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VMM W AohklßmMWIkl Ayklgkl Mittwoch, de« 18. November 1V14 41 Jahr,a«g Ne S«» Bptztag. Sollen wir uns" jetzt Butze predigen lassen? Jetzt, da unser Volk das einzige unter den l-ricgführenden Mächten ist, das um ideale Gü ter kämpft: um Freiheit und Herd und um seine in langer geistiger Arbeit errungene Kul tur? Sollen wir uns jetzt Butze predigen las sen, da unsere Söhne und Brüder freudig Ge- lundheit und Leben dahingeben und ergreifen de Beweise dafür geben, datz sie erfüllt sind von dem Geiste des Rechts und der Wahrheit? Es ist doch nicht überflüssig; von Butze zu re den. Als einst Jesus das Himmelreich ver kündete, mahnte er zuvor: „Tut Buhe!" Wo ein Neues, Großes, Göttliches kommen will, Va müssen die Menschcnherzen bereit sein, es zu empfangen, da muß die Erkenntnis geweckt werden: du bist noch nicht vollkommen, dir fehlt noch viel, du hast in manchem geirrt, du mußt umdenkeu und umlernen. Nun ist im Kreislauf des Jahres der Butz lag gekommen und trifft uns mitten in Kriegs- not. Was kann er uns sagen? Er spricht: „Die ser Krieg ist nicht das Letzte für unser deut sches Volk. Er soll der Anfang sein für eine neue, grotze Zeit. Es wird der Frieden kom men und uns vor neue, schwere Aufgaben stel len, daß unser Volk als rechtes Gottesvolk sich erweise und der Welt zum Segen." Wir brauchen Männer und Frauen, die fromm und gut sind, gesund und stark an Leib und Seele, frei und willig zu allem Guten. Darum heißt es, alles Kleinliche und Schlechte, das am Mark unseres Volkes zehrt, abtun. lind mit staunender Freude haben wir gese hen, wie vieles, das uns um die Zukunft un seres Volkes bangen machte, verschwunden ist. lieber der Parteien und Konfessionen Zank er hob sich strahlend der Friede. Die Leichtfer tigkeit mußte tiefem sittlichen Ernst weichen und neues, starkes religiöses Leben erwachte. Ein großer Lehrmeister ist der Krieg. Er hat uns gezwungen, in manchen Dingen umzudenken. Wir hatten manchem unrecht getan wegen sei nes Glaubens und seiner Vaterlandsliebe. Wir hatten alle geirrt und gesündigt. Diese Erkenntnis wollen wir festhalten auch über die Kriegszeit hinaus, daß wir, wenn der Friede wiederkchrt, als ein Volk von Brü dern arbeiten einträchtig und treu an dem Heil, das Gott über uns kommen lassen wird. E.-K. Bertram. Was im Feindesland der Bevölkerung mit vielen Worten, die, wie bekannt, oft der Wahr heit entbehren, mühsam beigebracht werden muß, Vertrauen auf eine günstige Kriegsent wicklung, das soll bei uns in Deutschland selbst verständlich sein. Die moderne Kriegsart hat cS mit sich gebracht, daß der Feldzug sich nicht in brillanten Feldschlachten, sondern in mühsamen StellungskämpfM abspielt; sie macht andererseits neue Gruppierungen der Truppen nötig, um diese nicht in blutigen Zusammen stößen nutzlos zu erschöpfen. Worauf es an- kommt, das ist der schließliche Sieg, und den haben wir regelmäßig an unsere Fahnen ge knüpft, mochte es den Kriegskritikern daheim auch nicht immer schnell genug gegangen sein. Die schwereü Verluste unserer Gegner sind ein beredter Beweis für die Vorzüglichkeit unserer Heeresleitung, und sie werden die Zermür bung bis zur sicheren Entscheidung führen. Im Westen haben wir diese nahe vorbereitet, im Osten werden wir bald von neuen Siegen über die Russen hören. Obwohl der englische Premierminister von einem zweiten Millionenheer im Westen spricht, ist das für den schweren Feldkrieg geeignete Menschenmaterial doch erschöpft. Auch die far bigen Soldaten, die manchen braven Deutschen meuchlerisch getötet haben, konnten keine Wen- düng bringen. Auf die Andeutung, daß eine große japanische Armee nach Europa kommen könnte, brauchen wir nicht viel zu geben, denn die schlauen Ostasiaten werden sich hüten, sich ebenso zu schwächen, wie ihre Verbündeten mit genommen sind. Täten sie das, so könnten sie keine Schlußrechnung aufstellen. Die Englän der denken sich durch die Zurückhaltung ihrer Flotte zu sichern. Die Japaner sind aber noch geriebener und noch rücksichtsloser. Bei unseren Feldgrauen ist nicht nur der Wunsch, sondern auch die Ueberzeugung allge mein, daß sie nach England hinllberkommen und die verhaßtesten Gegner im eigenen Lan de angreisen werden. Deshalb halten sie im mörderischen Kampfe aus, drücken trotz aller Hemmnisse durch. Diese Zähigkeit ist bewun- dernswert, selten ist in der Kriegsgeschichte eine solche Tapferkeit entfaltet worden. Gewiß, wir haben auch unsere Feinde schätzen gelernt, die alle Hilfsmittel aufgeboten haben, welche ihnen im eigenen Lande Natur und Technik zur Verfügung stellten, aber sie reichen an die Unserigen nicht heran. Wenn wir an der Küste und im Argonnenwald, bei Verdun das Schlimmste geschafft haben, dann bricht die feindliche Linie zusammen. Das Vertrauen darauf wird sich erfüllen, keine Redensarten sollen uns davon abbringen. Auch nicht der Hinweis auf Paris, das dann zu bezwingen sein wird. Die Riesenfestung an der Seine hat, wie französische Zeitungen berichten, noch eine Verstärkung durch Verschanzungen in den um liegenden Städten erhalten, ober unser ober stes Kommando weiß auch mit diesen Aussich ten zu rechnen. Die deutsche Nation soll in ihrem Vertrau en auf einen glorreichen Sieg nicht einen Au genblick Wanken und sich auf keinerlei Deute leien einlassen. Die Geschlossenheit gegenüber dem Auslande ist unantastbar, und die wirt schaftliche Kraft im Innern wächst von Woche zu Woche. Auch hier soll die patriotische Hin- gäbe sich in freundlicher Rücksichtnahme äußern, die allen Teilen die Ueberwindung der schwe ren Zeit ermöglicht. Die moderne Zeit ist von einem starken Egoismus erfüllt gewefen, der unter den Wogen des Kriegswetters fort geschwemmt worden ist. Zeigen sich noch hier und da Spuren von dem Einst, so wird bei ruhiger Vorhaltung auch in dieser Beziehung Besserung eintreten; andernfalls brauchen wir nach Mahnern nicht weit zu suchen. Die stärk ste Stütze bleibt aber immer das feste VeArau- en, das der alte treue deutsche Gott nicht täu schen wird. DK neue KrkMt. Der Weltkrieg hat gewaltige Opfer gefor dert, und sie sind mit einer Bereitwilligkeit an Menschen wie an Hab und Gut gebracht wor den, die nimmer müde ward. Und dem wird bei uns auch in Zukunft so sein, während aus den feindlichen Ländern schon Jeremiaden her überschallen. Aber der Krieg selbst hat seine Form geändert. Das ist auch durch den Kai ser bekanntlich ausgesprochen, der aus einer Jnspektionsfahrt im Norden von Frankreich darauf hinwies, daß die Kavallerie sich auch in der Arbeit mit Spaten und Seitengewehr, im Schützengraben und beim Sturmangriff, bewährt habe. Das glänzende Bild daher- brausender Kavalleriemassen, wie wir es aus dem vorigen Kriege namentlich von den Schlachten bei Wörth, um Metz und von Se dan kennen, fehlt heute, obwohl in Belgien wie im Osten französische und russische Reiter von unserer Kavallerie mit Schneid bereits zu rückgeworfen sind. Der Kaiser hat gemeint, sie werde in Zukunft schon noch zu ihrem Recht kommen. Wann, das ist leicht zu erkennen. Ein Stück Kriegsromantik ist mit dem Her vortreten der Artillerie und dem Gefecht in den Schützengräben verloren gegangen, aber zum Glück nicht der Kriegshumor. Auch die Infanterie hat sich im schneidigen Sturman griff in offener Feldschlacht, in der die feind liche Armee gründlich geschlagen wurde, be scheiden müssen. An Bajonettattacken fehlt es gewiß nicht, aber es geht Schritt sürSchritt, die Schlachtentscheidungen in einem oder zwei Tagen sind bei den verschanzten Stellungen nicht zu zwingen. In den August- und Sep temberkämpfen hatten, wir die vernichtenden Schläge bei Metz, in Belgien und später an der Marne, sowie bei den Masurischen Seen und weiterhin in Rußland, und wir bauen darauf, daß auch dieses Kampftempo sich wie der einstellen wird. Bei dem Drausgängersinn, der allen deut schen Soldaten im Blute steckt, war es nur natürlich, datz die Truppen, namentlich aber die grotze Armee der Kriegssreiwilligen, an ei nen Kriegsverlauf in diesem Sinne dachten. Daß es nun etwas anders gekommen ist, ist für unsere Feinde nicht weniger überra schend gewesen, denn der französische l^Ian kommt bei der heutigen Kriegsführung nicht auf seine Rechnung. Im Anlegen von Schüt zengräben und Feldbefestigungen haben unsere westlichen Nachbarn von den Leistungen der Römer, die im alten Gallien zu Hause waren, viel übernommen, und der erste Napoleon hat stets die Wirkung der Artillerie, seiner Spe zialwaffe, betätigt; aber im Grunde seines Charakters ist der Franzose doch für den An griff, die Verteidigung macht ihn mürbe. Der Deutsche sagt dagegen in seiner Zähigkeit: „Nun gerade nicht!" und hält aus, weil es nicht anders geht. Den Engländern, die ebenfalls Zeichen per sönlicher Tapferkeit gezeigt haben, ist die gan ze neue Kriegsart auf die Nerven gefallen. In den Schützengräben, verschanzten Stellungen und unter dem rasenden Geschützfeuer geht der Komfort verloren, und für Sport und Fuß ballspiel bleibt keine Zeit übrig. Die Schil derungen der englischen Zeitungen über die Ge fechte an der Seeküste, die eine sehr drastische Ausmachung haben, denn ohne Sensation geht es an der Themse nun einmal nicht, haben augenscheinlich den wahlfähigen Leuten die Lust zum Kriegsdienst verdorben, denn die Meldungen bei den Werbebüros sind sehr ge sunken. Die Blätter hatten sich seit voriger Woche schon geäußert, daß der Krieg unmög lich so weiter gehen könne, denn Monate in den Schützengräben zu sitzen, das könne nie mand aushalten. Nun, wir bringen es schon fertig, wenn es sein muß. Bei aller Opferwilligkeit und bei aller Be geisterung — wohl gerade deswegen — ist dieser Krieg ein Stück mühevoller Arbeit, von dem Tag für Tag sein Pensum geleistet wer den muß und auch geleistet wird. Wenn un sere Feldgrauen einen berechtigten Zorn auf die Briten haben, so ist der begreiflich, denn, von anderem abgesehen, sind die es, welche uns die bunten Menschenrassen auf den Hal» gehetzt haben. So mancher brave Mann ist von einem schwarzen Galgenvogel heinitückisch niedergeknallt worden. Nicht ohne historische» Vorbild ist die heu tige zeitweise Beschränkung der Kavallerie durch Artilleriekamps und Schützengraben. Als im 16. Jahrhundert das „schwarze Kraut", das Schießpulver, die ganze Kriegführung verän dert hatte, war es mit der alten Ritterberr- lichkeit im Felde vorbei. Der geringe Muske tier schoß den stolzesten Ritter vom Rotz, seit dem kam das Fußvolk obenauf. Heute ge währt aber die umfassende Kriegführung dem Kämpf zu Futz und zu Pferd und allen Waf fengattungen schließlich dock ibre Reckte. In VermndtttmEW. Nachdem unlängst von der vereinfachten, gleichwohl aber äußerst wirksamen Wundbe handlung die Rede war, plaudert jetzt der Be richterstatter der „Leipz. N. N." sehr einge hend über den Abschub der Verwundeten aus der Feuerlinie ins Hinterland. Auch hier hat sich eine neue Praxis gegenüber der umständ licheren Theorie herausgebildet. Nack dem Reglement sind in der näcksten Deckung hin ter der Feuerlinie Hilfsplätze errichtet, zu de nen die marschfähigen Verwundeten gehen, die marschunfähigen getragen werden. Am Hilfs platz werden die Blessierten in Leicht- und Schwerverwundete gegliedert. Hinter den Hilfs plätzen liegt der Verbandsplatz und unweit da von eine Leichtverwundeten-Station. Die Schwerverwundeten kommen vom Verbandplatz entweder mit Spitalzügen direkt in die stabi- " len Sanitätsanstalten oder in ein Feldspilal oder direkt in ein mobiles Reservespital. Aus den Feldspitälern werden die Verwundeten ent weder mittels permanenten Krankenzügen oder inittels improvisierten Krankenzügen oder über ein Verwundetenspital in die stabilen Sani tätsanstalten gebracht. In der Praxis erhält der Verwundete die erste Hilfe meist in der Schwarmlinie selbst und geht dann längs natürlicher Deckungen zur nächsten Straße, ohne sich um die Hilfs- und Kin M FmMtii. Roman von K. Deutsch. 30. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Wäre es hell gewesen, so wäre sie über die furchtbare Blässe, die sein Gesicht bedeckte, er schrocken. Ein tiefes beklemmendes Schwei gen folgte, dann begann er wieder langsam und stockend, als ringe er sich jedes Wort müh sam aus seiner Brust. Ich will mein Tun nicht entschuldigen, mich nicht besser machen, als ich bin. Ich habe es bis jetzt nicht bereut, obwohl mir ihr En de nahe ging, würde es vielleicht nie bereut haben, wenn . . . wenn Sie Gott nicht aus meinen Weg geführt hätte. Jetzt, da ihr Schick- sal meines geworden, da ich selber weiß, was es heißt, mit seinem ganzen Sinn in ein an deres Wesen übergehen, weiß ich auch, wie ich mich gegen das arme Weib vergangen." Wieder trat eine Pause ein. Elisabeth hatte sich tiefer in die Ecke gedrückt, so weit als mög lich von ihm, er schien es nicht zu bemerken. Beide Hände ineinander gepreßt, als suche er dadurch den heißen Strom seines Herzens zu dämpfen, fuhr er fort: „Sie haben mir die Geschichte der Schwester erzählt, ich will Ihnen die des Bruders erzählen. Es war ein wil der, unbändiger Knabe, ohne väterliche Lei tung durch die vergötternde Liebe einer sonst klugen, besonnenen Mutter grotzgezogen. Er Ivar als Jüngling roh und leichtfertig, keinen höheren Zweck über sich erkennend, dem er die Kraft feiner Jahre hätte widmen können, als — den Genuß. Da sah er Sie . . Doch was soll ich Ihnen sagen! O, Elisabeths Sie sind meine Savolta, und so wie er zu ihr, will ich zu Ihnen sprechen: Der Blick deiner Augen, der Ton deiner Stimme, deine geliebte Nähe, sie leiten und lenken mich und machen mich zu allem fähig. Ich liebe dich mehr, als es je Worte imstande sind auszu- drückcn, ich kann nicht ohne dich leben, Eli sabeth." Sie löste den Mantel, der sie beengte und stand auf. „Wenn Sie nicht diese Szene beenden," sagte sie, und in ihrer Stimme lag Zorn und Schmerz, „so zwingen Sie mich, den Wagen zu verlassen." Er wurde totenbleich. „Ist das die Ant wort aus mein heißes, leidenschaftliches Wer ben?" fragte er dumpf. „Ich habe keine andere, Herr Graf. Ich will nicht untersuchen, in wie weit Ihre Ge fühle wahr sind," fuhr sie dann milder fort und etwas wie ein leises Beben klang aus ihrer Stimme, „aber ein Mann von Ihrem Stande sollte es sich überlegen, bevor er zu einem Mädchen, das er zu achten vorgibt, der artige Worte spricht." „Welche Worte? Daß ich Sie liebe, bis zum Wahnsinn liebe? O, Elisabeth, ich will es Ihnen wiederholen, täglich und stündlich, bis Sie daran glauben." „Denken Sie an Ihre Schwester und schwei gen Sie!" rief sie fast außer sich. „Welch ein Recht haben Sie zu solchen Worten? Ich teile Ihre Liebe nicht und werde sie nicht teilen und das soll das letzte Wort darüber sein. Und jetzt, Herr Graf, entweder diese Szene zu Ende oder ich lasse Misko halten und steige aus!" „Ich werde den Wagen verlassen," sagte er. Seine Stimme war nicht wieder zu erkennen; sie klang rauh, fast heiser. Wenn sie mit Absicht den zornigen, abwei senden Ton gebrauchte, um ihm auf einmal alle Hoffnungen zu nehmen und seinen Stolz wachzurufen, so war dies, was jedem andern ge genüber richtig gewesen, für die Natur des Grafen Geza nicht berechnet. Alle bösen Dä monen waren erwacht. Er stieß den Wagenschlag auf und stürzte wie wahnsinnig hinaus. Einige Sekunden spä- ter saß er neben Misko auf dem Kutschbock, entriß dem Nichtsahnenden mit einer wilden Gebärde die Zügel und die Peitsche und schlug wie besessen aus die Pferde ein, die in wilden Sprüngen davon zu jagen begannen. Zum ersten Male verfehlte Elisabeths Nähe nickt nur den alten Zauber, sondern rief alle bösen Gewalten wach, und der Rückschlag war um so furchtbarer, je länger er diese unterdrückt, jb mehr Geza seine Natur bezwungen hatte. Ein Orkan ändert auch oft die Richtung, und die Gegend, die er am längsten geschont, wird meist am heftigsten betroffen. Elisabeth wußte, daß es ein Unglück geben würde, obere» war eine seltsame Ruhe in ihrem Herzen. Sie hüllte sich fest in den Pelzmantel und drückte sich in die Ecke des weichgepolsterten Wagens, um sich vor den furchtbaren Stößen zu schüt zen, denn die mißhandelten Pferde jagten in rasender Schnelligkeit über die abschüssige, fin stere, von Wasserlachen und Schneehügeln un- (erbrochene Straße dahin, rissen die schwere Kutsche polternd nach, die bald, aus- ihren Angeln gerissen, hin und her geschleudert nur- de. Was er wollte, der Unglückliche? Er kannte sich selbst nicht mehr. Es war nur der eine dunkle Trieb in ihm — zu vernichten. . . sie, sich, alles! Immer rasender wurde der Lauf der Tiere, immer furchtbarer die Stöße, immer wilder und polternder das Geräusch;' Elisabeth drohten die Sinne zu schwinden. Da, ein Ruck, ein furchtbares Gekrache und der Wagen lag zerschmettert an der Böschung un ten. Dem entsetzlichen Gepolter folgte eine »n- heilvolle Stille. Man hörte nichts als das Schnaufen der Tiere, die zitternd und mit Schweiß bedeckt, neben der zerbrochenen Achse standen. Herr und Diener waren ziemlich weit ge schleudert worden, aber sie hatten keinen ande ren Schaden genommen, als daß sie ziemlich unsanft auf den halbaufgeweichten Schnee zu sitzen kamen. Nach der unglückseligen Tat kam der Graf zu sich, ihm war, als erwache er aus einem bösen entsetzlichen Traume. Mit dem Be wußtsein erwachte auch der Gedanke an sie. Wo war sie geblieben? Eine wahnsinnige Angst ergriff ihn, in wilden Sähen rannte er die kurze Strecke zurück. Da lag unter dem zer trümmerten Wagen, nur der Oberkörper frei, ein dunkler Gegenstand. „Elisabeth!" rief er mit halberstickter Stim me. Keine Antwort, nur ein leises Beben. Mit Hilfe Miskos hob er den Wagen. Es dauerte an zehn Minuten und sie hatten voll auf zu tun, bis das schwere Gefährt entfernt und sie frei war. Einen Fußbreit tiefer und die Räder wären ihr über die Brust gegangen, so lag sie mit dem Oberkörper frei und das ganze Gewicht des schweren Wagens ruhte auf den Beinen. Vor völligem Zerschmettern hatte sie der weiche Mantel geschützt. Als er sich über sie beugte, um sie aufzu heben, sagte sie mit leiser, schwacher, kaum vernehmlicher Stimme: „Rühren Sie mich nicht an, denn lieber will ich sterben, als von Ihnen gerettet sein." (Fortsetzung folgt.)