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ßMM DM WMm-KkuWler AVNUl »r »». Freitag, den 6 Februar 1814 41. Jahrgang Sie friedliche« Zaberner. Man schreibt uns: Der Mann, der in Zabern das Amt eines Kreisdirektors verwaltet, nennt seine Kreis insassen die friedlichste Bevölkerung der Welt. Es ist das dieselbe Bevölkerung, die im Lau e des Jahres 1913, und zwar vor der Wackes- Affäre, nicht weniger wie 8 mal ganz u»mo i- viert Angehörige des 99. Regiments Überfällen hat. So ist es übrigens schon von jeher dort gewesen. Die Norddeutsche Allgemeine gräbt ein interessantes Schriftstück zur Charakterisie rung der „friedlichen" Zaberner aus. Es ist der wörtliche Abdruck eines Berichtes des Za berner Garnisonkommandos vom 5. Dezember 1903 über Streitigkeiten zwischen Unterof izie- ren und Zivilisten seit dem Jahre 1901. Sie^e da, die Zaberner sind immer noch dieselben! Und auch der „Zaberner Anzeiger", das drei mal wöchentlich erscheinende Weltblast der Fortschrittlichen Volkspartei, spielt schon da mals genau die heutige Rolle. Ein Unleroffizier vom zweiten Bataillon der 99er hatte einen aus Urlaub in Zabern befindlichen Matrosen, der danach zu einer längeren Freiheitsstrafe verurteilt wurde, ver- baften müssen. Die anwesenden Zivilisten, meist junge Leute, überfielen daraus — das war am 31. August 1901 — den Unteros i- zier, sodaß die Wache der Schloßkaserne ins Gewehr treten und den Unteroffizier unter Bedeckung fortbringen mußte, wobei er noch durch Steinwürst verletzt wurde. Bon da ab hetzte der „Zaberner Anzeiger" monatelang gegen das Militär, das das gute Einverneh men mit der Bürgerschaft gestört habe, und forderte drohend die Entfernung des Unter offiziers aus Zabern! Das Regiment ries die Vermittlung des Bürgermeisters an, aber ohne jeden Erfolg. Die Hetzartikel gingen weiter, Unteroffiziere des Regiments wurden wiedc - holt von jungen Burschen grundlos überfallen, in zwei Fällen kamen schwerere Verletzungen durch Steinwürfe vor, auch wurden die Fe - ster einer Gastwirtschaft, in der das Unter- ofiizier'orps sein Winstrvergnügen abhielt, ein geschlagen. Der vom „Zaberner Anzeiger" ge nannte Unteroffizier war besonders das Ziel der Angriffe, und konnte einmal nur mit Hilst eines Einwohners, eines Bäckermeisters, sich vor der Uebermacht in die Kaserne rette i. Dies geschah am L3. August 1963, also drei Jal re nach der dienstlich vollkommen gerech - fertigten Verhaftung des Matraeu. Man traut seinen Augen kämm Nun lat allerdings Ben Akiba wieder einmal Reel t, wenn ec gesagt hat, alles sei schon dageweseu, und doch hielten wir die Zabern-AWre vom letzten November für ganz einzigartig, für eine Folge nur der durchaus ungehörigen Aeuße- rung des Leutnants von Forstner, für die er seine Stra e bekommen hat. Es ist nur schade, daß unsere Offiziellen und Offiziösen stets so spat aufwachen. Was hätten sie mit diesem Bericht von 1903 alles anfangen können, wenn sie ibn nur rechtzei ig verwertet hätten! Aber die Norddeutsche mußte wohl deshalb schwei gen, weil der Kanzler „nicht Oel ins Feuer gießen" wollte. Das will er nie, und doch wird die Sache dann umso schlimmer, weil nie mand seine Zurückhaltung ihm dankt. Die „friedlichste Bevölkerung der Welt" aber mit samt ihrem Kreisdirektor wird fortan der öf fentlichen Meinung nichts mehr vormachen kön nen, auch wenn der „Zaberner Anzeiger" drei mal wöchentlich sie zum äußersten anseuert. Eine moderne Geschäfts-Krisis. Wie schon mitgeteilt, wird das Warenhaus W. Wertheim G. m. b. H. in Berlin ausge löst, bei dem nach den Berechnungen dortiger Zeitungen in verhältnismäßig wenigen Jahren zwanzig Millionen Mark verloren gegangen sein sollen. Etwa 1250 Angestellte werden in folgedessen mit dem 1. März beschäftigungslos, und bei der trüben Geschäftslage, die beute gerade in kaufmännischen Betrieben herrscht, werden sie große Mühe haben, aufs neue eine feste Anstellung zu finden. Hier zeigt sich in greller Weise, wie wenig sich im wirtschaffffchen Leben Theorie und Praxis entsprechen, hier tritt auch zutage, daß es falsch ist, die ge werbliche Entwickelung mit immer neuen La sten zu bedrücken. Das jetzt aufgelöste Warenhaus hat, wie es in der Natur der Dinge liegt, manchem kleineren Detailgcschäft das Leben sauer ge macht- Diese kaufmännischen Bene, e mi t- leren und kleineren Umfanges sind bekanntlich vielfach durch Konkurrenz, Ansprüche und La sten geplagt, sodaß sie sich haben beschränken müssen. Sehr herb wird die neue Angestellten- Versicherung empfunden, die z. B in Berlin bei einem Gehalt von 2250 Mark die verfflüß seude Beitragssumme von 244 Mark 80 P'g. für einen einzigen Angestellten in einem Jahre ausmacht, seitdem mit dem 1. Januar 1914 zur Angestellten-Versicherung noch die Kran kenversicherung getreten ist. Wenn auch in die Beitragssumme sich Prinzipal und Angestellter zu teilen haben, so ist doch diese soziale Ge- hasts- resp. Gewerbs-Belastung so bedeutend, daß ein Rückschlag au" die Betriebe garnicht zu vermeiden ist und man denjenigen Recht geben muß, die sagen, es könne so nicht wei ter gehen. Messt harte Last, die noch durch die flaue Konjunktur und die in großen Städten ge radezu maßlose Konkurrenz verschärf wird, zwingt fast alle Geschäfte zur Beschränkung des Personals oder zur Einstellung billigerer oder weiblicher Angestellten. Was nützt also die neue.soziale Versicherung den Angestellten, da sie die Möglichkeit, außer Stellung zu sein, steigert? Dieser Umstand läßt jedenfalls die neuen Versicherungen unter Umständen mehr als Plage, denn als Wohltat erscheinen. So haben wir eine unerquickliche Beobach tung: Bei der scharfen Konkurrenz werden lewere Geschäfte bedrängt, es mindern sich die Angestellten-Posten. Mancher selbständige Gewerbetreibende, der gern einen stellenlosen Kaufmann au'nehmen würde, muß heute da von abseben, weil das Publikum keine Nei gung zeigt, für die starke Erhöhung der so- zialpolitiscben Lasten entsprechend höhere Preise zu zahlen. Diese Lasten bedeuten ein Kapi- tal. Nehmen wir ein Geschäft mit zehn An gestellten von rund 250 Mark sozialen Jah reslasten, so macht das in zehn Jahren eine Versicherungs-Ausgabe von 25 000 Mark, also ein Vermögen, von allen anderen Abgaben noch ganz abgesehen. Und ein Geschäft mit zehn Angestellten ist doch kein Rie'enqeschäß, das Kapitalien für soziale Zwecke zahlen kann. Das Schlimmste «"'er ist, daß das Fort schreiten in der Einführung neuer Abgaben die Möglichkeit der Erwerbung einer eigenen Exi stenz immer mebr erschwert. Wir bekommen immer mebr Bcamtenstellen, aber immer weniger sorgenfreie bürgerliche Existenzen, seien es nun selbständige oder solche von Angestell ten. Kupons werden in Deutschland genug abgeschnitten, aber im Erwerbsleben verhält nismäßig am wenigsten. Oertliche» «n» LächstsHes. * — Aus dem sächsischen G ä r t- n e r g e w e r b e. Nach der im Jahre 1913 veröffentlichten Erhebung des Kgl. Sächs. Sta tistischen Landesamtes gab es im Königre che Sachsen 651 Privatgärtnereien (ohne die Haus und Herrschaftsgärten) mit 1336 Beschäftigte», die die Erzeugnisse selbst verbrauchten, ferner 296 Privatgärtnereien mit 1058 erwerbstätigen Personen, die ihre Erzeugnisse zmn Teil ver kauften. Staatliche, königliche, städtische und Friod'ofsgärtnereien oder solche, die sich im Besitze von Korporationen befanden, wurden 162 mit 2321 beschäftigten Personen festgestellt. An wir'lichen Hande^sgärnereie» aller Art waren 2656 mit 12 782 Personen vorhanden, sodaß insgesamt 3756 G rtnereien mit 17 497 erwerbstätigen Personen im Königreich Sachsen ermittelt wurden. 1121 von diesen Gärtnereien wurden nebenberuflich betrieben- Den Gärtner beruf hatten 44,2 Prozent der Beschäftigten er- Rag-Weltrekord Bruns Langers. 14 Stunde» 7 Minuten in der Lust. Am 3. Februar ist es, trotz der für ein derartiges Unternehmen (besonders wegen der Kürze der Tage) sehr ungünstigen Jahres zeit, einem dcutschenWieger" gelungen, den feit dem September 1912 im Besitze des französischen Maurice Farman-PilotcnF urny befindlichen Weltrekord im Dauerflug ohne Passagier an sich zu reißen. Langer startete auf dem Flugplätze Johannisthal um 8 Uhr 8 Minuten morgens und flog den ganzen Tag durch bis in die tiefe Dunkelheit, um erst am späten Abend glatt zu landen. Um 9 Uhr 31 Minuten war dcr Rekord Fournqs gedrückt und wieder ein alter französischer Flug-Weltrekord in deutsche Hände überge gangen. Unsere heutige Aufnahme zeigt das Bildnis Bruno Langers. Um hohen Preis. Roman von Fred. M. White. Deutsch von Ludwig Wechsler. .8. Fortsetzung. (Nachdruck veiboten.' „Wenn Sie gestatten, so führe ich Sie hi i- ein," sprach Wilfried, „natürlich nur. wenn Sie keinen anderen Partner haben." Beatrice brauchte nicht erst zu überlegen; sie war herzlich froh, daß sie Wilfried neben sich hatte. Die Mehrzahl der Gäste hatte sich bereits auf dcr Bühne eingefunden, wo große Reiben Keiner, weiß gedeckter und mit Mu- men geschmückter Tische standen, die mit ihren blinkenden Lampen einen allerliebsten Anblick boten. In einem kleinen Seitenvetschlage ent deckte Wilfried einen noch unbesetzten Tisch, an dem er sich mit seiner Gefährtin niederließ. „Dies ist ein prächtiges Plätzchen," sagte er, wo wir ungestört miteinander plaudern können. „Hoffentlich wird cs mir gelingen, alle Ihre Befürchtungen zu zerstreuen, und ein Glas Champagner soll das Seinige dazu bei tragen." Ein Kellner trat heran und Wilfried er teilte seine Befelste. Ein paar Minuten später "amen zwei Gäste quer über die Bühne und steuerten gerade aus den Tisch zu, an dem Dr Mercer mit seiner Begleiter.n saß. Es waren eine große, stattliche Dame, in der Wil- fried auf den ersten Blick eine bekannte Künst. lerin erkannte, und ein Heiner Mann im Frack, der nämliche gelbhäutige Patron, der Russell vor einer Weile in solches Staunen versetzt hatte. Alle Farbe wich aus Beatrices Gesicht und hilflos klammerte sie sich an den Arm ihres Gefährten. „Die klommen hierher," flüsterte sie. „0, sie kommen ganz bestimmt hierher. Was fangen wir nur an?" „Mut!" sprach Wilfried gelassen. „Wir kön- neu ihnen nicht verbieten, sich an unseren Tisch zu setzen, da sie ebenso die Gäste der Dire tion sind wie wir selbst. Das ist also der Mann, von dem Sie sprachen? Harmlos genug sieht er aus. Seien Sie nicht ängstlich, Miß Gallo- wcch, und trachten Sie eine möglich unbefan gene Haktlmg anzunehmen." Die junge Dame suchte diesem Rate nach Möglichkeit zu befolgen und brachte sogar ein Lächeln zustande, als die schöne Schauspielerin um Entschuldigung dafür bat, daß sie sich ai. ihren Tisch setze. „Ich glaube, wir kennen uns," fügte sie hinzu. „Wenn ich mich recht erinnere, wurde ich von einigen gemeinsamen Freunden nah Ihrem herrlichen Landsitz Maldon Grange ge bracht und Sie sind Miß Galloway." „Sie al er sind Miß Marcombe," spra ch Beatrice recht kühl. „Ich erinnere mich nun auöb." „Stimmt," lachte die Künstlerin. „Gestatten Sie jetzt, daß ich Ihnen meinen Freund, Mr. Uzali, vorstelle. Mr. llzali nennt sich sei st einen Häuptling oder dergleichen von der In sel Borneo, und eS ist mir ein Rätsel, wie er es fertigbringt, seinen Pflichten, die er zwei fellos in der Heimat hat, nachzukommen und trotzdem sechs Monate im Jahr in England zu verbringen. Hat mich auch nicht zu küm mern, werden Sie wohl sagen." Nzali nickte vollkommen ruhig mit dein Kopfe, was Beatrice trotz ihrer Erregung nicht entging. Das liebenswürdige, höfliche Austre ten des Malahen überraschte sie aufs höchste. „Ich bin in England erzogen worden," sprach er in tadellosem Englisch. „Mein Vater land ist vielfach vom Unglück heimgesucht wor den und mein Vater war ein aufgeklärter Mann. Aus diesem Grunde schickte er mich nach England, um die hiesigen Schulen zu l e- sucben. Der arme Mann träumte davon, daß ick> eines Tages wieder die Zügel der Herr schaft j» meiner Heimat würde ergreifen kön ne»; aber dieser Tag wird wohl niemals an brechen . . ." Beatrice war seit ft erstaunt, als sic zehn Minuten später heiter und ungezwungen niit dein Fremden plauderte. Es entging ihr da bei nicht, daß seine schwarzen Augen fast un ablässig an einem Schmuckstück hafteten, das sie um den Hals trug. Es war ein an einer einen goldenen Kette hängender Schmetter ling aus dun'elblauem Emaille, dessen Flügel aus sehr schönen Diamanten bestano. Man sah aber nur einen Flügel, der zweite schien abge brochen zu sein, und Beatrice konnte nicht um hin, eine Bemerkung über Uzalis offenkundi ges Interesse zu machen. „Sie bewundern meinen Schmetterling?" fragte sie. „Das Gegenteil wäre ja unmöglich, denn die Arbeit ist eine ausfallend schöne," erwiderte llzali ernst. „Ich interessiere mich für solche Dinge, denen ich viele eifrige Studien im Le ben gewidmet habe. Vielleicht ist Ihnen auch tue Geschichte dieses Schmetterlings bekannt? Wissen Sie, woher er stammt?" „Nein," gestand die junge Dame. „Ich trage ihn häufig, weil er mir ausnehmend gefall ." „Und wissen nicht, woher er stammt?" „Ich weiß nichts weiter, als daß ich ihn von meinem Onkel zum Geschenk erhielt." Ein Blitz brach aus den schwarzen Augen des Malaycn, aber schon hatte er sie auf sei nen Teller gesenkt, den er angelegentlich zu betrachten schien. „Sie sind glücklich zu schätzen, daß Sie einen solchen Onkel besitzen," meinte er nach einer Weile, „und ich möchte Wohl wissen, ob ich die Ebre habe, ihn zu kennen." „Sehr wahrscheinlich," sprach Beatrice, die jegliche Furcht verloren hatte, offen. „Meinen Onkel kennen viele Leute. Er ist der Schiffs eigentümer Samuel Flower." Uzali gab keine Antwort. Aber Wil'ried, der neben ihm saß und ihn aufmerksam beob achtete, sah, daß sich die Wangen des Malahen dunkel färbten und seine schwarzen Augen Pur pur» schimmerten. „Den Name» kenne ich tatsächlich," sag e Uzali dann, „aber ich kenne ja so viele Men schen . . . Und kam cs Ihnen niemals in den Sinu, Ihren Onkel nach der Geschichte dieses Juwels zu frageu? Was würden Sie aber sage», wen» ich Ihnen das kehlende Stück dazu vorlegen könnte?" Beatrice blickte de» Sprecher hastig «» u»d »leinte: „Wie seltsam! Aber Sie scherzen wohl nur?" Uzali schüttelte mit ernster Miene den Kopf und holte ein grünes Paket aus der Prust tasche seines Frackes, dem er ein klein züfam-- mengefaltetes Stück Waschleder entnahm. Er schlug dieses auseinander und enthüllte ein mit Diamanten besetztes Stück Gold in der Form eines Schmetteostngsflügels. „Wir huldigen seltsamen Gebräuche» in meiner Heimat," sagte Uzali mit leichtem Lä cheln-; „und unsere Priester und Gelehrten ver künden eine Philosophie, die mit jener des zivilisierten Westens nichts gemein hat ... , Nicht als würde ich mich auch zu ihr be kennen; aber das kommt hier schließlich nickst in Bemacht. Ich denke, es wird Sie interes sieren, wenn Sie sich überzeugen, daß dies der fehlende Teil Ihres Schmuckes ist. Ich schlage Herrn Mercer als Schiedsrichter vor, und vielleicht haben Sie die Gute, Ihren Schmetterling einen Moment abzulegen." Beatrice willigte ohne weiteres ein. Ihre Neugierde war erregt und jede Furcht nun mehr von ihr gewichen. Mit zitternden Fin gern löste sic das Schmuckstück von dcr fein goldenen Kette, an der es hing, und legte es auf das Tischtuch. Wil ried griff darnach und fügte die beiden Bruchstellen an einander. Kein Zweifel, sie paßten vollkommen zusam men. (Fortsetzung folgt.) Rein, gerade Scotts Emulsion soll es sei», antworte man auf die Versuche, einem eine „natürlich ebensogute" (1), jedoch billigere Nachahmung aufzureden. Auf die echte kann man sich verlassen, die M Fischermarke ist seit 38 Jahren W bcwkihrt, daS Vertrauen, das U H 'lß entgcgcngcbracht wird, recht-- fertigt sich durch eine lange Reihe glänzender Erfolge in allen Tctlm der Welt, beides Tatsachen, denen die bald lammenden, bald wieder verschwin denden Nachahmungen nichts entgcgenznsctzen haben. Man lasse sich durch die billigeren Angebote nicht täuschen, sondern bestehe auf der echten Scotts Emulsion.