Volltext Seite (XML)
daß die russische Kriegsbereitschaft trotz der langjährigen Vorsorgen und Kon zentrierungen der Truppen im Westen von Rußland keineswegs so weit ge diehen ist, um der russischen Führung die Aufnahme des Kampfes in Russisch- Polen wagen lassen zu können. M < tl« nd. Nach einer Pariser Meldung de» „Terol," sollen englische HeereSabteilungen an der franzSfischen Allste landen. Da» ManSver werde von sranzSfische« Offiziere« geleitet. Ko-enhage». Aus London wird gemeldet: Hier leben noch ca. 30000 Deutsche, die unter strenger polizeilicher Aufsicht stehen. Sie mußten ihre Adres sen und Namen angeben und dürfen die Hällser nicht verlassen. Alle Wasser werke stehen unter militärischer Be wachung, da man befürchtet, daß die Deutschen das Wasser vergiften wollen. Angeblich wurden zahlreiche Deutsche in verschiedener Verkleidung als Spione verhaftet. Die Furcht vor den in Eng land lebenden Deutschen nimmt täglich groteskere Formen an, alle deutschen Geschäfte mußten geschlossen werden. Stockholm. Aus Finnland einge troffene Reisende teilen mit, daß die Russen außer den Hafenanlagen von Hangoe auch verschiedene öffentliche Gebäude aus Furcht vor deutschen An griffen in die Luft gesprengt haben. Der Schaden beträgt ungefähr zwanzig Millionen Rubel. Stockholm. Der schwedische Reichstag hat gestern 50 Millionen Kronen für die Verteidigung des Landes zur Verfügung ge stellt. Der Reichstag wählte einen Ansschuß aus zwölf Mitgliedern aller Parteien. Tau sende von Dentschen kommen täglich von Ruß land über Schweden, um in die Heimat zu reisen. In Finnland ist scheinbar alles ruhig. Der Dampferverkehr ist aufrechterhalten. Nisch. Der deutsche serbische Ge sandte ist am Sonntag abgereist, nach dem er den Schutz der deutschen Inter essen den Vereinigten Staaten von Amerika anvertraut hatte. Bukarest. Das Blatt „Siara" schreibt: Wenn sich Rumänien auf seinen eigenen Wunsch oder durch deu Zwaug der Verhält nisse veranlaßt sehen dürfte, aus seiner Neu tralität herauszutreten, so könnte es keinem Zweifel unterliegen, daß seine günstigste Stelle an der Seite der Zentralmächte wäre. Konstantinopel. „Jkdam" meldet authentisch: Die Russen räumen seit einigen Tagen eiligst die Nachbar gebiete. Eine Division Kavallerie zog sich nach Kars zurück. Die Bevölke rung flüchtet sich nach der Türkei, ebenso viele russische Deserteure. In Baku haben Reservisten den Polizei direktor getötet. Konstantinopel Kein französisches Schiff wagt es, in den Archipel einzu laufen aus Furcht vor einem dentschen Panzerschiff, das in der Nähe der Dardanellen kreuzen soll. Ein fran zösisches Paketboot, das neulich abge gangen war, kam bis zu den Darda nellen, mußte aber hierher zurückkehren. Der französische Stationär mußte nach Sebastopol znrückkehren. Zahlreiche andere Schiffe liegen in den Häfen, ohne ausfahreu zu köunen. Eiu rus sischer Stationär war bereits früher abgereist. OrrMcheö «ächfisches. * — Witter, ungsaussicht für Mittwoch, deu 12. August: Wechselnde Winde, meist heiter, vorwiegend trocken. * — Weitere Begnadigungen in Sachsen. Eine Begnadigung in Ueberiretungsfällen tritt nach einer Verordnung der sächsischen Regierung angesichts der Kriegslage von jetzt an ein. In folge der opferwilligen Vaterlandsliebe, die das ganze Volk in dem ihm aufgezwungenen Krieg gezeigt hat, haben die genannten Ministerien auf allerhöchste Ermächtigung hin beschlossen, allen Personen, gegen die wegen einer vor dem 1. August dieses Jahres begangenen Uebertretung auf Haft oder Geldstrafe erkannt worden ist, diese Strafe zu erlassen, soweit die Strafen noch nicht vollstreckt worden sind, und die Verfolgung von noch nicht rechtskräftig erledigten Uebertre- tungen dieser Art niederzuschlagen. Auch Kosten sind nicht zu erheben. Die Vollstreckung der Haftstrafen wird sogleich aufgehoben. * — Wevu die Feldpost in den nächsten La gen nnr spärliche Nachrichten bringen sollte, so braucht das die Angehörigen unserer braven Krieger nicht zu beunruhigen. Der Dienst läßt zunächst kaum Zeit zum Schreiben. Auch muß man bedenken, daß jeder Brief und jede Feldpostkalte jetzt nicht den direkten Weg durch die Post macht, sondern erst die militärische Prüfungsstelle passieren muß. In den Briefen und Postkarten darf keinerlei Nachricht von militärischen Dingen stehen. Es dürfen weder der Aufgabeort, noch das Datum verzeichnet sein. Auch die Absendung der Briefe an die Krieger muß in deu ersten Ta gen sehr eingeschränkt werden. Solange sich die Truppen auf dem Aufmarsch befinden, wird eine Bestellung durch die Feldpost sehr erschwert, wenn nicht gänzlich unmöglich sein. Im späteren Ver laufe des Krieges darf man erwarten, daß die überaus strengen Vorschriften etwas gemildert werden, so daß neben den allgemeinen Nachrichten vom persönlichen Wohlbefinden auch andere Vor kommnisse nach Hause berichtet werden dürfen. * — Sächsischer vemeindetag. Im Hinblick auf den Ernst der gegenwärtigen Lage ist die für den 11. und 12. September nach Chemnitz einberufcne Versammlung des Sächsischen Gemein detages bis auf weiteres verschoben worden. * — Deutsche Frauen, deutsche Mädchen, Neidet Euch einfach ! Wie wir bereits berichteten, hat der Polizeipräsident in München an die dortigen Frauen und Mädchen eine Mahnung zum Einfachkleiden erlassen. Diesem Beispiel scheinen auch andere Städte zu folgen So heißt es z. B. in einem öffentlichen Aufruf in einer Zwickauer Zeitung: „Deutsche Frauen! Deutsche Mädchen! Kleidet Euch in dieser schweren, ernsten Zeit so einfach wie möglich! Lauft nicht umher in Sammet und Seide, auf geputzt, als wolltet Ihr zum Balle gehen! Jetzt wimmelt es in unserer Stadt von braven Kriegern, die Weib und Kind verlassen müssen, um dem Vaterlandc zu helfen. Ihnen ist bei allem Mut das Herz vom Abschied und von den Sorgen um ihre Lieben schwer. Was müssen sie von Euch denken, wenn sie Euch so angeputzt einhergehen sehen ? Zeigt, daß Ihr brave Deutsche seid, denen Tand und Putz nicht die Hauptsache ist, zeigt, daß Ihr wißt, wie ernst jetzt das Leben ist, darum kleidet Euch einfach!" — Bravo! * — Wechsel-Verpflichtungen werden durch den Ausbruch des Krieges nicht berührt. Bei Fälligkeit des Wechsels wird dieser also präsen tiert und bei Nichtzahlung protestiert: es wird Wechselklage erhoben und aus dem ergangenen Urteil kann gepfändet werden. Nm 4. August ist freilich vom Reichstage in drei Lesungen ein Gesetz, betreffend die Wechsclverpflichtungen, an genommen worden, das sich aber nur auf die Handlungen bezieht, deren es sich zur Ausübung oder Erhaltung des Wechselrechtes oder Regreß rechtes aus dem Scheck bedarf, d. h. auf ver spätete Vorlegung zur Zahlung und verspätete Protestaufnahme als Folge höherer Gewalt be zieht, worunter hier die kriegerischen Ereignisse und unterbrochene Poftvcrbindungen zu ver stehen sind. * — Fünf Mark fürs Rote Kreuz von eine« Raffen. Ein in Zwickau lebender russischer Staatsangehöriger zahlte 5 Mark fürs „Rote Kreuz" ein, wobei er dem „Zw. Tgbl." folgendes schrieb: „Gebe Gott, daß der Krieg aufs schnellste beendet ist durch den Sieg der deutschen Armee, damit das Land der Ungerechtigkeit aufgerieben wird, und Rußland einsehe, daß es eine gerechte Strafe gibt! Möge das deutsche Heer Gottes Werkzeug sein, die Jahrhunderte dauernde Bar barei und Ungerechtigkeiten zu strafen. Es lebe die deutsche Armee. Ein russischer Untertan." * — In der 1. Dekade des August 1914 stellten sich die Witterungsvcrhältniffe nach den Beobachtungen der meteorologischen Station im Martin Luther-Stift wie folgt Niederschl. Niedrigste in Lit. pro Tem- Höchste Tem Temperatur mittags Tag Quadr. Met. peratur peratur 12 Uhr 1. 10.8 10.5 21.6 20.5 2. 15.5 25.7 25.0 3. 16.0 23.0 22.5 4. 1.1 15.5 22.0 22.0 5. 1.0 140 22.0 21.7 6. 0.0 13.0 22.5 22.0 7. 11.5 205 20.0 8. 7.4 12.5 15.5 15.0 9. 1.8 19.7 22.0 20.5 10. 145 26.0 260 Sa.: 21 1 142.7 220.8 215.2 M.: 2.11 14.27 22.08 21.52 * Hohcnsteiu-Crnsttyal, 11. Aug. Um den durch den Krieg arbeitslos gewordenen Arbeitern, hauptsächlich den verheirateten, eine Verdienst möglichkeit zu bieten, hatte der Stadtrat bekannt lich die Ausführung von Notstandsarbeiten be schlossen. Nachdem bereits vorige Woche eine Anzahl von Arbeitern zu verschiedenen Straßen arbeiten eingestellt wurden, können von morgen ab wieder 30 Arbeiter beschäftigt werden und zwar soll diese Gruppe das Auswechseln der auf Wüstenbrander Flur gelegenen Wasserleitnngs- röhren vornehmen. Diese erste größere Not standsarbeit dürfte wahrscheinlich längere Zeit andauern und ist so gedacht, daß jede Woche eine andere Gruppe von Arbeitern eingestellt wird, um jeden Arbeiter auf diese Weise unter stützen zu können. Vorläufig sollen jedoch nur verheiratete Arbeiter und solche mit größerer Familie in Betracht kommen. Weitere Notstands- arbeiten sind von der Stadtverwaltung in Aus sicht genommen. *— Die Lotterie der Sächsischen Fechtschule ist wegen des Krieges verschoben worden. Der Termin der Ziehung wird später bekannt ge geben werden. *— Wafserrohrbruch. Auf der Oststcaße er eignete sich vergaiigcne Nacht ein Wafserrohrbruch an derselben Stelle, wo wiederholt Störungen in der Wasserleitung vorkamcn. Infolgedessen hatten die Anwohner heute stütz kein Wasser zum notwendigen Bedarf. K. Oberlungwitz, 11. August. Der Frauen verein I beschloß in seiner Versammlung am Montag, der hiesigen Hilfsstelle für die not leidenden Angehörigen unserer Krieger monatlich 100 M. zu überweisen. Zugleich wird er auch in Zukunft an seine Pfleglinge, deren er zurzeit 53 hat, die bisherigen Monatsgaben weiter ver abreichen Besonders hilfsbereiten, namentlich kinderlosen Ehepaaren wurde auf eine schriftliche Anregung hin empfohlen, je ein Kind zur Fahne gerufener Familienväter auf einige Zeit bei sich aufzunehmen. Da es viele Not zu lindern geben wird, die Anforderungen an die öffentliche Mild tätigkeit sich noch steigern dürften, richtet der Frauenverein auch hierdurch an seine gebefreudi gen Mitglieder die Bitte, dem bisherigen frei willigen Beitrag nach Möglichkeit eine kleine Steigerung zuteil werden zu lassen. Gersdorf, 11. Aug. Der hiesige Sama riterverein hält gegenwärtig im „grünen Tal" einen Damenkursus ab; denn daS Samariter wesen mit seinen hohen idealen Zielen kommt jetzt besonders zur Geltung. Der Kursus ist vollständig umsonst und ist es erwünscht, daß recht viele Frauen und junge Mädchen an dieser Aus bildung teilnehmen. Der Kursus steht unter Lei tung des Herrn Dr. Schmidt und wird etwa in zwei Wochen beendet sein. Die Unterrichtsstunden werden Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags erteilt. Beginn pünktlich abends 7 Uhr. Es sind 2 Abteilungen e.ngerichtct. Jede Ab teilung hat wöchentlich 2 mal Unterrichtsstunden. Die Kranken werden durch größere Knaben mar kiert. Eine kürzlich abgehaltene Versammlung war von ca. 80 Frauen und Mädchen besucht. Hoffentlich nehmen nun recht viele an dem Kur sus teil. Anmeldungen werden an jedem Unter- richtsabcnd oder beim Vorsitzenden des Vereins, Herrn Max Strienitz hier, entgegengenommen. sH GerSdorf, 11. Aug. Auch in unserem Orte ist die Getreideernte voll im Gange. In folge Ausbruchs des Krieges ist aber bei vielen Gutsbesitzern ein Mangel an Arbeitskräften ein getreten, ja mancher Besitzer hat selbst seine Arbeits stätte verlassen müssen. Auf hiesigem Rathause haben sich nun eine größere Anzahl Arbeiter ge meldet, die gern gewillt sind, bei dem Einbringen der Ernte behilflich zu sein. Den Landwirten wird empfohlen, solche freiwillige Hilfskräfte ein zustellen und hierüber im Rathause Auskunft einzuholen. L Langenberg, 11. Aug. Die Mitglieder des hiesigen Kgl. Sachs. Militärvereins vereinigten sich am Sonntag abend zu einer außerordentlichen Sitzung im Gasthofe. Herr Gartengutsbesitzer G. Hertzsch eröffnete die Versammlung und ge dachte der unter die Fahnen berufenen Kame raden, wünschend, daß sie mit Gott für unser liebes Vaterland kämpfen mögen. Darauf nahm man Kenntnis von einem Aufrufe des Kgl. Sächs. MilitärvereinS bundes, sowie von Vorschlägen, Fürsorge für Familien der unter den Waffen stehenden Kameraden, Unterstützung des Roten Kreuzes, Verabfolgung von Liebesgaben und Heranziehung der männlichen Jugend zu Hilfs arbeiten betr. Zum Schluffe gedachte man noch mals der im Felde stehenden Kameraden und verließ mit den besten Wünschen für einen glück lichen Ausgang des Krieges die Versammlung. * Rastdorf, 11. Aug. In der Nacht zum Sonntag sind Diebe im Naturheilbad einge brochen. Sie stahlen Kognak und Zigarren und haben alles wüst verunreinigt. Von der gleichen Nacht ist auch ein Einbruch in die Turnhalle zu melden. Die Diebe haben dort ein Pult er brochen und etwa 10 Mk Geld und 100 Stück Zigarren gestohlen. Von den Dieben fehlt jede Spur. * Siegmar, 11. Aug. Eine Ehefrau kam mit der Spirituskanne dem Spirituskocher zu nahe, wobei die Kanne explodierte. Die Frau, deren Mann zum Militär einberufen worden ist, wurde schwer verbrannt. * Chemnitz, 11. Aug. Eine Heimstätte für Kinder, deren Väter in den Krieg ziehen mußten, hat soeben der Verein zur Bekämpfung der Schwind- sucht in seinem bei Chemnitz gelegenen Kindecwald erholungsheim errichtet. 120 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren können hier Aufnahme finden. * Frankenberg, 10. Aug. Der Geflügelzüch terverein Frankenberg beschloß einmüdig, die sür September d. I. geplante Feier des 50jährigen Bestehens wegen des Krieges ausfallen zu lassen und den für die Durchführung des Festes aus geworfenen Betrag unverkürzt dem Stadtrat zur Verteilung an Familien, die infolge des Krieges in Not geraten sind, zu übergeben. Auch die Jubiläumsausstellung soll verschoben werden. * Freiberg, 10. Aug. Die hiesige liberalen Neuesten Nachrichten haben ihr Erscheinen vor läufig eingestellt. Sie begründen dies damit, daß der Verleger, die Redakteure und das gesamte Personal zu den Fahnen einberufen worden sind. * Freiberg, 10. Aug. Die Bewohner der be nachbarten Ortschaft Naundorf haben die gesamte ihnen zustchende Entschädigung für Einquartierung von Pferden und Mannschaften während der Mobilmachung dem Roten Kreuz zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um mehrere hundert Mark. * Dresden, 10. Aug. Der gegenwärtig als Leutnant und Adjutant zur Fahne einberufene Rechtsanwalt Johannes Lehmann ist gestern bei einem Ausritt im Großen Garten mit dem Pferde gestürzt und hat einen schweren Schädclbruch er litten. Der Verunglückte wurde in das Carola haus geschafft, wo er alsbald verstarb. * Dresden, 10. Aug. In dem Gartenkonzcrte im Stadtwaldschlößchen-Nestaurant am Postplatze in Dresden waren am Sonnabend auch zahl reiche Landwehrleute erschienen, um sich vor dem Ausmarsche in Feindesland noch einen musika lischen Genuß zu gönnen. Die Kapelle spielte wiederholt patriotische Weisen, wobei auch die „Wacht am Rhein" zu Gehör gebracht wurde. Natürlich stimmte das Publikum begeistert ein und in patriotischer Laune schwang sich ein Lmdwehrmann auf das Musikpodium, wo er den Taktstock ergriff und das Lied dirigierte. Kein Mensch erblickte in dieser Harmlosigkeit etwas Ungehöriges, sondern man freute sich über den Soldaten, der mit dem Taktstocke so wacker drcinschlug. Da plötzlich stürzte der wohlbeleibte Wirt des Restaurants auf das Podium, verab reichte dem nichtsahnenden Landwehrmann ein paar schallende Ohrfeigen und stieß ihn vorn Podium hinab. Im Augenblick erhob sich das anwesende Publikum, bemächtigte sich des brutalen Wirtes und traktierte ihn derart init Schlägen und Puffen, daß er wie tot vom Platze getragen werden mußte. Dann stürmte das Publikum die Restauraiionsräume und zertrümmerte alles, was vorhanden war. Erst nachdem eine starke Polizeiabteilung eingetroffen war, konnte das Schlachtfeld geräumt und die wütende Menge vertrieben werden. Die Verwüstung des Re staurants war eine so totale, daß die Polizei cs noch am Sonntag geschlossen hielt. * Leipzig, 10. Aug. An Stelle der zur Fahne berufenen Straßenbahnschaffner stellt nunmehr die Große Leipziger Straßenbahn deren Ehefrauen als Schaffnerinnen ein. Dieselbe Maßnahme hat bekanntlich auch die Große Berliner Straßen bahn getroffen. Für uns Deutsche wird es zu nächst allerdings ein ungewohnter Anblick sein; aber man braucht sich nur zu vergegen wärtigen, daß z. B. in Südamerika derartige Posten allgemein mit weiblichen Personen besetzt sind. * Werdau, 10. Aug. Der in sehr guten Ver hältnissen lebende 46 Jahre alte Gutsbesitzer Hans Meuche aus dem benachbarten Franken- Hausen hat sich am Mobilmachungstage drahtlich zum Eintritt in das Grimmaer Husaren-Regiment, bei dem er Unteroffizier gewesen, gemeldet. Am Montag nach dem Mittagessen sagte er zu seiner Frau: „Frau, ich habe mich freiwillig zu den Soldaten gemeldet. Hier sind die Schlüssel, wo das Geld liegt, weißt Du!" Ein schneller Ab schied von Frau und Kindern und fort gings. Briefschaften an seine Frau und einen Freund belichten, daß Meuche bei der 1. Ersatzbatterie des 71. Artillerie-Regiments als Geschützführer ausgebildet wird. * Werdau, 10. Aug. Einen hübschen Beweis von kindlichem Patriotismus gab dieser Tage ein Schulmädchen der ärmeren Klasse, das bei der Hauptsammelstells hierselbst vorsprach und auch ein Scherslein fürs Rote Kreuz mit einem 10-Pfen- nig-Stück abgab. Dieses Nickelstück wiegt Gold auf! * Gablenz bei Crimmitschau, 10. Aug. Sonn- abend nacht gegen 2 Uhr standen Scheune und Seitengebäude der Besitzung des Gutsbesitzers Karl Engelmann hier gleichzeitig in Flammen. Sic wurden in Asche gelegt, während die übri gen Gebäude erhalten blieben. Es liegt offen bar Brandstiftung vor. * Meerane, 10. Aug. Hermann Däumler hier hat die bei ihm wohnenden Familien, deren Ernährer zum Kriege einberufen sind, bis zur Beendigung desselben von der Zahlung der Miete befreit. * Oberplauitz, 10. Aug. Drei junge Leute satten sich in der Nähe des Zaunes eines Grund- tückes hinter der Gellertstraße auf den Rasen ge- etzt und tauschten sich gegenseitig wohl ihre Mei nungen über die jetzige Kriegslage aus. Der Besitzer dieses Grundstückes bemerkte die drei Leute und vermutete in diesen verdächtige Spione(I). Er rief sie an. Zwei von ihnen ergriffen die Flucht, während der Dritte, der Seminarist Petzold, stehen blieb, auf den mehrere Schüsse abgegeben wurden. Durch die Schüsse aufmerksam gewor den, kamen andere Personen herbei und miß handelten den Petzold derart, daß er im Gesicht blutende Wunden davontrug. — Es wäre doch an der Zeit, etwas mehr Besonnenheit zu zeigen! * Jena, 10. Aug. Auf der Saale hat sich am Sonntag abend ein schweres Bootsunglück ereignet. Ein mit drei jungen Leuten besetztes Boot, das trotz der Warnungstafeln zu nahe an das Rasenmühlenwehr gefahren war, kenterte, wobei der 22 Jahre alte Steindrucker Christoph Maurer aus Kitzingen und der 20 Jahre alte Lithograph Fritz Arnold aus Meerane ertranken. Der Steindrucker Grützmacher, der sich an dem Boot festhielt, konnte gereitet werden. Die Leichen sind noch nicht geborgen. An5schueiden! Aufheben! Für unsere braven Soldaten sind erwünscht: Bekleidungsstücke: Wollene Unterkleider, Taschen tücher, Hosenträger, wollene Socken. Gebrauchsgegenstände: Tabakspfeifen, Zigarren spitzen, Tabakbeutel, Zigarrentaschen, Taschen messer, Brustbeutel, Notizbücher, Briefpapier, Postkarten, Bleistifte, Zahnbürsten, Kämme, Nähzeuge, enthaltend Zwirn, Stopfgarn, Knöpfe, Band, Näh- und Stecknadeln, Finger hut, kleine Schere. Verbrauchsgegenstände: Zigarren, Tabak, Scho kolade, Konserven, Bier, Branntwein. Sonstiges: Seife, Lichter, Insektenpulver. Freundliche Gaben werden mit herzlichstem Danke entgegengcnommen von der Hilfestelle in Hohenstein-Ernstthal: Rathaus, Zimmer Nr. 7. Bestellungen aus unsere Zeitung werden jederzeit entgegengenommen.