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ÜMM «im HohmAnü-ErißthiiIrl Kmüscr Tagrblatr. SW—"»».' ^1« M-WS—SSSSSSSSSSSSSSS^SSSSSSSSSS^MSS^W»!,, !»> «—n > -SSSSSSSSSSSSSSSSSSS Nr 7S Donnerstag, den Ä. April 1V14 41. Jahrgang W erste Mettel de;5ahres 1M, das jetzt hinter uns liegt, störte die innere Politik des Deutschen Reiches weniger als die unserer Nachbarn und mancher überseeischer Staaten, wenngleich eine gewisse Beklemmung wegen der Möglichkeit kriegerischer Verwicklun gen nicht nur bestehen geblieben ist, sondern sich gerade ' in den jüngsten Tagen noch ver stärkt hat. Die deutschen ReichStagsverhand- lungen verliefen im allgemeinen ruhig, tro gelegentlicher Krisengerüch!« trat kein Minister wechsel ein, nur die elsaß-lothringische Regic- rung wurde infolge der Zaberner Vorgänge umgestwltct; die Ernennung des neuen Statt- hallers steht noch aus. Die großen Jahres Versammlungen des Bundes der Landwirte, des Deutschen Landwirtschaftsrwts und des Deutschen Handelstagcs erbrachten auch dies mal wieder nützliche Anregungen. In Frankreich hat das neue Kabinett Dor mergue während des verflossenen Vierteljahres wenige ruhige Stunden gehabt. Erst gatS die Kämpfe um die dreijährige Dienstzeit und um die Kostendeckung, dann kam am 16. März das Revolverattentat der Frau des Finanz - Ministers Caillaux auf den FigarodirUtor Cal mcttc, das die Untersuchung der Rochettekom Mission mit ihren für Frankreich mehr als peinlichen Ergebnissen nach sich zog. Der Fi nanzmmister Caillaux und der Marineminrler Monis schieden aus dem Kabinett aus. In England führte die Auflehnung der Offiziere Irlands gegen den Beseh" der Londoner Re gierung, einen wegen der Homerulesrage etwa ausbreckenden Aufstand der Ulsterleutc mit der Waffe in der Hand niederzuwerfen, z' einer schweren Erschütterung des Kabinct s Asquith und dem Abschiedsgesuch des popi lären Feldmarschalls John French. In Schwc den fand zu Anang Februar der grolle Bar ernzug statt, der vom König stärkere Rüstm gen im Hinblick aus Ru land erbat. Das Zarenreich, in dem anstelle Kokowzews der 70jä!rige Gorcmyki» zum Ministerpr s deuten ernannt wurde, Hai wegen seiner sta ken Rüsttmgeu, die in dein Pserdeaussuffrve l oi den Charakter immit.cl arcr KricgSvor c reilungen annahmcii, im Mittelpunkt der a gemeinen Alffnierksamcit, namcntlih derjen gen de? Dreibundes gestanden. Au.h machte i sich Anzeichen von Schwierigkeiten bcmertea , die der Escheuerung des deutsch-russischen-Ha. delsvertrages erwachsen könnten. In Oester reich ver agte wiederum das Parlament, sodr die notwendigen Kredite, insouderhei. auch d c für die dringend gebotene Verstärkung der Wet rkraft, aus Grund des 8 1-1 bc'chafft wer den mufften. In Italien trat der langjährre Ministerpräsident Giolitti zurück uud überließ seinem Nachfolger Salandra die undankbare Arffgabe, die Kosten für das libysche Unter nehmen zu decken und manche andere Schwie rigkeit zu lösen. Am 6. März hielt Fürst Wil helm von Albanien seinen Einzug in Durazzo und feierte dorr zwanzig Tage später unter herzlicher Anteilnahme der Bevölkerung zum ersten Male seinen Geburtstag. Die neue Welt wurde durch die mexikanischen Wirren in Be wegung gehalten, auch in China und Japan nahm die Unruhe kein Ende. Am 3. Januar entgleiste bei Metz ein Militärzug mit Urlaubern, 7 Soldaten wur den getötet. Durch eine Explosion aus der Zeche Achenbach bei Dortmund am 30. Ja nuar fanden 19 Bergleute den Tod. Ain 8 Februar wurde das 25jährige Bestehen der Schutztrup-pe von Deutsch-Ostafrika festlich ge feiert. Ani 21. Februar erfolgte der Frei spruch des früheren Reichstagsabgeordneten Grafen Mielczhnski, der wegen Totschlags sei ner Gatlin und seines Neffen angeklagt war. Durch Explosion einer Höllenmaschine, die Erpresser gesandt hatten, wurden am 23. Fe bruar im Palast des Bischofs in Debreczin (Ungarn) 2 Menschen in Stücke gerissen und der Bischof schwer verletzt. Drei Tage später gab es bei einer Kesselexplosion in der Ber- lin-Rummelsburg-er Anilinsabrik 9 Tote und 8 Schwerverletzte. Am 22.März tratKaiserWilhelm nachdem er vorher die Neue Königs. Biblio- thek in Berlin eingeweiht hatte, die Korsureise an. Tags darauf ereignete sich im Lido von Venedig ein Schiffszusammenstoß, bei dem eine Anzahl Personell den Tod sand. Oertttch«» «ns SSchfischeS. *— Ueber die Auswahl! vom Schöffen und Geschworenen hat das Justizministerium folgende Verordnung er lassen: Das Justizministerium hat in der Ver ordnung, die Auswahl von Schöffen und Ge schworenen betreffend, vom 7. Oktober 1905, Bor hundert Jahren. Ter siegreiche Einzug der Verbündete» in Paris am 31. März 1814. Nach einem zeitgenössischen Stich den an der Wahl von Schöffen und Geschwo renen beteiligten Richtern anheimgege-eu, bei der Aufstellung der Listen und bei der Vor- nähme der Wahlen für den Schöffen- uud Ge schworenendienst mehr als bisher auch Per sonen der unteren Stände, die für das Eh renamt geeignet sind, zu berücksichtigen. Nach" dem durch das Gesetz, betreffend die Entschä digung der Schöffen und Geschworenen, vom 29. Juli 1913 und die Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend die Tagegelder und Reisekosten der Schöffen und Geschworenen, vom 2. August 1913, für die Schöffen und Geschworenen auch Tagegelder eingeführt wor den sind, erscheint es um so unbedenklicher, auch Personen der unteren Stände zu dem Ehrenamt eines Schöffen und Geschworenen zu wählen. Das Justizministerium glaubt des halb, den an her Wahl von Schöffen und Ge schworenen beteiligten Richtern die in der Ver ordnung vom 7. Oktober 1905 enthaltenen Darlegungen anderweit zur Erwägung stellen zu sollen. * OarnSdorf, 31. März. Wegen der Aus breitung der hier herrschenden Masernepidemie unter den Kindern des hiesigen Ortes mußten nunmehr alle Klassen der Volksschule auf An ordnung der Behörde bis zum 19. April ge schloffen werden. * Freiberg, 31. März. In der Schwurge- richtsverhandlunq gegen den 26jährigen Hand arbeiter Karl Georg Zinke in Döbeln wegen schweren Diebstahls in fünf Fällen und Mord versuchs wurde der Angeklagte zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Als Zinke von dem Gen darm verhört wurde, legte er seine Pistole auf diesen an. Die Waffe entlud sich jedoch nicht. Zinke ist wegen Mordversuchs schon einmal zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt worden. * Dresden, 31. März. Ein bemerkens wertes, von menschlichem Empfinden diktiertes Urteil fällte soeben das Kriegsgericht der 3. Division Nr. 32 in einer Straffache gegen den Matrosen Walter Gnauk vom Artillerie-Schul schiff „Danzig". Gnauk hatte feine Lehrzett bei dein Dresdner Schlossermeister Arnold ab solviert und ist dann zur Marine als Unlev» Offiziersschüler übergetreten. Vor kurzem ev- stattete der Schlossermeister Arnold gegen ihn Anzeige wegen eines vor 2 Jahren began genen angeblichen Diebstahls. Als die An zeige vom Kriegsgericht zurückgewiesen worden war, wendete sich Arnold beschwerdeführend ans Oberkriegsgericht, welches daraufhin die straf rechtliche Verfolgung an ordnete. Angeblich soll das Vorgehen Arnolds auf eine Differenz mit dem Vater des Angeklagten zurückzuführen sein. Gnauk hat sich während seiner Lehrzeit aus Eisenabfällen und einigen dem Lager ent- Ein Wiutertraum. Roman von A n n y W o t h e. -t. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) (('oi^rlgkt 1912 „Ich möchte lieber mit Ihnen allein fa', reit, Gräfin." „Das geht nicht gut. Ohne Belastung i t die Geschwindigkeit zu sehr gehemmt." „Einmal!" bettelte er. Jirgelid wurde rot. Da war schon die Schweizerhütle in Sich!. „Mein Verlobter kommt sicher mit," tön e ganz klar und hell ihre Stimme. Da erlosch das Licht in Woods Augen und sie wurden wieder starr und ernst. „Alaun also befehlen Sie, Gräfin?" „Ucäermorgen vormittag, die Zeit bestim me ich noch." Er verneigte sich schweigend. Das klein.', hübsche, im Schweizerstil erbaute Häuschen mit seinem licfverschneiten Dach lag ganz im Sonnenlicht gebadet. Schwer trugen die hochbinaufragendcn Tan neu ringsum an ihrer Weißen Last. Wie große, Weiße Zauberlroncn strecklen vor dem Haus die Birken ihr vereistes Ge^ st in den blauen Winterhimmel, und von fern ertönte das Geläut der Schlittenglockcn in- das sorglose Lachen froher Menschen. „Nun verweht der alte Zauber," bemerkte James Wood, auf das so freundlich in, Son nenlicht schimmernde Häuschen deutend. „Nun wird die weiße Schneefrau, die mich so freund lich geleitet, ein Weib wie die anderen dort. Nein, nicht wie die anderen, das wäre Sünde, aber sie, die mir noch soeben ganz nahe war, die mir in diesem Weißen Walde gehörte, die rückt mir wieder ganz fern. Ich darf ihr viel leicht galant die Hand küssen, und ihr schöne Dinge sagen, aber unser weißer Märchenwald, der ist uns da unter den Menschen für immer verschlossen. Hier aber ist der Traum noch unser. Gräfin, hier ist er mein." „Ein Wintertraum," gab- sie mit zuckenden Lippen zurück. „Ich bitte Sie, Mister Wood, was ist das für ein armselig Glück? Sie, ein Kömg im Reich der Lüfte, der immer zur Sonne strebt, der träumt keinen Wiutertraum. I Dem lacht das Leben überall, weil er cs meistert." „Vorhin sprachen Sie anders, Gräfin." „Vorhin? Was wandelt sich nicht oft im Kreise von Minuten? Ei» ganzes Geschick, ei,, ganzes Leben. Also ich fliege mit Ihnen, Mister Wood, wenn Sic zur Sonne wollen, ich fliege mit." Sie winkie lächcttid mit der Hand ihren, Verlobten zu, der ihr jetzt entgc en'am, eine finstere Falte in dem ernsten, männlich schö nem Gesicht. „Jngelid," riet er schon von weitem vor wurfsvoll, „alle warten wieder aut Dich." „Das bedauere ich aufrichrig," ga- ßc lie enswürdig zurück, „ich glaubte Euch län n beim Kaffee." Aus dem Gewirr der Schlitten klang Helles Lachen. Irmengard, Jugelids Hingste Schweiler, richtete sich von einem Bob, der an den Pferdeschlitten neeen dem Bob des Prinzen gelängt war, aus ihrer liegenden Haltung langsam in die Hölc, und rief ihrer Schwc stcr zu: „Gott sei Dank, daß Du kommst, Jngelid, der Prinz Ivar nahe daran, mir streben eine Liebeserklärung zu machen. Er hockt noch immer auf den, Aar und Ivar et ans Dick,, und da Du fern bliebst, schnitt er mir auf Mord die Kur." .Komtesse," wehrte entsetzt der Prinz, und Leo v. d. Decken tadelte mit gerunzelter Stirn: „Laß doch die Witze, Irmengard. Jngelid lie.tt das nicht, und ich noch weniger." „Auf, mein Prinz," rief das junge Mäd chen übcrmülig, den Prinzen an seinem lange» weißen Wickelschat emporziehend, „verteidimm Sie sich und mich, und dann kommen Sie, daß wir endlich mal etwas Warmes in den Leib bekommen. Ich bi» schon bald er froren." „Du darfst nicht erlauben, daß Irmengard sich so gehen läßt," flüsterte Graf v. d. Decken seiner Braut zu, indem er ganz selbstverständ lich ihre» Arm durch den seine» zog. „Es wirkt so unfein und erscheint m der Tat wie eine Herausforderung des Prinzen." „Schulmeister," gab Jngelid leichthin zu- I rück. „Laß doch dem Kinde das bißchen Gold staub an de» Flügeln." „Na", lachte Graf Leo gutmütig auf. „Dein poetischer Vergleich hinkt bedeicklich. Die Kleine will ich mir mal selber kaufen." Plötzlich verstummte er. Groß, flammend, als wollten sie ihn ver nichte», hatten ilii die graue» Ange» des Fliegers getroffen. Was fiel denn dem Kerl ein? Unwill- ürljch trat Gras Leo, mit Jngelid am Arm, auf James Wood zu. Da verschwand der seltsame Ausdruck in dem Antlitz des Engländers, der jetzt mit küh ler, glcichmä,ttger Miene höflich die Tür zur Sckm-eizerhüttc öffnete, dem Paare so den Vor tritt lassend. „Was war das nur?" Wie eine schwere, dunkle Last, legte cs sich einen Augenblick auf Graf v. d. Deckens Seele. Fester preßte er den Arm seiner Braut an sich. Draußen glühte die Sonne blutrot über dem weiße» Schnee, Pmpurrostm blühten auf in dem weiße» Walde, und blitzender Fun- kemegen rieselte an den schneevermummwn Tannen hernieder. Da führte Leo v. d. Decken seine Braut über die Schwelle Die grauen Männeraugen, die dem Paare folgte», glühte» fast schwarz i» ihrem dunkle», zornige» Blick. Wie drohend hob sich des Mannes Faust, und die schmalen Lippen preßten sich fest auf einander. Dann erlosch der Blick wieder, und starr und kalt blickten die Augen des Fliegers weit hin ins Leere. Uel'erm Schnee verglühte die Sonne,, und der Brunnen vor der Tür mit dem von tau send funkelnden Kristallen umsponnenen Brun nenhaus, lag still und verschlossen. Nur die Schlittenglocken klangen noch leise durch den abendlichen Wald. Dann kam das starre, weiße Schweigen der Nacht. Still zogen die Sterne auf. Wie große, leuchtende Flammenaugen hielten sie Wacht über Haus und Tannen am Silberbach, der feinfunkelnde Eisspitzen wie scharfe Nadeln im Mondcnlicht blitzen ließ, gleich feindlichen Was fen. Droltte denn Gefahr auS dem Weißen Zauberwalde? Ahnte er sie? * * * In der behaglichen oberen Schweizers ttc herrschte reges Leben. Die Kaffee.ische wcw-m vollbesetzt, und große Schüsseln mit leckeren Knchenbergen machte» die Runde. Ucberall fröhliches Lachen, munteres Plan der». Unter den feschen Sportmützen der Männlein und Fräulein lebhafte, blitzende Augen, blühende Wangc» und lachende Lippen- Sportncuigkeiten schwirrten von Tisch zu Tisch. Und immer kamen noch neue Gäste, und draußen klangen lustig die Glocken der Schlitten. Jngelid hatte an der Seite ihres Verlob ten an der langen Tafel, die von den Mann schaften des Aar und der Hexe belegt war, Platz genommen. An ihrer anderen Seite fast Prinz Schwarzeneck. Mister Wood hatte seinen Platz neben ihrem Verlobten, am Kopfende des Tisches. Die Gräfin spielst nervös mit dem Löffel ihrer Kaffeetasse. Riete Vossen, ihr gegenüber, war von ausgelassener Lustigkeit, zu der Leo nachsichtig lächelte, während er, wenn er zu Jngelids Schwester Irmengard hinüberblickte, die mit dem Prinzen mächtig kokettierte, immer finster -die Augen zusammcnzog- (Fortsetzung folgt.) Re« hinzntretcnden Abennenteu wird Der bereits erschienene Teil des Romane- aas Wunsch nachgeltefert. Ttlllende Mütter und Ammen bereiten dem Kinde nnd sich selbst schlaflose Rächte dnrch die anfregende Wirkung des Kaffees, sie schaden den Nerven des Kindes schon im zartesten Alter. Der coffeinfreie Kaffee Hag hat diese Nachteile nicht, deshalb empfehlen ihn die Ärzte den Wüchner- nuun.