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Erfolge, die türkische Truppen im Kaukasus, also im Rücken des großen Zarenheeres, da« vontragen, auf die Dauer nicht ohne Einwir kung bleiben. Die Türken haben aus den er sten Anhieb die anderthalb Armeekorps star ken russischen Streitkräfte, die in türkisches Ge biet eingefallen waren, bei Köpriköi, nördlich von Erzerum, vernichtend geschlagen. Die Rus sen verloren dabei, wie schon in voriger Num mer gemeldet, 4000 Tote, ebensoviele Verwun dete, 500 Gefangene, 10 000 Gewehre und eine große Menge Munition. Während hier die Russen mit Saus und Braus zum Tempel hinausgefegt wurden, drangen starke türkische Streitkräfte etwas weiter nordwestlich in rus sisches Gebiet ein und marschieren auf Batum am Schwarzen Meere zu. In dem Gebiet von Laststan, dem an der Küste des Schwarzen Meeres gelegenen nordöstlichen Teile der Pro- vinz Trapezunt, aus dem der türkische Vor marsch an der Küste auf Batum erfolgte, flüch teten die Russen in vollkommener Auflösung. Die Russen haben im letzten Jahrhundert nicht nur im Krimkriege, sondern auch in dem Krie ge 1877/78 die Hand der Türken verspürt und wären in dem letzteren ohne Rumäniens schlecht bezahlte Hilfe unterlegen. Heute, wo das Gros der russischen Streitkräfte mit deutschen und österreichischen Armeen ringt, kann und wird der Türkenkrieg die übelsten Wirkungen für das Zarenreich herbeiführen. Am 29. Oktober wurden die russisch-türki schen Feindseligkeiten durch das Seegefecht am Bosporus eröfftret, und schon am 1. Novem ber überschritten russische Truppen die türkische Grenze in einer Frontausdehnung von etwa 200 Kilometern. Die in der Mitte befindliche Hauptkolonne ging auf der wichtigsten hier vorhandenen Straße von Alexandropol über Kars nach Erzerum vor, die Nebenkolonnen nördlich und südlich davon. Die Hauptkolon ne wurde auf anderthalb Armeekorps verstärkt, unter denen sich die erste kaukasische Kosaken- Division befand, die einzige im Frieden beste hende Fußformation der Kosaken. Es leuchtet ein, daß ein derartiger auf breitester Basis aus- gebauter Angriff von langer Hand vorbereitet gewesen ist. Rußland hatte weit stärkere Trup penmassen, als zum Grenzschutz erforderlich sind, sofort zur Hand; auch hat es für den Truppennachschub umfassend« Vorbereitungen zu treffen gehabt. Da Rußland demnach auf den Krieg vollständig vorbereitet war, ist der Erfolg der türkischen Truppen umso höher zu veranschlagen. Rußlands Angriff auf die Tür kei ist jedenfalls vollkommen gescheitert, und jetzt geht es an ein frisches und fröhliches Ja gen der Türken aus die in panikartiger Flucht entwichenen Russen. Afghane«, Perser und Aeahpter gehe« mit der Türkei. Nach Meldungen der „Tägl. Rdsch." wurde, wie Petersburger Blätter berichten, soeben ein türkisch-persisches Abkommen unterzeichnet, wo nach Persien an die Türkei Teile des Gebie tes von Urmia an der russischen Grenze ab tritt, wofür es von der Türkei außer einer Geldentschädigung Waffen, Munition und Ge schütze erhält. Ist dieser Vertrag tatsächlich zum Abschluß gelangt, dann ist Persien nicht mehr der unmittelbare Nachbar Rußlands, son dern es schiebt sich türkisches Gebiet dazwischen, wodurch die Lage vollständig verändert wird. Persische K«nd-ed«ngen Irr «»«stantivspel. Die Kundgebung der in der türkischen Haupt- stadt anwesenden maßgebenden persischen Per sönlichkeiten gegen die Unterdrückung ihres Landes durch Russen und Engländer gestaltete sich äußerst eindrucksvoll. Nach der Protestver- sammlung begaben sich die Teilnehmer in ge schlossenem Zuge zur amerikanischen Botschaft, Ivo eine Abordnung vom Botschafter, zur Ueber- reichung des Protestbeschlusses empfangen wur de. Auch auf der österreichisch-ungarischen, der italienischen und der deutschen Botschaft wur de der Beschluß überreicht. Namens des deut schen Botschafters wurden die Perser vom Bot schaftsrat von Kühlmann empfangen. Dio Ueberreichung fand unter dem Gesänge von Schulkindern statt. Ein Gebet wurde gespro chen und schließlich Hochrufe auf den Sieg der deutschen, der österreichisch-ungarischen und der muselmanischen Waffen ausgebracht. Der Spre cher bat um Weitergabe des Beschlusses an den Deutschen Kaiser, den mächtigen Freund des Islams. Botschaftsrat von Kühlmann dankte namens des Botschafters für die guten Wün- sche und versprach, den Beschluß und die Grü ße der Versammlung dem Kaiser zu übermit teln. Am Sonntag empfing der deutsche Bot schafter von Wangenheim eine Abordnung aller in Konstantinopel weilenden Mohammedaner. Der heilige Krieg i« Marokko. Wie aus Konstantinopel gemeldet wird, ge- winnt der heilige Krieg, der gegen Frankreich proklamiert worden ist, in Marokko an Aus dehnung. Einem in Tanger erscheinenden Blatt zusolge sind 10 000 Marokkaner unter Abd ul Melek in Tazza eingezogen. Sie nahmen die französischen Beamten gefangen. In einem zwischen Marokkanern und Franzosen in der Umgebung von Tanger ausgefochtenen Kampfe sind die Franzosen geschlagen worden. Vom Burenaufstand. Tin amtliches englisches Telegramm aus Pre- toria teilt mit, daß Oberst Badenhorst, der von Wolvenhoek im nördlichen Oranjefreistaat vor- rückt, seinem Bericht zufolge am 12. November bet Frankfort ein Rebellenkommando unter dem Befehl von Vanboller angegriffen und sein Lager mit 47 Mann und 56 Pferden erbeutet habe. 2 Rebellen fielen, 3 wurden verwandet. M I «et« Steg über Dewet. Die Londoner Jubelmeldunaen von einem vernichtenden Siege der englischen RegierunaS- truppen über Dewet haben sich al- Seifenblasen herausgestellt, wie die über Rotterdam einge troffenen späteren Berichte, die gleichfalls aus englischer Quelle stammen und daher nicht wört lich genommen werden dürfen, deutlich erkennen lassen. Nach diesen Berichten^ waren die Re gierungstruppen außerstande, rechtze tig die ihnen im Befehl angegebenen Punkte zu erreichen, sonst hätten sie gute Aussichten gehabt, das ganze Kommando DewetS in Stärke von 2000 Mann gefangen zu nehmen. Oberst Brand arbeitete mit Botha zusammen, der die in getrennten Kolonnen marschierenden Aufständischen vor sich herlreiben wollte. Botha hielt aus, bis seine Pferde erschöpft waren; Dewet aber nahm in zwischen den Kommandanten Fauche mit 40 Mann gefangen. Die große Gefahr der südafrikanischen Aufstandes für England gab der K.iegSminister der südafrikanischen Regierung, Generals SmutS, offen zu. Der General behauptete zwar, daß der Aufstand des Obersten Maritz und des Ge nerals BeyerS in Transvaal unterdrückt sei, fügte aber hinzu, daß der Aufstand im Norden deb ehemaligen Oranje-FreistaateS sehr bedrohlichen Charakter angenommen habe, hauptsächlich in folge deS großen persönlichen Einflusses DewetS. Die Regierung habe alles versucht, um der Em pörung auf friedlichem Wege Herr zu werden. Da diese Bemühungen erfolglos blieben, der Ausstand jedoch unterdrückt werden mußte, so entschloß sie sich, wenn auch schweren Herzens, zur Anwendung von Waffengewalt; denn die Regierung sei sich wohl bewußt, daß die Kämpfe zwischen Angehörigen der weißen Raffe die Ge fahr einer Herrschaft der Farbigen über Südafrika heraufbeschwören. In den Kämpfen gegen unsere Schutzgebiete hat England diese Rücksicht nicht genommen, erntet aber sicherlich noch einmal den Lohn seiner Brutaliiät. * * « Lord Roberts Aus London wird amtlich gemeldet: Lord Roberts ist auf einer Dienstreise in Frankreich, wobei er die indischen Truppen inspizierte, am Sonnabend abend an Lungenentzündung ge storben. Er war 82 Jahre alt und hatte sich am Donnerstag eine schwere Erkältung zuge zogen. Mit Frederick Sleigh Roberts, Lord von Kandahac und Waterford, Grafen von Preto ria, Ritter des Hosenbandordens und leider auch des Schwarzen Adlerordens von Preu- ßen, ist wohl die markanteste Erscheinung des neuen militärischen England aus dem Leben geschieden. Einer von den Männern, die in allen Erdteilen kämpften: In Bengalen, Abes sinien, Afghanistan, wo er den Uebergang über den Peiwarpaß erzwang, vor allem jedoch in Südafrika, wo er als Oberbefehlshaber der britischen Truppen den ungeschulten, aber menschlich vorgehenden General Buller ersetzte und sich Ehren und Würden eines Henkers verdiente. Ihm gelang es, den Oranje-Frei staat zu erobern, Johannesburg und Pretoria zu nehmen und dann im Frieden von Vereeni- gung die Verbindung der beiden Republiken mit England unter erheblichem Wortbruch durch zusetzen. Den Namen eines Lords von Kan dahar hatte er schon 20 Jahr vorher erhalten, als er nach der Besetzung von Kabril vor den Mauern der von Ejub Chan hart bedrängten Festung Kandahar einen blutigen Sieg errang. Jetzt ist er nach einer wunderlichen Fügung des Schicksals als Führer der indischen Trup pen in Frankreich gestorben, der Söhne der selben Männer, die er einst grausam verfolgt und in Massen hingemordet hat. „Lord Bobs", wie man ihn in England zärtlich nannte, weil man in ihm den vollendeten Typus des mo dernen Angelsachsentums erkannte, war einer der rücksichtslosesten, brutalsten und skrupellose sten Offiziere, die selbst England jemals her vorgebracht hat. Prinz OSkar vo« Preutze« begibt sich wieder an die Front. Prinz Oskar von Preußen und seine Ge mahlin verließen nach fast siebenwöchigem Aufenthalt Bad Homburg, um sich über Frank furt am Main nach Schloß Lieser an der Mosel zu begeben. Der Prinz wird morgen in das Große Hauptquartier zurllckkehren. Die Flüge Hellmuth HirtHS. Der Flieger Hellmuth Hirth ist in Koblenz angekommen. Er äußerte seine Verwunderung darüber, daß er als Spion erschoßen worden sein sollte. Er teilte mit, daß er in letzter Zeit sehr erfolgreiche Flüge unternommen habe, über die er auS militärischen Rücksichten sich nicht weiter aussprechen könne. Der spanische Botschafter i« Berli« besucht die deutschen Gefangenen lager. Da der mit Wahrnehmung der französischen Interessen beauftragte spanische Botschafter in Berlin die Ermächtigung erhalten hat, ein Ge fangenenlager in Deutschland zu besuchen, hat der französische Kriegsminister dem Botschafter der Vereinigten Staaten gestattet, alle Laaer für deutsche Kriegsgefangene in Frankreich zu besuchen. Die Tätigkeit des BureauS für «rie-Sgefaugeue in «enf. Die Londoner Zeitung „Star" meldet au» Bern, daß dem neutralen Bureau für Kriegsge fangene in Genf die Listen von 25 000 deutschen Gefangenen in Frankreich und von 90 000 fran- züsischen Gefangenen in Deutschland eingereicht wurden. In der obigen Zahl der deutschen Ge fangenen sind selbstverständlich die zahlreichen bei Ausbruch de» Kriege» zurückbehauenen und in Konzentrationslagern untergebrachten Zivil- Personen inbegriffen. Nuffische Schande. Bei Tomaszow in Polen war beobachtet worden, daß die Russen feindliche Ein wohner als Kugelsang vor sich hertrieben, um unseren Truppen das Feu ern unmöglich zu machen. Das Armee-Ober kommando befahl sogleich eine Untersuchung! an, welche folgendes Resultat ergab: Ein Landwehrbataillon hatte bei einem Rückzugs gefecht bei Tomaszow am Südufer der Pilica eine Ausnahmestellung zu nehmen. Hierbei be obachtete es, daß die aus nördlicher Richtung nachdrängenden Russen Bewohner von TomaS- zow, darunter Frauen und Kinder, auf der Hauptstraße vor sich herschoben, wie sie es be reits in Kipanen und Sendrowen bei Willen berg in Ostpreußen getan hatten, um sich da durch vor dem Feuer unserer Truppen zu schüt zen. Da stärkere russische Abteilungen sich aus diese Weise bis aus 300 bis 400 Meter unse ren Stellungen genähert hatten, wurde das Feuer von uns eröffnet. Es war nicht zu vermeiden, daß dabei viele von den vorgescho benen Zivilpersonen unschuldig den Tod san den. Also nicht mir die Bewohner des feind lichen Landes, sondern die eigenen Landsleu te werden von den russischen Horden ihrer bar barischen Kriegführung hingeopfert! Das Vordringen der Oesierreicher i« Serbien. Wie», 15. Nov. Vom südlichen Kriegsschau platz wird amtlich gemeldet: 15. November. Um für den Abzug seiner Trains Zett zu gewinnen, leistete der Gegner auf den Höhen nördlich und westlich Valjewo in vorbereiteten Stellungen neuerdings Widerstand. Unseren trotz unausge setzter Kämpfe und großer Strapazen von bestem Geist beseelten Truppen gelang es gestern, den Schlüfselpunkt der feindlichen Stellungen, die Höhen bei Kamenica an der von Losnico und Valjewo führenden Straße nach harten Kämpfen zu erobern. 580 Gefangene wurden gemacht und zahlreiche Waffen und Munition erbeutet. Unsere Truppen standen gestern abend vor Ob- renovatsch bei Ub und im Angriff auf den Höhen- rücken Jautina, auf der Rückenlinie östlich Kamenica und in südlicher Richtung bis aus Stubica, denSaitelpunkt der Straße Rogacoca- Valjewo. WaS England der Krieg kostet. Aus London wird gemeldet: Amtlich wird bekanntgegeben, daß die Regierung einen Kre dit von 225 Millionen Pfund außer den be- reits bewilligten 180 Millionen Pfund zur Be zahlung der Kriegskosten fordern wird. Die 225 Millionen sind bestimmt zur Deckung der Ausgaben für das Heer und die Flotte bis zum 31. März 1915, für Anleihen der Ko lonien, einen Vorschuß von 3 Millionen Pfund an Belgien, von 800000 Pfund an Serbien und ferner zur Deckung der Kosten und Aus gaben englischer Gemeinden für Unterstützungs zwecke. (England schätzt also seine vorläufi gen Kriegslasten auf 8,1 Milliarden Mark.) Der Golbvorrat ber Bank vo« E»gla«V. „BerlingSke Tidende" meldet auS London, daß sich der Golbvorrat der Bank von England durch bedeutende Eingänge russischen GoldeS ge- hoben habe. Russische Finanzleute hätten seit längerer Zeit an einer Unterstützung de» russi schen Kredites in London gearbeitet, wären aber dabei auf große Schwierigkeiten gestoßen. Jetzt habe man sich endlich entschlossen, 800 Millionen Pfund Sterling niederzulegen, das zum größten Teil über Archangelsk schon eingetroffen sei. De« Vanvenkrieg mit Meuchelmord kündigt ein bekannter englischer Schriftsteller in den Londoner „Times" den Deutschen an, wenn diese nach England kommen sollten. In der blutrünstigen Erklärung heißt es u. a.: Viel« Männer und nicht wenige Frauen werden hinauS- gehen, um die Deutschen zu erschießen. Wenn die Sachverständigen irgendeine pedantische Ein mischung versuchen, so werden wir sie erschießen. Jede Belehrung, zahm zu bleiben, würde bei der großen Mehrheit deS Bölkes, die den Frank- tireurkrieg fordert, ergebnislos sein. WirJrreguläre werden jeden deutschen Nachzügler, auf den wir eine Flinte richten können, niedermetzeln. Wir werden die deutschen Offiziere aufhängen und die Mannschaften erschießen. Ein deutscher Ein fall in England wird in Wirklichkeit nicht nieder gekämpft,sondern nirdergelyncht werden. Schlafende Soldaten würden in den Quartieren abgeschlachtet, Verwundete gefoltert und gemordet, Hungernde und Dürstende vergiftet werden. Der Ton dieser Erklärung läßt deutlich die an Wahnsinn grenzende Angst der Engländer vor einer deutschen Truppen landung erkennen. Sollte es zu einer solchen kommen, so wissen unsere Truppen wenigstens von vornherein, was sie zu erwarten und wie sie sich zu verhalten haben. Insofern sind die Eröffnungen des LondonerHetzblatteS dankenswert. R«mS«ie« «nd Bulgarien im Falle ei«eS Durchmärsche- russischer Truppe«. Depeschen der „Köln. Zig." auS Sofia zu- folge, hat bisher Rußland die Zustimmung zum Durchmarsch russischer Truppen durch Bulgarien gegen die Türket nicht verlangt. Dagegen ist die Annahme aber verbreitet, daß die weitere Entwickelung des Krieges auch den Balkan ein beziehen werde. Wahrscheinlich werde der russische Vormarsch durch das rumänische Gebiet der Dobrudscha erfolgen. Die Haltung Rumänien- und Bulgarien» im Falle eines russischen Durch marsches sei noch unbestimmt. Die Zeitung „Kambana" meldet au« Saloniki, dort hätten französische Dampfer sechs großkalibrige Geschütze gelandet, die mit französischen Offizieren und Mannschaften auf griechischen Bahnett von Salo niki nach Serbien befördert werden sollten. Die r«ssische Flotte läßt sich wieder sehe«. Kopenhagener „Sydsoenska Dagblad" erfährt: Die russische Flotte verließ Helsingfors. Sie nahm ihren Kurs nach Südwester» und soll d:e Absicht haben, der deutschen Flotte eine Schlacht zu liefern. Diese Absicht scheinen die Ruffen inzwischen aber wieder aufgegeben zu haben, denn von einen» Kampfe in der Ostsee ist uns von deutscher Seite nicht- gemeldet. Go scheint man sich mit einer Gastrolle am Eingang des Finnischen Meerbusens begnügt zu haben. Wieder ei« japanisches Torpedoboot vor Kiautscho« vernichtet. Au« Tokio wird amtlich gemeldet: Ein jupaniscbes Torpedoboot wurde beim M nen- fifchen in der Bucht von Kiautschou durch eine Mine zum Sinken gebracht. Oertliches «nd Sächsisches. * — Witte« ungSaussicht für Dienstag, den 17. November: Windig und regnerisch. , ,. *— Der erste Schnee in diesem Jahr fiel gestern und in vergangener Nacht in unserer Sie Gmel-W -er Kirche ill M-en. pr. Kalke», 16. Nov. Für die Parochie Falken und Langcnchursdorf waien die letzten zwei Sonntage von besonderer Bedeutung. Konnte vor acht Tagen der an Stelle des in den Ruhe stand getretenen Herrn Pfarrers Steglich gewählte Herr Pfarrer Zabel auS Fürstenwalde in sein Amt eingewiesen werden, so stierten gestern die Gemeinden die Einweihung der neuerrichteten Kapelle in Falken. Man muß der Einweihung de« neuen Gotteshauses eure besondere Bedeutung beimeffen. Während draußen in Feindesland, in Belgien und Frankreich, Dörfer und Städte und mit ihnen auch Kirchen der Kriegsfurie zum Opfer fallen, konnte in unserem friedlichen Orte, fern von allen Schrecknissen des Krieges, der Bau der neuen Kapelle nicht nur vollendet, sondern die Kirche auch eingenutht werden An dem gestrigen grauen und kalten Margen wanderten auS unserem Orte und Langenchurs- dorf zahlreiche Gemcindeglieder nach der Schule, von wo aus der Zug nach dem schmucken Gottes haus erfolgen sollte. Es hatte,, sich hier ferner eingefunden Herr Pfarrer Schmidt aus Langen berg, die Gemeindevorstände von hier und Langenchursdorf, die Gemeinderäte, sowie der Kirchen- und Schulvorstand. Unter Voranirilt des Kinderchores mit den Herren Lehrern erfolgte der lange Festzug nach der Kapelle, wo Herr Superintendent Neumann auS Glauchau mit feierlichen Worten die Schlüsselübergabe vornahm. Im Namen de« dreieinigen Gottes öffnete Herr Pfarrer Zabel sodann die Tür des Gotteshauses. Da« schmucke Kirchlein, das von außen wie innen einen freundlichen Anblick gemährt, war in kurzer Zeit überfüllt. Nach Gebet und Segen hielt Herr Superintendent Neumann die Weihepredigt, in der er u. a. ausführte: Seit 40 Jahren hat Falken ein Kirchlein ge habt, in der die Schwachen und Bedürftigen Kraft und Trost erhalten haben. Aber da« alte Kirchlein war von Wind und Wetter arg mit genommen worden, sodaß man nach langer Be ratung im Kirchenvorstand mit Unterstützung von fachkundigen Leuten sich zum Bau eines neuen Gotteshauses entschloß. Und so hat Falken da» neue Kirchlein erhalten. ES wäre undankbar, nicht deS ManneS zu gedenken, der ununter brochen mitgearbeitet hat, um dem Bau des Kirchleinr mit zum Gelingen zu verhelfen, der aber, weil die Anstrengungen seine Kräfte auf- gebraucht hatten, die Einweihung der Kirche nicht mehr mitmachen konnte. ES ist Herr Pfarrer Steglich. Er war ein guter Baumeister. Er hat nicht nur an dem Bau der Schule und anderen Bauten, sondern auch bei der Errichtung der neuen Kirche mitgearbeitet, bis seine Kräfte zu Ende waren. Und daß Herr Pastor Steglich auch heute noch zu Falken hält, beweist ein Telegramm, da» er an mich gesandt hat; cs lautet: „Gottes Segen über da« Kirchlein Fal lens und über die ganze Gemeinde wünscht zu diesem Tage Pastor Steglich." — Seiner weiteren eindrucksvollen Predigt legte der Herr Superinten dent sodann „Glaube, Liebe, Hoffnung," die an den linksseitigen Fenstern de« Gotteshauses in geschmackvoller Kunstmalerei durch Kreuz, Herz und Anker versinnbildlicht werden, zugrunde. Eine ebenfalls eindrucksvolle Weihepredigt hielt Herr Pfarrer Zabel: Die Steine, die hier so kunstvoll zusammengefügt wurden, reden eine beredte Sprache. Sie predigen von Ruhe und Frieden, von Trost und Segen, während die Trümmerhaufen da draußen auf Rußlands und Frankreichs Schlachtfeldern in ihrer stummen Sprache von all den Schrecknissen des Krieges erzählen. Dieses Gotteshaus, seine Steine, seine Bänke, sie alle sollen der Gemeinde Ruhe und Frieden bringen. Weit ab von der lärmenden Straße auf stiller Flur liegt das Kirchlein und hält seine Pforte offen für die Ruhe- und Trost- bedürftigen. Mit dem Bibelwort: „Rufe an den Herrn in der Not" schloß Herr Pfarrer Zabel seine zu Herzen gehende Predigt. Die Kirchweihe fand mit Gebet und Segen einen eindrucksvollen Abschluß.