diesen 15 Dampfern wurden zwei Kohlen schiffe gekapert, der BureSk (4350) und Exford (4542). Gekapert und freigegeden wurde Kar- bina (4657), gekapert und später von einem britischen Kriegsschiff ausgenommen wurde der Kohlendampfer Pontogores (4049), gekapert und mit Fahrgästen und der Bemannung nach Lothin gebracht wurde der Dampfer St. Egbert (5696). Im ganzen haben also die Opfer der „Emden" einen Tonnengehalt von 93 955 Tonnen. Französische Schiffe vor Kamerun. Dem „SüdsvenSka Dagbladet" wird auS Bordeaux gemeldet: Ein offizielles Communiqu6 des Marinedepartements berichtet über die letzten Operationen der verbündeten Flotte. Es wird hier mitgeteilt, daß der französische Kreuzer „Bruix" und das französische Kanonenboot „Surprise" während der Zeit vom 11. bis 14. Oktober die deutschen Posten in Kamerun, Kampo und Kribi beschossen haben, nachdem die Aufforderung, sich zu ergeben, nicht befolgt wurde. ES ist unglaublich! Noch zittert die Erregung über die vom Londoner Pöbel an wehrlosen Deutschen be gangenen Ausschreitungen in uns nach, da kommt aus England eine Kunde, die in ihrer Scham losigkeit selbst all die gemeinen Mißhandlungen weit in den Schallen stellt! Der Londoner Polizeirichter hat in der Verhandlung gegen die bei den deutschfeindlichen Ausschreitungen ver hafteten Vandalen mit zynischer Frechheit erklärt, daß die verhafteten Straßenräuber sofort auf steten Fuß gesetzt werden sollen, da diese Leute durch die Art der deutschen Kriegführung gereizt und erregt worden seien! Das bedeutet mit anderen Worten einen Freibrief an daS englische Raubgesindel, über die noch in England besind- ltchen Deutschen herzufallen! Wir werden bald hören, daß der englische Mob sich daS nicht zweimal sagen läßt. Eine derartige offensicht liche Aufforderung einer Regierung zu Raub und Mordtaten ist seit Menschengedenken nicht dagewesen, und der Freispruch der Londoner Vandalen steht auf gleicher Höhe mit dem Frei spruch der russischen Plünderer der deutschen Botschaft in Petersburg. Angesichts dieser un glaublichen Haltung englischer Behörden wird z die deutsche Regierung nicht zögern, die ent sprechenden Gegenmaßregeln zu ergreifen. DaS „bescheidene" England. Nach Stockholmer Blättern^ hebt die Lon doner Presse einmütig hervor, daß England nicht an einen Frieden denken kann, wenn nicht wenigstens Helgoland zerstört und »urückgegeben wird, „dieser Platz, besten Abgabe ein Verbrechen gegen die Nation, gegen daS Reich war." — Diese Friedensbedingung wird in Deutschland überall nur ein Lächeln Hervorrufen, wie die „V. Z." ganz recht bemerkt. Neue euglisch-rusfisch-srauzöfifche Mariuekonventio«. Die Wiener „ReichSpost" meldet aus Sofia: Die letzte Nummer der in Petersburg erscheinen den Zeitung „Nowoje Zwono" berichtet, daß vor einigen Tagen auf Verlangen Englands eine neue englisch-russisch-französische Marinekonven- tion abgeschlossen worden sei, der zufolge der Oberbefehl über die russisch-baltische Flotte und iber die Schwarze-Meer-Flotte den Engländern iber.ragen werde. Großbritannien verpflichtet ich gleichzeitig, diese Flotten durch eigene Ge- chwader zu verstärken. DaS Blatt fügt hinzu, raß die Forderung Englands nach unbedingter Interordnung der französischen und russischen Admirale unter den englischen Flottenkomman danten von Frankreich anfänglich bekämpft wor den sei, Rußland dagegen habe dem Vorschläge sogleich zugestimmt. Furcht vor der allgemeinen Wehrpflicht in England. Lord Dunraven teilt der „Morningpost" mit, daS in Irland weitverbreitete Gerücht, wonach die Regierung eine obligatorische Einziehung zum Heeresdienst plane, habe einen Auswandererstrom nach Amerika verursacht, während sonst in jetziger Jahreszeit keine Auswanderung stattzufinden pflegte. Ec erörterte weiter das Gerücht, daß eine Propaganda Deutschlands in einigen Bezir ken Irlands im Gange sei. Belgische Entschädigungsansprüche gegen England. Aus Antwerpen wird berichtet: Einige fünfzig große Amwerpencr Handelshäuser haben wegen der Vernichtung ihrer Warenvorräte durch die Engländer vor deren Abzug aus Antwerpen dem amerikanischen Gesandten im Haag Entschädigungs ansprüche gegen die englische Regierung in Höhe von 230 Millionen Franken angezeigt, da die Vernichtung der Werre nicht während der Vertei digung der Stadt, sondern erst nach der Räumung durch das abziehende englische Korps mutwilli gerweise erfolgt sei. In Ermangelung einer Ver bindung mit dem KonsularkorpS in Havre wurde die Angelegenheit dem amerikanischen Gesandten im Haag zur vorläufigen Erledigung unterbreitet. Der König von Belgien in -er Schlachtsrvnt. Londoner Zeitungen melden aus Hazebrouk: Als der König der Belgier sich kürzlich unter feindlichem Feuer auf dem Schlachtfeld befand, bat sein Stab ihn, sich aus dem Bereich der Ge fahr zu entfernen. Der König erwiderte: „Mein Leben hat für mein Land keinen größeren Wert als das Euere; mein Platz ist das Schlachtfeld." Der König hält sich bestänhig unter seinen Sol daten auf und tröstet Verwundete. Portugals Haltung immer «och nicht entschiede«. Aus Lissabon wird gemeldet, daß der Mini sterrat alle Mobilisierungspläne, sowie alle vom Kriegsminister getroffenen Vorbereitungen gut geheißen hat. Portugiesische Offiziere seien bereits nach London abgereist, wo sie mit dem englischen Generalstabe in Verbindung treten sollen. Außer einem Expeditionskorps soll so fort ein Reservekorps mobilisiert werden. In der bevorstehenden Sitzung der beiden Kammern soll der Wunsch Englands, betreffend die Be teiligung Portugals, offiziell mitgeteilt werden. In Portugal herrscht Begeisterung. (AuS an deren, zuverlässigeren Berichten geht hervor, daß von Begeisterung in Portugal keine Rede sein kann. D. Red.) Die Parteien seien einig, daß Portugal sein Wort haltert müsse. — Die Mel dung entstammt einer französischen Quelle. Deutschfeindliche Bereinigung in Portugal. Dem Pariser „Temps" zufolge bildete sich in Lissabon eine antideutsche Liga. Ihr Grün der ist das Mitglied der Akademie der Wissen schaften, Cabreira, ihr Vorsitzender General Mon teiro, ihr Delegierter in Frankreich Xavier de Carvapho. Stillegung von Betrieben in Liverpool und Manchester. Wie holländischen Zeitungen auf brieflichem Wege aus London berichtet wird, haben die Arbeitgeberverbände in Liverpool und Manchester die Stillegung ihrer Betriebe zu 33 Prozent beschlossen, infolge Auftragsmangel. Die englische Regierung hat ein allgemeines Verbot an die Gemeinden erlassen, Arbeitslosenunterstützung oder Steuerstundung während der Kriegsdauer aus öffentlichen Mitteln zu bewilligen. DaS zweimal „entführte" Untersee boot. Wie die „Tribuna" meldet, ist daS von dem italienischen Marineleutnant Belloni entführte Unterseeboot durchaus nicht freiwillig von der französischen Regierung ausgeliefert worden, vielmehr hat eS der nach Ajazzio gereiste Vize direktor der Fiatgesellschaft entführt. Der Zar an die baltische Flotte. Der russische Marinemtnister hat an den Kommandanten der baltischen Flotte folgende Mitteilung gemacht: „Der Zar hat mich beauftragt, Ihnen und der Marine seine Anerkennung für ihre anstren gende Tätigkeit während der Herbstzeit unter den Gefahren von Torpedobooten und Untersee booten auszudrücken. Dank ihrer Geschicklichkeit und Ausdauer hgt die baltische Marine die Ver teidigung der Küste und der Hauptstadt mit Erfolg geführt und die Landarmee unterstützt. Trotz seiner zahlenmäßigen Ueberlegenheit hat der kühne Feind keine wirklichen Ergebnisse er- zielt. Der Zar glaubt, daß Gott die Anstrengungen der russischen Marine, die zum Ruhme ihres teuren Vaterlandes kämpft, durch einen schließlichen Triumph segnen wird." England» Verletzung der ägyptischen Neutralität. Die von den Engländern einige Stunden durchgeführte Sperrung des Suezkanals bedeutet einen neuen Bruch des Völkerrechts, denn in dem »on allen Großmächten und auch von England unterzeichneten Suezkanalvertrag bestimmt der 1. Artikel ausdrücklich, daß jedes Handels- oder Kriegsschiff ohne Unterschied der Nation sowohl in Friedens- wie in Kriegszeiten frei und offen durch den Suezkanal fahren darf. Auch die Zu sammenziehung englischer Truppen in Aegypten ist eine Verletzung der Neutralität und erregt in der Türkei großen Unwillen. Es ist jetzt einwandfrei festgestellt, daß in den letzten Tagen zahlreiche englische und kanadische Truppen nach Aegypten gekommen sind und etwa 14000 Mann allein die Bewachung des Suez-Kanals über nommen haben. Von den Indiern sind nur 1000 Mann in Aegypten geblieben. Der größere Teil ist als unzuverlässig wieder zurückgezogen worden. Blutige Zusammenstöße in Alexandrien. Der Konstantinopeler „Tanin" meldet aus Alexandrien: Zwischen hier durchgehenden indi schen Truppen und der englischen Garnison haben blutige Zusammenstöße stattgefunden. Die Inder weigerten sich, nach Marseille und in den Krieg zu gehen. Kriegsgerichte sprachen 30 Todesurteile gegen Inder aus. Bei ver Einschiffung kam eS zu einem blutigen Handge menge, wobei englische Soldaten getötet wurden. Der Burenoberst Maritz greift die Engländer an. DaS Reutersche Büro meldet auS Pretoria: Bei Keimos am Oranjefluß griff am 18. d. M. Oberst Maritz mit seiner gesamten Streitmacht und Maschinengewehren und 8 Geschützen die Engländer an, die 10 Verwundete hatten. Eine Schätzung der Verluste des Feindes war un möglich, da er seine Verwundeten mitnahm. (Da von einem Siege der Engländer nichts gesagt wird, die Meldung aber aus englischer Quelle stammt, darf man annehmen, daß Maritz' An griff nicht erfolglos blieb). Die Höchstpreise stir Getreide. Das „BerlinerTageblatt" erfährt: DerBundes- rat wird am Mittwoch Höchstpreise für Weizen, Roggen, Gerste und Kleie festsetzen. Ausgenom men wird jedoch Braugerste. Der Preis für Roggen dürfte etwas niedriger als 225 Mk. pro Tonne und für Weizen etwas höher als der beantragte Preis von 250 Mk. werden. Der Preis für Gerste wird niedriger werden als der Preis deS Roggens. Der gesetzliche Höchstpreis bezieht sich auf den Bezirk Berlin. Für die übrigen Bezirke deS Deutsches Reiches werden Zuschläge bezw. Abschläge festgesetzt, das heißt je weiter nach Westen, umso höher ist der Preis, je weiter nach Osten, umso niedriger. Für spätere Monate werden Reporte bewilligt, die zur Deckung der Zinsen. Spesen usw. dienen sollen. Gleich zeitig mit der Vorschrift der gesetzlichen Höchst preise gelangen einige Bestimmungen über die Vermischung des Brotes mit Kartoffelmehl, die intensivere Ausmahlung von Weizen und Roggen zu Mehl, sowie das Verbot des Verfütterns von Brotgetreide zur Veröffentlichung. Der Staffel tarif für Getreide und Kartoffeln bleibt bestehen. (Wie dem W. T. B. hierzu mitgeteilt wird, sind diese Angaben im allgemeinen richtig, nur dürften die Zahlen vielleicht noch eine kleine Aenderung erfahren.) Oertliches und Sächsisches. * — Witten ungSaussicht für Mittwoch, den 28. Oktober: Westwinde, wolkig, kem erheblicher Niederschlag. * — Festsetzung von H ö ch st - Preisen für Kartoffeln und Mehl. Wie die „Glauch. Ztg." mitteilt, hat die Königliche Amtshauptmannschast bei den zuständigen Oberbehörden die Festsetzung von Höchstpreisen für Kartoffeln und Mehl bean tragt. Es ist erfreulich, daß die Königliche Amtshauptmannschaft so rasch die geeigneten Schritte ergreift, um ein wuchermäßiges Stei gen der Preise für unsere wichtigsten Volks« nahrungsmittel zu verhindern. Gerade in der letzten Zeit sind überall Klagen über die ho hen Kartoffelpreise laut geworden. *— Der neue Fahrplan wird im Pcr- sonenzugverkehr wesentliche Erleichterungen brin gen sowohl was den Fernverkehr als auch den Nahverkehr, namentlich auf den Strecken Hohen stein-Ernstthal—Chemnitz und Hohenstein-Ernst« thäl—Glauchau, betrifft. Insbesondere sind hier die Fahrgelegenheiten für in Chemnitz beschäf tigte Arbeiter günstiger geworden. Der bisher 5,56 Uhr früh nach Dresden verkehrende Perso nenzug wird in Zukunft eine Viertelstunde früher von Hohenstein-Ernstthal abfahren, sodaß die Ankunft in Chemnitz-Hauptbahnhof 6,14 und in Dresden um 9 Uhr erfolgt. Der Arbeiterzug 6,11 Uhr bis Chemnitz wird gleichfalls früher, und zwar um eine Minute, gelegt, dieser Zug verkehrt nur Wochentages jDcr Zug 6,56 Uhr vorm. wird 6 Minuten.später abfahren, also um