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Der englische König ans dem Kriegsschauplatz. Amtlich wird über Rotterdam gemeldet, daß König Georg am Montag das englische Houpl- quartier in Nordfrankreich besuchte. Er hatte Sonntag nacht die Ueberfahrt nach den« Kon tinent unternommen. KampseSmiidigkeit der Belgier. Auf den Grad der Kampfesfreude der bel gischen Offiziere und Soldaten wirst, so be richtet der „Berl. Lok.-Anz." aus Mailand ein Telegramm aus dein belgischen Lager an den „Daily Telegraph" ein eigentümliches Licht. Danach erließ König Albert folgenden Tages befehl: Jeder Offizier, der von Rückzug spricht, wird von mir als Verräter Belgiens angese hen, und jeder Offizier, der nicht imstande ist, für seine Mannschaften einzustehen, wird seines Postens enthoben. Serbiens Sterne sinken. Das serbische Drama gehl langsam zu En de. Nicht allein das serbische Heer, sondern was vielleicht noch schlimmer ist, das gesamte Wirtschaftsleben Serbiens geht mit Riesenschrit ten seiner vollständigen Vernichtung entgegen. Unaufhaltsam wälzt sich ein Strom serbischer Flüchtlinge, durch Entbehrungen und von wahnsinniger Angst getrieben, vom Osten und Westen Serbiens, aus Serbiens Haupislodt Belgrad nach dem Süden. Aber wenn diese Flüchtlinge glaubten, bei den Stammesgeuos- sen offene Hand und offene Türen zu finden, sie wurden gmusam enttäuscht. Die zweite Hauptstadt des Landes, Nisch, hat diese Illu sionen jäh zerstört. Anstatt Hilfe und Mit leid, ernteten die Flüchtlinge Spott und Hohn, denn die da in Nisch noch ziemlich unberührt von den Härten des Krieges ihr Dasein fri sten, sie ahnen ihr Schicksal, und der selbstsüch tige serbische Charakter ist nicht daraus gerich tet, seelischen Regungen nachzugeheu. Was sich in Nisch ereignete, die unmenschliche, aber echt serbische Art, mit der man die Hilse su chenden Flüchtlinge behandelte, wirst ein über aus grelles Schlaglicht aus die gesamte Situa tion in Serbien, die sich in dem einen, aber so inhaltsreichen Worte wiederspiegelt: Hoss- nungslos! Es ist schon so. Das Volk, das die furchtbarsten Verbrechen am eigenen Staals körper beging, das in Mazedonien mit beispiel losem Zynismus das System der Ausrottung befolgte, dieses Volk geht endlich seiner Ver nichtung entgegen, wird endlich von seinen, wohlverdienten Schicksal erreicht. Wohl kämpft das serbische Heer noch einen Veczweiftungs- kämpf, wohl kaum, um in Ehren unterzuge hen, sondern seinem fanatischen Haß gegen Oesterreich-Ungarn folgend, das; diesem Ser bien niemals ohne Grund zu nahe getreten ist. Serbien ward das Opfer seiner Ländergien und Großmannssucht. Es vertraute einem Reiche, das diese Pläne in eigennützigster Wei se zu spüren verstand, einem Rußland, das ebenfalls den beiden Mächten, die es zu ver nichten suchte, Deutschland und seinem tapferen verwindeten Oeslcrreich-Ungarn, die surchtbar- wn Nackenschläge erhält, unfähig, dein bedräng ten Serbien die versprochene Hilfe zu leisten. Das serbische Reich, das sich restlos dem Za renreiche verschrieben hat, hat verspekuliert, seine Sterne sinken — füt immer. Serbien steht vor der völligen Vernichtung. Der in Petersburg weilende Vertrauens mann des serbischen Ministerpräsidenten Pa- sitsch, Marko Zemowitsch, schreibt in der „No- woje Wremja": Das Vertuschen hilft nichts mehr, die Serben haben bisher mindestens 100 000 Soldaten verloren, fast ein Drittel ihrer Streitkräfte. Das, was Serbien droht, ist hundertmal ärger als das Schicksal Belgi cns. Serbien steht vor der Gefahr der völli gen Vernichtung. General Bojowitsch, der Be fehlshaber der serbischen Armee, wurde wegen seines Rückzuges in den Ruhestand versetzt; an seiner Stelle wurde der Unterbefehlshaber im Oberkommando, General Mischitsw, ernannt. Fluchtvorbereitungen König PeterS. In Sofia angekommene Flüchtlinge aus Serbien erzählen, daß König Peter sich über die gegenwärtige Lage ganz klar ist. Er hofft so wenig noch auf eine für ihn günstige Wen dung, daß er sich bereits mit den Vorberei tungen zu seiner Flucht beschäftigt. Zunächst sorgte er dafür, daß sein beträchtliches Vermö gen in Sicherheit gebracht wurde. Er beabsich tigt, wie Athener Blätter melden, sich zunächst nach Athen zu begeben, um dann entweder englisches oder französisches Gebiet aufzusu chen. Der Kaiser bei deu Truppe« in Ostpreutzen. Amtlich wird gemeldet: Der Kaiser besichtigte gestern bet Gumbinnen und Darkehmen unsere Truppen in Ostpreußen und deren Stellungen. Oberste HeereSleituug. Sine Konferenz der bundesstaat lichen Ministerpräsidenten mit dem Reichskanzler findet laut „B. T." im Anschluß an die KciezStagung deS Reichstages statt. Es handelt sich da um eine Sitzung deS chr den außerordentlichen Fall erweiterten Bundesratsausschusscs für auswärtige Ange legenheiten. Der Reichskanzler im feindlichen Feuer. Wie den „Münchener Neuesten Nachrichten" geschrieben wird, ist der Reichskanzler am 10. November einer schweren Gefahr entronnen. Flieger hatten wohl ausgekundschaftet, daß das Stabsquartier des Stabes der zweiten Abteilung des Feldartillerie-Rcgiments Nr. 5 in zwei Ge höften in der Nähe deS Bahnhofs W. unterge- vracht war. An dem genannten Tage begann, mährend sich der ganze Smb mit Ausnahme des Zahlmeisters und einiger AbteilungSschreibcr in der Gefechtslinie befand, ein heftiges Granat feuer auf die Gehöfte. Die Offiziersbmschen eilten ins Freie, wobei einem Burschen durch eine krepierende Granate beide Beine abgerissen wurden. Er starb bald darauf. Hätte die Be schießung eine halbe Stunde früher eingesetzt, so wären ihr alle Offiziere zum Opfer gefallen. Wie durch ein Wunder sind die Zurückgebliebenen vom Tode verschont geblieben. Eine halbe Stunde vor der furchtbaren Kanonade stand der Reichskanzler mit Major Meitzen im Gespräch an der Stelle, an der später ein Volltreffer einschlug. Dr. Ablaß auf ber Heimreise. Der fortschrit liche Reichstagsabgeordnete für Hirschberg, Justiziar Dr. Ablaß, der bisher in Wologda in Rußland mit seiner Gattin zurück gehalten wurde, hat nach dem „Berl. Tgbl." aus Stockholm ein Telegramm an seine Familie gesandt, nach dem er sich auf der Heimreise nach Deutschland befindet. Neue Höchstpreise. Die Vorbereitungen für eine Bundesratsver ordnung zur Festsetzung von Höchstpreisen für Metalle sind soweit vorgeschritten, daß den Bun desregierungen bereits in düsen Tagen ein Ent wurf für Begutachtung zugehen wird. Es handelt sich um folgende Metalle : Kupfer und Kupfer legierung, Aluminium, Antimon, Nickel und Zinn. Der Bundesrat dürfte entweder am Ende dieser Woche oder im Laufe der nächsten Woche über die Vorlage Beschluß fassen. Auch für die Fest setzung von Höchstpreisen für Wolle sind die Vor bereitungen soweit gediehen, daß schon in naher Zeit eine Bundesratsoerordnung zu erwarten ist. Dem Vernehmen nach ist auch noch für einige andere Artikel, in denen gegenwärtig eine starke Preissteigerung herrscht, die Festsetzung von Höchst preisen zu erwarten. Eine neue Niederträchtigkeit unferer Gegner. Zu den zahllosen Beispielen barbarischer Kriegsführung wird jetzt, wie die „Frkf. Ztg." meldet, ein Fall bekannt, der von besonderer Niederträchtigkeit zeugt. Bei einem Gefangenen sind französische Jnfanteriegeschoffe gefunden wor den, die an der Spitze, wie dies bekanntlich nur zu häufig beobachtet worden ist, eine Ausboh rung von 5 Millimeter Tiefe und 2>/< Milli meter Durchmesser haben. Das Neue ist daran, daß diese Vertiefung mit weißem Phosphor ge füllt und dann noch außen mit Paraffin abge schlossen ist. Verwundungen mit solchen Ge schossen sind natürlich besonders gefährlich und bösartig. Der Phosphor muß in den Wunden sehr schmerzliche Verbrennungen bewirken und die Heilung erheblich verlangsamen. Franzöfifche Geisel« nach Zaber« überführt. AuskZabern wird der „Straßb.Post" gemeldet: Dieser Tage wurden aus dem französischen Städt Kis M Frmultbtn. Roman von K. Deutsch. 42 Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Frau Gräfin, ich bin nur ein bürgerliches Mädchen — aber zu stolz, um ihre Einwilli gung zu erbetteln, und — auch zu feige, um aus eine solche Weise um deu furchtbaren Preis, den Sie andeuten, mein Glück zu er kaufen. Ich bin mir der Macht wohl bewußt, die ... die ich über Ihren Sohn habe, ich weiß, daß es nur eines Blickes, eines Wortes bedarf, um schon morgen seine Gattin zu heißen, weil ich aber diese Macht kenne, will ich sie nicht gegen eine Mutter gebrauchen. Wenn es Ihnen angenehm ist, so verlasse ich noch heute das Schloß. Den Herrn Grafen habe ich zum letzten Mal gesehen." Gräfin Helene hatte mit allen möglichen Waffen gekämpft. Sie hatte verletzt und ge schmeichelt, gedroht und gefleht, sie war ein gestanden mit dem ganzen verzweifelten Mute einer Mutter, für die alles auf dem Spiele l steht, und doch machte sie der Sieg im ersten Moment betroffen. Und so groß war ihr ' Vertrauen in diesem Augenblick zu der Hoch herzigkeit und Größe der Gegnerin, daß sie nicht einmal die Wiederholung des gesproche nen Wortes verlangte. „Sie sind ein edles Mädchen, Elisabeth und ich will Ihnen das nie vergessen." Sie streckte ihr die Hand entgegen, aber das Mädchen schien cs nicht zu bemerken. „Es ist besser, wenn Sie noch heute Nacht abreisen. Am Tage ließe sich das schwer unbemerkt bewerkstelligen. Ich will Misko benachrichtigen. In zwei Stunden soll er am Kreuzweg bei der großen Linde halten. Ich bringe Sie selbst an die bezeich nete Stelle. Ihre Koffer werden Ihnen nach geschickt, wenn Sie mir die Adresse zurücklassen wollen." Schweigend trat Elisabeth an den Tisch und schweigend schrieb sie die Adresse; dann wandte sie sich zum Gehen. Ihre Gestalt schien zu wanken, als sic durch das Zimmer schritt, bei der Tür blieb sie einen Moment stehen. Ihr Gesicht war sehr bleich. „Leben Sie wohl, Frau Gräfin, Und mögen Sie diese Stunde nicht bereuen. Doch, Sie sind ja die Mutter und er — ihr einziger Sohn." chen Ttrey eine Anzahl von Geiseln Uber Saar burg nach Zabern gebracht. Unter ihnen befindet sich neben dem Bürgermeister auch der Schloß- h:rr vom Schloß Ehataillon mit seiner Familie und Dienerschaft. Diese haben sich in einem Hotel eingemietet und dürfen sich völlig frei bis zu einer bestimmten Grenze bewegen. Die übrigen Gefangenen, darunter Mütter mit fünf bis sieben Kindern, sind im BezirkSgefängniS untergebracht. ES handelt sich bei dieser Gefangenhaltung um eine Gegenmaßregel der deutschen Regierung. Eine neue KriegSkontribntion für ganz Belgien. Die „Kölnische Zeitung" meldet: Der „Maß bode" vernimmt aus angeblich bester Quelle, daß außer dem in vielen belgischen Städten erhobenen Kriegsbeitrag ein solcher von 35 Millionen Franken monatlich für ganz Belgien erhoben werden soll. Am Freitagmorgen habe das deutsche Gouverne ment für die Provinz Brabant die leitenden bel gischen Bankiers zusammengerufen und ihnen diese Mitteilung gemacht mit dem Zusatz, daß das Geld für den Unterhalt der deutschen Trup pen in Belgien mit einem Bestände von 250000 Mann bestimmt sei. Die Minengefahr in der Nordsee. Der dänische Dampfer „Mary", auf der Fahrt von Esbjerg nach Grimsby, ist am Sonntag in dcr Nordsee auf eine Mine geraten und gesunken. Die ,14 Mann starke Besatzung reitete sich in zwei Booten. Dcr Kapitän und 7 Mann, die sich in dem eiwn der Boote befanden, wurden von dem Dampfer „Juno" von der Wilson-Linie ausgenommen und in Grimsby gelandet. Von dem anderen Boote fehlt jede Spur. Ueber England- Neutralitätsbruch sind neue Belege entdeckt worden, aus denen hervorgeht, daß England im Verein mit Belgien den Krieg gegen Deutschland auch militärisch schon im Frieden vorbereßet hatte. Es sind ge heime militärische Handbücher über Belgiens Wege und Flüsse, die dcr englische Generalstab herausgegeben hat. Holland rüstet. Holland rüstet weiter, um für alle Möglich keiten vorbereitet zu sein und beruft die Rekruten klosse 1915, die erst im Herbst des nächsten Jahres einrücken sollte, schon auf den 15. De zember dieses Jahres ein. Man berechnet, daß die niederländische Armee dadurch um rund 40000 Mann verstärkt werdet; wird. Italien wird eine wachsame bewaffnete Neutralität innehalten. Eine Depesche der „Kölrt. Bolksztg." aus Genua zufolge meldet die Muriner „Stampa" aus Rom: Bei Beginn der Kammertagung am Donnerstag werde die Regierung ihre eigenen Absichten betreffs des Krieges so wenig uüe mög lich enthüllen. Salandra wird eine kurze Er klärung Uber die Innehaltung wachsamer be waffneter Neutralität abgeben und dem Parla ment versichern, die Regierung werde mit sicherer Hand die italienischen Interessen schützen. Der Dreiverband und die Neutrale». Der Korrespondent der Loüdoner „Morning- post" in Petersburg telegraphiert: Rußland und seine Verbündeten sind jetzt fest entschlossen, die neutralen Staaten ausschließlich nach deren Ver dienst zu behandeln. Diejenigen, die nicht mit uns sind, sind gegen uns, wird jetzt das leitende Prinzip für die Verbündeten sein. Die Ver bündeten werden Europa fortan diktieren, was in Europa Gesetz sein soll. — Na, na, nur immer langsam voran I Griechenland wird neutral bleiben. Alle Bemühungen der Dreiverbandsstaaten, Griechenland zur Aufgabe seiner Neutralität und zum Anschluß an den Dreiverband zu bewegen, sind gescheitert, da man in Athen nicht mehr an dem endlichen Siege der deutschen Waffen zweifelt. Auch der selbstlose Vorschlag des Dreiverbandes, Griechenland sollte jetzt mit der Türkei anbinden und auf leichte Weise reiche Beute einhcimsen, fand am Piraeus nur ein verständnisvolles Schütteln des Kopses. Die russischen Offizier-Verluste. Die „Deutsche KriegSzeitung" meldet auS Zürich: Nach amtlichen Mitteilungen des „Rußkt Invalid" betragen die russischen OssizierSverluste bis 20. November 9702 Tote, 19 511 Verwun dete und 3679 (I) vermißte Offiziere. Eine neue Niederlage der Engländer in Aeghpte«. uv Einer Londoner „News"-Meldung zufolge hat der neuernannte Kyedive von Aegypten sein Amt in die Hände deS englischen Oberkommissars zurückgelegt. Die Unruhen in Marokko. Aus Marokko wird von bedeutenden Unruhen der Kabylen in der französischen Zone berichtet. In Casablanca sollen eindringende Mauren die französischen Behörden und das vorhandene wenige Militär angegriffen haben. Der Aufstand der Buren. Die Zeitung „N-euwe Eourant" im Haag erhielt einen Brief ihres Korrespondenten aus Kapstadt, aus dem hervorgeht, daß die Engländer eine Schreckensherrschaft in Südafrika eingesührt haben, unter der die bclangloscste Redensart mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu einem Jahre bestraft wird. Die Zensur unterdrückt alle Nachrichten, trotzdem sind Briefe aus Pretoria nach Kapstadt gekommen, auS denen hervorgeht, daß Pretoria Anfang November von 4000 Auf ständischen mit Geschützen belagert worden sei und daß im Freistaat 1500 Aufständische, in sieben Kolonnen eingeteitt, zusammengezogen seien. MbereitW der Jugend uns de» Heeresdienst. Am 28. November 1914 fand im Hotel „Stadt Hamburg" in Glauchau unter dem Vor sitz des Amtshauptmanns Grafen v. Holtzendorff eine Besprechung der Leiter dcr Vorbereitung der Jugend auf den Dienst im Heere statt, an dcr auch Bczirksschulinsprktor Dr. Kraner und Ober leutnant Haubold vom Glauchauer Bezirkskom- mando teilnahmen. Es wurde festgestelli, daß in den meisten Gemeinden diese Au^büdung be reits im vollst n Gange ist und daß überall die jungen Leute mit Begeisterung dem an sie ge richteten Rufe gefolgt sind. Hauptzweck der Aus bildung soll die Vorbereitung der Irgend auf die ihrer im Kriegsdienst wartenden körperlichen An strengungen sein. Diese Vorbereitung wird ge rade für diejenigen Berufsstände besonders wich tig sein, die ihren Beruf im Zimmer autzüben. Nach einer allgemeinen Aussprache über die bisher gemachten Ecfahrungen auf dem oben genannten Gebiete wurde das Ergebnis in folgenden 7 Leitsätzen zusammengefaßi, welche für die Ziele der Ausbildung maßgebend sein sollen. 1. Hauptaufgabe der Ortsausschüsse ist es, auf möglichst vollzählige Beteiligung htnzuwirken. 2. Zweck der AuSb ldung ist in erster Linie körperliche Stärkung der Jagend, Erziehung zu militärischer Disziplin und Ordnung. 3 Zu erzielen ist eine einfache militärische Ausbildung, ähnlich der Nekrutenausbildung. 4. Marschübungen mit Gepäck, besonders wich tig, unter allmählicher Steigerung des Gewichts 5. Entfernungsschätzen. - " - 6. Zielübungen, Umgang mit Gewehr, Grund regeln. 7. Zusammenwirken verschiedener Gemeinden, besonders für kleine Jelddienstübungen. Oertliches und Sächsisches. ' — Witterungraussicht für Donnerstag, den 3. Dezember: Keine-wesentliche Aenderung des gegenwärtig herrschenden Wetters *- Die 69..,-sächsische Verlust l i sl e führt u. a. folgendes auf: Infanterie- Regiment Nr. 105-- Knreroffizier Ernst Albin Barth aus Gersdorf, vermißt. Moritz Paul Löffler aus Oberlungwitz 1'. Joses Felix Owsiansky aus Gersdorf, leicht verwundet. * — B e i ni L a n d w e h r - I n s an- t e r i e - R e g i m e n t Nr. 1 0 7 „ bei den, viele Krieger aus hiesiger Gegend kämpfen, fielen im letzten Novemberdrittel nahezu samt liche Offiziere bezw. Offizier-Stellvertreter. Die Kompagnien werden von Leutnants, die Ba toillone von Hauptleuten und das Regiment von einem Major geführt. Das Rcgimmt stand in äußerst heftigen Kämpfen. * — S a m m l u n g desRolen Kreu zes zum B e st e n der W e i h n a ch t s - bescherungen in den.Laza retten. Der Zweigverein vom Roten Kreuz Glauchau und Umgegend sieht sich in den nächsten Ta gen erneut genötigt, sich mit einer allgemeinen Haussammlung in allen Gemeinden des Be- Die Tür öffnete sich und. schloß sich und die Gräfin -war allein. XV Il>. Man schrieb das Jahr 1870. Die Sonne ivar untergegangen und zarte, durchsichtige Ne belschleier wallten in der Luft, sie umhüllten die sanft aufsteigcnden Hügelketten, bedeckten das liebliche Tal, das zwischen ihnen lag, und umspannten jede Erdwelle, jeden Baum und Strauch, als, wollten sie das stille, heilige We hen der Natur wahren vor dem rauhen Schat ten der Nacht ... So ruhi^ und friedlich die Landschaft schien, so spielte sich doch in diesem Augenblicke in nicht zu weiter Entfernung ein gewaltiges, weltbedeutendcs Ereignis ab. Jen seits der Hügelketten, keine Stunde entfernt, wütete die Schlacht, und die Feuer, die den Horizont röteten, die dumpfen Donner, die von Zeit zu Zeit die Luft erschütterten und in meilenweiter Umgebung die Erde beben und zittern machten, waren die von Sedan. Am Fuße eines der Hügel, von einem klei nen, aber dichten Wald gedeckt, stand ein ho hes stattliches Gebäude; eine > Umfassungsmau er trennte es von seiner Umgebung. Die Mauern waren dick und von Alter geschwärzt, lange Spitzbogenfenster, mit dichten Gitternet ¬ zen versehen, liefen um dasselbe. Auf einer Seite war ein kapellenartiger Anbau mit ei nem Turme. Dies Gebäude war das Non nenkloster zu St. Anna, das jetzt in ein La zarett umgewandelt war. In den Zellen, wo sonst fromme Nonnen beteten, in den Sälen, wo sic sich zu gemeinsamer Arbeit oder zu den Mahlzeiten versammelten, in den Gängen, wo ihr leise gedämpfter Schritt ertönte, lagen jetzt verwundete .Krieger. In kurzen Zwischenräu men stand Bett an Bett, und die gewaltigen Heiligen blickten von den Wänden und der Decke auf bleiche Männergestalten, auf entstell te Gesichter und verstümmelte- Leiber, lauschten den Schmerzenstöyen, den wirren, verworrenen Lauten. Seitdem der Krieg in diese Gegend gezo gen, diente das Kloster dieser Bestimmung. Ein Teil der Nonnen hatte es flüchtig ver lassen, die anderen waren geblieben und hat ten sich den Aerztezn und frommen Schwestern zur Verfügung gestellt: Der Tag von Sedan hatte die Zahl der Verwundeten beträchtlich vermehrt, die auch in den naheliegenden Dör fern, Landhäusern und Pachthösen unterge bracht wurden. . (Fortsetzung folgt.)