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WEM-GOW Metzer Tageblatt sür Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erwach, Rüsdorf, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der,Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bet Abholung in den Geschäfts-- pellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen N7hmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriesträger entgegen. Ai Silage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte Eonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die ögespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklametetl die Zeile 30 Pfg. Die ^gespaltene Zeile tm amtlichen Teil -X) Pfg. 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Wie uns von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, kann eine Bestätigung dieser Nachricht deutscherseits noch nicht erfolgen, da die Unterseeboote infolge der Entfernung Meldung noch nicht haben erstatten können. Aus anderen Quellen wird bekannt, daß der Zusammenstoß am 22. September zwischen 6 und 8 Uhr früh, 20 Seemeilen nordwestlich von Hoek van Holland stattfand. „Aboukir" wurde als erstes Schiff von einem Torpedo getroffen. Der holländische Dampfer „Flora" rettete 287 Ueberlebende nach Amuiden. Die MMuenWA zwischen der Oise und Maas wütet nach dem Ausfall aus Paris nun schon 19 Tage lang, ohne daß trotz der heißesten Anstrengungen die Entscheidung erreicht wurde. Der Geist unserer Truppen vom ersten Offizier bis zum letzten Soldaten ist ungeachtet aller Strapazen frisch und angriffsmutig, so daß uns um den schließ lichen Erfolg nicht bsnge zu sein braucht. Und es geht vorwärts gegen den in die Verteidigung gedrängten Feind. Das Große Hauptquartier konnte von Fortschritten der Unseren an ver schiedenen Stellen berichten. Ist aber hier erst die Entscheidung gefallen, dann wird im Fluge auch das Grenzgebiet der Reichslande von feind lichen Einfällen und Brandschatzungen befreit werden. Unseren todesmutigen und unüber windlichen Truppen können wir für das, was sic in diesem langwierigen und strapazenreichen Stellungskriege leisten, garnicht dankbar genug sein. Generaloberst v. Heeringen hat mit seinen Trup pen neuerliche feindliche Einfälle im Obcrelsaß, am Donon, dem 1008 Meter hohen Bergkegel in den nördlichen Vogesen, bei Senones auf fran zösischem und bei Saales auf deutschem Gebiete zurückgcwiesen. Aehnliche Einbruchsversuche waren weiter südlich, bei Scnnheim und Thann, vor vierzehn Tagen von den Unseren siegreich abge schlagen worden. Bei der ausgedehnten Schlacht front und der Unmöglichkeit für unsere Truppen, überall in entsprechender Stärke zugegen zu sein, lassen sich derartige Einfälle zunächst leider noch nicht ganz vermeiden. Das gebirgige Gelände erschwert die Operationen noch, indem es die feindlichen Bewegungen verbirgt. Aber so be dauerlich die mit Plünderungen und der Weg schleppung von Geiseln verbundenen gelegentlichen feindlichen Angriffe auch sind, auf die großen Entscheidungen haben sie keinen Einfluß und hören von selbst auf, sobald diese im Oise-Maas- Gcbiet gefallen sind. Die deutsche Stellung, aus der unsere Truppen zum Angriff vorgehen, liegt nördlich der Aisne, die oberhalb Compiegne in die Oise fließt. In der Mitte der deutschen Angriffsfront gegen den Feind liegt die Stadt Reims, die von den Franzosen am 4. September kampflos geräumt worden war. Das nördlich von Reims gelegene Chateau Brimont hatten die Deutschen vor einigen Tagen genommen und dabei 2500 Gefangene gemacht. Reims mußte jetzt von unseren Truppen beschossen werden, denen ausdrücklich befohlen worden war, die ehrwürdige Kathedrale, in der jahrhundertelang Frankreichs Könige gekrönt wurden, nach Möglichkeit zu schonen. Die Tat sache der Beschießung zeigt, daß die Stadt von starken französischen Truppen besetzt sein muß. Den größten Teil der Geschütze werden die Franzosen nach Ansicht des militärischen Mitar beiters der „Voss. Ztg." bei der ersten Räumung der Stadt mitgenommen haben. Was aber an Geschützen oder Festungswerken zurückgeblieben war, das haben die deutschen Truppen mitge nommen oder untauglich gemacht. Festungswerke von irgend welchem Wert besitzt Reims, in dem wir ein Geschwader Aeroplane erbeuteten, nicht mehr. Lange werden sich die Franzosen daher der wiedergewonnenen Stadt nicht erfreuen, deren verteidigungslose Aufgabe zu Anfang des Monats für immer ein Schandfleck im Schilde des fran zösischen Heeres bleiben wird. Für den Ausgang der Millionenschlacht bietet die Zusammenstellung der amtlichen Nachrichten über den Riesenkampf in der Reihenfolge, in der sie eintrafen, einen zuverlässigen Maßstab der Beurteilung. Am 10. September war unser rechter Flügel in voller Freiheit der Entschließung un gestört vom Feinde aus strategisch m Gründen zurückgezogen worden. Der Feind verlor 50 Ge schütze und Tausende von Gefangenen. Am 13. führten die Operationen zu einer neuen Schlacht, die günstig verlief. Am 14. wird ein Durch bruchsversuch des Feindes zurückgeschlagen. Am 15. werden Teilerfolge unserer Truppen gemeldet, am 16. die Zurückweisung französischer Angriffe und der Erfolg vereinzelter deutscher Gegenan griffe. Am 17. heißt es: Die Widerstandskraft des Feindes beginnt zu erlahmen, die Mitte der deutschen Armee gewinnt langsam, aber sicher an Boden, am 18 : Zwei französische Armeekorps bei Noyon entscheidend geschlagen, feindliche An griffe brachen blutig zusammen. Nach der Meldung vom 19. ist das englisch-französische Heer auf der ganzen Schlachtfrout in die Ver teidigung gedrängt, am 20. konnten Fortschritte der deutschen Angriffsbewegung gemeldet werden. Am 21. wurden bei den Kämpfen um Reims die festungsartigen Höhen von Craonelle erobert und im Vorgehen gegen das brennende Reims der Ort Betheny genommen. Ein Ausfall aus der Nordostfront von Verdun wurde zurückge wiesen. Aus diesen Mitteilungen ersieht man: Wir sind fortschreitend auf dem Wege zum vollen Erfolg. Festungstrieg in der Feldschlacht. Die Franzosen sind zwischen der Oise und der Maas in die Verteidigungsstellung gedrängt. In der Verteidigung aber sind unsere Feinde schon 1870 Meister gewesen und sie sind es geblieben, wie aus der Meldung des Großen Hauptquartiers hervorgeht, daß unsere Angriffs bewegung nur langsam fortschreiten kann. Die Franzosen verstehen es, ihre Verteidigungsstellung so stark zu befestigen, daß der Angriff von unserer Seite den Charakter einer Festungsbelagerung gewinnt. Die feldmäßig ausgebauten Stellungen des Feindes bestehen in der vordersten Linie in tief eingeschnittenen Schützengräben, möglichst für stehende Schützen mit besonderen Kopfdeckungen und kleinen Scharten sür die Gewehre. Ein- deckungen und Schulterwehren schützen die Ver barrikadierten gegen Schrägfeuer und Kugeln, die von oben herniedersausen. Hinter den Schützen gräben befinden sich Unterstände, die, gegen die Geschosse der Feldartillerie gesichert, den Reserven zum Aufenthalt dienen. Noch weiter zurück liegen die Artilleriestellungen. Die Geschütze sind so tief eingegraben, daß gerade nur ihre Mündungen hervorragen. Ueberall befinden sich Munitionsdepots und Telephonleitungen. Vor den ersten Schützengräben ist durch Beseitigung aller Gegenstände, die dem Angreifer Deckung gewähren könnten, ein freies Schlachtfeld herge stellt, unmittelbar vor ihnen sind Draht- und sonstige Hindernisse angebracht. Der angreifenden Partei erwachsen so Aufgaben ähnlich denen, die bei Belagerung und Erstürmung von Festungen zu lösen sind, sodaß die Angriffsbewegung nur langsam vorschreiten kann. Sie EnglWer w deutsche« Ermatenhagel. Verwüstungen im englischen - Hauptquartier. London, 22. Sept. „Daily News" meldet aus Chateau Thierry vom 19. d. M.: Gestern tobte ein wütender Kampf, die Angriffe fanden Tag und Nacht statt. Die deutsche Infanterie wogte unaufhörlich gegen die Stellungen der Engländer und Franzosen. Diese Angriffe waren aber noch eine Erholung gegen den entnewenden Granatenhagel, der von den Hügeln kam, wo die Anwesenheit der Deutschen nur durch den aufsteigenden Rauch der Geschütze wahrnehmbar war. Die deutschen Kanoniere machen große Fortschritte und bestimmen die Schußweite mit außerordentlicher Genauigkeit. Gestern fiel eine Granate ins englische Hauptquartier, wo sie vollständige Verwüstung anrichtete. Der Stab kam mit dem Leben davon. Die Verbündeten hatten schreckliche Verluste, sie vernichteten drei deutsche Geschütze. Das Feuer auf die Ver schanzungen war so heftig, daß es den Feld hospitälern unmöglich war, die Toten und Ver wundeten wegzuholen. Ein „Exchange"-Telegramm vom Sonntag meldet: Die in der Front befindlichen Franzosen und Engländer gehen infolge des anhaltenden Regens in den Laufgräben bis an die Brust im Wasser. Die Ungebrochenheit unseres Heeres. Der bekannte italienische Kriegsberichterstatter Luigi Barzini schildert im „Corriere della Sera" die französischen und deutschen Toten auf dem Schlachtfeld an der Marne. Während die Franzosen noch im Tode den Eindruck unge zügelten Vorwärtsstürmens machen, bilden die deutschen Toten das Bild der Ordnung und Disziplin. Die deutsche Armee ist zurllckgegangen, aber nicht besiegt. Sie mußte vor der gewaltigen Uebermacht etwas zurückgehen. Aber es war keine Verwirrung, sondern nur eine geordnete Losmachung vom Feinde. Das deutsche Heer in seinem Kern ist vollständig intakt. * * * Ser StreWg des Kreuzers »Emden". Kalkutta, 21. Sept. (Meldung des Reuter- schen Bureaus.) Die Offiziere und Mannschaften der von dem deutschen Kreuzer „Emden" in der Bai von Bengalen versenkten britischen Schiffe find am Nachmittag hier angekommen. Sie äußerten sich anerkennend über die ihnen von den deutschen Offizieren erwiesene Höflichkeit. Der Streifzug des Kreuzers „Emden" begann am 10. September. An diesem Tage nahm er den Dampfer „Indus", welcher durch Geschütz feuer zum Sinken gebracht wurde, nachdem seine Besatzung auf die „Emden" übergeführt worden war. Als der Kreuzer auf die Höhe der Bai kam, fing er alle drahtlosen Nachrichten auf, welche die Abfahrten aus dem Hafen meldeten und kannte infolgedessen die Lage sämtlicher Schiffe in der Bai. Am 11. September sichtete die „Emden" den Dampfer „Loo", übernahm seine Besatzung und versenkte ihn. Der Dampfer „Kabinga" wurde in der Nacht zum 12. September genommen und zwei Stunden später ebenso der Dampfer „Killin". Während derselben Nacht wurden drei andere Schiffe gesichtet, jedoch nicht verfolgt. Am Mittag des 12. September nahmen die Deutschen den Dampfer „Diplomat", welcher - später versenkt wurde. Dann wurde der italie- I nische Dampfer „Laruano" angehalten und unter sucht, aber am selben Tage wieder freigelassen; er ist letzte Nacht in Kalkutta eingetroffcn. Auf seinem Rückweg warnte der Dampfer mehrere andere Schiffe, welche zurückfuhren und so der Kaperung entgingen. Am 14. September nahm die „Emden" den Dampfer „Tratbock" und ver senkte ihn durch eine Mine. Die Besatzungen fämtlicher erbeuteten Schiffe wurden dann an Bord eines Fahrzeuges gebracht, das den Befehl erhielt, nach Kalkutta zu fahren. Zwei deutsche Schiffe begleiteten es bis innerhalb 75 Meilen von der Mündung des Hooghly. * * * Wie die Russen in Ostpreußen gehanst Weu. Eine Fahrt zur Front unserer im Osten kämpfenden Soldaten zeigt am deutlichsten die Schrecken der Verwüstung. In Lyck, wo die Russen über 3 Wochen gehaust haben, sind die Einwohner noch verhältnismäßig glimpflich fort gekommen. Hier hatten die Ruffen bereits eine eigene Verwaltung eingeführt, den Namen der Stadt in „Klein-Petersburg" umgeändert und den deutschen Redakteur der dortigen Zeitung zwangsweise zum Polizeimeister ernannt. Die deutschen Polizeibeamten bis herunter zum Nachtwächter, der Landrat, der Bürgermeister und die Geistlichen wurden als Geiseln über die Grenze geschafft und der Stadt eine Kriegs kontribution von 75 000 Mark auferlegt. Schlim mer aber erging es der Gegend hinter Lyck, nach dem die Russen von den vordringenden Deut schen bis nach Grajewo zurückgetrieben waren. Die Kosaken steckten alles in Brand, auf den Dorfstraßen lagen die erstochenen Männer, Frauen und Kinder. Wen sie am Leben ließen, dem hackten sie die Hände ab, oder schnitten ihm mit teuflischer Grausamkeit die vorderen Glieder der Finger ab. Von russischen Aerztcn wurden die diensttauglichen Bauern herausge sucht, an eine Mauer gestellt und erschossen. Die Kranken und Greise der Dörfer wurden den Kosaken zur beliebigen Henkersarbeit zur Ver fügung gestellt. Die russischen Truppen waren mit maschinenmäßig hergestellten Zündstreifen